[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Wennem. v. Brüggene. Um die Zeit machten die so genanten Vitalienbrüder g) den |Hanseestädten1397 Der Hochmeister Conrad von Jungingen bestätigte am Margarethen- unbe- Evert Weckebrodt, Ritter, Gerd von Wirks und Bertram von Treyden, Knechte; der Bischof zu Dörpt hatte den Bürgermeister Goswin Klingenbergen und Henningen von Renthen, Rathsherrn der Stadt Lübeck, der Erzbischof aber den öselschen Propst Joh. Ley- sentin, und den revelschen Bürgermeister Gerd Witte auf seiner Seite. Die Deputirten der Stadt Riga unterstützte der Magistrat zu Danzig, und dessen Mitglieder Herman Colbert und Peter Forsten, Bürgermeister zu Danzig. Der Schiedsrichter war der Bischof Heinrich zum Braunsberge. Ausser dem dörptischen Bischof Didrich |befanden sich noch gegenwärtig der Domdechand Bernd Bülow, Albrecht Abt zu Valckenau, Joh. von Tiesenhausen, Otto von Uxkül, Hennike Safierne, Joh. von Brakel, Barthol. Buxhöveden, Tide- man Malchow, Vögte; Joh. von Wrangel, Cord Cruse, Knechte der dörptischen Kirche, Hinr. Galenberg, Joh. Levermann, Joh. Eppenschede Bürgermeister und Rathmänner der Stadt Dörpt. Der ganze Söhnbrief enthält noch folgende Puncte. Das alte Privilegium des Ordens, daß die Untersassen der Kirchen Riga, Oesel, Dörpt und Curland dem Herrn Meister zu Reisen folgen sollen und zu Lande wehren helfen nach ihrer Macht, wird in allen sei- nen Artikeln beibehalten. Alle gewöhnliche Strassen und Wege zu Wasser und Lande bleiben of- fen, unbekümmert, unverstopfet, unbeschlossen, unbehindert dem Bischof, seiner Kirche und Un- tersassen geistlichen und weltlichen, deren sich auch der Kaufman bedienet, und werden keine neu- en Wege gezogen, gemacht oder gebraucht dem Christenthum in Liefland zum Schaden. Der Orden heget und stärket die dörptischen Missethäter nicht mehr. Der Erzbischof und der Orden wil den Bischof und seine Länder mit keinerley Selbstgewalt und gewafneter Hand angreifen, überfallen und antasten, sondern einen steten festen Frieden mit ihm halten zu ewigen Zeiten. Jeder läst sich mit seinem Rechte begnügen. Alle Scheling (Zwietracht) in dem Orloge wird freundlich beigelegt. g) Diese Leute waren mehrentheils aus Rostock und Wismar, und trieben auf Befehl ihres Herzogs Albrechts Kaperey. Sie gaben sich den höflichen Namen der Vita- lianer, weil sie von den Schiffern mehrentheils Victualien abforderten. Dieses leich- te Handwerk lockte allerley Gesindel herzu, welches die Handlung durch ihre Seeräu- rey zernichtete. Sie hatten Gothland eingenommen, den Danzigern aber grossen Schaden zur See gethan, daher sie der Hochmeister 1397 auf Gothland mit 1000 Man besuchte, und sie wie Seeräuber hinrichtete. Die übrigen nanten sich Linker- länder, und machten ihr Handwerk aus der Kaperey, bis ihnen die Hamburger den letzten Rest gaben. S. Huitfeld, Pontan und Cranz. h) Dieser Gnadenbrief lautet in seinem 4 und 5ten Artikel also: §. 4. Welcher Man stir- bet ohne |Kinder, als Söhne und Töchter, dessen Gut erbet an den, der sein nechster Mage ist, es sey Man oder Weib von der Schwersterseiten oder Spillseiten, und sol sein Gut mit solchem Recht erben bis in das 5te Glied, und die Frauen, die Witwen werden und nicht bleiben wollen bey ihren Kindern, die sol man ablegen mit solchen Rech- ten und Gewohnheiten, als man das von Alters her hat gehalten in solchen Landen. §. 