[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister 1219Desgleichen soll König Waldemar einen lundischen Geistlichen, Na- Be- Verfasser der kurzen Nachricht von der wahren Beschaffenheit der Landgüter in Est- land, Liefland und auf Oesel*) ziehet diesen Freibrief auch auf die Erbgüter, und derselben Veräusserung, weil daraus nicht dargethan werden könne, daß Waldemar alle estländische Güter zu Mannlehnen gemacht, überdem Erichs Privilegium von 1252 diesem Lehnrechte das erbliche oder Landrecht entgegen setze, auch die Ceßions- acte der Provinz Estland an den Ritterorden erweise, daß ausser den Lehngütern auch wahre Allodia sich daselbst befinden. So richtig die Sache selbst ist, so unrichtig sind hingegen die Jahrzahlen, und zwar in solchen Büchern, auf welche bey dem Beweise am meisten ankomt. Denn Waldemar konte nicht 1215 dem Lande Gesetze geben und es erst 3 Jahr nachher erobern, vielweniger über Dörpt befehlen, welches noch über 8 Jahr in heidnischen Händen war. So geht es auch mit der Jahrzahl des an- dern Privilegii, nach welcher Erich, zwey Jahr nach seiner Enthauptung, ohne Kopf Estland beherschet haben müste. Die Vorrede, welche Erich vor das woldemar- sche Lehnrecht gesetzet, zeiget deutlich an, daß Woldemar ehemals mit Zuziehung sei- ner Stände Estland ein Lehnrecht verliehen, welches Erich, des vielen Misbrauchs wegen, wieder in Gang zu bringen gesucht, worauf er auch ein damals übliches Land- oder Allodialrecht bestätiget. Weil Erich in dem 1248 Jahre sich persönlich in Est- land aufgehalten, und in selbigem Jahre der Stadt Revel unterm 11ten May das lübische Recht verliehen, welches die folgenden Könige von Dännemark so oft wie- derholt, bestätiget und erweitert haben; so dürfte sich zu den ersten Rechten von Estland nicht leicht eine andere Jahrzahl als 1248 schicken. Menius S. 8 räth für das wol- demarsche Mannlehnsrecht aufs Jahr 1238, für Erichs Confirmation aber auf 1251; wel- ches erstere ungewiß, das letztere aus obigen Ursachen falsch ist. Doch der revelsche Com- thur, Rembert von Scharenberg, bezeuget in seinem Transsumt etlicher Privilegien, daß dieser Bestätigung des Königs Erich der 2te Octob. 1252 beigeschrieben stehe. Un- sre Abschrift eines Briefes vom König Erich an die gelinden und guten Männer in Revel und Wesenberg, worin ihnen zugestanden wird, daß sie ihre Güter nach Erb- rechte, welches in gemeiner Sprache Landrecht heisset, erben können, ist verfiegelt zu Leonnigas 1252 des andern Tages vor dem 1sten October. Wenn diese Jahrzahlen ihre Richtigkeit hätten, so müsten die Dänen die Regierung ihres Königs Abel später als gewöhnlich ansetzen. Unter einige merkwürdige Stellen des woldemarischen Lehnrechts sind folgende zu rechnen: §. 