[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzbisch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. ren Johan Schmiedemannen und Johan Bettholtz nach Schweden,1561welche nach der zu Upsala am 29sten Junii volzogenen Krönung dem König Erich Der Hauptman Hinrich von Burchhausen auf Wittenstein lies währender Belagerung des Schlosses Revel so viel Pohlen in sein Schlos, daß sie wegen Ueber- legenheit der Menge die deutschen Soldaten mishandelten, wie sie wolten. Da nun Casper von Oldenbockum freien Abzug aus Revel erhielt, und nach Kettlern ge- hen wolte, schickte er seine Diener nach Wittenstein, die aber von den Pohlen nicht eingelassen wurden, sondern in Hakelwerck liegen musten. Den 31sten Julii streiften die Russen und eroberten Wolmar, Wenden, Tarwest, Karkus, Helmet, Lemsel, Salis und andre Schlösser, führten auch alles mit sich weg, daß man bis 6 Meilen von Pernau und 4 Meilen von Riga so wol auf der See-als Landseite we- der Hund noch Hahn hörete. Den 4ten August wolte der Freiherr von Donau, Commendant der Stadt Pernau, den Comtur des Schlosses Pernau überraschen, litte aber einen derben Verlust. Die Bürger trieben alle Polaken aus der Stadt und einige liessen sich vernehmen, daß, wenn die Schweden kämen, sie ihnen gleich die Schlüssel geben wolten. Der Commissarius Claes Christerson schickte alsbald einen Vertrauten von Adel Johan Kudling nach Pernau, der versuchen solte, ob der Comtur sich gegen die Schweden bequemen wolle, welcher sich 14 Tage Bedenkzeit ausbat. Den 15ten August sandte der Herzog Magnus seinen Münzmeister an den Commissarius Christerson, und hielt um Freiheit an, ein Münzhaus auf dem Bi- schofshofe zu erbauen, wie der Meister und Erzbischof in Riga zu thun gewohnt ge- wesen. Der Rath aber protestirte dagegen, weil nie ein Bischof zu Revel seine eige- ne Münze gehabt habe. Andre urtheilten, er habe heimlich dadurch seine Leute in die Stadt zu bringen und sie zu überrumpeln gesucht. Lars Flemming, Erich Hacken- son und Erich Henningson erhielten vom König Erich Befehl nach Revel zu ge- hen und dem Herrn Christerson sein weitläuftiges Amt zu erleichtern. Der Herr Meister sandte Otto Tauben, Robert von Gilsen und Johan Fischern an den Herzog Magnus, ihm das Kloster Padis aufzutragen. Christerson rückte gleich auf erhaltene Nachricht vors Kloster, und nahm es den 8ten September mit Accord ein, weil der rechte Capitain Engelbrecht von der Lippe nicht zugegen, sondern nur 4 bis 5 Deutsche und 23 Pohlaken darin waren, über die Jürgen Bengk com- mandirte. Valentin von Ulmitz erhielt über selbiges die Hauptmansstelle. Chri- sterson eilte mit Besetzung dieses Posten, weil Magnus seinen Unterthanen verboten hatte, nicht ein Huhn nach Revel zu bringen, und die Zufuhre an Korn auch zu hin- dern drohte, indem Padis auf dieser Seite gleichsam der Schlüssel zu Revel war. Den 27sten November kam ein liefländischer von Adel Robert Brehmer von Mos- kau, wo er ein Jahr gefangen gewesen, und ver meldete, daß die Russen bey dem ersten Frost Wittenstein und Pernau belagern wolten. Den 14ten December schrieb Lars Flemming an den König, daß er vor 8 Tagen zu Revel angelanget, aber bey solchen Umständen weder in geistlichen noch weltlichen Dingen etwas vornehmen könte. Die Russen eigneten sich Resick, Kolck und Walkül zu, die Pernaui- schen wolten sich mit den Schweden nicht einlassen. Den 28sten September fertigte Magnus seine Gesandten, den öselschen Domherrn Andreas Friedrich und die beiden Gevettere Weinrich und Heinrich Fahrensbecken nach Revel ab, und