[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1558trag machte einiges Aufsehen. Der Bischof faste sich gleich und antwortete: Ehr-barer, hochweiser Herr Bürgermeister, es sol diese Handlung der Uebergabe kei- ner Privatperson schuld gegeben und beigemessen werden. Hierauf wurde unten- stehende Capitulation zum Feldherrn ins Lager gebracht, der sie durch seinen Dol- metscher übersetzen lies, nachher aber des Bischofs und Magistrats Anforderun- gen unterzeichnete, welche gröstentheils in alten Gewohnheiten bestunden. Die- ser wakere und vernünftige Feldherr gab nicht nur dem Bischof zu seiner sichern Fortbringung nach Falckena eine ansehnliche Bedeckung von 200 Pferden zu, sondern lies auch die Bürger, welche ausgezogen, mit sicherer Manschaft durch die streifenden Cosaken begleiten. Ja er handelte so billig, daß er um der schüch- ternen Weiber und Kinder willen seine Völker nicht einmal in die Stadt lies, son- dern ein Piquet in die Thore stelte, damit die betrübten Einwohner bey ihrem Einpacken durch nichts beunruhiget würden. Jndessen wurde in Dörpt die Stadtwache bezahlt, und die nicht bleiben wolten, kramten das Jhrige zusammen, wodurch das Fuhrwerk sehr selten wurde, und mancher Freund den andern ver- lies i). Da i) Um Bredenbachs Geschwätze zu wiederlegen, als ob der Magistrat ohne Eiwilligung
des Bischofs mit dem rußischen Herrn Feldmarschal tractiret habe, folget hier Die Capitulation der Stadt Dörpt 1558. I. Von Seiten des Bischofs. 1. Der Bischof bringet fein Leben in dem Kloster Falckenau zu. II. Der Magistrat nebst der Stadt übergab folgende Bitte:2. Erhält vom Czaar das dabey gelegene Gebiete. 3. Das Kloster wird den Papisten nach des Bischofs Tode ewig gelassen. 4. Die Kapitelsherren behalten den Dom bey der päpstlichen Religion, nebst ihren Häusern und Gütern unter der Jurisdiction des Bischofs. 5. Die Adlichen, so rußische Vasallen werden wollen, bleiben auf ihren Gütern. 6. Alle Kornwaaren, Victualien, Getränke, Holz und andre Nothdurft ist Zolfrey. 7. Der Bischof mit seinen Räthen bleibt über die Kapitelsherren, Mönche und stiftischen Adel Oberherr. 8. Behält in der Stadt ein freies Haus zu seiner Nothdurft ohne Einquartierung. 9. Seine Botschaft an den Czaar oder seine eigene Person wird mit den benöthigten Podwoden ohne Entgelt hin und her geschaft. 10. Er behält vor der Stadt einen Garten und Holzraum an dem Strome frey. 11. Seine Leute können ungehindert in die Stadt ein- und ausgehen. 12. Derselben Verbrechen gegen den Czaar wird von dem Marschal gerichtet. 1. Die Stadt wird bey der augspurgischen Confeßion ohne Aenderung gelassen. 2. Die Kirchen mit den Ornamenten und der Administration bleiben. 3. Desgleichen auch die Schulen nach dem Alten. 4. Der Rath ist nach dem Alten deutsch, und behält das Rathhaus, alle Einkünfte, die Gefängnisse, Kornhäuser, Brodtschragen, Fischschranken, Münze, Apotheke, Buchschreiberey, Prediger, Schulmeister, der Stadtsdiener Häuser, den Marstal, die Mühlen, Graben, Teiche, Landgüter, Fischzüge, Wage, Wrake, Gerichts- bräuche, Weddebräuche, Armen- und Kirchenhäuser, Zolhäuser, samt allen Ren- ten und Einkünften an Wein, Bier, Meth und allen Getränken. 5. Alle Protocolle, Erbbücher, Rentbücher, alte und neue Privilegien werden bestä- tiget. 6. Der Stadtvogt richtet allein über Deutsche und Undeutsche, in geistlichen und weltlichen, peinlichen und bürgerlichen Sachen. 7. Die Stadt gebraucht das Schwerdtrichten nach dem alten. 8. Die Bauersprache und alten Gebräuche in Processen, Geselschaften, Wahl der Aemter, Schragen, Kornmasse, Gewichte, Elle etc. bleiben. 9. Die Gemeine besitzt beide Gildenstuben zu ihren Hochzeiten und Amtszusammen- künften. 10. Die Schwarzenhäupter behalten ihr Haus zu ihrem Verkehr und Geselschafts- trinken. 11. Nach Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1558trag machte einiges Aufſehen. Der Biſchof faſte ſich gleich und antwortete: Ehr-barer, hochweiſer Herr Buͤrgermeiſter, es ſol dieſe Handlung der Uebergabe kei- ner Privatperſon ſchuld gegeben und beigemeſſen werden. Hierauf wurde unten- ſtehende Capitulation zum Feldherrn ins Lager gebracht, der ſie durch ſeinen Dol- metſcher uͤberſetzen lies, nachher aber des Biſchofs und Magiſtrats Anforderun- gen unterzeichnete, welche groͤſtentheils in alten Gewohnheiten beſtunden. Die- ſer wakere und vernuͤnftige Feldherr gab nicht nur dem Biſchof zu ſeiner ſichern Fortbringung nach Falckena eine anſehnliche Bedeckung von 200 Pferden zu, ſondern lies auch die Buͤrger, welche ausgezogen, mit ſicherer Manſchaft durch die ſtreifenden Coſaken begleiten. Ja er handelte ſo billig, daß er um der ſchuͤch- ternen Weiber und Kinder willen ſeine Voͤlker nicht einmal in die Stadt lies, ſon- dern ein Piquet in die Thore ſtelte, damit die betruͤbten Einwohner bey ihrem Einpacken durch nichts beunruhiget wuͤrden. Jndeſſen wurde in Doͤrpt die Stadtwache bezahlt, und die nicht bleiben wolten, kramten das Jhrige zuſammen, wodurch das Fuhrwerk ſehr ſelten wurde, und mancher Freund den andern ver- lies i). Da i) Um Bredenbachs Geſchwaͤtze zu wiederlegen, als ob der Magiſtrat ohne Eiwilligung
des Biſchofs mit dem rußiſchen Herrn Feldmarſchal tractiret habe, folget hier Die Capitulation der Stadt Doͤrpt 1558. I. Von Seiten des Biſchofs. 1. Der Biſchof bringet fein Leben in dem Kloſter Falckenau zu. II. Der Magiſtrat nebſt der Stadt uͤbergab folgende Bitte:2. Erhaͤlt vom Czaar das dabey gelegene Gebiete. 3. Das Kloſter wird den Papiſten nach des Biſchofs Tode ewig gelaſſen. 4. Die Kapitelsherren behalten den Dom bey der paͤpſtlichen Religion, nebſt ihren Haͤuſern und Guͤtern unter der Jurisdiction des Biſchofs. 5. Die Adlichen, ſo rußiſche Vaſallen werden wollen, bleiben auf ihren Guͤtern. 6. Alle Kornwaaren, Victualien, Getraͤnke, Holz und andre Nothdurft iſt Zolfrey. 7. Der Biſchof mit ſeinen Raͤthen bleibt uͤber die Kapitelsherren, Moͤnche und ſtiftiſchen Adel Oberherr. 8. Behaͤlt in der Stadt ein freies Haus zu ſeiner Nothdurft ohne Einquartierung. 9. Seine Botſchaft an den Czaar oder ſeine eigene Perſon wird mit den benoͤthigten Podwoden ohne Entgelt hin und her geſchaft. 10. Er behaͤlt vor der Stadt einen Garten und Holzraum an dem Strome frey. 11. Seine Leute koͤnnen ungehindert in die Stadt ein- und ausgehen. 12. Derſelben Verbrechen gegen den Czaar wird von dem Marſchal gerichtet. 1. Die Stadt wird bey der augſpurgiſchen Confeßion ohne Aenderung gelaſſen. 2. Die Kirchen mit den Ornamenten und der Adminiſtration bleiben. 3. Desgleichen auch die Schulen nach dem Alten. 4. Der Rath iſt nach dem Alten deutſch, und behaͤlt das Rathhaus, alle Einkuͤnfte, die Gefaͤngniſſe, Kornhaͤuſer, Brodtſchragen, Fiſchſchranken, Muͤnze, Apotheke, Buchſchreiberey, Prediger, Schulmeiſter, der Stadtsdiener Haͤuſer, den Marſtal, die Muͤhlen, Graben, Teiche, Landguͤter, Fiſchzuͤge, Wage, Wrake, Gerichts- braͤuche, Weddebraͤuche, Armen- und Kirchenhaͤuſer, Zolhaͤuſer, ſamt allen Ren- ten und Einkuͤnften an Wein, Bier, Meth und allen Getraͤnken. 5. Alle Protocolle, Erbbuͤcher, Rentbuͤcher, alte und neue Privilegien werden beſtaͤ- tiget. 6. Der Stadtvogt richtet allein uͤber Deutſche und Undeutſche, in geiſtlichen und weltlichen, peinlichen und buͤrgerlichen Sachen. 7. Die Stadt gebraucht das Schwerdtrichten nach dem alten. 8. Die Bauerſprache und alten Gebraͤuche in Proceſſen, Geſelſchaften, Wahl der Aemter, Schragen, Kornmaſſe, Gewichte, Elle ꝛc. bleiben. 9. Die Gemeine beſitzt beide Gildenſtuben zu ihren Hochzeiten und Amtszuſammen- kuͤnften. 10. Die Schwarzenhaͤupter behalten ihr Haus zu ihrem Verkehr und Geſelſchafts- trinken. 11. Nach <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0256" n="238"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1558</note>trag machte einiges Aufſehen. 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barer, hochweiſer Herr Buͤrgermeiſter, es ſol dieſe Handlung der Uebergabe kei-
ner Privatperſon ſchuld gegeben und beigemeſſen werden. Hierauf wurde unten-
ſtehende Capitulation zum Feldherrn ins Lager gebracht, der ſie durch ſeinen Dol-
metſcher uͤberſetzen lies, nachher aber des Biſchofs und Magiſtrats Anforderun-
gen unterzeichnete, welche groͤſtentheils in alten Gewohnheiten beſtunden. Die-
ſer wakere und vernuͤnftige Feldherr gab nicht nur dem Biſchof zu ſeiner ſichern
Fortbringung nach Falckena eine anſehnliche Bedeckung von 200 Pferden zu,
ſondern lies auch die Buͤrger, welche ausgezogen, mit ſicherer Manſchaft durch
die ſtreifenden Coſaken begleiten. Ja er handelte ſo billig, daß er um der ſchuͤch-
ternen Weiber und Kinder willen ſeine Voͤlker nicht einmal in die Stadt lies, ſon-
dern ein Piquet in die Thore ſtelte, damit die betruͤbten Einwohner bey ihrem
Einpacken durch nichts beunruhiget wuͤrden. Jndeſſen wurde in Doͤrpt die
Stadtwache bezahlt, und die nicht bleiben wolten, kramten das Jhrige zuſammen,
wodurch das Fuhrwerk ſehr ſelten wurde, und mancher Freund den andern ver-
lies i).
