[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fürstenberg. uoniae Magistrum, vt me in ciuitatem suam ad medicos mittat, quia grauiter et1558letaliter sum vulneratus. Er verschied aber unter seinen Händen. Das Schlos Ringen ward also von Kettlern erobert, und weil er 400 Russen in selbigem niederhauen lies, verdros solches den Czaar dergestalt, daß er ausser den Bischof Herman alle Bürger und junge Leute aus Dörpt nach Plescow zu führen befahl, die doch aber bald wieder zurück gebracht wurden. Noch erwies der gottselige König von Dännemark Christian der IIIte Der Czaar unterlies mitlerweile nicht, dem römischen Kaiser Ferdinand Die Liefländer wandten sich in diesem Gedränge um Jacobi an die Kro- Kanzley l) Jn dem Schreiben Ferdinands des Isten an den König von Schweden Gustav aus Wien von 11ten Sept. 1558 führt der Kaiser an, daß der Czaar nicht ihm, son- dern der Christenheit Liefland entwenden wolle, welches er der Christenheit gerne wol- te erhalten wissen. Es würde Schweden gefährlich fallen, wenn dieser mächtige Nachbar Meister von der Ostsee würde, daher möchte Gustav nebst andern benach- barten Mächten den Meister und dessen Länder mit Hülfe, Trost, Schutz und Bei- stand nicht verlassen, welchen Gefallen der Kaiser mit aller Freundschaft zu verschulden verspricht. So wol dieser als die übrigen kaiserlichen Briefe geben genugsam zu erken- nen, daß weder die Kaiser noch das Reich die Liefländer für ihre Unterthanen gehal- ten *). Jndessen sandte der Kaiser das folgende Jahr des Hoch- und Deutschmeisters Vafallen nach Liefland, um sich von den dasigen Angelegenheiten näher zu unterrich- ten. Diese kamen 1560 zu Speier an und stelten die Noth gros genug vor: was half es aber? *) Dawider streitet nicht, daß der Kaiser so wol, als die Liefländer Liuoniam Sacri Romani Impe- rii prouinciam nennen. Jn den lateinischen Hülfs- und Schutztractaten mit Pohlen, Vilnae d. vltim. Aug. 1559, bedienet sich der Ordensmeister Kettler der Ausdrücke: Ne Moschi in S. Rom. Imp. prouinciam, quae nomine protectionis et Clientelae Sacratissimae Ipsius Regiae Maiestatis iam quodammodo facta est, hostilia arma inferant; welche nichts anders sagen, als daß der bey Pohlen gesuchte Schutz dem Könige eine Befugnis und Recht ertheile, für die Liefländer zu fechten und sich ihrer anzunehmen. Das Eigenthum dieser Lande aber dem König zu übertra- gen, dürfte Kettlern dismal wol nicht eingefallen seyn. Ein mehreres von dem Bande, mit welchem Liefland ans deutsche Reich verknüpft gewesen, komt am Ende dieses Theils vor. P p p 2
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg. uoniae Magiſtrum, vt me in ciuitatem ſuam ad medicos mittat, quia grauiter et1558letaliter ſum vulneratus. Er verſchied aber unter ſeinen Haͤnden. Das Schlos Ringen ward alſo von Kettlern erobert, und weil er 400 Ruſſen in ſelbigem niederhauen lies, verdros ſolches den Czaar dergeſtalt, daß er auſſer den Biſchof Herman alle Buͤrger und junge Leute aus Doͤrpt nach Pleſcow zu fuͤhren befahl, die doch aber bald wieder zuruͤck gebracht wurden. Noch erwies der gottſelige Koͤnig von Daͤnnemark Chriſtian der IIIte Der Czaar unterlies mitlerweile nicht, dem roͤmiſchen Kaiſer Ferdinand Die Lieflaͤnder wandten ſich in dieſem Gedraͤnge um Jacobi an die Kro- Kanzley l) Jn dem Schreiben Ferdinands des Iſten an den Koͤnig von Schweden Guſtav aus Wien