[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Bisch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung des Volquin. Papst schrieb auch an seinen Botschafter nach Liefland, er solte dieses Geschäfte1237zu Stande zu bringen suchen; wogegen der Orden durch ihren Abgeordneten an- haltend protestirte. Doch die unglückliche Niederlage, in welcher Volquin mit manchem braven Streiter ins Gras beissen muste, machte den Liefländern die Tractaten leichter; daher sie einen andern Bruder, Gerlach Fuchs y), nach Viterbo abschickten, die Vereinigung beider Orden inständiger zu suchen, die Abtretung Estlandes an Dännemark bestmöglichst zu hintertreiben, und für den grossen Verlust so braver Männer Trost zu suchen z). Der Hochmeister sahe als ein staatsverständiger Kopf wol ein, daß der Papst dem König von Dänne- mark in seinen Ansprüchen auf Revel nicht entgegen seyn, sondern dadurch die- sen Herrn desto mehr an die Vortheile der Kirche binden wolte. Er merkre aber auch, daß wenn er den Liefländern die päpstl. Absichten entdeckte, der ganze heilsame Vereinigungshandel, woran über 6 Jahr vergeblich gearbeitet worden, krebs- gängig werden, und Mühe und Kosten vergeblich seyn dürften. Um aber doch dieses gute Werk zu befördern, sagte er den Abgeordneten viel angenehme Dinge vor, in Hofnung, er würde die Liefländer bedeuten können, nach getroffener Vereinigung, sich gegen Dännemark nicht zu sperren, sondern dieser Krone, wenn sie die Kriegeskosten dem Orden erleget, in dem weitläuftigen Lieflande einen festen Fus zu gönnen. Er suchte demnach Gehör beim Papst, welches ihm auch, wiewol oh- ritter. helm Anno 1238, dahin zu sehen, daß den Neugetauften, in Betrachtung ihrer erlang- ten Würde, etwas von ihrer Frohnarbeit erlassen, und dem Gottesdienst beizuwohnen erlaubet würde. Er solte nicht leiden, daß die Ordensbrüder der heil. Mariä der Deutschen freie Leute, die sich zu Christen geselleten, zu ihren Sclaven machten. Ob nun gleich der Orden bey dieser Vereinigung etwas zu verlieren schien, so traf der Papst doch eine Milderung, und unterwarf die preußischen Bischöfe von Werme- land, Culm, Pomesan und Samland dem künftigen Erzbischof Albert zu Riga. Pontanus begehet S. 318 einen ziemlichen Fehler, wenn er die Bischöfe von Revel, Dörpt, Oesel und Curland unter den Erzbischof von Lunden zwinget, die doch von dem zu Riga abhiengen, ausser daß der König von Dännemark und der lun- dische Erzbischof sich einige mal das Oberrecht über Revel angemasset, und mit Recht anmassen können. y) Der Bruder Gerlach war eines Pfarrherrn Sohn aus Holzhausen, weil den Geistli- chen damals die Ehe noch nicht verboten war. Sein Beiname heist im Lateinischen Rufus, welches wir durch Fuchs, Brandis aber durch Rothe übersetzet; andre le- sen Rectus, oder Rade und heissen ihn also Gerlach den Geraden. Brandis hat die Geschichte der Ordensvereinigung aus Waisseln am weitläufigsten ausgeputzet, und wil sie aus Hermans von Heldrungen eignem Aufsatz nachgeschrieben haben, welche Handschrift uns nie vor Augen gekommen, auch wol nie in der Welt gewe- sen ist. Jndessen müssen wir uns mit dem brandisischen Bericht dismal behelfen. z) Die alte Herrmeister Chronike*) bey Ant. Matthaei, annal. t. 5, p. 699 meldet §. 