[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister, 1488ben; alle Stände der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keinerPartey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre Güter wieder zuzukehren; die kaiserlichen Briefe über die Regalien den Gliedern der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins Stift zu setzen. Riga, vom 2ten Merz. Montags vor Elisabeth verglich der Erzbischof die Krone Schweden Am Michaelisabend übertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen Der Papst Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer schwe- Nachdem der Erzbischof von dem Orden Genugthuung erhalten, und selbi- Nähe c) Zuschrift an die Stadt Riga, in welcher derselben die wolmersche Absprache von 1491 noch einmal communiciret werden muste, weil sie diese Lasten noch bisher mit kei- nem Finger angerühret*). Den *) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil sie aus einem viel höhern Thon als der kirchholmische
merkwürdigs Tractat spricht, der Curiosität wegen. Sie erweist das verworne Regiment, das mit Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, 1488ben; alle Staͤnde der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keinerPartey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre Guͤter wieder zuzukehren; die kaiſerlichen Briefe uͤber die Regalien den Gliedern der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins Stift zu ſetzen. Riga, vom 2ten Merz. Montags vor Eliſabeth verglich der Erzbiſchof die Krone Schweden Am Michaelisabend uͤbertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen Der Papſt Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer ſchwe- Nachdem der Erzbiſchof von dem Orden Genugthuung erhalten, und ſelbi- Naͤhe c) Zuſchrift an die Stadt Riga, in welcher derſelben die wolmerſche Abſprache von 1491 noch einmal communiciret werden muſte, weil ſie dieſe Laſten noch bisher mit kei- nem Finger angeruͤhret*). Den *) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil ſie aus einem viel hoͤhern Thon als der kirchholmiſche
merkwuͤrdigs Tractat ſpricht, der Curioſitaͤt wegen. 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Die grauen Schweſtern von der 3ten Regel <hi rendition="#fr">Franciſci</hi> ſollen<lb/> bey ihrer Aufnahme nicht unter 15 Jahr und nicht uͤber 30 Jahr ſeyn. Welche<lb/> unter 15 Jahren ins Kloſter gehen, bezahlen die Koſt. 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Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
ben; alle Staͤnde der Kirche zu Riga bey ihrem Herkommen zu erhalten; keiner
Partey etwas abzubringen; den Kirchenparten alle Anklage nachzugeben; dem
Kapitel das Schlos Suntzel, auch andern von Adel laut des monitorii ihre
Guͤter wieder zuzukehren; die kaiſerlichen Briefe uͤber die Regalien den Gliedern
der Kirche auszuantworten; und keine Amtleute, welche den Orden tragen, ins
Stift zu ſetzen. Riga, vom 2ten Merz.
1488
Montags vor Eliſabeth verglich der Erzbiſchof die Krone Schweden
und den Ordensmeiſter wegen des Schadens und Geldverluſts mit einander, den
Schweden mit Einbuͤſſung vieler Leute in Liefland erlitten, daß kuͤnftig keiner
Forderungen mehr gedacht werde. Geſchehen zu Revel.
Am Michaelisabend uͤbertrug der Rath zu Riga die Kirche des heiligen
Geiſtes, gegen der Peterskirche uͤber, an die Franciſcaner der dritten Regel, un-
ter welchen Claus Schriner von Eppenſteen, Hans Wulf, Sywert
Holtſadel und Merten Oeſthoff die erſten Bruͤder waren. Der Bruͤder
durften nicht uͤber 13 ſeyn, ſie ſtunden aber unter den Franciſcanern von der er-
ſten Regel. Sie muſten im Fal eines Krieges die Schluͤſſel zu ihrer Pforte in der
Stadtmauer an die Stadt uͤberantworten, keine Kaufmanſchaft oder Handthie-
rung treiben, und auf ihre Koſten das Bolwerk auſſer der Stadt bauen, ſo weit
ihre Hoſte kehret. Die grauen Schweſtern von der 3ten Regel Franciſci ſollen
bey ihrer Aufnahme nicht unter 15 Jahr und nicht uͤber 30 Jahr ſeyn. Welche
unter 15 Jahren ins Kloſter gehen, bezahlen die Koſt. Zwey Stellen bleiben of-
fen zur Aufnahme der Buͤrgertoͤchter, wenn etwan auch eine oder die andre die
Welt verſchmaͤhen und GOtt dienen wolte.
Der Papſt Jnnocentius der IIXte erlaubte der Stadt Riga, ihrer ſchwe-
ren Ausgaben wegen, auf Meth, Wein und Bier eine neue Acciſe zu legen, von
der aber die Geiſtlichen und die ſo geiſtliche Vorrechte genieſſen ausgenommen
werden; er beſtaͤtigt ſie auch in dem Recht zu erben, wenn keine natuͤrliche Erben
oder kein Teſtament vorhanden, Maas und Gewicht anzuordnen und die Stadt-
bedienungen zu beſetzen; er ſpricht auch den Rath von allen Arten des Bannes
und der Kirchenzucht frey. Rom am 20ſten Junii.
Nachdem der Erzbiſchof von dem Orden Genugthuung erhalten, und ſelbi-
gem Vergebung ertheilet, gieng der Lerm mit der Stadt wieder an, welche den
paͤpſtlichen Ausſpruch nicht fuͤr guͤltig erkennen wolte. Der Biſchof von Revel,
Simon von der Borch, aber gab dem Erzbiſchof das Zeugnis, daß ſein Be-
richt in allen Artikeln wahr ſey, und der rigiſche Rath den apoſtoliſchen Stuhl
verachte. Simon nennet ſich, Biſchof von Revel, Jnnocentius des IIXten
und ſeines Stuhls Legaten de latere an die Reiche Daͤnnemark, Schweden,
Norwegen und ihre Gebiete, Nuncius und Orator an Preuſſen, Liefland,
Litthauen, die Staͤdte und Flecken in Semgallen und deren Nachbarſchaft,
gegeben zu Fegefeuer (Vegevuͤr). Bey ſo bewandten Umſtaͤnden muſte die
Stadt Riga alles uͤber ſich hergehen laſſen. Das Urtheil der Geiſtlichen in Sa-
chen des Ordens fiel fuͤr ſie hoͤchſt mislich und widerſinniſch aus, und ſie muſte ſie
dieſes Jahr ſich nicht allein eine bedenkliche Unterwerfung vorſchreiben laſſen, ſon-
dern auch das Jahr darauf den ſchon vernichteten kirchholmiſchen Vertrag be-
kant machen und von neuen genehmigen. Um den Loͤwen aus ſeinen Klauen ken-
nen zu lernen, wollen wir dieſen zu Wolmer errichteten ſchmaͤhligen Vertrag hier
ganz mittheilen c). Er war fuͤr die Stadt ſo gefaͤhrlich daß ſie ihn nicht auf die
Naͤhe
c) Zuſchrift an die Stadt Riga, in welcher derſelben die wolmerſche Abſprache von
1491 noch einmal communiciret werden muſte, weil ſie dieſe Laſten noch bisher mit kei-
nem Finger angeruͤhret *).
Den
*) Wir liefern hier die ganze Urkunde, weil ſie aus einem viel hoͤhern Thon als der kirchholmiſche
merkwuͤrdigs Tractat ſpricht, der Curioſitaͤt wegen. Sie erweiſt das verworne Regiment, das
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