wol- te Padis wieder eingeräumet wissen; lies sich auch des gesperten Handels wegen ent- schuldigen, weil der Ochsen, Schaafe und Schweine zu viel abgeführet worden, und er dadurch nur die schädliche Vorkäuferey zu hindern gesucht. Den 2ten December übergab der Comtur Rutgerd Wolf das Haus und Gebiete zu Pernau dem köni- glichen pohlnischen Statthalter Heinrich von Dona mit der Bedingung, daß er den Hof zu Leal erblich, den zu Matsel aber auf Lebenszeit behalten könne. Jn den Berichtschreiben der schwedischen Herren an ihren König vom Jahr 1562 melden selbige die Ankunft der pohlnischen Gesandten, des Grafen Johan von Tentzen und des Barons von Dona, welche den 22sten Jan. von Revel nach Finn- land aufbrachen. Wilhelm Weiferlingen nennen sie einen Kaufman und Erzbu- ben, der mit den Seeräubern, so bey Wiborg gekapert, die Waaren getheilet und verkaufet, und beschreiben die Pohlen und Litthauer, so in Pernau zur Besatzung lagen, nicht als Kriegesvolk, sondern als einen Abschaum von Bauren, Hollunken und Lostreibern, die nichts zu zehren hätten, als was man ihnen dann und wann an Grütze oder Erbsen kochte. Wolten sie was bessers als das kahle Wasser trinken, so müsten sie X x x
Erzbiſch. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Gotthard Kettlers. ren Johan Schmiedemannen und Johan Bettholtz nach Schweden,1561welche nach der zu Upſala am 29ſten Junii volzogenen Kroͤnung dem Koͤnig Erich Der Hauptman Hinrich von Burchhauſen auf Wittenſtein lies waͤhrender Belagerung des Schloſſes Revel ſo viel Pohlen in ſein Schlos, daß ſie wegen Ueber- legenheit der Menge die deutſchen Soldaten mishandelten, wie ſie wolten. Da nun Caſper von Oldenbockum freien Abzug aus Revel erhielt, und nach Kettlern ge- hen wolte, ſchickte er ſeine Diener nach Wittenſtein, die aber von den Pohlen nicht eingelaſſen wurden, ſondern in Hakelwerck liegen muſten. Den 31ſten Julii ſtreiften die Ruſſen und eroberten Wolmar, Wenden, Tarweſt, Karkus, Helmet, Lemſel, Salis und andre Schloͤſſer, fuͤhrten auch alles mit ſich weg, daß man bis 6 Meilen von Pernau und 4 Meilen von Riga ſo wol auf der See-als Landſeite we- der Hund noch Hahn hoͤrete. Den 4ten Auguſt wolte der Freiherr von Donau, Commendant der Stadt Pernau, den Comtur des Schloſſes Pernau uͤberraſchen, litte aber einen derben Verluſt. Die Buͤrger trieben alle Polaken aus der Stadt und einige lieſſen ſich vernehmen, daß, wenn die Schweden kaͤmen, ſie ihnen gleich die Schluͤſſel geben wolten. Der Commiſſarius Claes Chriſterſon ſchickte alsbald einen Vertrauten von Adel Johan Kudling nach Pernau, der verſuchen ſolte, ob der Comtur ſich gegen die Schweden bequemen wolle, welcher ſich 14 Tage Bedenkzeit ausbat. Den 15ten Auguſt ſandte der Herzog Magnus ſeinen Muͤnzmeiſter an den Commiſſarius Chriſterſon, und hielt um Freiheit an, ein Muͤnzhaus auf dem Bi- ſchofshofe zu erbauen, wie der Meiſter und Erzbiſchof in Riga zu thun gewohnt ge- weſen. Der Rath aber proteſtirte dagegen, weil nie ein Biſchof zu Revel ſeine eige- ne Muͤnze gehabt habe. Andre urtheilten, er habe heimlich dadurch ſeine Leute in die Stadt zu bringen und ſie zu uͤberrumpeln geſucht. Lars Flemming, Erich Hacken- ſon und Erich Henningſon erhielten vom Koͤnig Erich Befehl nach Revel zu ge- hen und dem Herrn Chriſterſon ſein weitlaͤuftiges Amt zu erleichtern. Der Herr Meiſter ſandte Otto Tauben, Robert von Gilſen und Johan Fiſchern an den Herzog Magnus, ihm das Kloſter Padis aufzutragen. Chriſterſon ruͤckte gleich auf erhaltene Nachricht vors Kloſter, und nahm es den 8ten September