151 folgendes: Daer nae quam int lant den Grave van Danenberch, ende Heer Iohan Hasel- dorpe mit veel pelgrims, die mitten Meyster streden tegen die Lettawen, ende Meyster Volquyn bleeff mit XLVIII, broeders van der Oirden doot, ende die Gra- ve mit veel goeder mannen mit hem. Hy hadde Meister geweest XV jaer lanck, veel goets gedaen, ende veel tribulation gehadt. Nach dem Albert von Stade ge- schahe dieses unglückliche Ttreffen am St. Moritztag 1236. *) Jn dieser alten Herrmeister Chronik S. 669 wil Montan den Schreibefehler bemerken, daß die Russen Keenen genennet worden, die sonst Krewen heissen, auch von den Letten und Curen so genennet werden. Jn der Historie sind die Krewitzen oder Kriwitzen, oder Russen, welche die Düne höher hinauf gewohnet haben, noch bekant. Daß die Russen nicht nur Nachbaren son- dern auch Herren der Preussen gewesen, beweiset Hartknoch diss. III, de Orig. gent. Pruss. K
Biſch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung des Volquin. Papſt ſchrieb auch an ſeinen Botſchafter nach Liefland, er ſolte dieſes Geſchaͤfte1237zu Stande zu bringen ſuchen; wogegen der Orden durch ihren Abgeordneten an- haltend proteſtirte. Doch die ungluͤckliche Niederlage, in welcher Volquin mit manchem braven Streiter ins Gras beiſſen muſte, machte den Lieflaͤndern die Tractaten leichter; daher ſie einen andern Bruder, Gerlach Fuchs y), nach Viterbo abſchickten, die Vereinigung beider Orden inſtaͤndiger zu ſuchen, die Abtretung Eſtlandes an Daͤnnemark beſtmoͤglichſt zu hintertreiben, und fuͤr den groſſen Verluſt ſo braver Maͤnner Troſt zu ſuchen z). Der Hochmeiſter ſahe als ein ſtaatsverſtaͤndiger Kopf wol ein, daß der Papſt dem Koͤnig von Daͤnne- mark in ſeinen Anſpruͤchen auf Revel nicht entgegen ſeyn, ſondern dadurch die- ſen Herrn deſto mehr an die Vortheile der Kirche binden wolte. Er merkre aber auch, daß wenn er den Lieflaͤndern die paͤpſtl. Abſichten entdeckte, der ganze heilſame Vereinigungshandel, woran uͤber 6 Jahr vergeblich gearbeitet worden, krebs- gaͤngig werden, und Muͤhe und Koſten vergeblich ſeyn duͤrften. Um aber doch dieſes gute Werk zu befoͤrdern, ſagte er den Abgeordneten viel angenehme Dinge vor, in Hofnung, er wuͤrde die Lieflaͤnder bedeuten koͤnnen, nach getroffener Vereinigung, ſich gegen Daͤnnemark nicht zu ſperren, ſondern dieſer Krone, wenn ſie die Kriegeskoſten dem Orden erleget, in dem weitlaͤuftigen Lieflande einen feſten Fus zu goͤnnen. Er ſuchte demnach Gehoͤr beim Papſt, welches ihm auch, wiewol oh- ritter. helm Anno 1238, dahin zu ſehen, daß den Neugetauften, in Betrachtung ihrer erlang- ten Wuͤrde, etwas von ihrer Frohnarbeit erlaſſen, und dem Gottesdienſt beizuwohnen erlaubet wuͤrde. Er ſolte nicht leiden, daß die Ordensbruͤder der heil. Mariaͤ der Deutſchen freie Leute, die ſich zu Chriſten geſelleten, zu ihren Sclaven machten. Ob nun gleich der Orden bey dieſer Vereinigung etwas zu verlieren ſchien, ſo traf der Papſt doch eine Milderung, und unterwarf die preußiſchen Biſchoͤfe von Werme- land, Culm, Pomeſan und Samland dem kuͤnftigen Erzbiſchof Albert zu Riga. Pontanus begehet S. 318 einen ziemlichen Fehler, wenn er die Biſchoͤfe von Revel, Doͤrpt, Oeſel und Curland unter den Erzbiſchof von Lunden zwinget, die doch von dem zu Riga abhiengen, auſſer daß der Koͤnig von Daͤnnemark und der lun- diſche Erzbiſchof ſich einige mal das Oberrecht