von 11ten Sept. 1558 fuͤhrt der Kaiſer an, daß der Czaar nicht ihm, ſon- dern der Chriſtenheit Liefland entwenden wolle, welches er der Chriſtenheit gerne wol- te erhalten wiſſen. Es wuͤrde Schweden gefaͤhrlich fallen, wenn dieſer maͤchtige Nachbar Meiſter von der Oſtſee wuͤrde, daher moͤchte Guſtav nebſt andern benach- barten Maͤchten den Meiſter und deſſen Laͤnder mit Huͤlfe, Troſt, Schutz und Bei- ſtand nicht verlaſſen, welchen Gefallen der Kaiſer mit aller Freundſchaft zu verſchulden verſpricht. So wol dieſer als die uͤbrigen kaiſerlichen Briefe geben genugſam zu erken- nen, daß weder die Kaiſer noch das Reich die Lieflaͤnder fuͤr ihre Unterthanen gehal- ten *). Jndeſſen ſandte der Kaiſer das folgende Jahr des Hoch- und Deutſchmeiſters Vafallen nach Liefland, um ſich von den daſigen Angelegenheiten naͤher zu unterrich- ten. Dieſe kamen 1560 zu Speier an und ſtelten die Noth gros genug vor: was half es aber? *) Dawider ſtreitet nicht, daß der Kaiſer ſo wol, als die Lieflaͤnder Liuoniam Sacri Romani Impe- rii prouinciam nennen. Jn den lateiniſchen Huͤlfs- und Schutztractaten mit Pohlen, Vilnae d. vltim. Aug. 1559, bedienet ſich der Ordensmeiſter Kettler der Ausdruͤcke: Ne Moſchi in S. Rom. Imp. prouinciam, quae nomine protectionis et Clientelae Sacratiſſimae Ipſius Regiae Maieſtatis iam quodammodo facta eſt, hoſtilia arma inferant; welche nichts anders ſagen, als daß der bey Pohlen geſuchte Schutz dem Koͤnige eine Befugnis und Recht ertheile, fuͤr die Lieflaͤnder zu fechten und ſich ihrer anzunehmen. Das Eigenthum dieſer Lande aber dem Koͤnig zu uͤbertra- gen, duͤrfte Kettlern dismal wol nicht eingefallen ſeyn. Ein mehreres von dem Bande, mit welchem Liefland ans deutſche Reich verknuͤpft geweſen, komt am Ende dieſes Theils vor. P p p 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0261" n="243"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">uoniae</hi> Magiſtrum, vt me in ciuitatem ſuam ad medicos mittat, quia grauiter et</hi><note place="right">1558</note><lb/><hi rendition="#aq">letaliter ſum vulneratus.</hi> Er verſchied aber unter ſeinen Haͤnden. Das Schlos<lb/><hi rendition="#fr">Ringen</hi> ward alſo von <hi rendition="#fr">Kettlern</hi> erobert, und weil er 400 <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> in ſelbigem<lb/> niederhauen lies, verdros ſolches den Czaar dergeſtalt, daß er auſſer den Biſchof<lb/><hi rendition="#fr">Herman</hi> alle Buͤrger und junge Leute aus <hi rendition="#fr">Doͤrpt</hi> nach <hi rendition="#fr">Pleſcow</hi> zu fuͤhren<lb/> befahl, die doch aber bald wieder zuruͤck gebracht wurden.</p><lb/> <p>Noch erwies der gottſelige Koͤnig von <hi rendition="#fr">Daͤnnemark Chriſtian</hi> der <hi rendition="#aq">III</hi>te<lb/> kurz vor ſeinem Hintrit aus der Welt den <hi rendition="#fr">Lieflaͤndern</hi> die Gefaͤlligkeit, daß er<lb/> durch ſeine Geſandten <hi rendition="#fr">Claus Uhr, Waslaff Wobeſſer, Peter Bilde</hi> und<lb/> D. <hi rendition="#fr">Hieronymus Tennern</hi> bey dem Czaar um einigen Stilſtand fuͤr die <hi rendition="#fr">Lief-<lb/> laͤnder</hi> anhalten lies, der aber von den <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> nicht laͤnger als auf ein halbes<lb/> Jahr genehmiget wurde. Jm <hi rendition="#fr">roͤmiſchen</hi> Reiche verfuhr man weit kaltſinniger,<lb/> indem der Kaiſer ſeinen ganzen Beiſtand auf einige Ermahnungsſchreiben an die<lb/> Staͤdte <hi rendition="#fr">Luͤbeck</hi> und <hi rendition="#fr">Hamburg</hi> einſchraͤnkte, daß ſelbige den <hi rendition="#fr">Ruſſen</hi> nach<lb/><hi rendition="#fr">Narva</hi> keine Contrebande zufuͤhren moͤchten; die aber nicht geſonnen waren ſich<lb/> ſo genau darnach zu richten. Die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> ſelbſt erhielten keinen weitern Troſt,<lb/> als ſich an <hi rendition="#fr">Schweden</hi> zu halten. Die Chriſtenheit ſey gros, und koͤnne weder<lb/> er noch das Reich der <hi rendition="#fr">Tuͤrken</hi> wegen die Chriſten aller Orten ſchuͤtzen <note place="foot" n="l)">Jn dem Schreiben <hi rendition="#fr">Ferdinands</hi> des <hi rendition="#aq">I</hi>ſten an den Koͤnig von <hi rendition="#fr">Schweden Guſtav</hi><lb/> aus <hi rendition="#fr">Wien</hi> von 11ten Sept. 1558 fuͤhrt der Kaiſer an, daß der Czaar nicht ihm, ſon-<lb/> dern der Chriſtenheit <hi rendition="#fr">Liefland</hi> entwenden wolle, welches er der Chriſtenheit gerne wol-<lb/> te erhalten wiſſen. Es wuͤrde <hi rendition="#fr">Schweden</hi> gefaͤhrlich fallen, wenn dieſer maͤchtige<lb/> Nachbar Meiſter von der <hi rendition="#fr">Oſtſee</hi> wuͤrde, daher moͤchte <hi rendition="#fr">Guſtav</hi> nebſt andern benach-<lb/> barten Maͤchten den Meiſter und deſſen Laͤnder mit Huͤlfe, Troſt, Schutz und Bei-<lb/> ſtand nicht verlaſſen, welchen Gefallen der Kaiſer mit aller Freundſchaft zu verſchulden<lb/> verſpricht. So wol dieſer als die uͤbrigen kaiſerlichen Briefe geben genugſam zu erken-<lb/> nen, daß weder die Kaiſer noch das Reich die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> fuͤr ihre Unterthanen gehal-<lb/> ten <note place="foot" n="*)">Dawider ſtreitet nicht, daß der Kaiſer ſo wol, als die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Liuoniam</hi> Sacri <hi rendition="#i">Romani</hi> Impe-<lb/> rii prouinciam</hi> nennen. Jn den <hi rendition="#fr">lateiniſchen</hi> Huͤlfs- und Schutztractaten mit <hi rendition="#fr">Pohlen,</hi> <hi rendition="#aq">Vilnae<lb/> d. vltim. <hi rendition="#i">Aug.</hi></hi> 1559, bedienet ſich der Ordensmeiſter <hi rendition="#fr">Kettler</hi> der Ausdruͤcke: <hi rendition="#aq">Ne <hi rendition="#i">Moſchi</hi> in S. <hi rendition="#i">Rom.</hi><lb/> Imp. prouinciam, quae nomine protectionis et Clientelae Sacratiſſimae Ipſius Regiae Maieſtatis<lb/> iam quodammodo facta eſt, hoſtilia arma inferant;</hi> welche nichts anders ſagen, als daß der bey<lb/><hi rendition="#fr">Pohlen</hi> geſuchte Schutz dem Koͤnige eine Befugnis und Recht ertheile, fuͤr die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> zu<lb/> fechten und ſich ihrer anzunehmen. Das Eigenthum dieſer Lande aber dem Koͤnig zu uͤbertra-<lb/> gen, duͤrfte <hi rendition="#fr">Kettlern</hi> dismal wol nicht eingefallen ſeyn. Ein mehreres von dem Bande, mit<lb/> welchem <hi rendition="#fr">Liefland</hi> ans <hi rendition="#fr">deutſche</hi> Reich verknuͤpft geweſen, komt am Ende dieſes Theils vor.</note>. Jndeſſen ſandte der Kaiſer das folgende Jahr des Hoch- und Deutſchmeiſters<lb/> Vafallen nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> um ſich von den daſigen Angelegenheiten naͤher zu unterrich-<lb/> ten. Dieſe kamen 1560 zu <hi rendition="#fr">Speier</hi> an und ſtelten die Noth gros genug vor: was<lb/> half es aber?</note>.