[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Dietrichs v. Grüningen. aber untersagte er in einem eigenen Schreibenden Eingrif in die königlichen Güter1249in Estland. Nach einigen Verdrieslichkeiten mit dem Erzbischof Albert, dankte Die-1250 Jhm wird sonst die Erbauung der Schlösser Ampoten und Curland d)1251 Der den sollen, liegen unter dem Gute Salgalle. Es ist gar kein Wunder, wenn solche Schreibfehler sich durch viel Jahrhunderte hindurch erhalten. Die Liefländer mu- sten schon 1375 eine Vereinigung über gewisse Namen von solchen Dörfern schliessen, die in den Specialbullen nicht richtig getroffen waren, weil die päpstl. und kaiserlichen Kanzleien die eigenthümlichen Benennungen der Oerter sehr ungestalt und unkentlich ausgedrucket hatten. d) Curland, ein altes Schlos nach dem Namen des Landes. Die erste Erwehnung der Curen findet man bey dem hamburgischen Erzbischof Rembert im Leben des heili- gen Ansgarius, k. 27, worinne diese Nation Chori heissen, welche der historische Dichter Gualdo eben so benennet. Aus dem Rembert hat der Canonicus Adam von Bremen diese Benennung entlehnet, in seinem Buch von der Lage Dännemarks, Kap. 223. Saxo der Seeländer nennt sie Curetes, doch lassen sich des Ptolomäi Caryones nicht dahin rechnen. Paul Einhorn hat in seiner lettischen Historie S. 11, den alten Sitz der Cureten weder richtig gesucht noch richtig gefunden. Da Rembert sowol als Adam auf blosses Hörensagen geschrieben, und Curland, wenn es nicht Oesel bedeuten sol, eben so wie Estland, zur Jnsel machen; so läst sich aus ihnen so wenig der alte Zustand beider Provinzen erweisen*) als aus dem Snorro Sturlon- son, wo der Lagman von Upland, Thorgnyr an König Olaus III von grossen Schlössern und Vestungen pralet, welche der König zu Upsal, Erich Eimund, in diesen Ostländern angeleget haben sol. Man vergleiche damit Seite 128 in den Liuo- nicis, oder einiger zu mehrern Erleuterung der mit Anfang des 1700 Jahrs in Liefland entstandenen Unruhe dienlicher Stücke und actorum publicorum fasciculum tertium. Das Chronicon Kiouiense nennt Curland Corsia. Montan führt den Namen des Landes von dem lettisch- und curischen Worte Jure, das Meer, welches wie Chure gelesen worden, und von Semme, das Land her; daher Oesel die Be- nennung Churesäare d. i. die Meerinsel erhalten. Cluverius setzt die Scyren zwischen die Weichsel und Düne, woraus Montan die Churen macht, weil y und u leicht verwechselt werden, als skutos Scutica, krusallos auf rußisch Chrustal, Yyrge auf rußisch Yurge, so auch Thyle und Thule. Unter den Hirren mag man ent- weder die Wirics, Wirländer, oder die Harrier um Revel verstehen, weil sie est- nische Völker seyn sollen, und man sie daher nicht in Curland zu suchen hat. Die Sprache in Curland ist die lettische. *) Der Text Adams von Bremen heist im ganzen so: Quarum (insularum Sinus Balthici) maxima est illa, quae Curland dicitur, iter octo dierum habens; gens crudelissima propter nimium Idololatriae cultum fugitur ab omnibus: aurum ibi plurimum, equi opti- mi, diuinis auguribus atque necromanticis omnes domus sunt plenae, qui etiam vestitu mo- nachico induti sunt. A toto orbe ibi responsa petuntur, maxime ab Hispanis et Graecis. Herr Gruber verstand darunter die Jnsel Oesel, davon doch ausser dem Namen nichts zutreffen wil. Hielte mans auch für eine von den Mönchen in der lateinischen Bibel beibehaltene hebräi- sche N
B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Dietrichs v. Gruͤningen. aber unterſagte er in einem eigenen Schreibenden Eingrif in die koͤniglichen Guͤter1249in Eſtland. Nach einigen Verdrieslichkeiten mit dem Erzbiſchof Albert, dankte Die-1250 Jhm wird ſonſt die Erbauung der Schloͤſſer Ampoten und Curland d)1251 Der den ſollen, liegen unter dem Gute Salgalle. Es iſt gar kein Wunder, wenn ſolche Schreibfehler ſich durch viel Jahrhunderte hindurch erhalten. Die Lieflaͤnder mu- ſten ſchon 1375 eine Vereinigung uͤber gewiſſe Namen von ſolchen Doͤrfern ſchlieſſen, die in den Specialbullen nicht richtig