uͤber Revel angemaſſet, und mit Recht anmaſſen koͤnnen. y) Der Bruder Gerlach war eines Pfarrherrn Sohn aus Holzhauſen, weil den Geiſtli- chen damals die Ehe noch nicht verboten war. Sein Beiname heiſt im Lateiniſchen Rufus, welches wir durch Fuchs, Brandis aber durch Rothe uͤberſetzet; andre le- ſen Rectus, oder Rade und heiſſen ihn alſo Gerlach den Geraden. Brandis hat die Geſchichte der Ordensvereinigung aus Waiſſeln am weitlaͤufigſten ausgeputzet, und wil ſie aus Hermans von Heldrungen eignem Aufſatz nachgeſchrieben haben, welche Handſchrift uns nie vor Augen gekommen, auch wol nie in der Welt gewe- ſen iſt. Jndeſſen muͤſſen wir uns mit dem brandiſiſchen Bericht dismal behelfen. z) Die alte Herrmeiſter Chronike*) bey Ant. Matthaei, annal. t. 5, p. 699 meldet §. 151 folgendes: Daer nae quam int lant den Grave van Danenberch, ende Heer Iohan Haſel- dorpe mit veel pelgrims, die mitten Meyſter ſtreden tegen die Lettawen, ende Meyſter Volquyn bleeff mit XLVIII, broeders van der Oirden doot, ende die Gra- ve mit veel goeder mannen mit hem. Hy hadde Meiſter geweeſt XV jaer lanck, veel goets gedaen, ende veel tribulation gehadt. Nach dem Albert von Stade ge- ſchahe dieſes ungluͤckliche Ttreffen am St. Moritztag 1236. *) Jn dieſer alten Herrmeiſter Chronik S. 669 wil Montan den Schreibefehler bemerken, daß die Ruſſen Keenen genennet worden, die ſonſt Krewen heiſſen, auch von den Letten und Curen ſo genennet werden. Jn der Hiſtorie ſind die Krewitzen oder Kriwitzen, oder Ruſſen, welche die Duͤne hoͤher hinauf gewohnet haben, noch bekant. Daß die Ruſſen nicht nur Nachbaren ſon- dern auch Herren der Preuſſen geweſen, beweiſet Hartknoch diſſ. III, de Orig. gent. Pruſſ. K
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Biſch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung des Volquin.</hi></fw><lb/> Papſt ſchrieb auch an ſeinen Botſchafter nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> er ſolte dieſes Geſchaͤfte<note place="right">1237</note><lb/> zu Stande zu bringen ſuchen; wogegen der Orden durch ihren Abgeordneten an-<lb/> haltend proteſtirte. Doch die ungluͤckliche Niederlage, in welcher <hi rendition="#fr">Volquin</hi> mit<lb/> manchem braven Streiter ins Gras beiſſen muſte, machte den <hi rendition="#fr">Lieflaͤndern</hi> die<lb/> Tractaten leichter; daher ſie einen andern Bruder, <hi rendition="#fr">Gerlach Fuchs</hi> <note place="foot" n="y)">Der Bruder <hi rendition="#fr">Gerlach</hi> war eines Pfarrherrn Sohn aus <hi rendition="#fr">Holzhauſen,</hi> weil den Geiſtli-<lb/> chen damals die Ehe noch nicht verboten war. Sein Beiname heiſt im <hi rendition="#fr">Lateiniſchen</hi><lb/><hi rendition="#aq">Rufus,</hi> welches wir durch <hi rendition="#fr">Fuchs, Brandis</hi> aber durch <hi rendition="#fr">Rothe</hi> uͤberſetzet; andre le-<lb/> ſen <hi rendition="#fr">Rectus,</hi> oder <hi rendition="#fr">Rade</hi> und heiſſen ihn alſo <hi rendition="#fr">Gerlach</hi> den Geraden. <hi rendition="#fr">Brandis</hi> hat<lb/> die Geſchichte der Ordensvereinigung aus <hi rendition="#fr">Waiſſeln</hi> am weitlaͤufigſten ausgeputzet,<lb/> und wil ſie aus <hi rendition="#fr">Hermans</hi> von <hi rendition="#fr">Heldrungen</hi> eignem Aufſatz nachgeſchrieben haben,<lb/> welche Handſchrift uns nie vor Augen gekommen, auch wol nie in der Welt gewe-<lb/> ſen iſt. Jndeſſen muͤſſen wir uns mit dem <hi rendition="#fr">brandiſiſchen</hi> Bericht dismal behelfen.