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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1480 wehrte sich tapfer, und nöthigte den Ordensmeister zum Abzuge, wie denn auch
die Schlösser Berson und Hochrosen von der Ritterschaft des Erzstifts mit vie-
lem Glücke vrrtreflich vertheidiget wurden.

1481

Der Papst Sixtus der IVte und der römische Kaiser bemüheten sich recht
um die Wette, der erste seinen Erzbischof, und der andre den Ordensmeister bey An-
sehen zu erhalten. Friedrich der IIIte ertheilte Berndten von der Borg und
seinen Nachkommen des Stifts Regalien und Weltlichkeit, und gebot der Stadt
Riga bey Strafe von 100 Mark löthigen Goldes ihn von der kaiserl. Maj. und
des Reichs wegen für ihren rechten natürlichen Herrn zu halten und in allen ziem-
lichen Geboten treu und gehorsam zu seyn: Wien am 22sten April. Den
Brief machte der Bischof Simon von der Borg, am 13ten November dessel-
bigen Jahrs, zu Wenden in Gegenwart des päpstlichen und kaiserlichen Notarius,
Eberhard Szelle von Ascherade, bekant. Der Bischof nennet sich in demsel-
ben der heil. rigischen Kirche Postulaten, und erbittet sich die Vasallen, Gerhard
Patkül
und Bernd Nienborgen, rigische und wendische Clericos, zu Zeugen.
So schrieb auch der Kaiser unterm 20sten April an Casimir den IVten, König in
Pohlen, an Christiern König von Dännemark und Schweden, und an
den Grosfürsten zu Litthauen; gebot auch allen Reichsfürsten bey Verlust kaiserli-
cher Gnade und Bedrohung schwerer Strafe, den Meister zu Liefland bey dem
Stift Riga zu handhaben und zu schützen, wo das unordentliche Regiment, das
böse Vornehmen und Uebungen der Erzbischöfe bisher gros gewesen; sintemal ihm
als römischem christlichen Kaiser, von dem des Stifts Riga Regalien und
Weltlichkeit zum Lehn herrühre, solchen zuvor zu kommen, und christlichen Glau-
ben zu vermehren, wie auch bey Aufnehmen und Ruhe zu erhalten gebühre.

Der Papst hingegen befahl dem Rath und der Stadt, daß sie den excommu-
nicirten Meister nicht für ihren Herrn erkennen, dem Erzbischof Stephan aber
als ihrem rechtmäßigen Befehlshaber gehorchen solte, Rom am 11ten September.
Ein gleiches ergieng an die Liefländer, dem Ordensmeister bey Strafe des Bans
keine Hülfe zu leisten. Der Papst gab so gar ein Warnungsschreiben an den
1482Kaiser aus, und verlangte, Fridrich solte die Verschenkung der Stadt Riga,
der kleinen Städte und der Dörfer als unrechtmäßig und unbillig aufheben, weil
er von dem Orden mit falschen Berichten hintergangen wäre, Rom am 25sten
Junii; welche apostolische Breves der Erzbischof Michael nach 6 Jahren in
umständlichen Transsumten aufnahm.

Bey diesen Unruhen fand der Ordensmeister für rathsam, sich zum Ziel zu
legen. Er schlos also mit der Stadt einen Stilstand auf 2 Jahr, setzte auch auf
Petri und Pauli eine Mahlstat an, und was da nicht verglichen würde, das
solten verschriebene Commissarien von Lübeck und andern wendischen Städ-
ten, wie auch von Danzig ausmachen. Jndessen sol der Handel und Wandel
zu Wasser und Lande offen stehen. Doch auf den gesetzten Termin verglichen sich
die Parteien so, daß jeder Theil die im Kriege gewonnenen Schlösser wieder
abtrat h).

Zu
h) Diesen 2 jährigen Stilstand bewirkten Barthol. von Tiesenhausen, Ritter, Didrich
Hacke,
Domherr, Jürgen Vlkinghusen, Bürgermeister, Joh. Hacke, Rath-
man von Seiten der Dörptschen; Hans Drülshagen von öselscher Seite;
Ernst Wolthusen Ritter, Didrich Thuwe, Wilhelm Toddeswen, aus Har-
rien; Berthold Wrangel
von Jesse, Otto Wrangel und Bartholom. Ha-
stever
aus Wirland, nebst 2 revelschen Bürgermeistern. Seine Dauer ist auf 2
Jahr bis Johannis bestimt. Die Strassen werden geöfnet, der Meister kan sein
Schlos bauen und die Rigischen ihre Soldener behalten, mit denen sie fremde
Feinde abwehren sollen. Die Düne wird nicht bebolwerket noch gepfahlt, alles nach
dem Jnhalt des vorigen 10 jährigen Vertrages. Riga, Mittwochs nach Judica un-
ter 12 Siegeln. Am Dienstage Diuisionis Apostol. erörterten der Bischof Martin
von Curland, Michel Schmidt Stiftsvogt, Henrich thor Wisch, Domherr,
Hans

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1480 wehrte ſich tapfer, und noͤthigte den Ordensmeiſter zum Abzuge, wie denn auch
die Schloͤſſer Berſon und Hochroſen von der Ritterſchaft des Erzſtifts mit vie-
lem Gluͤcke vrrtreflich vertheidiget wurden.