11. "Stirbet ein Mann, der Erben hat, Söhne oder Töchter, und sindDa dieses Lehnrecht 1315, nach Huitfeld S. 385, von Erich dem VIIten sehr verbessert worden; so hat sich wol der Abschreiber des rothen Buchs mit der Jahrzahl 15 geirret, und dieselbe bey Woldemars Lehnrecht un- richtig angebracht. Billig solte es keine Jahrzahl haben, weil sich aus keiner Geschich- te erweisen läst, daß die Dänen den Brüderländern, den Städten Riga und Dörpt Gesetze geben können. in Wirland, mit Bewilligung ihres kurz vorher mit Tode abgegangenen zwölften Stallbruders, Lorenz Fersen, durch ihren Secretär, Wolfgang Scheffel, im Höfe zu Engedes am 4ten Sept. Sonnabends nach Egidii die königl. dänischen, hochmeisterl. preußischen, und meisterl. liefländischen Privilegien aus den Hauptbriefen in ein Buch zusammen tragen, welches von seiner rothen Pergamentschale den Namen des rothen Buchs führet. Der Herr Mannrichter von Lode hat sich dessen zu seiner Historie wohl zu bedienen gewust. *) Diese nicht gar weitläufige Schrift ist 1720 ohne Namen des Orts und des Verfassers in Deutsch-
land gedruckt worden. Die Muthmassung derer ist am gegründesten, welche den Herrn Land- und Regierungsrath Richter für den Urheber besagten Tractätgens angeben. Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter 1219Desgleichen ſoll Koͤnig Waldemar einen lundiſchen Geiſtlichen, Na- Be- Verfaſſer der kurzen Nachricht von der wahren Beſchaffenheit der Landguͤter in Eſt- land, Liefland und auf Oeſel*) ziehet dieſen Freibrief auch auf die Erbguͤter, und derſelben Veraͤuſſerung, weil daraus nicht dargethan werden koͤnne, daß Waldemar alle eſtlaͤndiſche Guͤter zu Mannlehnen gemacht, uͤberdem Erichs Privilegium von 1252 dieſem Lehnrechte das erbliche oder Landrecht entgegen ſetze, auch die Ceßions- acte der Provinz Eſtland an den Ritterorden erweiſe, daß auſſer den Lehnguͤtern auch wahre Allodia ſich daſelbſt befinden. So richtig die Sache ſelbſt iſt, ſo unrichtig ſind hingegen die Jahrzahlen, und zwar in ſolchen Buͤchern, auf welche bey dem Beweiſe am meiſten ankomt. Denn Waldemar konte nicht 1215 dem Lande Geſetze geben und es erſt 3 Jahr nachher erobern, vielweniger uͤber Doͤrpt befehlen, welches noch uͤber 8 Jahr in heidniſchen Haͤnden war. So geht es auch mit der Jahrzahl des an- dern Privilegii, nach welcher Erich, zwey Jahr nach ſeiner Enthauptung, ohne Kopf Eſtland beherſchet haben muͤſte. Die Vorrede, welche Erich vor das woldemar- ſche Lehnrecht geſetzet, zeiget deutlich an, daß Woldemar ehemals mit Zuziehung ſei- ner Staͤnde Eſtland ein Lehnrecht verliehen, welches Erich, des vielen Misbrauchs wegen, wieder in Gang zu bringen geſucht, worauf er auch ein damals uͤbliches Land- oder Allodialrecht beſtaͤtiget. Weil Erich in dem 1248 Jahre ſich perſoͤnlich in Eſt- land aufgehalten, und in ſelbigem Jahre der Stadt Revel unterm 11ten May das luͤbiſche Recht verliehen, welches die folgenden Koͤnige von Daͤnnemark ſo oft wie- derholt, beſtaͤtiget und erweitert haben; ſo duͤrfte ſich zu den erſten Rechten von Eſtland nicht leicht eine andere Jahrzahl als 1248 ſchicken. Menius S. 8 raͤth fuͤr das wol- demarſche Mannlehnsrecht aufs Jahr 1238, fuͤr Erichs Confirmation aber auf 1251; wel- ches erſtere ungewiß, das letztere aus obigen Urſachen falſch iſt. Doch der revelſche Com- thur, Rembert von Scharenberg, bezeuget in ſeinem Transſumt etlicher Privilegien, daß dieſer Beſtaͤtigung des Koͤnigs Erich der 2te Octob. 1252 beigeſchrieben ſtehe. Un- ſre Abſchrift eines Briefes vom Koͤnig Erich an die gelinden und guten Maͤnner in Revel und Weſenberg, worin ihnen zugeſtanden wird, daß ſie ihre Guͤter nach Erb- rechte, welches in gemeiner Sprache Landrecht heiſſet, erben koͤnnen, iſt verfiegelt zu Leonnigas 1252 des andern Tages vor dem 1ſten October. Wenn dieſe Jahrzahlen ihre Richtigkeit haͤtten, ſo muͤſten die Daͤnen die Regierung ihres Koͤnigs Abel ſpaͤter als gewoͤhnlich anſetzen. Unter einige merkwuͤrdige Stellen des woldemariſchen Lehnrechts ſind folgende zu rechnen: §. 11. „Stirbet ein Mann, der Erben hat, Soͤhne oder Toͤchter, und ſindDa dieſes Lehnrecht 1315, nach Huitfeld S. 385, von Erich dem VIIten ſehr verbeſſert worden; ſo hat ſich wol der Abſchreiber des rothen Buchs mit der Jahrzahl 15 geirret, und dieſelbe bey Woldemars Lehnrecht un- richtig angebracht. Billig ſolte es keine Jahrzahl haben, weil ſich aus keiner Geſchich- te erweiſen laͤſt, daß die Daͤnen den Bruͤderlaͤndern, den Staͤdten Riga und Doͤrpt Geſetze geben koͤnnen. in Wirland, mit Bewilligung ihres kurz vorher mit Tode abgegangenen zwoͤlften Stallbruders, Lorenz Ferſen, durch ihren Secretaͤr, Wolfgang Scheffel, im Hoͤfe zu Engedes am 4ten Sept. Sonnabends nach Egidii die koͤnigl. daͤniſchen, hochmeiſterl. preußiſchen, und meiſterl. lieflaͤndiſchen Privilegien aus den Hauptbriefen in ein Buch zuſammen tragen, welches von ſeiner rothen Pergamentſchale den Namen des rothen Buchs fuͤhret. Der Herr Mannrichter von Lode hat ſich deſſen zu ſeiner Hiſtorie wohl zu bedienen gewuſt. *) Dieſe nicht gar weitlaͤufige Schrift iſt 1720 ohne Namen des Orts und des Verfaſſers in Deutſch-
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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter
Desgleichen ſoll Koͤnig Waldemar einen lundiſchen Geiſtlichen, Na-
mens Ernemod nach Curland geſchickt haben, welcher das Schlos Pilten
angelegt, und in der neubekehrten Lande den erſten Biſchof abgegeben. Dieſer
Be-
e)
*)
e) Verfaſſer der kurzen Nachricht von der wahren Beſchaffenheit der Landguͤter in Eſt-
land, Liefland und auf Oeſel *) ziehet dieſen Freibrief auch auf die Erbguͤter, und
derſelben Veraͤuſſerung, weil daraus nicht dargethan werden koͤnne, daß Waldemar
alle eſtlaͤndiſche Guͤter zu Mannlehnen gemacht, uͤberdem Erichs Privilegium
von 1252 dieſem Lehnrechte das erbliche oder Landrecht entgegen ſetze, auch die Ceßions-
acte der Provinz Eſtland an den Ritterorden erweiſe, daß auſſer den Lehnguͤtern auch
wahre Allodia ſich daſelbſt befinden. So richtig die Sache ſelbſt iſt, ſo unrichtig ſind
hingegen die Jahrzahlen, und zwar in ſolchen Buͤchern, auf welche bey dem Beweiſe
am meiſten ankomt. Denn Waldemar konte nicht 1215 dem Lande Geſetze geben
und es erſt 3 Jahr nachher erobern, vielweniger uͤber Doͤrpt befehlen, welches noch
uͤber 8 Jahr in heidniſchen Haͤnden war. So geht es auch mit der Jahrzahl des an-
dern Privilegii, nach welcher Erich, zwey Jahr nach ſeiner Enthauptung, ohne Kopf
Eſtland beherſchet haben muͤſte. Die Vorrede, welche Erich vor das woldemar-
ſche Lehnrecht geſetzet, zeiget deutlich an, daß Woldemar ehemals mit Zuziehung ſei-
ner Staͤnde Eſtland ein Lehnrecht verliehen, welches Erich, des vielen Misbrauchs
wegen, wieder in Gang zu bringen geſucht, worauf er auch ein damals uͤbliches Land-
oder Allodialrecht beſtaͤtiget. Weil Erich in dem 1248 Jahre ſich perſoͤnlich in Eſt-
land aufgehalten, und in ſelbigem Jahre der Stadt Revel unterm 11ten May das
luͤbiſche Recht verliehen, welches die folgenden Koͤnige von Daͤnnemark ſo oft wie-
derholt, beſtaͤtiget und erweitert haben; ſo duͤrfte ſich zu den erſten Rechten von Eſtland
nicht leicht eine andere Jahrzahl als 1248 ſchicken. Menius S. 8 raͤth fuͤr das wol-
demarſche Mannlehnsrecht aufs Jahr 1238, fuͤr Erichs Confirmation aber auf 1251; wel-
ches erſtere ungewiß, das letztere aus obigen Urſachen falſch iſt. Doch der revelſche Com-
thur, Rembert von Scharenberg, bezeuget in ſeinem Transſumt etlicher Privilegien,
daß dieſer Beſtaͤtigung des Koͤnigs Erich der 2te Octob. 1252 beigeſchrieben ſtehe. Un-
ſre Abſchrift eines Briefes vom Koͤnig Erich an die gelinden und guten Maͤnner in
Revel und Weſenberg, worin ihnen zugeſtanden wird, daß ſie ihre Guͤter nach Erb-
rechte, welches in gemeiner Sprache Landrecht heiſſet, erben koͤnnen, iſt verfiegelt zu
Leonnigas 1252 des andern Tages vor dem 1ſten October. Wenn dieſe Jahrzahlen
ihre Richtigkeit haͤtten, ſo muͤſten die Daͤnen die Regierung ihres Koͤnigs Abel ſpaͤter
als gewoͤhnlich anſetzen.
Unter einige merkwuͤrdige Stellen des woldemariſchen Lehnrechts ſind folgende zu
rechnen: §. 11. „Stirbet ein Mann, der Erben hat, Soͤhne oder Toͤchter, und ſind
„die Kinder zu ihren Jahren nicht kommen, der nechſte Schwertmage ſol Vormund
„ſeyn, ob er des Koͤnigs Mann ſey; iſt da kein Schwertmage, der Koͤnig ſol ihr Vor-
„mund ſeyn; §. 18, Stirbet der Mann ohne Erben, ſo bleibt die Frau in ihres Man-
„nes Gut Jahr und Tag, das iſt 6 Wochen und ein Jahr, und ſol helfen ſeine Schul-
„den guͤten und pflegen ſeiner Seele; §. 42, Jſt ein Mann auſſer Landes beſeſſen, ſo
„entbeut man ihm ſein Gut, komt er denn nicht, ſo bricht er 3 Wedden, das ſind
„ſechzig Schillinge; §. 49, Wer ein unrecht Urtel findet, das iſt zwo Pfund, und wer
„ein recht Urtel beſchilt, das iſt 3 Pfund.‟ Da dieſes Lehnrecht 1315, nach Huitfeld
S. 385, von Erich dem VIIten ſehr verbeſſert worden; ſo hat ſich wol der Abſchreiber des
rothen Buchs mit der Jahrzahl 15 geirret, und dieſelbe bey Woldemars Lehnrecht un-
richtig angebracht. Billig ſolte es keine Jahrzahl haben, weil ſich aus keiner Geſchich-
te erweiſen laͤſt, daß die Daͤnen den Bruͤderlaͤndern, den Staͤdten Riga und
Doͤrpt Geſetze geben koͤnnen.
*) Dieſe nicht gar weitlaͤufige Schrift iſt 1720 ohne Namen des Orts und des Verfaſſers in Deutſch-
land gedruckt worden. Die Muthmaſſung derer iſt am gegruͤndeſten, welche den Herrn Land-
und Regierungsrath Richter fuͤr den Urheber beſagten Tractaͤtgens angeben.
*) in Wirland, mit Bewilligung ihres kurz vorher mit Tode abgegangenen zwoͤlften Stallbruders,
Lorenz Ferſen, durch ihren Secretaͤr, Wolfgang Scheffel, im Hoͤfe zu Engedes am 4ten
Sept. Sonnabends nach Egidii die koͤnigl. daͤniſchen, hochmeiſterl. preußiſchen, und meiſterl.
lieflaͤndiſchen Privilegien aus den Hauptbriefen in ein Buch zuſammen tragen, welches von
ſeiner rothen Pergamentſchale den Namen des rothen Buchs fuͤhret. Der Herr Mannrichter
von Lode hat ſich deſſen zu ſeiner Hiſtorie wohl zu bedienen gewuſt.
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