[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. Lief- und Lettland was dergleichen vorhanden, so solte ich dessen Gebrauchnicht beyseite gesetzet haben. Nun muß man Geduld tragen, bis die Herrn Rigischen sich durch das Beyspiel der Revelschen ermuntern, und eine gleiche Kentniß ihrer Sprache und ihres Landes ans Licht treten lassen. Das dritte Stück hat mir hauptsächlich zu thun gemacht. Denn unter dem Lesen fielen mir viele gleiche Fälle ein, die ich anderwerts gelesen; die ich genau aufgezeichnet, und daraus gleichsam diese Abhandlung entstanden ist, wel- che nicht allein zur Erläuterung der Sächsischen, sondern auch der Rußi- schen, Schwedischen und Dänischen Historie etwas wird beytragen kön- nen. Und zwar haben jene drey grossen Herren, die einer nach dem andern denen Prinzen Heinrichs des Löwen ihr väterlich Erbe über der Elbe ent- rissen, mir Gelegenheit gegeben, demjenigen Theil von der Sächsischen Ge- schichte ein neues Licht mitzutheilen, der noch nicht gnug aufgekläret gewe- sen. Jch habe mich der Zeugnisse solcher Scribenten bedienet, die so wol in Absicht der Zeit als der Gegenden nahe waren. Unter diesen stehet Arnold von Lübek oben an. Hierauf folgen Albert von Stade; Gottfried von Cöln; Alberich, ein Mönch des Klosters des trois fontaines; Cäsarius von Heisterbach; Peter von Duisburg, und wer sie sonst aus selbiger Zeit seyn: dabey ich denn zugleich gedruckte und ungedruckte Urkunden zu Hülfe genommen, als welche der Kern und das Mark der ganzen Geschichte sind. Die Dänischen und Schwedischen Geschichte werden mehr Licht von un- serm Chronikschreiber überkommen, als ihre Scribenten dem unsern erthei- len, indem sie diese Zeit gar nicht als nur im Vorbeygehen berühren. die Scriben- ten von Rußland mitlerer Zeit möchten in Druck kom- men. Des Abts Theodosius Chronik von Kiow, und aus dem 13ten Uebrigens muß ich was von dem Vorrath meiner Urkunden sagen. Die
Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. Lief- und Lettland was dergleichen vorhanden, ſo ſolte ich deſſen Gebrauchnicht beyſeite geſetzet haben. Nun muß man Geduld tragen, bis die Herrn Rigiſchen ſich durch das Beyſpiel der Revelſchen ermuntern, und eine gleiche Kentniß ihrer Sprache und ihres Landes ans Licht treten laſſen. Das dritte Stuͤck hat mir hauptſaͤchlich zu thun gemacht. Denn unter dem Leſen fielen mir viele gleiche Faͤlle ein, die ich anderwerts geleſen; die ich genau aufgezeichnet, und daraus gleichſam dieſe Abhandlung entſtanden iſt, wel- che nicht allein zur Erlaͤuterung der Saͤchſiſchen, ſondern auch der Rußi- ſchen, Schwediſchen und Daͤniſchen Hiſtorie etwas wird beytragen koͤn- nen. Und zwar haben jene drey groſſen Herren, die einer nach dem andern denen Prinzen Heinrichs des Loͤwen ihr vaͤterlich Erbe uͤber der Elbe ent- riſſen, mir Gelegenheit gegeben, demjenigen Theil von der Saͤchſiſchen Ge- ſchichte ein neues Licht mitzutheilen, der noch nicht gnug aufgeklaͤret gewe- ſen. Jch habe mich der Zeugniſſe ſolcher Scribenten bedienet, die ſo wol in Abſicht der Zeit als der Gegenden nahe waren. Unter dieſen ſtehet Arnold von Luͤbek oben an. Hierauf folgen Albert von Stade; Gottfried von Coͤln; Alberich, ein Moͤnch des Kloſters des trois fontaines; Caͤſarius von Heiſterbach; Peter von Duisburg, und wer ſie ſonſt aus ſelbiger Zeit ſeyn: dabey ich denn zugleich gedruckte und ungedruckte Urkunden zu Huͤlfe genommen, als welche der Kern und das Mark der ganzen Geſchichte ſind. Die Daͤniſchen und Schwediſchen Geſchichte werden mehr Licht von un- ſerm Chronikſchreiber uͤberkommen, als ihre Scribenten dem unſern erthei- len, indem ſie dieſe Zeit gar nicht als nur im Vorbeygehen beruͤhren. die Scriben- ten von Rußland mitlerer Zeit moͤchten in Druck kom- men. Des Abts Theodoſius Chronik von Kiow, und aus dem 13ten Uebrigens muß ich was von dem Vorrath meiner Urkunden ſagen. Die
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Vorrede des Herrn Hofrath Grubers.
