[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1535den, nach dessen Tode dieselbe nebst andern Seelmessen der Stadt überlassen wird,sie zur Ehre GOttes zu gebrauchen. Er erlaubet den Wall zwischen der Sand- und Jacobspforte fester zu bauen, verbietet alle Vorkäuferey, läst den an der Stintsee angesessenen Stadtbauren die Holzung in dem Ordenswalde frey, und kein Bürger darf ohne Hauptursache gefangen oder arrestiret werden. Die Stadt behält die Wedde zu ihrem Selbstnutz, dafür sie jährlich auf Jacobi dem Haus- comtur zu Riga 100 Mark zu entrichten hat. Die Strasse nach Litthauen über Bauske bleibet noch 4 Jahr offen. Jn Estland entsponnen sich zwischen dem Adel und der Bürgerschaft recht ge- Am b) Hieher gehört die zu Revel 1543 niedergesetzte Commißion, in welcher der Bischof von Curland und bestätigter Administrator des Stifts zu Oesel, Joh. von Mönnig- husen, die Comture Joh. von der Recke zu Fellin und Rembert von Scha- renberg zu Revel, diese weit aussehenden Streitigkeiten vornahmen. Der Adel be- schwerte sich, daß sie ihr Korn an die Bürger verkaufen und die auswertigen Waaren um den doppelten Preis von den Kaufleuten erstehen müsten. Die Bürger beriefen sich auf die alten Statuten, und die Hafengelder, weswegen sie vor den Fremden das Vorrecht mit dem Lande zu handeln hätten. Wegen der uxkülschen Hinrichtung er- wiederte die Stadt, daß sie nach dem lübischen Rechte verfahren, welches von Kai- sern für Arme und Reiche bestätiget worden*). Jn Ansehung der beim Thurnier vor- gefallenen *) Des lübischen Rechts bediente sich die Stadt Revel schon von den Zeiten des Königs in Dänne-
mark Waldemar des IIten her, wie es nicht nur in Estland sondern auch in Preussen, son- derlich in den Städten Braunsberg, Frauwenberg und am stärksten in Elbingen gebräuchlich war, wo man noch bis auf des poblnischen Königs, Sigismund des Isten, Regierung sich auf die Stadt Lübeck zu berufen pflegte. Weil es die römischen Kaiser bestätiget, so haben die Könige in Pohlen es nach der Veränderung mit Preussen 1512 abzuschaffen beschlossen. S. Schützen rerum Pruss. lib. X, f. 444, woraus Hartknoch in der XVII Dissert. von dem Rechte der Preussen und Menius prodrom. S. 13 ihre Nachrichten von Liefland nehmen. Herr Schurz- fleischen komt es vor, als ob Revel einen merklichen Vorzug vor Riga genossen, weil man von ihr nicht an das kaiserliche Hofgerichte nach Speier appelliret, und selbige auch keinem Bischof gehuldiget habe. Allein wie nur die Stände das Vorrecht befassen ihre Processe an den Höfen und Gerichtstäten ihrer obersten Schutzherrn, des Papstes und Kaisets, auszuführen; so war hingegen nach den Landesstatuten allen Prwatpersonen auch in Liefland und Riga die Appella- tion an auswärtige Oerter untersaget. Riga aber machte den Erzbischöfen und Ordensmeistern die Huldigung immer so lange sauer, bis es almälig die zerstreueten Ueberbleibsel des alten Anse- hens Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1535den, nach deſſen Tode dieſelbe nebſt andern Seelmeſſen der Stadt uͤberlaſſen wird,ſie zur Ehre GOttes zu gebrauchen. Er erlaubet den Wall zwiſchen der Sand- und Jacobspforte feſter zu bauen, verbietet alle Vorkaͤuferey, laͤſt den an der Stintſee angeſeſſenen Stadtbauren die Holzung in dem Ordenswalde frey, und kein Buͤrger darf ohne Haupturſache