getroffen waren, weil die paͤpſtl. und kaiſerlichen Kanzleien die eigenthuͤmlichen Benennungen der Oerter ſehr ungeſtalt und unkentlich ausgedrucket hatten. d) Curland, ein altes Schlos nach dem Namen des Landes. Die erſte Erwehnung der Curen findet man bey dem hamburgiſchen Erzbiſchof Rembert im Leben des heili- gen Ansgarius, k. 27, worinne dieſe Nation Chori heiſſen, welche der hiſtoriſche Dichter Gualdo eben ſo benennet. Aus dem Rembert hat der Canonicus Adam von Bremen dieſe Benennung entlehnet, in ſeinem Buch von der Lage Daͤnnemarks, Kap. 223. Saxo der Seelaͤnder nennt ſie Curetes, doch laſſen ſich des Ptolomaͤi Caryones nicht dahin rechnen. Paul Einhorn hat in ſeiner lettiſchen Hiſtorie S. 11, den alten Sitz der Cureten weder richtig geſucht noch richtig gefunden. Da Rembert ſowol als Adam auf bloſſes Hoͤrenſagen geſchrieben, und Curland, wenn es nicht Oeſel bedeuten ſol, eben ſo wie Eſtland, zur Jnſel machen; ſo laͤſt ſich aus ihnen ſo wenig der alte Zuſtand beider Provinzen erweiſen*) als aus dem Snorro Sturlon- ſon, wo der Lagman von Upland, Thorgnyr an Koͤnig Olaus III von groſſen Schloͤſſern und Veſtungen pralet, welche der Koͤnig zu Upſal, Erich Eimund, in dieſen Oſtlaͤndern angeleget haben ſol. Man vergleiche damit Seite 128 in den Liuo- nicis, oder einiger zu mehrern Erleuterung der mit Anfang des 1700 Jahrs in Liefland entſtandenen Unruhe dienlicher Stuͤcke und actorum publicorum faſciculum tertium. Das Chronicon Kiouienſe nennt Curland Corſia. Montan fuͤhrt den Namen des Landes von dem lettiſch- und curiſchen Worte Jure, das Meer, welches wie Chure geleſen worden, und von Semme, das Land her; daher Oeſel die Be- nennung Chureſaͤare d. i. die Meerinſel erhalten. Cluverius ſetzt die Scyren zwiſchen die Weichſel und Duͤne, woraus Montan die Churen macht, weil y und u leicht verwechſelt werden, als σϰύτος Scutica, ϰϱυςαλλος auf rußiſch Chruſtal, Yyrge auf rußiſch Yurge, ſo auch Thyle und Thule. Unter den Hirren mag man ent- weder die Wirics, Wirlaͤnder, oder die Harrier um Revel verſtehen, weil ſie eſt- niſche Voͤlker ſeyn ſollen, und man ſie daher nicht in Curland zu ſuchen hat. Die Sprache in Curland iſt die lettiſche. *) Der Text Adams von Bremen heiſt im ganzen ſo: Quarum (inſularum Sinus Balthici) maxima eſt illa, quae Curland dicitur, iter octo dierum habens; gens crudeliſſima propter nimium Idololatriae cultum fugitur ab omnibus: aurum ibi plurimum, equi opti- mi, diuinis auguribus atque necromanticis omnes domus ſunt plenae, qui etiam veſtitu mo- nachico induti ſunt. A toto orbe ibi reſponſa petuntur, maxime ab Hiſpanis et Graecis. Herr Gruber verſtand darunter die Jnſel Oeſel, davon doch auſſer dem Namen nichts zutreffen wil. Hielte mans auch fuͤr eine von den Moͤnchen in der lateiniſchen Bibel beibehaltene hebraͤi- ſche N
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B. Nicolaus. zur Zeit der Reg. Dietrichs v. Gruͤningen.
aber unterſagte er in einem eigenen Schreibenden Eingrif in die koͤniglichen Guͤter
in Eſtland.
1249
Nach einigen Verdrieslichkeiten mit dem Erzbiſchof Albert, dankte Die-
trich ab, und begab ſich nach Lyon, wo er fuͤr den Orden manches Gute aus-
richtete. Der Papſt Jnnocentius der Iſte lies durch die Biſchoͤfe, Peter von
Alba und Wilhelm von Sabina zwiſchen ihm und dem Erzbiſchof einen
Vergleich ſtiften, der auch im folgenden Jahre am 24 Febr. zu Stande kam,
darin alle Beleidigungen gegen einander aufgehoben werden. Der Erzbiſchof
ſol das Kreutz und Glaubensgeſchaͤfte durch Predigen und Rathen befoͤrdern, die
Ordensprivilegien unangefochten laſſen, ſich nach des modeneſiſchen Biſchofs
Urtheil mit einem Theil in Preuſſen und Curland begnuͤgen laſſen, den Or-
densbruͤdern das Loͤſegeld von den Geluͤbden abgeben, ihnen nichts zu Leide thun, oder
thun laſſen, ſich weder mit Chriſten noch Heiden gegen den Orden verbinden,
dagegen die Bruͤder dem Erzbiſchof ſeinen gebuͤhrenden Reſpect geben, keine Ver-
bannten in Schutz nehmen und alle Neubekehrten freundlich und gelinde halten
muͤſſen.
1250
Jhm wird ſonſt die Erbauung der Schloͤſſer Ampoten und Curland d)
zugeſchrieben.
1251
Der
c)
d) Curland, ein altes Schlos nach dem Namen des Landes. Die erſte Erwehnung der
Curen findet man bey dem hamburgiſchen Erzbiſchof Rembert im Leben des heili-
gen Ansgarius, k. 27, worinne dieſe Nation Chori heiſſen, welche der hiſtoriſche
Dichter Gualdo eben ſo benennet. Aus dem Rembert hat der Canonicus Adam von
Bremen dieſe Benennung entlehnet, in ſeinem Buch von der Lage Daͤnnemarks, Kap.
223. Saxo der Seelaͤnder nennt ſie Curetes, doch laſſen ſich des Ptolomaͤi
Caryones nicht dahin rechnen. Paul Einhorn hat in ſeiner lettiſchen Hiſtorie S. 11,
den alten Sitz der Cureten weder richtig geſucht noch richtig gefunden. Da Rembert
ſowol als Adam auf bloſſes Hoͤrenſagen geſchrieben, und Curland, wenn es nicht
Oeſel bedeuten ſol, eben ſo wie Eſtland, zur Jnſel machen; ſo laͤſt ſich aus ihnen ſo
wenig der alte Zuſtand beider Provinzen erweiſen *) als aus dem Snorro Sturlon-
ſon, wo der Lagman von Upland, Thorgnyr an Koͤnig Olaus III von groſſen
Schloͤſſern und Veſtungen pralet, welche der Koͤnig zu Upſal, Erich Eimund, in
dieſen Oſtlaͤndern angeleget haben ſol. Man vergleiche damit Seite 128 in den Liuo-
nicis, oder einiger zu mehrern Erleuterung der mit Anfang des 1700 Jahrs
in Liefland entſtandenen Unruhe dienlicher Stuͤcke und actorum publicorum
faſciculum tertium. Das Chronicon Kiouienſe nennt Curland Corſia. Montan
fuͤhrt den Namen des Landes von dem lettiſch- und curiſchen Worte Jure, das Meer,
welches wie Chure geleſen worden, und von Semme, das Land her; daher Oeſel die Be-
nennung Chureſaͤare d. i. die Meerinſel erhalten. Cluverius ſetzt die Scyren zwiſchen
die Weichſel und Duͤne, woraus Montan die Churen macht, weil y und u leicht
verwechſelt werden, als σϰύτος Scutica, ϰϱυςαλλος auf rußiſch Chruſtal, Yyrge
auf rußiſch Yurge, ſo auch Thyle und Thule. Unter den Hirren mag man ent-
weder die Wirics, Wirlaͤnder, oder die Harrier um Revel verſtehen, weil ſie eſt-
niſche Voͤlker ſeyn ſollen, und man ſie daher nicht in Curland zu ſuchen hat. Die
Sprache in Curland iſt die lettiſche.
*) Der Text Adams von Bremen heiſt im ganzen ſo: Quarum (inſularum Sinus Balthici) maxima
eſt illa, quae Curland dicitur, iter octo dierum habens; gens crudeliſſima propter
nimium Idololatriae cultum fugitur ab omnibus: aurum ibi plurimum, equi opti-
mi, diuinis auguribus atque necromanticis omnes domus ſunt plenae, qui etiam veſtitu mo-
nachico induti ſunt. A toto orbe ibi reſponſa petuntur, maxime ab Hiſpanis et Graecis.
Herr Gruber verſtand darunter die Jnſel Oeſel, davon doch auſſer dem Namen nichts zutreffen
wil. Hielte mans auch fuͤr eine von den Moͤnchen in der lateiniſchen Bibel beibehaltene hebraͤi-
ſche
c) den ſollen, liegen unter dem Gute Salgalle. Es iſt gar kein Wunder, wenn ſolche
Schreibfehler ſich durch viel Jahrhunderte hindurch erhalten. Die Lieflaͤnder mu-
ſten ſchon 1375 eine Vereinigung uͤber gewiſſe Namen von ſolchen Doͤrfern ſchlieſſen,
die in den Specialbullen nicht richtig getroffen waren, weil die paͤpſtl. und kaiſerlichen
Kanzleien die eigenthuͤmlichen Benennungen der Oerter ſehr ungeſtalt und unkentlich
ausgedrucket hatten.
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