</note>, nach<lb/><hi rendition="#fr">Viterbo</hi> abſchickten, die Vereinigung beider Orden inſtaͤndiger zu ſuchen, die<lb/> Abtretung <hi rendition="#fr">Eſtlandes</hi> an <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> beſtmoͤglichſt zu hintertreiben, und fuͤr<lb/> den groſſen Verluſt ſo braver Maͤnner Troſt zu ſuchen <note place="foot" n="z)">Die alte Herrmeiſter Chronike<note place="foot" n="*)">Jn dieſer alten Herrmeiſter Chronik S. 669 wil <hi rendition="#fr">Montan</hi> den Schreibefehler bemerken, daß die<lb/><hi rendition="#fr">Ruſſen Keenen</hi> genennet worden, die ſonſt <hi rendition="#fr">Krewen</hi> heiſſen, auch von den <hi rendition="#fr">Letten</hi> und <hi rendition="#fr">Curen</hi> ſo<lb/> genennet werden. Jn der Hiſtorie ſind die <hi rendition="#fr">Krewitzen</hi> oder <hi rendition="#fr">Kriwitzen,</hi> oder <hi rendition="#fr">Ruſſen,</hi> welche die<lb/><hi rendition="#fr">Duͤne</hi> hoͤher hinauf gewohnet haben, noch bekant. Daß die <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> nicht nur Nachbaren ſon-<lb/> dern auch Herren der <hi rendition="#fr">Preuſſen</hi> geweſen, beweiſet <hi rendition="#fr">Hartknoch</hi> <hi rendition="#aq">diſſ. III, de Orig. gent. Pruſſ.</hi></note> bey <hi rendition="#aq">Ant. Matthaei, annal. t. 5, p.</hi> 699 meldet §. 151<lb/> folgendes: <hi rendition="#aq">Daer nae quam int lant den Grave van Danenberch, ende Heer Iohan Haſel-<lb/> dorpe mit veel pelgrims, die mitten Meyſter ſtreden tegen die Lettawen, ende<lb/> Meyſter Volquyn bleeff mit XLVIII, broeders van der Oirden doot, ende die Gra-<lb/> ve mit veel goeder mannen mit hem. Hy hadde Meiſter geweeſt XV jaer lanck,<lb/> veel goets gedaen, ende veel tribulation gehadt.</hi> Nach dem <hi rendition="#fr">Albert</hi> von <hi rendition="#fr">Stade</hi> ge-<lb/> ſchahe dieſes ungluͤckliche Ttreffen am St. Moritztag 1236.</note>. Der Hochmeiſter ſahe<lb/> als ein ſtaatsverſtaͤndiger Kopf wol ein, daß der Papſt dem Koͤnig von <hi rendition="#fr">Daͤnne-<lb/> mark</hi> in ſeinen Anſpruͤchen auf <hi rendition="#fr">Revel</hi> nicht entgegen ſeyn, ſondern dadurch die-<lb/> ſen Herrn deſto mehr an die Vortheile der Kirche binden wolte. Er merkre aber<lb/> auch, daß wenn er den <hi rendition="#fr">Lieflaͤndern</hi> die paͤpſtl. Abſichten entdeckte, der ganze<lb/> heilſame Vereinigungshandel, woran uͤber 6 Jahr vergeblich gearbeitet worden, krebs-<lb/> gaͤngig werden, und Muͤhe und Koſten vergeblich ſeyn duͤrften. Um aber doch<lb/> dieſes gute Werk zu befoͤrdern, ſagte er den Abgeordneten viel angenehme Dinge<lb/> vor, in Hofnung, er wuͤrde die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> bedeuten koͤnnen, nach getroffener<lb/> Vereinigung, ſich gegen <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> nicht zu ſperren, ſondern dieſer Krone,<lb/> wenn ſie die Kriegeskoſten dem Orden erleget, in dem weitlaͤuftigen <hi rendition="#fr">Lieflande</hi><lb/> einen feſten Fus zu goͤnnen.