gefangen oder arreſtiret werden. Die Stadt behaͤlt die Wedde zu ihrem Selbſtnutz, dafuͤr ſie jaͤhrlich auf Jacobi dem Haus- comtur zu Riga 100 Mark zu entrichten hat. Die Straſſe nach Litthauen uͤber Bauske bleibet noch 4 Jahr offen. Jn Eſtland entſponnen ſich zwiſchen dem Adel und der Buͤrgerſchaft recht ge- Am b) Hieher gehoͤrt die zu Revel 1543 niedergeſetzte Commißion, in welcher der Biſchof von Curland und beſtaͤtigter Adminiſtrator des Stifts zu Oeſel, Joh. von Moͤnnig- huſen, die Comture Joh. von der Recke zu Fellin und Rembert von Scha- renberg zu Revel, dieſe weit ausſehenden Streitigkeiten vornahmen. Der Adel be- ſchwerte ſich, daß ſie ihr Korn an die Buͤrger verkaufen und die auswertigen Waaren um den doppelten Preis von den Kaufleuten erſtehen muͤſten. Die Buͤrger beriefen ſich auf die alten Statuten, und die Hafengelder, weswegen ſie vor den Fremden das Vorrecht mit dem Lande zu handeln haͤtten. Wegen der uxkuͤlſchen Hinrichtung er- wiederte die Stadt, daß ſie nach dem luͤbiſchen Rechte verfahren, welches von Kai- ſern fuͤr Arme und Reiche beſtaͤtiget worden*). Jn Anſehung der beim Thurnier vor- gefallenen *) Des luͤbiſchen Rechts bediente ſich die Stadt Revel ſchon von den Zeiten des Koͤnigs in Daͤnne-
mark Waldemar des IIten her, wie es nicht nur in Eſtland ſondern auch in Preuſſen, ſon- derlich in den Staͤdten Braunsberg, Frauwenberg und am ſtaͤrkſten in Elbingen gebraͤuchlich war, wo man noch bis auf des poblniſchen Koͤnigs, Sigismund des Iſten, Regierung ſich auf die Stadt Luͤbeck zu berufen pflegte. Weil es die roͤmiſchen Kaiſer beſtaͤtiget, ſo haben die Koͤnige in Pohlen es nach der Veraͤnderung mit Preuſſen 1512 abzuſchaffen beſchloſſen. S. Schuͤtzen rerum Pruſſ. lib. X, f. 444, woraus Hartknoch in der XVII Diſſert. von dem Rechte der Preuſſen und Menius prodrom. S. 13 ihre Nachrichten von Liefland nehmen. Herr Schurz- fleiſchen komt es vor, als ob Revel einen merklichen Vorzug vor Riga genoſſen, weil man von ihr nicht an das kaiſerliche Hofgerichte nach Speier appelliret, und ſelbige auch keinem Biſchof gehuldiget habe. Allein wie nur die Staͤnde das Vorrecht befaſſen ihre Proceſſe an den Hoͤfen und Gerichtſtaͤten ihrer oberſten Schutzherrn, des Papſtes und Kaiſets, auszufuͤhren; ſo war hingegen nach den Landesſtatuten allen Prwatperſonen auch in Liefland und Riga die Appella- tion an auswaͤrtige Oerter unterſaget. Riga aber machte den Erzbiſchoͤfen und Ordensmeiſtern die Huldigung immer ſo lange ſauer, bis es almaͤlig die zerſtreueten Ueberbleibſel des alten Anſe- hens <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="206"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,</hi></fw><lb/><note place="left">1535</note>den, nach deſſen Tode dieſelbe nebſt andern Seelmeſſen der Stadt uͤberlaſſen wird,<lb/> ſie zur Ehre GOttes zu gebrauchen. 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und Jacobspforte feſter zu bauen, verbietet alle Vorkaͤuferey, laͤſt den an der
Stintſee angeſeſſenen Stadtbauren die Holzung in dem Ordenswalde frey, und
kein Buͤrger darf ohne Haupturſache gefangen oder arreſtiret werden. Die Stadt
behaͤlt die Wedde zu ihrem Selbſtnutz, dafuͤr ſie jaͤhrlich auf Jacobi dem Haus-
comtur zu Riga 100 Mark zu entrichten hat. Die Straſſe nach Litthauen
uͤber Bauske bleibet noch 4 Jahr offen.
