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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753.

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Leben und Thaten der liefländischen Ordensmeister,
1347fallen. Der nechste Blutsfreund ist aller Mündel Vormund, und die Landräthe
behalten das vorige Ansehen. Marienburg im grossen Kapitel, in der Octave
des Fronleichnamsfests 1347.

Durch den Besitz von Estland gewan der Ordensmeister ein grösseres An-
sehen, und die erzbischöfliche Hoheit wurde auch in Riga zu einer altväterischen
Sache. Der Erzbischof Engelbert hatte sich lange genug zu Avignon aufge-
halten, und für sich und seine Prälaten gefochten. Er fand aber den Papst
Clemens den VIten so parteiisch, daß er sich für Aergernis niederlegte und starb.
Jhm folgte Fromhold von Fyfhusen. Die Stadt Riga erlegte an das
Schlos Riga damals jährlich 100 Mark, wie Goswins Quitungen darüber
ausweisen. Am Sontag nach Philippi und Jacobi c).

Zwey
König dem Orden, und bittet den Papst, sich von misgünstigen Leuten darüber keine
Bedenklichkeiten machen zu lassen. Clemens nahm den 8ten Febr. im 6ten Jahr sei-
nes Regiments zu Avignon das Transsumt von dem königl. Briefe, führet aber in
der Vorrede desselben an, daß der Werth, so über 19000 Mark gehe, ihm und dem Or-
den vom König geschenket sey, dafür der König Vergebung der Sünden erlanget.
10. Ein Ausschreiben, Wenden 1347 Sontags vor Lucä des Evangelisten. Gos-
win
von Herike meldet, daß ihm von Tusmern das Land Revel mit allem Zubehör
abgetreten sey, zu dessen Wiedereinlösung der preußische Orden ihm die ausgelegten
und vorgeschossenen 20000 Mark erstatten müsse, wenn es dessen Nachfolger ranzioni-
ren wollen. Ausser dem Meister haben sich Bernhard von Oldendorp, Landmar-
schall, Joh. von Weddin, Comtur zu Vellin, Tymo von Mekede, Vogt zu Jer-
wen. Arnold
von Vitinghof in Goldingen, Ernbert in Riga Comture. Hil-
debrand
von Lende Vogt zu Wenden. Die Comture Wilken von Ystede in
Dünemünde, Ernst von Ystede in Segewolde, Herm. Gudaker in Pernaw,
Heinrich
von Hannover in Leal, Andreas von Sternberg in Windaw und
Wilhelm von Sunnenberg in Mitau. Die Vögte Wilhelm von Capelle in
Oberpal, Gerd von Holstein in Peyde, Tidemann von Warensdorf in Kar-
kus,
und Joh. von Lechtes in Saccala, untersiegelt.
11. Eine Obligation vom vorigen Datum, in der die Liefländer versprechen, dem
Orden in Preussen nach 14000 Mark auszuzahlen, und von dieser Summe jährlich
auf Johannistag 1000 Mark zu Lübeck und Brügge abzutragen. Wenden, mit
vorigen Siegeln.
12. Die algemeine Bestätigung aller Privilegien der Estländer von Tusmern
und seinen Ordensgebietigern zu Marienburg 1349 am Tage Francisci des Be-
kenners.
13. Woldemars letzte Quittung über 3000 Goldflorenen, und 100 Mark Silber,
worin der Orden von aller Bezahlung losgesprochen, und ihm Estland nochmals über-
geben wird, am 3ten Tage Martini des Bekenners 1352.
14. Eine Samlung der Briefe, welche Tusmer an Heriken auf die neuerkaufte
Provinz Estland gegeben, bey deren Niederschreibung ausser einigen obbenanten
Rodolph Folck Comtur in Vellin, Arnold von Vitinghove in Revel, Ger-
lach
von Haren in Goldingen, Hildebrand von Luthen in Mitau, Comture und
Bruder Otto Stake, in Oberpalen, Vogt, zugegen waren.
Weil Ceumern S. 134 jede Mark zu 16 Loth Silber rechnet, die Summe aber
zu Lübeck ausgezahlet worden, so möchte sich der ganze Werth nach unserm Gelde
auf 150000 Thlr. Species belaufen, das doch jetzo mehr als 4 mal höher zu berechnen
wäre. Doch können es nicht lübische Mark gewesen seyn. Denn im Jahr 1339 wur-
de Pürkel für 330 Mark Silber verkaust, und solten 36 lübische Schillinge auf die
Mark gerechnet werden. Nun meldet Heins in der Schatzkammer-Kaufman-Rech-
nung S. 234 aus Slütern, daß 1325 eine lübische Mark nur 5 Loth 1 Gran; 1350
aber 1 Mark oder 16 Schilling lübisch, 4 Loth, 1 Gran betrage. Also mus eine Mark reines
Silbers, oder eine cölnische Mark um diese Zeit viel mehr gegolten haben.
c) Es findet sich hierüber ein ganzes Register von der halben Stadt und ihren Strassen so
dieses Geld erlegten, woraus wir nur zur Neuigkeit und um der Münze willen diesen
Auszug anführen;
Ju der Schmiedestrasse giebt Joh. Copenhaven 3 Ferding und einen halber
Settin. Joh. Ribenitz eine halbe Mark weniger 1 Settin. Kühne der Klein-
schmid

Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter,
1347fallen. Der nechſte Blutsfreund iſt aller Muͤndel Vormund, und die Landraͤthe
behalten das vorige Anſehen. Marienburg im groſſen Kapitel, in der Octave
des Fronleichnamsfeſts 1347.

Durch den Beſitz von Eſtland gewan der Ordensmeiſter ein groͤſſeres An-
ſehen, und die erzbiſchoͤfliche Hoheit wurde auch in Riga zu einer altvaͤteriſchen
Sache. Der Erzbiſchof Engelbert hatte ſich lange genug zu Avignon aufge-
halten, und fuͤr ſich und ſeine Praͤlaten gefochten. Er fand aber den Papſt
Clemens den VIten ſo parteiiſch, daß er ſich fuͤr Aergernis niederlegte und ſtarb.
Jhm folgte Fromhold von Fyfhuſen. Die Stadt Riga erlegte an das
Schlos Riga damals jaͤhrlich 100 Mark, wie Goswins Quitungen daruͤber
ausweiſen. Am Sontag nach Philippi und Jacobi c).

Zwey
Koͤnig dem Orden, und bittet den Papſt, ſich von misguͤnſtigen Leuten daruͤber keine
Bedenklichkeiten machen zu laſſen. Clemens nahm den 8ten Febr. im 6ten Jahr ſei-
nes Regiments zu Avignon das Tranſſumt von dem koͤnigl. Briefe, fuͤhret aber in
der Vorrede deſſelben an, daß der Werth, ſo uͤber 19000 Mark gehe, ihm und dem Or-
den vom Koͤnig geſchenket ſey, dafuͤr der Koͤnig Vergebung der Suͤnden erlanget.
10. Ein Ausſchreiben, Wenden 1347 Sontags vor Lucaͤ des Evangeliſten. Gos-
win
von Herike meldet, daß ihm von Tuſmern das Land Revel mit allem Zubehoͤr
abgetreten ſey, zu deſſen Wiedereinloͤſung der preußiſche Orden ihm die ausgelegten
und vorgeſchoſſenen 20000 Mark erſtatten muͤſſe, wenn es deſſen Nachfolger ranzioni-
ren wollen. Auſſer dem Meiſter haben ſich Bernhard von Oldendorp, Landmar-
ſchall, Joh. von Weddin, Comtur zu Vellin, Tymo von Mekede, Vogt zu Jer-
wen. Arnold
von Vitinghof in Goldingen, Ernbert in Riga Comture. Hil-
debrand
von Lende Vogt zu Wenden. Die Comture Wilken von Yſtede in
Duͤnemuͤnde, Ernſt von Yſtede in Segewolde, Herm. Gudaker in Pernaw,
Heinrich
von Hannover in Leal, Andreas von Sternberg in Windaw und
Wilhelm von Sunnenberg in Mitau. Die Voͤgte Wilhelm von Capelle in
Oberpal, Gerd von Holſtein in Peyde, Tidemann von Warensdorf in Kar-
kus,
und Joh. von Lechtes in Saccala, unterſiegelt.
11. Eine Obligation vom vorigen Datum, in der die Lieflaͤnder verſprechen, dem
Orden in Preuſſen nach 14000 Mark auszuzahlen, und von dieſer Summe jaͤhrlich
auf Johannistag 1000 Mark zu Luͤbeck und Bruͤgge abzutragen. Wenden, mit
vorigen Siegeln.
12. Die algemeine Beſtaͤtigung aller Privilegien der Eſtlaͤnder von Tuſmern
und ſeinen Ordensgebietigern zu Marienburg 1349 am Tage Franciſci des Be-
kenners.
13. Woldemars letzte Quittung uͤber 3000 Goldflorenen, und 100 Mark Silber,
worin der Orden von aller Bezahlung losgeſprochen, und ihm Eſtland nochmals uͤber-
geben wird, am 3ten Tage Martini des Bekenners 1352.
14. Eine Samlung der Briefe, welche Tuſmer an Heriken auf die neuerkaufte