mit Accord ein, weil der rechte Capitain Engelbrecht von der Lippe nicht zugegen, ſondern nur 4 bis 5 Deutſche und 23 Pohlaken darin waren, uͤber die Juͤrgen Bengk com- mandirte. Valentin von Ulmitz erhielt uͤber ſelbiges die Hauptmansſtelle. Chri- ſterſon eilte mit Beſetzung dieſes Poſten, weil Magnus ſeinen Unterthanen verboten hatte, nicht ein Huhn nach Revel zu bringen, und die Zufuhre an Korn auch zu hin- dern drohte, indem Padis auf dieſer Seite gleichſam der Schluͤſſel zu Revel war. Den 27ſten November kam ein lieflaͤndiſcher von Adel Robert Brehmer von Mos- kau, wo er ein Jahr gefangen geweſen, und ver meldete, daß die Ruſſen bey dem erſten Froſt Wittenſtein und Pernau belagern wolten. Den 14ten December ſchrieb Lars Flemming an den Koͤnig, daß er vor 8 Tagen zu Revel angelanget, aber bey ſolchen Umſtaͤnden weder in geiſtlichen noch weltlichen Dingen etwas vornehmen koͤnte. Die Ruſſen eigneten ſich Reſick, Kolck und Walkuͤl zu, die Pernaui- ſchen wolten ſich mit den Schweden nicht einlaſſen. Den 28ſten September fertigte Magnus ſeine Geſandten, den oͤſelſchen Domherrn Andreas Friedrich und die beiden Gevettere Weinrich und Heinrich Fahrensbecken nach Revel ab, und wol- te Padis wieder eingeraͤumet wiſſen; lies ſich auch des geſperten Handels wegen ent- ſchuldigen, weil der Ochſen, Schaafe und Schweine zu viel abgefuͤhret worden, und er dadurch nur die ſchaͤdliche Vorkaͤuferey zu hindern geſucht. Den 2ten December uͤbergab der Comtur Rutgerd Wolf das Haus und Gebiete zu Pernau dem koͤni- glichen pohlniſchen Statthalter Heinrich von Dona mit der Bedingung, daß er den Hof zu Leal erblich, den zu Matſel aber auf Lebenszeit behalten koͤnne. Jn den Berichtſchreiben der ſchwediſchen Herren an ihren Koͤnig vom Jahr 1562 melden ſelbige die Ankunft der pohlniſchen Geſandten, des Grafen Johan von Tentzen und des Barons von Dona, welche den 22ſten Jan. von Revel nach Finn- land aufbrachen. Wilhelm Weiferlingen nennen ſie einen Kaufman und Erzbu- ben, der mit den Seeraͤubern, ſo bey Wiborg gekapert, die Waaren getheilet und verkaufet, und beſchreiben die Pohlen und Litthauer, ſo in Pernau zur Beſatzung lagen, nicht als Kriegesvolk, ſondern als einen Abſchaum von Bauren, Hollunken und Lostreibern, die nichts zu zehren haͤtten, als was man ihnen dann und wann an Gruͤtze oder Erbſen kochte. Wolten ſie was beſſers als das kahle Waſſer trinken, ſo muͤſten ſie X x x
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Erich
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l) Der Hauptman Hinrich von Burchhauſen auf Wittenſtein lies waͤhrender
Belagerung des Schloſſes Revel ſo viel Pohlen in ſein Schlos, daß ſie wegen Ueber-
legenheit der Menge die deutſchen Soldaten mishandelten, wie ſie wolten. Da nun
Caſper von Oldenbockum freien Abzug aus Revel erhielt, und nach Kettlern ge-
hen wolte, ſchickte er ſeine Diener nach Wittenſtein, die aber von den Pohlen nicht
eingelaſſen wurden, ſondern in Hakelwerck liegen muſten. Den 31ſten Julii ſtreiften
die Ruſſen und eroberten Wolmar, Wenden, Tarweſt, Karkus, Helmet,
Lemſel, Salis und andre Schloͤſſer, fuͤhrten auch alles mit ſich weg, daß man bis
6 Meilen von Pernau und 4 Meilen von Riga ſo wol auf der See-als Landſeite we-
der Hund noch Hahn hoͤrete. Den 4ten Auguſt wolte der Freiherr von Donau,
Commendant der Stadt Pernau, den Comtur des Schloſſes Pernau uͤberraſchen,
litte aber einen derben Verluſt. Die Buͤrger trieben alle Polaken aus der Stadt
und einige lieſſen ſich vernehmen, daß, wenn die Schweden kaͤmen, ſie ihnen gleich