</p><lb/> <p>Er ſuchte demnach Gehoͤr beim Papſt, welches ihm auch, wiewol oh-<lb/> ne Gepraͤnge, zugeſtanden wurde. Es befanden ſich nur 4 Perſonen um<lb/> Se. Heiligkeit, nemlich der <hi rendition="#fr">antiocheniſche</hi> Patriarch; der Biſchof von<lb/><hi rendition="#fr">Bari; Conrad</hi> von <hi rendition="#fr">Strasburg,</hi> ein Bruder vom <hi rendition="#fr">deutſchen</hi> Orden<lb/> und Marſchal des Papſts; und der paͤpſtliche Kaͤmmerling, ein <hi rendition="#fr">Johanniter-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ritter.</hi></fw><lb/><note xml:id="g46" prev="#g45" place="foot"><hi rendition="#fr">helm</hi> Anno 1238, dahin zu ſehen, daß den Neugetauften, in Betrachtung ihrer erlang-<lb/> ten Wuͤrde, etwas von ihrer Frohnarbeit erlaſſen, und dem Gottesdienſt beizuwohnen<lb/> erlaubet wuͤrde. Er ſolte nicht leiden, daß die Ordensbruͤder der heil. Mariaͤ der<lb/><hi rendition="#fr">Deutſchen</hi> freie Leute, die ſich zu Chriſten geſelleten, zu ihren Sclaven machten.<lb/> Ob nun gleich der Orden bey dieſer Vereinigung etwas zu verlieren ſchien, ſo traf der<lb/> Papſt doch eine Milderung, und unterwarf die <hi rendition="#fr">preußiſchen</hi> Biſchoͤfe von <hi rendition="#fr">Werme-<lb/> land, Culm, Pomeſan</hi> und <hi rendition="#fr">Samland</hi> dem kuͤnftigen Erzbiſchof <hi rendition="#fr">Albert</hi> zu <hi rendition="#fr">Riga.<lb/> Pontanus</hi> begehet S. 318 einen ziemlichen Fehler, wenn er die Biſchoͤfe von <hi rendition="#fr">Revel,<lb/> Doͤrpt, Oeſel</hi> und <hi rendition="#fr">Curland</hi> unter den Erzbiſchof von <hi rendition="#fr">Lunden</hi> zwinget, die doch<lb/> von dem zu <hi rendition="#fr">Riga</hi> abhiengen, auſſer daß der Koͤnig von <hi rendition="#fr">Daͤnnemark</hi> und der <hi rendition="#fr">lun-<lb/> diſche</hi> Erzbiſchof ſich einige mal das Oberrecht uͤber <hi rendition="#fr">Revel</hi> angemaſſet, und mit Recht<lb/> anmaſſen koͤnnen.</note><lb/><lb/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0055]
Biſch. Nicolaus. zur Zeit der Regierung des Volquin.
Papſt ſchrieb auch an ſeinen Botſchafter nach Liefland, er ſolte dieſes Geſchaͤfte
zu Stande zu bringen ſuchen; wogegen der Orden durch ihren Abgeordneten an-
haltend proteſtirte. Doch die ungluͤckliche Niederlage, in welcher Volquin mit
manchem braven Streiter ins Gras beiſſen muſte, machte den Lieflaͤndern die
Tractaten leichter; daher ſie einen andern Bruder, Gerlach Fuchs y), nach
Viterbo abſchickten, die Vereinigung beider Orden inſtaͤndiger zu ſuchen, die
Abtretung Eſtlandes an Daͤnnemark beſtmoͤglichſt zu hintertreiben, und fuͤr
den groſſen Verluſt ſo braver Maͤnner Troſt zu ſuchen z). Der Hochmeiſter ſahe
als ein ſtaatsverſtaͤndiger Kopf wol ein, daß der Papſt dem Koͤnig von Daͤnne-
mark in ſeinen Anſpruͤchen auf Revel nicht entgegen ſeyn, ſondern dadurch die-
ſen Herrn deſto mehr an die Vortheile der Kirche binden wolte. Er merkre aber
auch, daß wenn er den Lieflaͤndern die paͤpſtl. Abſichten entdeckte, der ganze
heilſame Vereinigungshandel, woran uͤber 6 Jahr vergeblich gearbeitet worden, krebs-
gaͤngig werden, und Muͤhe und Koſten vergeblich ſeyn duͤrften. Um aber doch
dieſes gute Werk zu befoͤrdern, ſagte er den Abgeordneten viel angenehme Dinge
vor, in Hofnung, er wuͤrde die Lieflaͤnder bedeuten koͤnnen, nach getroffener
Vereinigung, ſich gegen Daͤnnemark nicht zu ſperren, ſondern dieſer Krone,
wenn ſie die Kriegeskoſten dem Orden erleget, in dem weitlaͤuftigen Lieflande
einen feſten Fus zu goͤnnen.
1237
Er ſuchte demnach Gehoͤr beim Papſt, welches ihm auch, wiewol oh-
ne Gepraͤnge, zugeſtanden wurde. Es befanden ſich nur 4 Perſonen um
Se. Heiligkeit, nemlich der antiocheniſche Patriarch; der Biſchof von
Bari; Conrad von Strasburg, ein Bruder vom deutſchen Orden
und Marſchal des Papſts; und der paͤpſtliche Kaͤmmerling, ein Johanniter-
ritter.
y) Der Bruder Gerlach war eines Pfarrherrn Sohn aus Holzhauſen, weil den Geiſtli-
chen damals die Ehe noch nicht verboten war. Sein Beiname heiſt im Lateiniſchen
Rufus, welches wir durch Fuchs, Brandis aber durch Rothe uͤberſetzet; andre le-
ſen Rectus, oder Rade und heiſſen ihn alſo Gerlach den Geraden. Brandis hat
die Geſchichte der Ordensvereinigung aus Waiſſeln am weitlaͤufigſten ausgeputzet,
und wil ſie aus Hermans von Heldrungen eignem Aufſatz nachgeſchrieben haben,
welche Handſchrift uns nie vor Augen gekommen, auch wol nie in der Welt gewe-
ſen iſt. Jndeſſen muͤſſen wir uns mit dem brandiſiſchen Bericht dismal behelfen.
z) Die alte Herrmeiſter Chronike *) bey Ant. Matthaei, annal. t. 5, p. 699 meldet §. 151
folgendes: Daer nae quam int lant den Grave van Danenberch, ende Heer Iohan Haſel-
dorpe mit veel pelgrims, die mitten Meyſter ſtreden tegen die Lettawen, ende
Meyſter Volquyn bleeff mit XLVIII, broeders van der Oirden doot, ende die Gra-
ve mit veel goeder mannen mit hem. Hy hadde Meiſter geweeſt XV jaer lanck,
veel goets gedaen, ende veel tribulation gehadt. Nach dem Albert von Stade ge-
ſchahe dieſes ungluͤckliche Ttreffen am St. Moritztag 1236.
*) Jn dieſer alten Herrmeiſter Chronik S. 669 wil Montan den Schreibefehler bemerken, daß die
Ruſſen Keenen genennet worden, die ſonſt Krewen heiſſen, auch von den Letten und Curen ſo
genennet werden. Jn der Hiſtorie ſind die Krewitzen oder Kriwitzen, oder Ruſſen, welche die
Duͤne hoͤher hinauf gewohnet haben, noch bekant. Daß die Ruſſen nicht nur Nachbaren ſon-
dern auch Herren der Preuſſen geweſen, beweiſet Hartknoch diſſ. III, de Orig. gent. Pruſſ.
helm Anno 1238, dahin zu ſehen, daß den Neugetauften, in Betrachtung ihrer erlang-
ten Wuͤrde, etwas von ihrer Frohnarbeit erlaſſen, und dem Gottesdienſt beizuwohnen
erlaubet wuͤrde. Er ſolte nicht leiden, daß die Ordensbruͤder der heil. Mariaͤ der
Deutſchen freie Leute, die ſich zu Chriſten geſelleten, zu ihren Sclaven machten.
Ob nun gleich der Orden bey dieſer Vereinigung etwas zu verlieren ſchien, ſo traf der
Papſt doch eine Milderung, und unterwarf die preußiſchen Biſchoͤfe von Werme-
land, Culm, Pomeſan und Samland dem kuͤnftigen Erzbiſchof Albert zu Riga.
Pontanus begehet S. 318 einen ziemlichen Fehler, wenn er die Biſchoͤfe von Revel,
Doͤrpt, Oeſel und Curland unter den Erzbiſchof von Lunden zwinget, die doch
von dem zu Riga abhiengen, auſſer daß der Koͤnig von Daͤnnemark und der lun-
diſche Erzbiſchof ſich einige mal das Oberrecht uͤber Revel angemaſſet, und mit Recht
anmaſſen koͤnnen.
K
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |