[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1561zu benanten Vilna ein. Jm Namen der Ritter- und Landschaft hatten Philipvon Oldenbockum, turischer Manrichter, Johan Wrangel von Wai- demar, Otto Grothaus, Valentin Hane, Johan Treiden, Johan Plettenberg, Sander Nettelhorst, Claus Wahl, Johan Smö- ling, Johan Anrep, Christoph von der Rope, Dionysius von Oelsen mit Genehmhaltung des Herrn Thies von der Recke und anderer Or- densverwandten desselben schon am 12ten September ihren Gevolmächtigten die nö- thigen Verhaltungsbefehle mit dem König zu handeln ertheilet. Weil sie vom römischen Reiche ohne Trost geblieben und kläglich und erbärmlich verlassen, auch von denen, die sie retten solten, feindlich angegriffen wären, so bitten sie, daß sie nach ihrer Unterwerfung unter Pohlen bey der Religion, Kirchenordnung und Kirchengütern, alten Freiheit, deutschen Obrigkeit und altem Erbrechte bleiben mögen. Die Gevolmächtigten, nehmlich der Doctor der Rechte Rem- bert Gildesheim, Georg Francke, Heinrich Plater, Johan Meden, und Fabian von der Borg ersuchen alsdenn, was Radzivil versprochen, zu bestätigen, als: daß die Kirchenordnung unverändert bleibe, die untergeschlage- nen Kirchengüter wieder herbey geschaffet, alle Rechte und Gewohnheiten bestäti- get, und das Erbschaftsrecht auf das mänliche und weibliche Geschlecht beibehal- ten werde, wogegen sie den Eid der Treue angeloben lassen. Des kranken Platers Stelle muste nachgehends Heinrich von Meden vertreten r). Am kokenhausischen so wol als treidenschen Seite, die nicht mit königlichen Besatzungs- völkern versehen waren, zur Administration auf. Ueber die Schlösser des gewesenen Coadiutors, nemlich Treiden, Wainsel, Lemsel und Salis bekam der gewesene Ordensherr Caspar von Oldenbockum die Aufsicht und Verwaltung. Die Dom- herren vergassen mit der Zeit die Wahl, nahmen den weltlichen Stand an, liessen sich die geistlichen Güter erblich geben, und bahnten dadurch den Weg zu der bald darauf erfolgten Secularisirung. Dafür legte der König Stephanus 1583 ein neues Bistum zu Wenden an. Leutingers Bericht ist also falsch, daß der Erzbischof Wilhelm sein Stift aufgegeben, zu seinem Bruder Herzog Albrecht nach Königsberg gezogen, daselbst gestorben und auf dem Kneiphof begraben liege. r) Diese Volmacht der liefländischen Gesandten ist zwar in den Collectaneis Liuonicis
abgedruckt, weil aber die Collectanea in Liefland selbst sehr selten und in wenig Hön- den sind; so theilen wir solche hier volständig mit. Volmacht der Ritter und Landschaft für ihre Abgesandten an die kö- nigliche Majestät in Pohlen, Herrn Sigismundum Augustum, da das ganze Land vom römischen Reiche hülflos verlassen, den Russen zum Raub übergeben, aus unvermeidlichen nothdrengenden Ursachen nach Veränderung des Or- dens der Crone Pohlen sich hat übergeben müssen. Jm Jahr 1561. Wir Philippus von alten Bockum, Curischer Manrichter, Johan Wrangel von Waidemar, Otto Grotthaus, Valentin Hane, Johan Treyden, Johan Plettenberg, Sander Nettelhorscht, Clawes Wahl, Johan Schmö- ling, Johan Anrep, Christopher von der Rope, Dionisius von Gülsen we- gen des gemeinen Adels, und der von der Ritterschaft, so anhero, und auch noch un- ter dem hochwürdigen, grosmächtigen Fürsten und Herrn, Herrn Godarten, Mei- stern des ritterlichen deutschen Ordens in Liefland und desselben Orden besessen, thun kund und bekennen hiermit öffentlichen für allermänniglichen, daß nachdem hochgedach- ter unser gnädiger Landes-Fürst und Herr, auch wir armen von Adel samt allen andern Jnwohnern dieses Landes von der römischen kayserl. Majestät und allen Chur- fürsten, Fürsten und Ständen des heiligen Römischen Reichs, Teutscher Nation, wieder den Russen, in ungehörten Mord, Brand, Raub, Nähm, ver- hergen, verderben, und verwüsten, ungeacht alles Klagens, Vermahnens, Flehens und Bittens, so dahero unaufhörlichen beschehen, nun in das vierdte Jahr hülf- und trostlos kläglichen und erbärmlichen nicht allein verlassen, dann auch von andern, die uns billig mitleiderlich erretten helfen solten, unverschuldt wieder GOtt und alle Billig- keit feindlich angegriffen, dergestalt, daß hochgemeldten unsern Landes-Fürsten, auch uns Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1561zu benanten Vilna ein. Jm Namen der Ritter- und Landſchaft hatten Philipvon Oldenbockum, turiſcher Manrichter, Johan Wrangel von Wai- demar, Otto Grothaus, Valentin Hane, Johan Treiden, Johan Plettenberg, Sander Nettelhorſt, Claus Wahl, Johan Smoͤ- ling, Johan Anrep, Chriſtoph von der Rope, Dionyſius von Oelſen mit Genehmhaltung des Herrn Thies von der Recke und anderer Or- densverwandten deſſelben ſchon am 12ten September ihren Gevolmaͤchtigten die noͤ- thigen Verhaltungsbefehle mit dem Koͤnig zu handeln ertheilet. Weil ſie vom roͤmiſchen Reiche ohne Troſt geblieben und klaͤglich und erbaͤrmlich verlaſſen, auch von denen, die ſie retten ſolten, feindlich angegriffen waͤren, ſo bitten ſie, daß ſie nach ihrer Unterwerfung unter Pohlen bey der Religion, Kirchenordnung und Kirchenguͤtern, alten Freiheit, deutſchen Obrigkeit und altem Erbrechte bleiben moͤgen. Die Gevolmaͤchtigten, nehmlich der Doctor der Rechte Rem- bert Gildesheim, Georg Francke, Heinrich Plater, Johan Meden, und Fabian von der Borg erſuchen alsdenn, was Radzivil verſprochen, zu beſtaͤtigen, als: daß die Kirchenordnung unveraͤndert bleibe, die untergeſchlage- nen Kirchenguͤter wieder herbey geſchaffet, alle Rechte und Gewohnheiten beſtaͤti- get, und das Erbſchaftsrecht auf das maͤnliche und weibliche Geſchlecht beibehal- ten werde, wogegen ſie den Eid der Treue angeloben laſſen. Des kranken Platers Stelle muſte nachgehends Heinrich von Meden vertreten r). Am kokenhauſiſchen ſo wol als treidenſchen Seite, die nicht mit koͤniglichen Beſatzungs- voͤlkern verſehen waren, zur Adminiſtration auf. Ueber die Schloͤſſer des geweſenen Coadiutors, nemlich Treiden, Wainſel, Lemſel und Salis bekam der geweſene Ordensherr Caſpar von Oldenbockum die Aufſicht und Verwaltung. Die Dom- herren vergaſſen mit der Zeit die Wahl, nahmen den weltlichen Stand an, lieſſen ſich die geiſtlichen Guͤter erblich geben, und bahnten dadurch den Weg zu der bald darauf erfolgten Seculariſirung. Dafuͤr legte der Koͤnig Stephanus 1583 ein neues Biſtum zu Wenden an. Leutingers Bericht iſt alſo falſch, daß der Erzbiſchof Wilhelm ſein Stift aufgegeben, zu ſeinem Bruder Herzog Albrecht nach Koͤnigsberg gezogen, daſelbſt geſtorben und auf dem Kneiphof begraben liege. r) Dieſe Volmacht der lieflaͤndiſchen Geſandten iſt zwar in den Collectaneis Liuonicis
abgedruckt, weil aber die Collectanea in Liefland ſelbſt ſehr ſelten und in wenig Hoͤn- den ſind; ſo theilen wir ſolche hier volſtaͤndig mit. Volmacht der Ritter und Landſchaft fuͤr ihre Abgeſandten an die koͤ- nigliche Majeſtaͤt in Pohlen, Herrn Sigismundum Auguſtum, da das ganze Land vom roͤmiſchen Reiche huͤlflos verlaſſen, den Ruſſen zum Raub uͤbergeben, aus unvermeidlichen nothdrengenden Urſachen nach Veraͤnderung des Or- dens der Crone Pohlen ſich hat uͤbergeben muͤſſen. Jm Jahr 1561. Wir Philippus von alten Bockum, Curiſcher Manrichter, Johan Wrangel von Waidemar, Otto Grotthaus, Valentin Hane, Johan Treyden, Johan Plettenberg, Sander Nettelhorſcht, Clawes Wahl, Johan Schmoͤ- ling, Johan Anrep, Chriſtopher von der Rope, Dioniſius von Guͤlſen we- gen des gemeinen Adels, und der von der Ritterſchaft, ſo anhero, und auch noch un- ter dem hochwuͤrdigen, grosmaͤchtigen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Godarten, Mei- ſtern des ritterlichen deutſchen Ordens in Liefland und deſſelben Orden beſeſſen, thun kund und bekennen hiermit oͤffentlichen fuͤr allermaͤnniglichen, daß nachdem hochgedach- ter unſer gnaͤdiger Landes-Fuͤrſt und Herr, auch wir armen von Adel ſamt allen andern Jnwohnern dieſes Landes von der roͤmiſchen kayſerl. Majeſtaͤt und allen Chur- fuͤrſten, Fuͤrſten und Staͤnden des heiligen Roͤmiſchen Reichs, Teutſcher Nation, wieder den Ruſſen, in ungehoͤrten Mord, Brand, Raub, Naͤhm, ver- hergen, verderben, und verwuͤſten, ungeacht alles Klagens, Vermahnens, Flehens und Bittens, ſo dahero unaufhoͤrlichen beſchehen, nun in das vierdte Jahr huͤlf- und troſtlos klaͤglichen und erbaͤrmlichen nicht allein verlaſſen, dann auch von andern, die uns billig mitleiderlich erretten helfen ſolten, unverſchuldt wieder GOtt und alle Billig- keit feindlich angegriffen, dergeſtalt, daß hochgemeldten unſern Landes-Fuͤrſten, auch uns <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0290" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1561</note>zu benanten <hi rendition="#fr">Vilna</hi> ein. 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von Oldenbockum, turiſcher Manrichter, Johan Wrangel von Wai-
demar, Otto Grothaus, Valentin Hane, Johan Treiden, Johan
Plettenberg, Sander Nettelhorſt, Claus Wahl, Johan Smoͤ-
ling, Johan Anrep, Chriſtoph von der Rope, Dionyſius von Oelſen
mit Genehmhaltung des Herrn Thies von der Recke und anderer Or-
densverwandten deſſelben ſchon am 12ten September ihren Gevolmaͤchtigten die noͤ-
thigen Verhaltungsbefehle mit dem Koͤnig zu handeln ertheilet. Weil ſie vom
roͤmiſchen Reiche ohne Troſt geblieben und klaͤglich und erbaͤrmlich verlaſſen, auch
von denen, die ſie retten ſolten, feindlich angegriffen waͤren, ſo bitten ſie, daß
ſie nach ihrer Unterwerfung unter Pohlen bey der Religion, Kirchenordnung
und Kirchenguͤtern, alten Freiheit, deutſchen Obrigkeit und altem Erbrechte
bleiben moͤgen. Die Gevolmaͤchtigten, nehmlich der Doctor der Rechte Rem-
bert Gildesheim, Georg Francke, Heinrich Plater, Johan Meden,
und Fabian von der Borg erſuchen alsdenn, was Radzivil verſprochen, zu
beſtaͤtigen, als: daß die Kirchenordnung unveraͤndert bleibe, die untergeſchlage-
nen Kirchenguͤter wieder herbey geſchaffet, alle Rechte und Gewohnheiten beſtaͤti-
get, und das Erbſchaftsrecht auf das maͤnliche und weibliche Geſchlecht beibehal-
ten werde, wogegen ſie den Eid der Treue angeloben laſſen. Des kranken
Platers Stelle muſte nachgehends Heinrich von Meden vertreten r).
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r) Dieſe Volmacht der lieflaͤndiſchen Geſandten iſt zwar in den Collectaneis Liuonicis
abgedruckt, weil aber die Collectanea in Liefland ſelbſt ſehr ſelten und in wenig Hoͤn-
den ſind; ſo theilen wir ſolche hier volſtaͤndig mit.
Volmacht der Ritter und Landſchaft fuͤr ihre Abgeſandten an die koͤ-
nigliche Majeſtaͤt in Pohlen, Herrn Sigismundum Auguſtum, da
das ganze Land vom roͤmiſchen Reiche huͤlflos verlaſſen, den Ruſſen zum Raub
uͤbergeben, aus unvermeidlichen nothdrengenden Urſachen nach Veraͤnderung des Or-
dens der Crone Pohlen ſich hat uͤbergeben muͤſſen.
Jm Jahr 1561.
Wir Philippus von alten Bockum, Curiſcher Manrichter, Johan Wrangel
von Waidemar, Otto Grotthaus, Valentin Hane, Johan Treyden,
Johan Plettenberg, Sander Nettelhorſcht, Clawes Wahl, Johan Schmoͤ-
ling, Johan Anrep, Chriſtopher von der Rope, Dioniſius von Guͤlſen we-
gen des gemeinen Adels, und der von der Ritterſchaft, ſo anhero, und auch noch un-
ter dem hochwuͤrdigen, grosmaͤchtigen Fuͤrſten und Herrn, Herrn Godarten, Mei-
ſtern des ritterlichen deutſchen Ordens in Liefland und deſſelben Orden beſeſſen, thun
kund und bekennen hiermit oͤffentlichen fuͤr allermaͤnniglichen, daß nachdem hochgedach-
ter unſer gnaͤdiger Landes-Fuͤrſt und Herr, auch wir armen von Adel ſamt allen andern
Jnwohnern dieſes Landes von der roͤmiſchen kayſerl. Majeſtaͤt und allen Chur-
fuͤrſten, Fuͤrſten und Staͤnden des heiligen Roͤmiſchen Reichs, Teutſcher
Nation, wieder den Ruſſen, in ungehoͤrten Mord, Brand, Raub, Naͤhm, ver-
hergen, verderben, und verwuͤſten, ungeacht alles Klagens, Vermahnens, Flehens
und Bittens, ſo dahero unaufhoͤrlichen beſchehen, nun in das vierdte Jahr huͤlf- und
troſtlos klaͤglichen und erbaͤrmlichen nicht allein verlaſſen, dann auch von andern, die
uns billig mitleiderlich erretten helfen ſolten, unverſchuldt wieder GOtt und alle Billig-
keit feindlich angegriffen, dergeſtalt, daß hochgemeldten unſern Landes-Fuͤrſten, auch
uns
q) kokenhauſiſchen ſo wol als treidenſchen Seite, die nicht mit koͤniglichen Beſatzungs-
voͤlkern verſehen waren, zur Adminiſtration auf. Ueber die Schloͤſſer des geweſenen
Coadiutors, nemlich Treiden, Wainſel, Lemſel und Salis bekam der geweſene
Ordensherr Caſpar von Oldenbockum die Aufſicht und Verwaltung. Die Dom-
herren vergaſſen mit der Zeit die Wahl, nahmen den weltlichen Stand an, lieſſen ſich
die geiſtlichen Guͤter erblich geben, und bahnten dadurch den Weg zu der bald darauf
erfolgten Seculariſirung. Dafuͤr legte der Koͤnig Stephanus 1583 ein neues Biſtum zu
Wenden an. Leutingers Bericht iſt alſo falſch, daß der Erzbiſchof Wilhelm ſein
Stift aufgegeben, zu ſeinem Bruder Herzog Albrecht nach Koͤnigsberg gezogen,
daſelbſt geſtorben und auf dem Kneiphof begraben liege.
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