[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1562König zu diesem ansehnlichen Geschäfte ernennet hatte, versicherte nach einer kur-zen Anrede nochmals allen die ausnehmende königliche Huld und betheurte mit ei- nem förmlichen Eide, sö wahr ihm GOtt helfe und diese heiligen Evangelia, wel- che Worte er in die Seele seines Principalen schwur, daß alle vorerwehnte und nunmehr mit des Königs Hand unterzeichnete Artikel nach ihrem ganzen Jnhalt ge- treulich und ohne Gefehrde gehalten werden solten. Er nahm hierauf Kettlern den Eid der Treue ab, welcher sein Ordenskreutz, das grosse Siegel, die kaiserli- chen und königlichen Urkunden und Gnadenbriefe, die Schlüssel zum Schlos und der Stadt, zuletzt aber mit seinem Gebietigern den Ordensmantel ablegte, und alles unter vielen Thränen der sämtlichen Anwesenden in die Hände des königlichen Gevolmächtigten überreichte. Die Comturen und Vögte, die Ritterschaft und Vasallen, die Bürgermeister der Städte mit der gesamten Bürgerschaft schwuren ihren besondern Eid. Zuletzt verlas der Herzog Radzivil das königliche Diplo- ma, laut welchem der bisherige Ordensmeister Gotthard Kettler zum Herzog von Curland und Semgallen bestätiget war, worauf der Landadel hinzu trat, und dem Herzog huldigte. Den Tag nachher, als den 6ten Merz, führte Rad- zivil den neuen Herzog als immerwährenden königlichen Gouverneur der Pro- vinz Liefland auf dem Rathhause der Stadt ein, und überreichte ihm die Schlüs- sel der Stadt von Seiten des Königs in treue Hände. Solchergestalt fiel diese schöne Provinz der Kron Pohlen anheim. Die Liefländer, samt der Stadt Riga, hatten an der pohlnischen Regimentsform viele Jahre zu lernen, und konten selbiger doch nie recht gewohnt werden; daher sich die Stadt Riga bey Unterwerfung des ganzen Landes allein an das römische Reich hielt, und dem König den Eid zu thun, sich fast 20 Jahr weigerte w). Nun- der Stadt Freiheiten stünden, confirmiret und bestätiget würden, ehe sie von uns des Ei- des und Pflicht erlassen, damit sie uns verbunden und solches uns von hochgemeldter könig- lichen Majestät nicht allein statlich zugesaget und belobet, besondern auch an stat Jhro Ma- jestät von dem durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Nicolao Radzivil, in Qlika und Niswitz Herzogen, wilnischen Woywoden, die Zeit alhier anwesenden königlichen Gesandten aus habender Volmacht confirmiret und bestätiget worden. Und wir daher vernommen, daß unsre liebe Unterthanen und gemeine Stadt Riga in glei- cher Freiheit unter die kaiserliche Majestät kommen könte, als sie von uns erlassen, und ihnen daran nichts mehr mangelte, denn allein, daß wir sie durch öffentliche Remis- sion des Eides, Gehorsams und Pflicht erliessen, damit sie uns verwandt gewesen; als bedanken wir ihres Gehorsams und Treue, die sie bey uns in friedlichen so wol als jetzigen Zeiten erwiesen; Erlassen sie derowegen kraft dieses Briefes, vor uns und un- sern ganzen Orden aller Pflicht, und wollen, daß sie im Namen und Furcht GOttes sich in der königlichen Majestät zu Pohlen Treue und Gehorsam begeben, und wün- schen ihnen von Herzen, daß der almächtige GOtt die gute Stadt unter ihrer Majestät Regierung lange gottselig, friedlich und zu allem Guten erhalten wolle, und damit des- halben niemand an Ehren zu besprechen oder auch zur Unbilligkeit zu Rede zu setzen, haben wir ihnen von uns und unserm ganzen Orden diesen Brief williglich gegeben, mit unserm Amts Jnsiegel besiegelt und mit eigener Hand unterschrieben. Gegeben zu Riga den 3ten Martii, nach Christi unsers Herren Geburt 1562. (L. S.) Goddertt, Meister manu propria. w) Die Lection war der Stadt so schwer, daß sie erst 1581 dem König in Pohlen den wahren Huldigungseid hersagte. Man sehe den Menius Prodr. S. 32 und die noch vorhandenen Documente. Henning*) hat also geirret, wenn er S. 68 meldet, Ri- ga *) Salomon Henning Thuringus Vinariensis lies 1589 als curländischer Kirchenvisitator in