Provinz Eſtland gegeben, bey deren Niederſchreibung auſſer einigen obbenanten
Rodolph Folck Comtur in Vellin, Arnold von Vitinghove in Revel, Ger-
lach
von Haren in Goldingen, Hildebrand von Luthen in Mitau, Comture und
Bruder Otto Stake, in Oberpalen, Vogt, zugegen waren.
Weil Ceumern S. 134 jede Mark zu 16 Loth Silber rechnet, die Summe aber
zu Luͤbeck ausgezahlet worden, ſo moͤchte ſich der ganze Werth nach unſerm Gelde
auf 150000 Thlr. Species belaufen, das doch jetzo mehr als 4 mal hoͤher zu berechnen
waͤre. Doch koͤnnen es nicht luͤbiſche Mark geweſen ſeyn. Denn im Jahr 1339 wur-
de Puͤrkel fuͤr 330 Mark Silber verkauſt, und ſolten 36 luͤbiſche Schillinge auf die
Mark gerechnet werden. Nun meldet Heins in der Schatzkammer-Kaufman-Rech-
nung S. 234 aus Sluͤtern, daß 1325 eine luͤbiſche Mark nur 5 Loth 1 Gran; 1350
aber 1 Mark oder 16 Schilling luͤbiſch, 4 Loth, 1 Gran betrage. Alſo mus eine Mark reines
Silbers, oder eine coͤlniſche Mark um dieſe Zeit viel mehr gegolten haben.
c) Es findet ſich hieruͤber ein ganzes Regiſter von der halben Stadt und ihren Straſſen ſo
dieſes Geld erlegten, woraus wir nur zur Neuigkeit und um der Muͤnze willen dieſen
Auszug anfuͤhren;
Ju der Schmiedeſtraſſe giebt Joh. Copenhaven 3 Ferding und einen halber
Settin. Joh. Ribenitz eine halbe Mark weniger 1 Settin. Kuͤhne der Klein-
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[102/0120] Leben und Thaten der lieflaͤndiſchen Ordensmeiſter, fallen. Der nechſte Blutsfreund iſt aller Muͤndel Vormund, und die Landraͤthe behalten das vorige Anſehen. Marienburg im groſſen Kapitel, in der Octave des Fronleichnamsfeſts 1347. 1347 Durch den Beſitz von Eſtland gewan der Ordensmeiſter ein groͤſſeres An- ſehen, und die erzbiſchoͤfliche Hoheit wurde auch in Riga zu einer altvaͤteriſchen Sache. Der Erzbiſchof Engelbert hatte ſich lange genug zu Avignon aufge- halten, und fuͤr ſich und ſeine Praͤlaten gefochten. Er fand aber den Papſt Clemens den VIten ſo parteiiſch, daß er ſich fuͤr Aergernis niederlegte und ſtarb. Jhm folgte Fromhold von Fyfhuſen. Die Stadt Riga erlegte an das Schlos Riga damals jaͤhrlich 100 Mark, wie Goswins Quitungen daruͤber ausweiſen. Am Sontag nach Philippi und Jacobi c). Zwey c) Es findet ſich hieruͤber ein ganzes Regiſter von der halben Stadt und ihren Straſſen ſo dieſes Geld erlegten, woraus wir nur zur Neuigkeit und um der Muͤnze willen dieſen Auszug anfuͤhren; Ju der Schmiedeſtraſſe giebt Joh. Copenhaven 3 Ferding und einen halber Settin. Joh. Ribenitz eine halbe Mark weniger 1 Settin. Kuͤhne der Klein- ſchmid Koͤnig dem Orden, und bittet den Papſt, ſich von misguͤnſtigen Leuten daruͤber keine Bedenklichkeiten machen zu laſſen. Clemens nahm den 8ten Febr. im 6ten Jahr ſei- nes Regiments zu Avignon das Tranſſumt von dem koͤnigl. Briefe, fuͤhret aber in der Vorrede deſſelben an, daß der Werth, ſo uͤber 19000 Mark gehe, ihm und dem Or- den vom Koͤnig geſchenket ſey, dafuͤr der Koͤnig Vergebung der Suͤnden erlanget. 10. Ein Ausſchreiben, Wenden 1347 Sontags vor Lucaͤ des Evangeliſten. Gos- win von Herike meldet, daß ihm von Tuſmern das Land Revel mit allem Zubehoͤr abgetreten ſey, zu deſſen Wiedereinloͤſung der preußiſche Orden ihm die ausgelegten und vorgeſchoſſenen 20000 Mark erſtatten muͤſſe, wenn es deſſen Nachfolger ranzioni- ren wollen. Auſſer dem Meiſter haben ſich Bernhard von Oldendorp, Landmar- ſchall, Joh. von Weddin, Comtur zu Vellin, Tymo von Mekede, Vogt zu Jer- wen. Arnold von Vitinghof in Goldingen, Ernbert in Riga Comture. Hil- debrand von Lende Vogt zu Wenden. Die Comture Wilken von Yſtede in Duͤnemuͤnde, Ernſt von Yſtede in Segewolde, Herm. Gudaker in Pernaw, Heinrich von Hannover in Leal, Andreas von Sternberg in Windaw und Wilhelm von Sunnenberg in Mitau. Die Voͤgte Wilhelm von Capelle in Oberpal, Gerd von Holſtein in Peyde, Tidemann von Warensdorf in Kar- kus, und Joh. von Lechtes in Saccala, unterſiegelt. 11. Eine Obligation vom vorigen Datum, in der die Lieflaͤnder verſprechen, dem Orden in Preuſſen nach 14000 Mark auszuzahlen, und von dieſer Summe jaͤhrlich auf Johannistag 1000 Mark zu Luͤbeck und Bruͤgge abzutragen. Wenden, mit vorigen Siegeln. 12. Die algemeine Beſtaͤtigung aller Privilegien der Eſtlaͤnder von Tuſmern und ſeinen Ordensgebietigern zu Marienburg 1349 am Tage Franciſci des Be- kenners. 13. Woldemars letzte Quittung uͤber 3000 Goldflorenen, und 100 Mark Silber, worin der Orden von aller Bezahlung losgeſprochen, und ihm Eſtland nochmals uͤber- geben wird, am 3ten Tage Martini des Bekenners 1352. 14. Eine Samlung der Briefe, welche Tuſmer an Heriken auf die neuerkaufte Provinz Eſtland gegeben, bey deren Niederſchreibung auſſer einigen obbenanten Rodolph Folck Comtur in Vellin, Arnold von Vitinghove in Revel, Ger- lach von Haren in Goldingen, Hildebrand von Luthen in Mitau, Comture und Bruder Otto Stake, in Oberpalen, Vogt, zugegen waren. Weil Ceumern S. 134 jede Mark zu 16 Loth Silber rechnet, die Summe aber zu Luͤbeck ausgezahlet worden, ſo moͤchte ſich der ganze Werth nach unſerm Gelde auf 150000 Thlr. Species belaufen, das doch jetzo mehr als 4 mal hoͤher zu berechnen waͤre. Doch koͤnnen es nicht luͤbiſche Mark geweſen ſeyn. Denn im Jahr 1339 wur- de Puͤrkel fuͤr 330 Mark Silber verkauſt, und ſolten 36 luͤbiſche Schillinge auf die Mark gerechnet werden. Nun meldet Heins in der Schatzkammer-Kaufman-Rech- nung S. 234 aus Sluͤtern, daß 1325 eine luͤbiſche Mark nur 5 Loth 1 Gran; 1350 aber 1 Mark oder 16 Schilling luͤbiſch, 4 Loth, 1 Gran betrage. Alſo mus eine Mark reines Silbers, oder eine coͤlniſche Mark um dieſe Zeit viel mehr gegolten haben.

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Andrer Theil. Halle (Saale), 1753, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik02_1753/120>, abgerufen am 27.11.2024.