</p><lb/> <p>Der Czaar unterlies mitlerweile nicht, dem <hi rendition="#fr">roͤmiſchen</hi> Kaiſer <hi rendition="#fr">Ferdinand</hi><lb/> dem <hi rendition="#aq">I</hi>ſten die Urſachen vorzulegen, die ihn zu dieſem Kriege mit Recht gereitzet.<lb/> Jhr Hauptinhalt lief darauf hinaus, daß die Staͤnde den Tribut, der alle 3 Jahr zu<lb/> erlegen geweſen, nicht gehoͤrig abgetragen, den <hi rendition="#fr">rußiſchen</hi> Handel geſtoͤret, aus<lb/> den <hi rendition="#fr">griechiſchen</hi> Kirchen Zeughaͤuſer und Cloaken gemacht, ſich an ſeine Warnun-<lb/> gen nicht gekehret, ſondern wie <hi rendition="#fr">Pharao</hi> verſtockt geblieben waͤren; weswegen er<lb/> ſie mit Feuer und Schwerdt heimzuſuchen berechtiget ſey.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Lieflaͤnder</hi> wandten ſich in dieſem Gedraͤnge um <hi rendition="#fr">Jacobi</hi> an die Kro-<lb/> ne <hi rendition="#fr">Schweden,</hi> und ſandten nebſt <hi rendition="#fr">Salomon Henning,</hi> D. <hi rendition="#fr">Rembert<lb/> Gilſen</hi> und dem Secretair <hi rendition="#fr">Michael Brinckmann,</hi> den <hi rendition="#fr">duͤnemuͤndiſchen</hi><lb/> Comtur <hi rendition="#fr">Georg Brabeck</hi> nach <hi rendition="#fr">Abo</hi> an den Grosfuͤrſten <hi rendition="#fr">Johannes</hi> in <hi rendition="#fr">Finn-<lb/> land,</hi> welcher nicht abgeneigt war auf Verpfaͤndung einiger Schloͤſſer ein Dar-<lb/> lehn von 200000 Thlr. zu thun, und dem Lande mit Volk, Munition und Pro-<lb/> viant beizuſpringen, in Hofnung, ſolchergeſtalt einen feſten Fus in <hi rendition="#fr">Liefland</hi><lb/> zu erhalten. Er gab den Geſandten zwar eine Befoͤrderung an ſeinen Herrn Va-<lb/> ter mit, verwies ihnen aber die Unachtſamkeit, welche in der <hi rendition="#fr">lieflaͤndiſchen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">P p p 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Kanzley</fw><lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [243/0261]
Erzb. Wilhelm. zur Zeit der Regierung Wilhelms v. Fuͤrſtenberg.
uoniae Magiſtrum, vt me in ciuitatem ſuam ad medicos mittat, quia grauiter et
letaliter ſum vulneratus. Er verſchied aber unter ſeinen Haͤnden. Das Schlos
Ringen ward alſo von Kettlern erobert, und weil er 400 Ruſſen in ſelbigem
niederhauen lies, verdros ſolches den Czaar dergeſtalt, daß er auſſer den Biſchof
Herman alle Buͤrger und junge Leute aus Doͤrpt nach Pleſcow zu fuͤhren
befahl, die doch aber bald wieder zuruͤck gebracht wurden.
1558
Noch erwies der gottſelige Koͤnig von Daͤnnemark Chriſtian der IIIte
kurz vor ſeinem Hintrit aus der Welt den Lieflaͤndern die Gefaͤlligkeit, daß er
durch ſeine Geſandten Claus Uhr, Waslaff Wobeſſer, Peter Bilde und
D. Hieronymus Tennern bey dem Czaar um einigen Stilſtand fuͤr die Lief-
laͤnder anhalten lies, der aber von den Ruſſen nicht laͤnger als auf ein halbes
Jahr genehmiget wurde. Jm roͤmiſchen Reiche verfuhr man weit kaltſinniger,
indem der Kaiſer ſeinen ganzen Beiſtand auf einige Ermahnungsſchreiben an die
Staͤdte Luͤbeck und Hamburg einſchraͤnkte, daß ſelbige den Ruſſen nach
Narva keine Contrebande zufuͤhren moͤchten; die aber nicht geſonnen waren ſich
ſo genau darnach zu richten. Die Lieflaͤnder ſelbſt erhielten keinen weitern Troſt,
als ſich an Schweden zu halten. Die Chriſtenheit ſey gros, und koͤnne weder
er noch das Reich der Tuͤrken wegen die Chriſten aller Orten ſchuͤtzen l).