Liefland einen warhaftigen und beständigen Bericht von Religionssachen des Fürstenthums Cur- land und Semgallen in Liefland, nebst dem Leben und Sterben des ersten Herzogs von Cur- land zu Rostock in Folio drucken, dem hinten sein adliches Diploma angehänget worden. Jm Jahr Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1562Koͤnig zu dieſem anſehnlichen Geſchaͤfte ernennet hatte, verſicherte nach einer kur-zen Anrede nochmals allen die ausnehmende koͤnigliche Huld und betheurte mit ei- nem foͤrmlichen Eide, ſoͤ wahr ihm GOtt helfe und dieſe heiligen Evangelia, wel- che Worte er in die Seele ſeines Principalen ſchwur, daß alle vorerwehnte und nunmehr mit des Koͤnigs Hand unterzeichnete Artikel nach ihrem ganzen Jnhalt ge- treulich und ohne Gefehrde gehalten werden ſolten. Er nahm hierauf Kettlern den Eid der Treue ab, welcher ſein Ordenskreutz, das groſſe Siegel, die kaiſerli- chen und koͤniglichen Urkunden und Gnadenbriefe, die Schluͤſſel zum Schlos und der Stadt, zuletzt aber mit ſeinem Gebietigern den Ordensmantel ablegte, und alles unter vielen Thraͤnen der ſaͤmtlichen Anweſenden in die Haͤnde des koͤniglichen Gevolmaͤchtigten uͤberreichte. Die Comturen und Voͤgte, die Ritterſchaft und Vaſallen, die Buͤrgermeiſter der Staͤdte mit der geſamten Buͤrgerſchaft ſchwuren ihren beſondern Eid. Zuletzt verlas der Herzog Radzivil das koͤnigliche Diplo- ma, laut welchem der bisherige Ordensmeiſter Gotthard Kettler zum Herzog von Curland und Semgallen beſtaͤtiget war, worauf der Landadel hinzu trat, und dem Herzog huldigte. Den Tag nachher, als den 6ten Merz, fuͤhrte Rad- zivil den neuen Herzog als immerwaͤhrenden koͤniglichen Gouverneur der Pro- vinz Liefland auf dem Rathhauſe der Stadt ein, und uͤberreichte ihm die Schluͤſ- ſel der Stadt von Seiten des Koͤnigs in treue Haͤnde. Solchergeſtalt fiel dieſe ſchoͤne Provinz der Kron Pohlen anheim. Die Lieflaͤnder, ſamt der Stadt Riga, hatten an der pohlniſchen Regimentsform viele Jahre zu lernen, und konten ſelbiger doch nie recht gewohnt werden; daher ſich die Stadt Riga bey Unterwerfung des ganzen Landes allein an das roͤmiſche Reich hielt, und dem Koͤnig den Eid zu thun, ſich faſt 20 Jahr weigerte w). Nun- der Stadt Freiheiten ſtuͤnden, confirmiret und beſtaͤtiget wuͤrden, ehe ſie von uns des Ei- des und Pflicht erlaſſen, damit ſie uns verbunden und ſolches uns von hochgemeldter koͤnig- lichen Majeſtaͤt nicht allein ſtatlich zugeſaget und belobet, beſondern auch an ſtat Jhro Ma- jeſtaͤt von dem durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn Nicolao Radzivil, in Qlika und Niswitz Herzogen, wilniſchen Woywoden, die Zeit alhier anweſenden koͤniglichen Geſandten aus habender Volmacht confirmiret und beſtaͤtiget worden. Und wir daher vernommen, daß unſre liebe Unterthanen und gemeine Stadt Riga in glei- cher Freiheit unter die kaiſerliche Majeſtaͤt kommen koͤnte, als ſie von uns erlaſſen, und ihnen daran nichts mehr mangelte, denn allein, daß wir ſie durch oͤffentliche Remiſ- ſion des Eides, Gehorſams und Pflicht erlieſſen, damit ſie uns verwandt geweſen; als bedanken wir ihres Gehorſams und Treue, die ſie bey uns in friedlichen ſo wol als jetzigen Zeiten erwieſen; Erlaſſen ſie derowegen kraft dieſes Briefes, vor uns und un- ſern ganzen Orden aller Pflicht, und wollen, daß ſie im Namen und Furcht GOttes ſich in der koͤniglichen Majeſtaͤt zu Pohlen Treue und Gehorſam