1558
Da
i) Um Bredenbachs Geſchwaͤtze zu wiederlegen, als ob der Magiſtrat ohne Eiwilligung
des Biſchofs mit dem rußiſchen Herrn Feldmarſchal tractiret habe, folget hier
Die Capitulation der Stadt Doͤrpt 1558.
I. Von Seiten des Biſchofs.
1. Der Biſchof bringet fein Leben in dem Kloſter Falckenau zu.
2. Erhaͤlt vom Czaar das dabey gelegene Gebiete.
3. Das Kloſter wird den Papiſten nach des Biſchofs Tode ewig gelaſſen.
4. Die Kapitelsherren behalten den Dom bey der paͤpſtlichen Religion, nebſt ihren
Haͤuſern und Guͤtern unter der Jurisdiction des Biſchofs.
5. Die Adlichen, ſo rußiſche Vaſallen werden wollen, bleiben auf ihren Guͤtern.
6. Alle Kornwaaren, Victualien, Getraͤnke, Holz und andre Nothdurft iſt Zolfrey.
7. Der Biſchof mit ſeinen Raͤthen bleibt uͤber die Kapitelsherren, Moͤnche und ſtiftiſchen
Adel Oberherr.
8. Behaͤlt in der Stadt ein freies Haus zu ſeiner Nothdurft ohne Einquartierung.
9. Seine Botſchaft an den Czaar oder ſeine eigene Perſon wird mit den benoͤthigten
Podwoden ohne Entgelt hin und her geſchaft.
10. Er behaͤlt vor der Stadt einen Garten und Holzraum an dem Strome frey.
11. Seine Leute koͤnnen ungehindert in die Stadt ein- und ausgehen.
12. Derſelben Verbrechen gegen den Czaar wird von dem Marſchal gerichtet.
II. Der Magiſtrat nebſt der Stadt uͤbergab folgende Bitte:
1. Die Stadt wird bey der augſpurgiſchen Confeßion ohne Aenderung gelaſſen.
2. Die Kirchen mit den Ornamenten und der Adminiſtration bleiben.
3. Desgleichen auch die Schulen nach dem Alten.
4. Der Rath iſt nach dem Alten deutſch, und behaͤlt das Rathhaus, alle Einkuͤnfte,
die Gefaͤngniſſe, Kornhaͤuſer, Brodtſchragen, Fiſchſchranken, Muͤnze, Apotheke,
Buchſchreiberey, Prediger, Schulmeiſter, der Stadtsdiener Haͤuſer, den Marſtal,
die Muͤhlen, Graben, Teiche, Landguͤter, Fiſchzuͤge, Wage, Wrake, Gerichts-
braͤuche, Weddebraͤuche, Armen- und Kirchenhaͤuſer, Zolhaͤuſer, ſamt allen Ren-
ten und Einkuͤnften an Wein, Bier, Meth und allen Getraͤnken.
5. Alle Protocolle, Erbbuͤcher, Rentbuͤcher, alte und neue Privilegien werden beſtaͤ-
tiget.
6. Der Stadtvogt richtet allein uͤber Deutſche und Undeutſche, in geiſtlichen und
weltlichen, peinlichen und buͤrgerlichen Sachen.
7. Die Stadt gebraucht das Schwerdtrichten nach dem alten.
8. Die Bauerſprache und alten Gebraͤuche in Proceſſen, Geſelſchaften, Wahl der
Aemter, Schragen, Kornmaſſe, Gewichte, Elle ꝛc. bleiben.
9. Die Gemeine beſitzt beide Gildenſtuben zu ihren Hochzeiten und Amtszuſammen-
kuͤnften.
10. Die Schwarzenhaͤupter behalten ihr Haus zu ihrem Verkehr und Geſelſchafts-
trinken.
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