1535
Jn Eſtland entſponnen ſich zwiſchen dem Adel und der Buͤrgerſchaft recht ge-
faͤrliche Mishelligkeiten. Am Tage Mariaͤ Heimſuchung nahm Bruͤggeney zu
Revel die Huldigung an, worauf ihn die Stadt auf dem Rathhauſe mit einem praͤch-
tigen Gaſtmal bewirthete. Jn dem dabey gehaltenen Turnier gelung es einem
jungen Kaufgeſellen, daß er einen Landjunker aus dem Sattel hob, woruͤber die
Buͤrger ihr Vergnuͤgen zu ausgelaſſen bezeugten, und dadurch die ſchon vorher em-
pfindlichen Gemuͤther des Adels in noch groͤſſere Hitze brachten. Denn die Stadt
hatte ein Jahr zuvor einen gewiſſen Johan Uxkuͤl, Herrn von Rieſenberg,
durch ihren Boten Schroͤder in Verhaft nehmen laſſen, weil er einen von ſei-
nen Bauren erſchlagen, deſſen Verwandten ihm das Geleite geſperret. Ja ſie
lies ihm gar am 7ten May 1535 zwiſchen den Stadtthoren den Kopf abſchlagen,
ob er gleich ein ziemlich anſehnliches Loͤſegeld darbot. Dieſes Unterfangen nun
kam dem Adel bey dem Thurniere wieder in friſches Andenken, es kam zu Strei-
chen, und einige waren ſchon wirklich toͤdlich verwundet. Die Wuth machte ſie
gegen das Verbot des Herrn Meiſters blind und taub, ob er gleich mit Hut,
Brod und Teller unter die erhitzten Parteien zum Fenſter herunter warf. Nur
der wackere Thomas Fegeſack, Buͤrgermeiſter der Stadt, redete den Laͤrmenden
ſo nachdruͤcklich zu, daß der Tumult ſich legte, wobey er ihnen die Vertroͤſtung
gab, daß alles gruͤndlich unterſucht werden ſolte. Wie nun der Adel nach erhal-
tenem nicht angenehmen Beſcheide dem Ordensmeiſter Parteilichkeit vorwarf, wur-
den einige in Verhaft genommen, die alles Widerſpruchs ohnerachtet einige Jahr
ſitzen muſten. Dieſe Haͤndel griffen zwar noch weiter um ſich, wurden aber durch
das kluge Betragen des Ordensmeiſters nach und nach gluͤcklich abgethan b).
Am
b) Hieher gehoͤrt die zu Revel 1543 niedergeſetzte Commißion, in welcher der Biſchof von
Curland und beſtaͤtigter Adminiſtrator des Stifts zu Oeſel, Joh. von Moͤnnig-
huſen, die Comture Joh. von der Recke zu Fellin und Rembert von Scha-
renberg zu Revel, dieſe weit ausſehenden Streitigkeiten vornahmen. Der Adel be-
ſchwerte ſich, daß ſie ihr Korn an die Buͤrger verkaufen und die auswertigen Waaren
um den doppelten Preis von den Kaufleuten erſtehen muͤſten. Die Buͤrger beriefen
ſich auf die alten Statuten, und die Hafengelder, weswegen ſie vor den Fremden das
Vorrecht mit dem Lande zu handeln haͤtten. Wegen der uxkuͤlſchen Hinrichtung er-
wiederte die Stadt, daß ſie nach dem luͤbiſchen Rechte verfahren, welches von Kai-
ſern fuͤr Arme und Reiche beſtaͤtiget worden *)
. Jn Anſehung der beim Thurnier vor-
gefallenen
*) Des luͤbiſchen Rechts bediente ſich die Stadt Revel ſchon von den Zeiten des Koͤnigs in Daͤnne-
mark Waldemar des IIten her, wie es nicht nur in Eſtland ſondern auch in Preuſſen, ſon-
derlich in den Staͤdten Braunsberg, Frauwenberg und am ſtaͤrkſten in Elbingen gebraͤuchlich
war, wo man noch bis auf des poblniſchen Koͤnigs, Sigismund des Iſten, Regierung ſich auf
die Stadt Luͤbeck zu berufen pflegte. Weil es die roͤmiſchen Kaiſer beſtaͤtiget, ſo haben die
Koͤnige in Pohlen es nach der Veraͤnderung mit Preuſſen 1512 abzuſchaffen beſchloſſen. S. Schuͤtzen
rerum Pruſſ. lib. X, f. 444, woraus Hartknoch in der XVII Diſſert. von dem Rechte der
Preuſſen und Menius prodrom. S. 13 ihre Nachrichten von Liefland nehmen. Herr Schurz-
fleiſchen komt es vor, als ob Revel einen merklichen Vorzug vor Riga genoſſen, weil man von
ihr nicht an das kaiſerliche Hofgerichte nach Speier appelliret, und ſelbige auch keinem Biſchof
gehuldiget habe. Allein wie nur die Staͤnde das Vorrecht befaſſen ihre Proceſſe an den Hoͤfen
und Gerichtſtaͤten ihrer oberſten Schutzherrn, des Papſtes und Kaiſets, auszufuͤhren; ſo war
hingegen nach den Landesſtatuten allen Prwatperſonen auch in Liefland und Riga die Appella-
tion an auswaͤrtige Oerter unterſaget. Riga aber machte den Erzbiſchoͤfen und Ordensmeiſtern
die Huldigung immer ſo lange ſauer, bis es almaͤlig die zerſtreueten Ueberbleibſel des alten Anſe-
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