Der Czaar unterlies mitlerweile nicht, dem roͤmiſchen Kaiſer Ferdinand
dem Iſten die Urſachen vorzulegen, die ihn zu dieſem Kriege mit Recht gereitzet.
Jhr Hauptinhalt lief darauf hinaus, daß die Staͤnde den Tribut, der alle 3 Jahr zu
erlegen geweſen, nicht gehoͤrig abgetragen, den rußiſchen Handel geſtoͤret, aus
den griechiſchen Kirchen Zeughaͤuſer und Cloaken gemacht, ſich an ſeine Warnun-
gen nicht gekehret, ſondern wie Pharao verſtockt geblieben waͤren; weswegen er
ſie mit Feuer und Schwerdt heimzuſuchen berechtiget ſey.
Die Lieflaͤnder wandten ſich in dieſem Gedraͤnge um Jacobi an die Kro-
ne Schweden, und ſandten nebſt Salomon Henning, D. Rembert
Gilſen und dem Secretair Michael Brinckmann, den duͤnemuͤndiſchen
Comtur Georg Brabeck nach Abo an den Grosfuͤrſten Johannes in Finn-
land, welcher nicht abgeneigt war auf Verpfaͤndung einiger Schloͤſſer ein Dar-
lehn von 200000 Thlr. zu thun, und dem Lande mit Volk, Munition und Pro-
viant beizuſpringen, in Hofnung, ſolchergeſtalt einen feſten Fus in Liefland
zu erhalten. Er gab den Geſandten zwar eine Befoͤrderung an ſeinen Herrn Va-
ter mit, verwies ihnen aber die Unachtſamkeit, welche in der lieflaͤndiſchen
Kanzley
l) Jn dem Schreiben Ferdinands des Iſten an den Koͤnig von Schweden Guſtav
aus Wien von 11ten Sept. 1558 fuͤhrt der Kaiſer an, daß der Czaar nicht ihm, ſon-
dern der Chriſtenheit Liefland entwenden wolle, welches er der Chriſtenheit gerne wol-
te erhalten wiſſen. Es wuͤrde Schweden gefaͤhrlich fallen, wenn dieſer maͤchtige
Nachbar Meiſter von der Oſtſee wuͤrde, daher moͤchte Guſtav nebſt andern benach-
barten Maͤchten den Meiſter und deſſen Laͤnder mit Huͤlfe, Troſt, Schutz und Bei-
ſtand nicht verlaſſen, welchen Gefallen der Kaiſer mit aller Freundſchaft zu verſchulden
verſpricht. So wol dieſer als die uͤbrigen kaiſerlichen Briefe geben genugſam zu erken-
nen, daß weder die Kaiſer noch das Reich die Lieflaͤnder fuͤr ihre Unterthanen gehal-
ten *). Jndeſſen ſandte der Kaiſer das folgende Jahr des Hoch- und Deutſchmeiſters
Vafallen nach Liefland, um ſich von den daſigen Angelegenheiten naͤher zu unterrich-
ten. Dieſe kamen 1560 zu Speier an und ſtelten die Noth gros genug vor: was
half es aber?
*) Dawider ſtreitet nicht, daß der Kaiſer ſo wol, als die Lieflaͤnder Liuoniam Sacri Romani Impe-
rii prouinciam nennen. Jn den lateiniſchen Huͤlfs- und Schutztractaten mit Pohlen, Vilnae
d. vltim. Aug. 1559, bedienet ſich der Ordensmeiſter Kettler der Ausdruͤcke: Ne Moſchi in S. Rom.
Imp. prouinciam, quae nomine protectionis et Clientelae Sacratiſſimae Ipſius Regiae Maieſtatis
iam quodammodo facta eſt, hoſtilia arma inferant; welche nichts anders ſagen, als daß der bey
Pohlen geſuchte Schutz dem Koͤnige eine Befugnis und Recht ertheile, fuͤr die Lieflaͤnder zu
fechten und ſich ihrer anzunehmen. Das Eigenthum dieſer Lande aber dem Koͤnig zu uͤbertra-
gen, duͤrfte Kettlern dismal wol nicht eingefallen ſeyn. Ein mehreres von dem Bande, mit
welchem Liefland ans deutſche Reich verknuͤpft geweſen, komt am Ende dieſes Theils vor.
P p p 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |