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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1527Thomas Schöning, gewesenen Dechanten zum Erzbischof. Das Stift
Dörpt wehlte eines dasigen Bürgers Sohn Johan Beyen zu seinem geistlichen
Haupte. Doch beide waren keine in ihrem Vaterlande sonderlich beliebte
Propheten.

1528

Der neue Erzbischof Thomas befand sich unterdessen in Deutschland,
wo er den vom Kapitel postulirten Herzog Georg mit Gelde befriedigen solte;
worein die rigischen Domherren leicht willigten, indem Plettenberg ihnen beim
Magistrat die Erstattung ihrer verlornen Güter auszuwirken versprochen hatte.
Bey seiner Zurückkunft drang er auf die Erfüllung, mit der es aber langweilig
zugieng, so, daß Plettenberg darüber vors speiersche Kammergericht gela-
den wurde.

1530

Am 6ten Jul. überreichten die erzbischöflichen Räthe den kaiserlichen Befehl
von Einräumung der Stiftsgüter, welcher nebst den Vorstellungen des Bischofs
zu Dörpt den Ordensmeister bewog, daß er die wolmerschen Händel mit
Blanckenfelden auch für ungültig erkante, dem Erzbischof die halbe Gerichtbar-
keit über Riga wieder überlies, beim Herzog Albrecht aber die Postulation sei-
nes Bruders zum Coadiutor zu hintertreiben suchte. Die Stadt willigte im Au-
gust zu Dahlen auf einer Zusammenkunft in die Zurückgabe der Stiftsgüter,
wolte aber dem Erzbischof, als einem Päpstler, keine Gewalt über die Kirchensa-
chen zugestehen, sondern sich bey der evangelischen Lehre geschützet wissen, wozu
D. Johan Brismann von Königsberg von Seiten der Stadt verschrieben
war r). Doch da die Clerisey nicht nachgab, so wurde auf Unterhandlung etli-
cher Fürsten wegen der Unkosten, des Schadens und anderer unausgemachten
Punkte auf beiden Seiten ein Anstand von 2 Jahren genehmiget. Die versam-
leten Bischöfe und der Ordensmeister nahmen Sonnabends nach der Apostel Thei-
lung zu Wolmer sichere Abrede, wie es nach Thomä Tode mit der Stuhlfolge
solte gehalten werden. Der Erzbischof war dabey in vielen Artikeln übergangen,
auch nicht einmal gegenwärtig.

Carl der Vte lies durch den mäynzischen Cardinal Albert, als Erzkanzler,
durch den Vicekanzler Waldkirch und den Secretair Alexander Sweich am
5ten August zu Augspurg Plettenbergen das wichtige Diploma über alle
liefländische Vorrechte in den nachdrüchlichsten Ausdrücken ausfertigen, und
unter andern die freie Meisterwahl, die Zölle, Accise und Einkünfte dem Orden
in Liefland vergewissern. Der Rath der Stadt Lübeck hat Montags nach
Remigii dieses Diploma noch dasselbe Jahr in einem Transsumt aufgenom-
men s).

Ob
r) Das Leben dieses berühmten Gottesgelehrten stehet im erläuterten Preussen B. II,
S. 297 u. f. und B. III, S. 180 u. f. Er wurde 1531 durch Marggraf Albrechten
von Preussen aus Liefland wieder nach Königsberg berufen, entweder weil er die
liefländische Luft nicht vertragen konte, oder auch die Unruhe der Wiedertäufer in
Preussen zu stillen.
s) Die Ausdrücke der lateinischen Urschrift lauten kürzer so: Ipsis (magistro et prae-
ceptoribus) et eorum ordini praedicto tam in capite, quam in membris vniuersa et
singula priuilegia, litteras, concessiones, donationes, emtiones, gratias, libertates,
immunitates, indulta, iura, feuda, vasallagia, consuetudines laudabiles, obseruan-
tias, liberam inter se et hactenus obseruatam eligendi Magistri electionem, hono-
res, castra, villas, districtus, terras, insulas, homines, bona et loca, iudicia et te-
lonia, vectigalia, dacias et gabellas, obuentiones, prouentus et reditus, cum sin-
gulis rebus, vsibus, vsufructibus, vtilitatibus et emolumentis, quibuscunque etiam
specialibus designentur vocabulis, Ipsis et eorum Ordini a diuis Romanorum Impe-
ratoribus et Regibus nostris praedecessoribus, ac a nobis aliisque principibus et Chri-
sti fidelibus spiritualibus et secularibus indulta et indultas, concessa et concessas, indul-
genda et indulgendas, concedenda et concedendas ratificamus, approbamus, inno-
uamus, de nouo concedimus, et auctoritate Caesarea ac praesentis scripti patrocinio
confirmamus.
Den Uebertretern dieses kaiserlichen Befehls ist eine Summe von 1000
Mark reines Goldes zu bezahlen auferlegt.

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1527Thomas Schoͤning, geweſenen Dechanten zum Erzbiſchof. Das Stift
Doͤrpt wehlte eines daſigen Buͤrgers Sohn Johan Beyen zu ſeinem geiſtlichen
Haupte. Doch beide waren keine in ihrem Vaterlande ſonderlich beliebte
Propheten.