5. Welche Witwe oder Jungfrau stirbt unberathen, sie sol alle ihres Vatern Erbe und ander Gut erben an ihren nechsten Magen, es sey Man oder Weib in das 5te Glied, wie darob stehet geschrieben. Der Hochmeister Ludwig von Erlinghausen erneuerte diese Freiheit im Jahr 1452. Daß es der Grund von Sylvesters, Thomä und Kiwels Gnadenbriefen gewesen, wird sich bey dem Jahr 1457 zeigen. Beiläu- fig bemerken wir, daß der Hochmeister von Preussen, den Herrmeister oder Ordens- meister nur schlechthin Gebietiger, (Praeceptor) oder obersten Gebietiger von Liefland betitele. i) Dieser Ausdruck bis ins fünfte Glied litte gegen das Ende des vorigen Jahrhun- derts eine Misdeutung, die man nicht vorher vermuthet hatte. Der Herr Crusen- stirn zeigte dagegen in einem Bedenken, daß nach den canonischen Rechten der fünfte Grad G g
Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Wennem. v. Bruͤggene. Um die Zeit machten die ſo genanten Vitalienbruͤder g) den |Hanſeeſtaͤdten1397 Der Hochmeiſter Conrad von Jungingen beſtaͤtigte am Margarethen- unbe- Evert Weckebrodt, Ritter, Gerd von Wirks und Bertram von Treyden, Knechte; der Biſchof zu Doͤrpt hatte den Buͤrgermeiſter Goswin Klingenbergen und Henningen von Renthen, Rathsherrn der Stadt Luͤbeck, der Erzbiſchof aber den oͤſelſchen Propſt Joh. Ley- ſentin, und den revelſchen Buͤrgermeiſter Gerd Witte auf ſeiner Seite. Die Deputirten der Stadt Riga unterſtuͤtzte der Magiſtrat zu Danzig, und deſſen Mitglieder Herman Colbert und Peter Forſten, Buͤrgermeiſter zu Danzig. Der Schiedsrichter war der Biſchof Heinrich zum Braunsberge. Auſſer dem doͤrptiſchen Biſchof Didrich |befanden ſich noch gegenwaͤrtig der Domdechand Bernd Buͤlow, Albrecht Abt zu Valckenau, Joh. von Tieſenhauſen, Otto von Uxkuͤl, Hennike Safierne, Joh. von Brakel, Barthol. Buxhoͤveden, Tide- man Malchow, Voͤgte; Joh. von Wrangel, Cord Cruſe, Knechte der doͤrptiſchen Kirche, Hinr. Galenberg, Joh. Levermann, Joh. Eppenſchede Buͤrgermeiſter und Rathmaͤnner der Stadt Doͤrpt. Der ganze Soͤhnbrief enthaͤlt noch folgende Puncte. Das alte Privilegium des Ordens, daß die Unterſaſſen der Kirchen Riga, Oeſel, Doͤrpt und Curland dem Herrn Meiſter zu Reiſen folgen ſollen und zu Lande wehren helfen nach ihrer Macht, wird in allen ſei- nen Artikeln beibehalten. Alle gewoͤhnliche Straſſen und Wege zu Waſſer und Lande bleiben of- fen, unbekuͤmmert, unverſtopfet, unbeſchloſſen, unbehindert dem Biſchof, ſeiner Kirche und Un- terſaſſen geiſtlichen und weltlichen, deren ſich auch der Kaufman bedienet, und werden keine neu- en Wege gezogen, gemacht oder gebraucht dem Chriſtenthum in Liefland zum Schaden. Der Orden heget und ſtaͤrket die doͤrptiſchen Miſſethaͤter nicht mehr. Der Erzbiſchof und der Orden wil den Biſchof und ſeine Laͤnder mit keinerley Selbſtgewalt und gewafneter Hand angreifen, uͤberfallen und antaſten, ſondern einen ſteten feſten Frieden mit ihm halten zu ewigen Zeiten. Jeder laͤſt ſich mit ſeinem Rechte begnuͤgen. Alle Scheling (Zwietracht) in dem Orloge wird freundlich beigelegt. g) Dieſe Leute waren mehrentheils aus Roſtock und Wismar, und trieben auf Befehl ihres Herzogs Albrechts Kaperey. Sie gaben ſich den hoͤflichen Namen der Vita- lianer, weil ſie von den Schiffern mehrentheils Victualien abforderten. Dieſes leich- te Handwerk lockte allerley Geſindel herzu, welches die Handlung durch ihre Seeraͤu- rey zernichtete. Sie hatten Gothland eingenommen, den Danzigern aber groſſen Schaden zur See gethan, daher ſie der Hochmeiſter 1397 auf Gothland mit 1000 Man beſuchte, und ſie wie Seeraͤuber hinrichtete. Die uͤbrigen nanten ſich Linker- laͤnder, und machten ihr Handwerk aus der Kaperey, bis ihnen die Hamburger den letzten Reſt gaben. S. Huitfeld, Pontan und Cranz. h) Dieſer Gnadenbrief lautet in ſeinem 4 und 5ten Artikel alſo: §. 