begeben, und wuͤn- ſchen ihnen von Herzen, daß der almaͤchtige GOtt die gute Stadt unter ihrer Majeſtaͤt Regierung lange gottſelig, friedlich und zu allem Guten erhalten wolle, und damit des- halben niemand an Ehren zu beſprechen oder auch zur Unbilligkeit zu Rede zu ſetzen, haben wir ihnen von uns und unſerm ganzen Orden dieſen Brief williglich gegeben, mit unſerm Amts Jnſiegel beſiegelt und mit eigener Hand unterſchrieben. Gegeben zu Riga den 3ten Martii, nach Chriſti unſers Herren Geburt 1562. (L. S.) Goddertt, Meiſter manu propria. w) Die Lection war der Stadt ſo ſchwer, daß ſie erſt 1581 dem Koͤnig in Pohlen den wahren Huldigungseid herſagte. Man ſehe den Menius Prodr. S. 32 und die noch vorhandenen Documente. Henning*) hat alſo geirret, wenn er S. 68 meldet, Ri- ga *) Salomon Henning Thuringus Vinarienſis lies 1589 als curlaͤndiſcher Kirchenviſitator in
Liefland einen warhaftigen und beſtaͤndigen Bericht von Religionsſachen des Fuͤrſtenthums Cur- land und Semgallen in Liefland, nebſt dem Leben und Sterben des erſten Herzogs von Cur- land zu Roſtock in Folio drucken, dem hinten ſein adliches Diploma angehaͤnget worden. Jm Jahr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0308" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1562</note>Koͤnig zu dieſem anſehnlichen Geſchaͤfte ernennet hatte, verſicherte nach einer kur-<lb/> zen Anrede nochmals allen die ausnehmende koͤnigliche Huld und betheurte mit ei-<lb/> nem foͤrmlichen Eide, ſoͤ wahr ihm GOtt helfe und dieſe heiligen Evangelia, wel-<lb/> che Worte er in die Seele ſeines Principalen ſchwur, daß alle vorerwehnte und<lb/> nunmehr mit des Koͤnigs Hand unterzeichnete Artikel nach ihrem ganzen Jnhalt ge-<lb/> treulich und ohne Gefehrde gehalten werden ſolten. 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Koͤnig zu dieſem anſehnlichen Geſchaͤfte ernennet hatte, verſicherte nach einer kur-
zen Anrede nochmals allen die ausnehmende koͤnigliche Huld und betheurte mit ei-
nem foͤrmlichen Eide, ſoͤ wahr ihm GOtt helfe und dieſe heiligen Evangelia, wel-
che Worte er in die Seele ſeines Principalen ſchwur, daß alle vorerwehnte und
nunmehr mit des Koͤnigs Hand unterzeichnete Artikel nach ihrem ganzen Jnhalt ge-
treulich und ohne Gefehrde gehalten werden ſolten. Er nahm hierauf Kettlern
den Eid der Treue ab, welcher ſein Ordenskreutz, das groſſe Siegel, die kaiſerli-
chen und koͤniglichen Urkunden und Gnadenbriefe, die Schluͤſſel zum Schlos und
der Stadt, zuletzt aber mit ſeinem Gebietigern den Ordensmantel ablegte, und
alles unter vielen Thraͤnen der ſaͤmtlichen Anweſenden in die Haͤnde des koͤniglichen
Gevolmaͤchtigten uͤberreichte. Die Comturen und Voͤgte, die Ritterſchaft und
Vaſallen, die Buͤrgermeiſter der Staͤdte mit der geſamten Buͤrgerſchaft ſchwuren
ihren beſondern Eid. Zuletzt verlas der Herzog Radzivil das koͤnigliche Diplo-
ma, laut welchem der bisherige Ordensmeiſter Gotthard Kettler zum Herzog
von Curland und Semgallen beſtaͤtiget war, worauf der Landadel hinzu trat,
und dem Herzog huldigte. Den Tag nachher, als den 6ten Merz, fuͤhrte Rad-
zivil den neuen Herzog als immerwaͤhrenden koͤniglichen Gouverneur der Pro-
vinz Liefland auf dem Rathhauſe der Stadt ein, und uͤberreichte ihm die Schluͤſ-
ſel der Stadt von Seiten des Koͤnigs in treue Haͤnde. Solchergeſtalt fiel dieſe
ſchoͤne Provinz der Kron Pohlen anheim. Die Lieflaͤnder, ſamt der Stadt
Riga, hatten an der pohlniſchen Regimentsform viele Jahre zu lernen, und
konten ſelbiger doch nie recht gewohnt werden; daher ſich die Stadt Riga bey
Unterwerfung des ganzen Landes allein an das roͤmiſche Reich hielt, und dem
Koͤnig den Eid zu thun, ſich faſt 20 Jahr weigerte w).