1481

Der Papſt Sixtus der IVte und der roͤmiſche Kaiſer bemuͤheten ſich recht
um die Wette, der erſte ſeinen Erzbiſchof, und der andre den Ordensmeiſter bey An-
ſehen zu erhalten. Friedrich der IIIte ertheilte Berndten von der Borg und
ſeinen Nachkommen des Stifts Regalien und Weltlichkeit, und gebot der Stadt
Riga bey Strafe von 100 Mark loͤthigen Goldes ihn von der kaiſerl. Maj. und
des Reichs wegen fuͤr ihren rechten natuͤrlichen Herrn zu halten und in allen ziem-
lichen Geboten treu und gehorſam zu ſeyn: Wien am 22ſten April. Den
Brief machte der Biſchof Simon von der Borg, am 13ten November deſſel-
bigen Jahrs, zu Wenden in Gegenwart des paͤpſtlichen und kaiſerlichen Notarius,
Eberhard Szelle von Aſcherade, bekant. Der Biſchof nennet ſich in demſel-
ben der heil. rigiſchen Kirche Poſtulaten, und erbittet ſich die Vaſallen, Gerhard
Patkuͤl
und Bernd Nienborgen, rigiſche und wendiſche Clericos, zu Zeugen.
So ſchrieb auch der Kaiſer unterm 20ſten April an Caſimir den IVten, Koͤnig in
Pohlen, an Chriſtiern Koͤnig von Daͤnnemark und Schweden, und an
den Grosfuͤrſten zu Litthauen; gebot auch allen Reichsfuͤrſten bey Verluſt kaiſerli-
cher Gnade und Bedrohung ſchwerer Strafe, den Meiſter zu Liefland bey dem
Stift Riga zu handhaben und zu ſchuͤtzen, wo das unordentliche Regiment, das
boͤſe Vornehmen und Uebungen der Erzbiſchoͤfe bisher gros geweſen; ſintemal ihm
als roͤmiſchem chriſtlichen Kaiſer, von dem des Stifts Riga Regalien und
Weltlichkeit zum Lehn herruͤhre, ſolchen zuvor zu kommen, und chriſtlichen Glau-
ben zu vermehren, wie auch bey Aufnehmen und Ruhe zu erhalten gebuͤhre.

Der Papſt hingegen befahl dem Rath und der Stadt, daß ſie den excommu-
nicirten Meiſter nicht fuͤr ihren Herrn erkennen, dem Erzbiſchof Stephan aber
als ihrem rechtmaͤßigen Befehlshaber gehorchen ſolte, Rom am 11ten September.
Ein gleiches ergieng an die Lieflaͤnder, dem Ordensmeiſter bey Strafe des Bans
keine Huͤlfe zu leiſten. Der Papſt gab ſo gar ein Warnungsſchreiben an den
1482Kaiſer aus, und verlangte, Fridrich ſolte die Verſchenkung der Stadt Riga,
der kleinen Staͤdte und der Doͤrfer als unrechtmaͤßig und unbillig aufheben, weil
er von dem Orden mit falſchen Berichten hintergangen waͤre, Rom am 25ſten
Junii; welche apoſtoliſche Breves der Erzbiſchof Michael nach 6 Jahren in
umſtaͤndlichen Tranſſumten aufnahm.

Bey dieſen Unruhen fand der Ordensmeiſter fuͤr rathſam, ſich zum Ziel zu
legen. Er ſchlos alſo mit der Stadt einen Stilſtand auf 2 Jahr, ſetzte auch auf
Petri und Pauli eine Mahlſtat an, und was da nicht verglichen wuͤrde, das
ſolten verſchriebene Commiſſarien von Luͤbeck und andern wendiſchen Staͤd-
ten, wie auch von Danzig ausmachen. Jndeſſen ſol der Handel und Wandel
zu Waſſer und Lande offen ſtehen. Doch auf den geſetzten Termin verglichen ſich
die Parteien ſo, daß jeder Theil die im Kriege gewonnenen Schloͤſſer wieder
abtrat h).

Zu
h) Dieſen 2 jaͤhrigen Stilſtand bewirkten Barthol. von Tieſenhauſen, Ritter, Didrich
Hacke,
Domherr, Juͤrgen Vlkinghuſen, Buͤrgermeiſter, Joh. Hacke, Rath-
man von Seiten der Doͤrptſchen; Hans Druͤlshagen von oͤſelſcher Seite;
Ernſt Wolthuſen Ritter, Didrich Thuwe, Wilhelm Toddeswen, aus Har-
rien; Berthold Wrangel
von Jeſſe, Otto Wrangel und Bartholom. Ha-
ſtever
aus Wirland, nebſt 2 revelſchen Buͤrgermeiſtern. Seine Dauer iſt auf 2
Jahr bis Johannis beſtimt. Die Straſſen werden geoͤfnet, der Meiſter kan ſein
Schlos bauen und die Rigiſchen ihre Soldener behalten, mit denen ſie fremde
Feinde abwehren ſollen. Die Duͤne wird nicht bebolwerket noch gepfahlt, alles nach
dem Jnhalt des vorigen 10 jaͤhrigen Vertrages. Riga, Mittwochs nach Judica un-
ter 12 Siegeln. Am Dienſtage Diuiſionis Apoſtol. eroͤrterten der Biſchof Martin
von Curland, Michel Schmidt Stiftsvogt, Henrich thor Wiſch, Domherr,
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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/178>, abgerufen am 23.11.2024.