4. Welcher Man ſtir- bet ohne |Kinder, als Soͤhne und Toͤchter, deſſen Gut erbet an den, der ſein nechſter Mage iſt, es ſey Man oder Weib von der Schwerſterſeiten oder Spillſeiten, und ſol ſein Gut mit ſolchem Recht erben bis in das 5te Glied, und die Frauen, die Witwen werden und nicht bleiben wollen bey ihren Kindern, die ſol man ablegen mit ſolchen Rech- ten und Gewohnheiten, als man das von Alters her hat gehalten in ſolchen Landen. §. 5. Welche Witwe oder Jungfrau ſtirbt unberathen, ſie ſol alle ihres Vatern Erbe und ander Gut erben an ihren nechſten Magen, es ſey Man oder Weib in das 5te Glied, wie darob ſtehet geſchrieben. Der Hochmeiſter Ludwig von Erlinghauſen erneuerte dieſe Freiheit im Jahr 1452. Daß es der Grund von Sylveſters, Thomaͤ und Kiwels Gnadenbriefen geweſen, wird ſich bey dem Jahr 1457 zeigen. Beilaͤu- fig bemerken wir, daß der Hochmeiſter von Preuſſen, den Herrmeiſter oder Ordens- meiſter nur ſchlechthin Gebietiger, (Præceptor) oder oberſten Gebietiger von Liefland betitele. i) Dieſer Ausdruck bis ins fuͤnfte Glied litte gegen das Ende des vorigen Jahrhun- derts eine Misdeutung, die man nicht vorher vermuthet hatte. Der Herr Cruſen- ſtirn zeigte dagegen in einem Bedenken, daß nach den canoniſchen Rechten der fuͤnfte Grad G g
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Erzb. J. v. Wallenrade. zur Zeit der Reg. Wennem. v. Bruͤggene.
Um die Zeit machten die ſo genanten Vitalienbruͤder g) den |Hanſeeſtaͤdten
viel Ungelegenheit und unterbrachen die Sicherheit ihres Handels. Unter andern
fiel ein Schif, ſo zu Revel mit Pelzwerk, Wachs und Kupfer befrachtet worden,
in ihre Haͤnde, welches die Jntereſſenten aber vor 8000 Roſenobel wieder erhan-
delt, indem der Werth der Ladung ſich wol fuͤnfmal ſo hoch belief.
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Der Hochmeiſter Conrad von Jungingen beſtaͤtigte am Margarethen-
abend zu Danzig ſeinen lieben Getreuen, den Rittern und Knechten der Lande
Harrien und Wierland alle Rechte, Begnadigungen und Freiheiten, die ihnen
von Alters her gegeben und verlehnet ſind. Am Tage nachher verſiegelte er ihnen
das ſo genante barriſche und wiriſche Recht h), in welcher er der Schwerd-
ſeite ſo wie der Spillſeite bis ins 5te Glied i) die Erbſchaften uͤber bewegliche und
unbe-
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g) Dieſe Leute waren mehrentheils aus Roſtock und Wismar, und trieben auf Befehl
ihres Herzogs Albrechts Kaperey. Sie gaben ſich den hoͤflichen Namen der Vita-
lianer, weil ſie von den Schiffern mehrentheils Victualien abforderten. Dieſes leich-
te Handwerk lockte allerley Geſindel herzu, welches die Handlung durch ihre Seeraͤu-
rey zernichtete. Sie hatten Gothland eingenommen, den Danzigern aber groſſen
Schaden zur See gethan, daher ſie der Hochmeiſter 1397 auf Gothland mit 1000
Man beſuchte, und ſie wie Seeraͤuber hinrichtete. Die uͤbrigen nanten ſich Linker-
laͤnder, und machten ihr Handwerk aus der Kaperey, bis ihnen die Hamburger den
letzten Reſt gaben. S. Huitfeld, Pontan und Cranz.
h) Dieſer Gnadenbrief lautet in ſeinem 4 und 5ten Artikel alſo: §. 4. Welcher Man ſtir-
bet ohne |Kinder, als Soͤhne und Toͤchter, deſſen Gut erbet an den, der ſein nechſter
Mage iſt, es ſey Man oder Weib von der Schwerſterſeiten oder Spillſeiten, und ſol
ſein Gut mit ſolchem Recht erben bis in das 5te Glied, und die Frauen, die Witwen
werden und nicht bleiben wollen bey ihren Kindern, die ſol man ablegen mit ſolchen Rech-
ten und Gewohnheiten, als man das von Alters her hat gehalten in ſolchen Landen.