die Schluͤſſel geben wolten. Der Commiſſarius Claes Chriſterſon ſchickte alsbald
einen Vertrauten von Adel Johan Kudling nach Pernau, der verſuchen ſolte, ob der
Comtur ſich gegen die Schweden bequemen wolle, welcher ſich 14 Tage Bedenkzeit
ausbat. Den 15ten Auguſt ſandte der Herzog Magnus ſeinen Muͤnzmeiſter an den
Commiſſarius Chriſterſon, und hielt um Freiheit an, ein Muͤnzhaus auf dem Bi-
ſchofshofe zu erbauen, wie der Meiſter und Erzbiſchof in Riga zu thun gewohnt ge-
weſen. Der Rath aber proteſtirte dagegen, weil nie ein Biſchof zu Revel ſeine eige-
ne Muͤnze gehabt habe. Andre urtheilten, er habe heimlich dadurch ſeine Leute in die
Stadt zu bringen und ſie zu uͤberrumpeln geſucht. Lars Flemming, Erich Hacken-
ſon und Erich Henningſon erhielten vom Koͤnig Erich Befehl nach Revel zu ge-
hen und dem Herrn Chriſterſon ſein weitlaͤuftiges Amt zu erleichtern. Der Herr
Meiſter ſandte Otto Tauben, Robert von Gilſen und Johan Fiſchern an den
Herzog Magnus, ihm das Kloſter Padis aufzutragen. Chriſterſon ruͤckte gleich
auf erhaltene Nachricht vors Kloſter, und nahm es den 8ten September mit Accord
ein, weil der rechte Capitain Engelbrecht von der Lippe nicht zugegen, ſondern
nur 4 bis 5 Deutſche und 23 Pohlaken darin waren, uͤber die Juͤrgen Bengk com-
mandirte. Valentin von Ulmitz erhielt uͤber ſelbiges die Hauptmansſtelle. Chri-
ſterſon eilte mit Beſetzung dieſes Poſten, weil Magnus ſeinen Unterthanen verboten
hatte, nicht ein Huhn nach Revel zu bringen, und die Zufuhre an Korn auch zu hin-
dern drohte, indem Padis auf dieſer Seite gleichſam der Schluͤſſel zu Revel war.
Den 27ſten November kam ein lieflaͤndiſcher von Adel Robert Brehmer von Mos-
kau, wo er ein Jahr gefangen geweſen, und ver meldete, daß die Ruſſen bey dem
erſten Froſt Wittenſtein und Pernau belagern wolten. Den 14ten December ſchrieb
Lars Flemming an den Koͤnig, daß er vor 8 Tagen zu Revel angelanget, aber
bey ſolchen Umſtaͤnden weder in geiſtlichen noch weltlichen Dingen etwas vornehmen
koͤnte. Die Ruſſen eigneten ſich Reſick, Kolck und Walkuͤl zu, die Pernaui-
ſchen wolten ſich mit den Schweden nicht einlaſſen. Den 28ſten September fertigte
Magnus ſeine Geſandten, den oͤſelſchen Domherrn Andreas Friedrich und die
beiden Gevettere Weinrich und Heinrich Fahrensbecken nach Revel ab, und wol-
te Padis wieder eingeraͤumet wiſſen; lies ſich auch des geſperten Handels wegen ent-
ſchuldigen, weil der Ochſen, Schaafe und Schweine zu viel abgefuͤhret worden, und
er dadurch nur die ſchaͤdliche Vorkaͤuferey zu hindern geſucht. Den 2ten December
uͤbergab der Comtur Rutgerd Wolf das Haus und Gebiete zu Pernau dem koͤni-
glichen pohlniſchen Statthalter Heinrich von Dona mit der Bedingung, daß er
den Hof zu Leal erblich, den zu Matſel aber auf Lebenszeit behalten koͤnne.
Jn den Berichtſchreiben der ſchwediſchen Herren an ihren Koͤnig vom Jahr 1562
melden ſelbige die Ankunft der pohlniſchen Geſandten, des Grafen Johan von
Tentzen und des Barons von Dona, welche den 22ſten Jan. von Revel nach Finn-
land aufbrachen. Wilhelm Weiferlingen nennen ſie einen Kaufman und Erzbu-
ben, der mit den Seeraͤubern, ſo bey Wiborg gekapert, die Waaren getheilet und
verkaufet, und beſchreiben die Pohlen und Litthauer, ſo in Pernau zur Beſatzung
lagen, nicht als Kriegesvolk, ſondern als einen Abſchaum von Bauren, Hollunken und
Lostreibern, die nichts zu zehren haͤtten, als was man ihnen dann und wann an Gruͤtze
oder Erbſen kochte. Wolten ſie was beſſers als das kahle Waſſer trinken, ſo muͤſten
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