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w) Die Lection war der Stadt ſo ſchwer, daß ſie erſt 1581 dem Koͤnig in Pohlen den
wahren Huldigungseid herſagte. Man ſehe den Menius Prodr. S. 32 und die noch
vorhandenen Documente. Henning *)
hat alſo geirret, wenn er S. 68 meldet, Ri-
ga
*) Salomon Henning Thuringus Vinarienſis lies 1589 als curlaͤndiſcher Kirchenviſitator in
Liefland einen warhaftigen und beſtaͤndigen Bericht von Religionsſachen des Fuͤrſtenthums Cur-
land und Semgallen in Liefland, nebſt dem Leben und Sterben des erſten Herzogs von Cur-
land zu Roſtock in Folio drucken, dem hinten ſein adliches Diploma angehaͤnget worden. Jm
Jahr
n) der Stadt Freiheiten ſtuͤnden, confirmiret und beſtaͤtiget wuͤrden, ehe ſie von uns des Ei-
des und Pflicht erlaſſen, damit ſie uns verbunden und ſolches uns von hochgemeldter koͤnig-
lichen Majeſtaͤt nicht allein ſtatlich zugeſaget und belobet, beſondern auch an ſtat Jhro Ma-
jeſtaͤt von dem durchlauchtigſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn Nicolao Radzivil, in
Qlika und Niswitz Herzogen, wilniſchen Woywoden, die Zeit alhier anweſenden
koͤniglichen Geſandten aus habender Volmacht confirmiret und beſtaͤtiget worden. Und
wir daher vernommen, daß unſre liebe Unterthanen und gemeine Stadt Riga in glei-
cher Freiheit unter die kaiſerliche Majeſtaͤt kommen koͤnte, als ſie von uns erlaſſen, und
ihnen daran nichts mehr mangelte, denn allein, daß wir ſie durch oͤffentliche Remiſ-
ſion des Eides, Gehorſams und Pflicht erlieſſen, damit ſie uns verwandt geweſen;
als bedanken wir ihres Gehorſams und Treue, die ſie bey uns in friedlichen ſo wol als
jetzigen Zeiten erwieſen; Erlaſſen ſie derowegen kraft dieſes Briefes, vor uns und un-
ſern ganzen Orden aller Pflicht, und wollen, daß ſie im Namen und Furcht GOttes
ſich in der koͤniglichen Majeſtaͤt zu Pohlen Treue und Gehorſam begeben, und wuͤn-
ſchen ihnen von Herzen, daß der almaͤchtige GOtt die gute Stadt unter ihrer Majeſtaͤt
Regierung lange gottſelig, friedlich und zu allem Guten erhalten wolle, und damit des-
halben niemand an Ehren zu beſprechen oder auch zur Unbilligkeit zu Rede zu ſetzen,
haben wir ihnen von uns und unſerm ganzen Orden dieſen Brief williglich gegeben,
mit unſerm Amts Jnſiegel beſiegelt und mit eigener Hand unterſchrieben. Gegeben zu
Riga den 3ten Martii, nach Chriſti unſers Herren Geburt 1562.
(L. S.)
Goddertt, Meiſter
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