§. 5. Welche Witwe oder Jungfrau ſtirbt unberathen, ſie ſol alle ihres Vatern Erbe
und ander Gut erben an ihren nechſten Magen, es ſey Man oder Weib in das 5te
Glied, wie darob ſtehet geſchrieben. Der Hochmeiſter Ludwig von Erlinghauſen
erneuerte dieſe Freiheit im Jahr 1452. Daß es der Grund von Sylveſters, Thomaͤ
und Kiwels Gnadenbriefen geweſen, wird ſich bey dem Jahr 1457 zeigen. Beilaͤu-
fig bemerken wir, daß der Hochmeiſter von Preuſſen, den Herrmeiſter oder Ordens-
meiſter nur ſchlechthin Gebietiger, (Præceptor) oder oberſten Gebietiger von Liefland
betitele.
i) Dieſer Ausdruck bis ins fuͤnfte Glied litte gegen das Ende des vorigen Jahrhun-
derts eine Misdeutung, die man nicht vorher vermuthet hatte. Der Herr Cruſen-
ſtirn zeigte dagegen in einem Bedenken, daß nach den canoniſchen Rechten der fuͤnfte
Grad
*) Evert Weckebrodt, Ritter, Gerd von Wirks und Bertram von Treyden, Knechte; der
Biſchof zu Doͤrpt hatte den Buͤrgermeiſter Goswin Klingenbergen und Henningen von
Renthen, Rathsherrn der Stadt Luͤbeck, der Erzbiſchof aber den oͤſelſchen Propſt Joh. Ley-
ſentin, und den revelſchen Buͤrgermeiſter Gerd Witte auf ſeiner Seite. Die Deputirten der
Stadt Riga unterſtuͤtzte der Magiſtrat zu Danzig, und deſſen Mitglieder Herman Colbert
und Peter Forſten, Buͤrgermeiſter zu Danzig. Der Schiedsrichter war der Biſchof Heinrich
zum Braunsberge. Auſſer dem doͤrptiſchen Biſchof Didrich |befanden ſich noch gegenwaͤrtig
der Domdechand Bernd Buͤlow, Albrecht Abt zu Valckenau, Joh. von Tieſenhauſen,
Otto von Uxkuͤl, Hennike Safierne, Joh. von Brakel, Barthol. Buxhoͤveden, Tide-
man Malchow, Voͤgte; Joh. von Wrangel, Cord Cruſe, Knechte der doͤrptiſchen Kirche,
Hinr. Galenberg, Joh. Levermann, Joh. Eppenſchede Buͤrgermeiſter und Rathmaͤnner
der Stadt Doͤrpt. Der ganze Soͤhnbrief enthaͤlt noch folgende Puncte. Das alte Privilegium
des Ordens, daß die Unterſaſſen der Kirchen Riga, Oeſel, Doͤrpt und Curland dem Herrn
Meiſter zu Reiſen folgen ſollen und zu Lande wehren helfen nach ihrer Macht, wird in allen ſei-
nen Artikeln beibehalten. Alle gewoͤhnliche Straſſen und Wege zu Waſſer und Lande bleiben of-
fen, unbekuͤmmert, unverſtopfet, unbeſchloſſen, unbehindert dem Biſchof, ſeiner Kirche und Un-
terſaſſen geiſtlichen und weltlichen, deren ſich auch der Kaufman bedienet, und werden keine neu-
en Wege gezogen, gemacht oder gebraucht dem Chriſtenthum in Liefland zum Schaden. Der
Orden heget und ſtaͤrket die doͤrptiſchen Miſſethaͤter nicht mehr. Der Erzbiſchof und der Orden
wil den Biſchof und ſeine Laͤnder mit keinerley Selbſtgewalt und gewafneter Hand angreifen,
uͤberfallen und antaſten, ſondern einen ſteten feſten Frieden mit ihm halten zu ewigen Zeiten.
Jeder laͤſt ſich mit ſeinem Rechte begnuͤgen. Alle Scheling (Zwietracht) in dem Orloge wird
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