Lief- und Lettland was dergleichen vorhanden, ſo ſolte ich deſſen Gebrauch
nicht beyſeite geſetzet haben. Nun muß man Geduld tragen, bis die Herrn
Rigiſchen ſich durch das Beyſpiel der Revelſchen ermuntern, und eine
gleiche Kentniß ihrer Sprache und ihres Landes ans Licht treten laſſen. Das
dritte Stuͤck hat mir hauptſaͤchlich zu thun gemacht. Denn unter dem Leſen
fielen mir viele gleiche Faͤlle ein, die ich anderwerts geleſen; die ich genau
aufgezeichnet, und daraus gleichſam dieſe Abhandlung entſtanden iſt, wel-
che nicht allein zur Erlaͤuterung der Saͤchſiſchen, ſondern auch der Rußi-
ſchen, Schwediſchen und Daͤniſchen Hiſtorie etwas wird beytragen koͤn-
nen. Und zwar haben jene drey groſſen Herren, die einer nach dem andern
denen Prinzen Heinrichs des Loͤwen ihr vaͤterlich Erbe uͤber der Elbe ent-
riſſen, mir Gelegenheit gegeben, demjenigen Theil von der Saͤchſiſchen Ge-
ſchichte ein neues Licht mitzutheilen, der noch nicht gnug aufgeklaͤret gewe-
ſen. Jch habe mich der Zeugniſſe ſolcher Scribenten bedienet, die ſo wol in
Abſicht der Zeit als der Gegenden nahe waren. Unter dieſen ſtehet Arnold
von Luͤbek oben an. Hierauf folgen Albert von Stade; Gottfried von
Coͤln; Alberich, ein Moͤnch des Kloſters des trois fontaines; Caͤſarius von
Heiſterbach; Peter von Duisburg, und wer ſie ſonſt aus ſelbiger Zeit
ſeyn: dabey ich denn zugleich gedruckte und ungedruckte Urkunden zu Huͤlfe
genommen, als welche der Kern und das Mark der ganzen Geſchichte ſind.
Die Daͤniſchen und Schwediſchen Geſchichte werden mehr Licht von un-
ſerm Chronikſchreiber uͤberkommen, als ihre Scribenten dem unſern erthei-
len, indem ſie dieſe Zeit gar nicht als nur im Vorbeygehen beruͤhren.
Des Abts Theodoſius Chronik von Kiow, und aus dem 13ten
Jahrhundert die Chronik eines ungewiſſen Verfaſſers, davon uns der be-
ruͤhmte Herr Muͤller in der Samlung der Rußiſchen Geſchichte einige
Blumen gepfluͤckt, wuͤrden uns zur groſſen Beyhuͤlfe dienen, wenn ſie im
Druck laͤgen, und wuͤrden bey weitem das nuͤchterne Werk uͤbertreffen,
welches unter dem Titel der Moſcoviſchen Scribenten herumgetragen
wird. Denn in dieſem werden nur die Kriege ſeit 200 Jahren; in jenem
die Begebenheiten der erſten Herzoge und kleinen Koͤnige, wie auch die an-
ſehnlichſten Striche Landes von ihrem erſten Urſprung her beſchrieben, an
welchem zu wiſſen mehr gelegen iſt, als wenn man die genaueſte Kunde
von den neuern Kriegen haͤtte. Sie wuͤrden auch Auslaͤndern nicht unan-
genehm fallen, weil ſie in Lateiniſcher Sprache abgefaſſet ſeyn. Wir ma-
chen uns Hofnung, die Akademie der Wiſſenſchaften zu Petersburg, die
wir unter andern Uebungen groſſer Geiſter auch mit der Landesbeſchreibung
dieſes groſſen Reichs beſchaͤftiget ſehen, werde auch ſich zur Rußiſchen Ge-
ſchichte mitlerer Zeiten wenden, welche von der Landeskentniß kaum getren-
net werden kan, und werde fortfahren, durch Herausgebung ſolcher Chro-
niken ſich um allerhand unbekante Sachen verdient zu machen.
Uebrigens muß ich was von dem Vorrath meiner Urkunden ſagen.
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