1528

Der neue Erzbiſchof Thomas befand ſich unterdeſſen in Deutſchland,
wo er den vom Kapitel poſtulirten Herzog Georg mit Gelde befriedigen ſolte;
worein die rigiſchen Domherren leicht willigten, indem Plettenberg ihnen beim
Magiſtrat die Erſtattung ihrer verlornen Guͤter auszuwirken verſprochen hatte.
Bey ſeiner Zuruͤckkunft drang er auf die Erfuͤllung, mit der es aber langweilig
zugieng, ſo, daß Plettenberg daruͤber vors ſpeierſche Kammergericht gela-
den wurde.

1530

Am 6ten Jul. uͤberreichten die erzbiſchoͤflichen Raͤthe den kaiſerlichen Befehl
von Einraͤumung der Stiftsguͤter, welcher nebſt den Vorſtellungen des Biſchofs
zu Doͤrpt den Ordensmeiſter bewog, daß er die wolmerſchen Haͤndel mit
Blanckenfelden auch fuͤr unguͤltig erkante, dem Erzbiſchof die halbe Gerichtbar-
keit uͤber Riga wieder uͤberlies, beim Herzog Albrecht aber die Poſtulation ſei-
nes Bruders zum Coadiutor zu hintertreiben ſuchte. Die Stadt willigte im Au-
guſt zu Dahlen auf einer Zuſammenkunft in die Zuruͤckgabe der Stiftsguͤter,
wolte aber dem Erzbiſchof, als einem Paͤpſtler, keine Gewalt uͤber die Kirchenſa-
chen zugeſtehen, ſondern ſich bey der evangeliſchen Lehre geſchuͤtzet wiſſen, wozu
D. Johan Brismann von Koͤnigsberg von Seiten der Stadt verſchrieben
war r). Doch da die Cleriſey nicht nachgab, ſo wurde auf Unterhandlung etli-
cher Fuͤrſten wegen der Unkoſten, des Schadens und anderer unausgemachten
Punkte auf beiden Seiten ein Anſtand von 2 Jahren genehmiget. Die verſam-
leten Biſchoͤfe und der Ordensmeiſter nahmen Sonnabends nach der Apoſtel Thei-
lung zu Wolmer ſichere Abrede, wie es nach Thomaͤ Tode mit der Stuhlfolge
ſolte gehalten werden. Der Erzbiſchof war dabey in vielen Artikeln uͤbergangen,
auch nicht einmal gegenwaͤrtig.

Carl der Vte lies durch den maͤynziſchen Cardinal Albert, als Erzkanzler,
durch den Vicekanzler Waldkirch und den Secretair Alexander Sweich am
5ten Auguſt zu Augſpurg Plettenbergen das wichtige Diploma uͤber alle
lieflaͤndiſche Vorrechte in den nachdruͤchlichſten Ausdruͤcken ausfertigen, und
unter andern die freie Meiſterwahl, die Zoͤlle, Acciſe und Einkuͤnfte dem Orden
in Liefland vergewiſſern. Der Rath der Stadt Luͤbeck hat Montags nach
Remigii dieſes Diploma noch daſſelbe Jahr in einem Tranſſumt aufgenom-
men ſ).

Ob
r) Das Leben dieſes beruͤhmten Gottesgelehrten ſtehet im erlaͤuterten Preuſſen B. II,
S. 297 u. f. und B. III, S. 180 u. f. Er wurde 1531 durch Marggraf Albrechten
von Preuſſen aus Liefland wieder nach Koͤnigsberg berufen, entweder weil er die
lieflaͤndiſche Luft nicht vertragen konte, oder auch die Unruhe der Wiedertaͤufer in
Preuſſen zu ſtillen.
ſ) Die Ausdruͤcke der lateiniſchen Urſchrift lauten kuͤrzer ſo: Ipſis (magiſtro et prae-
ceptoribus) et eorum ordini praedicto tam in capite, quam in membris vniuerſa et
ſingula priuilegia, litteras, conceſſiones, donationes, emtiones, gratias, libertates,
immunitates, indulta, iura, feuda, vaſallagia, conſuetudines laudabiles, obſeruan-
tias, liberam inter ſe et hactenus obſeruatam eligendi Magiſtri electionem, hono-
res, caſtra, villas, diſtrictus, terras, inſulas, homines, bona et loca, iudicia et te-
lonia, vectigalia, dacias et gabellas, obuentiones, prouentus et reditus, cum ſin-
gulis rebus, vſibus, vſufructibus, vtilitatibus et emolumentis, quibuscunque etiam
ſpecialibus deſignentur vocabulis, Ipſis et eorum Ordini a diuis Romanorum Impe-
ratoribus et Regibus noſtris praedeceſſoribus, ac a nobis aliisque principibus et Chri-
ſti fidelibus ſpiritualibus et ſecularibus indulta et indultas, conceſſa et conceſſas, indul-
genda et indulgendas, concedenda et concedendas ratificamus, approbamus, inno-
uamus, de nouo concedimus, et auctoritate Caeſarea ac praeſentis ſcripti patrocinio
confirmamus.
Den Uebertretern dieſes kaiſerlichen Befehls iſt eine Summe von 1000
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/214>, abgerufen am 23.11.2024.