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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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von 1225 bis 1226.
Bischofs Nicolaus Diploma beyfügen, wo er recht im Anfang seiner bischöflichen1225
Regirung in ein Wespennest gestochen zu haben scheinet, indem er der Bürgerschaft
zu Riga den dritten Theil von Oesel*) Curland und Semgallen geschenkt,
nemark noch Schweden unterworfen seyn dürfen. Gegeben im Jahr 1230, am unschuldigen
Kindertage. Einen solchen Vergleich machte er auch selbiges Jahr mit den heidnischen Curen
von Bandowe, von Wannen, von disseits der Winda, nemlich mit den Dorfschaften Rende,
Wasa, Galle, Matichule, Wanne, Pyrre, Vgenesse, Cadowe, Anzes, Talse, Arowelle
Pope,
und mehrern andern, die gleiche Bedingungen eingehen musten. Endlich machte der Pabst
diesen Balduin 1232 zum Semgallischen Bischof und Gesandten des apostolischen Stuhls in
Liefland, Gothland, Finnlaud, Esthland, Semgallen und Curland, gegeben Reate den
28 Jan. im 5ten Jahr seiner Regierung.
*) Die Urkunde davon hat der Herr Nettelbladt Rerum Curl. Fasc. 1. p. 146. uns aufbehalten, deren
dentsche Uebersetzung wir hier liefern.
Nicolaus, von GOttes Gnaden Bischof zu Riga, allen Gläubigen Christi so wol künf-Anno 1231.
tigen als gegenwärtigen eine glückliche Vollendung. Weil die Qvelle des Glaubens
ihre Ströme in unterschiedene Provinzen ergossen, und nach Verspottung der Abgöt-
terey den unter den Heiden unbekanten Namen unsers HErrn JEsu Christi kund
gemacht: so würde es sehr ungereimt und unanständig scheinen, wenn die dessen be-
raubet werden solten, die dieser Wasserqvelle mit saurer Mühe und nicht geringen
Kosten den Zufluß des Trostes ertheilet. Daher wollen wir Ew. Liebe zu wissen
thun, daß wir mit Einstimmung und Vorwissen unsers Kapitels, wie auch auf Rath
der ehrbaren und klugen Pilger, und anderer damals gegenwärtigen von den Ländern,
nemlich Oesel, Curland, Semgallen, ausser Mederothe und Uppernede nicht,
die nach Abschied des Herrn Bischofs von Modena, so damals in den Gegenden
Lieflands des apostolischen Stuhls Gesandter gewesen, für den HErrn erobert
worden, oder nachher sollen erobert werden, den 3ten Theil, nebst allem weltlichen
Rechte und Verpachtung des Kirchenzehnden, denen Bürgern in Riga und ihren
Erben beyderley Geschlechts zum Lehn gegeben; doch dergestalt, daß sie Kirchen stif-
ten und uns tüchtige Personen vorschlagen, welche von uns die Seelsorge überneh-
men, und die so wol als Layen, wie auch als Geistliche in Kirchensachen gehorchen.
Wer aber als Vicebischof die Kirchen- und Synodal-Visitation halten wird, sol mit
7 Personen zu Pferde versehen werden. Obgedachtes Lehn haben die 12 Burgemei-
ster im Namen der ganzen Stadt in Empfang genommen, nachdem sie der Rigi-
schen
Kirche und uns den Lehnseid geschworen, daß sie die Stadt Riga, und alle
Grenzen unsers Bisthums, gegen alles, das Reich ausgenommen, schützen und uns
dieselbige Treue leisten, die treue Unterthanen ihren Herren zu halten schuldig seyn,
und dasselbe auch in allen Stücken unsern Nachfolgern erfüllen. Wenn aber einer
von diesen zwölfen durch den Tod oder auf andre Art aus der Rathsversamlung ab-
gehen würde; so ist dessen Amtsfolger gehalten, uns eben diese Huldigung abzulegen,
und nach vorgeschriebenem Eidsformular zu schweren. Unter andern thun wir diesen
Unterscheid dazu, daß von obgeschätzten Ländern, so viel zum Bisthum Riga gehö-
ren, alles nach angeführter Weise sein Bewenden haben sol. Bey den Bisthü-
mern aber, die noch angeleget werden sollen, werden wir unsre Vermittelung treulich
für jetzt besagte Bürger dazwischen legen, daß sie ihr Antheil erhalten, welches sie
aus den Händen der Bischöfe, die noch sollen eingesetzet werden, empfangen. Und
damit nicht die Folge dieser wohlüberlegten Handlung vergessen, oder ein Zweifel des
Widerspruchs dagegen gemacht werde: so haben wir gegenwärtige Urkunde mit un-
serm, und unserer Kirche, wie auch mit des Hauses der Brüder von der Ritterschaft
Christi Jnsiegeln bevestiget.
Die Zeugen dieser Handlung seyn:
Johannes, Probst,
Moritz, Prior,
Heinrich, Kämmerer der Rigischen Kirche,
Jordan, Pfarrer zum heiligen Peter, und derselben Kirche Canonicus.
Arnold, unser Kapellan,
Der Meister Volquin,
Rudolf von Casle,
Oerfrid Widikee,
Brüder der Ritterschaft Christi.
Der,
J i i
von 1225 bis 1226.
Biſchofs Nicolaus Diploma beyfuͤgen, wo er recht im Anfang ſeiner biſchoͤflichen1225
Regirung in ein Weſpenneſt geſtochen zu haben ſcheinet, indem er der Buͤrgerſchaft
zu Riga den dritten Theil von Oeſel*) Curland und Semgallen geſchenkt,
nemark noch Schweden unterworfen ſeyn duͤrfen. Gegeben im Jahr 1230, am unſchuldigen
Kindertage. Einen ſolchen Vergleich machte er auch ſelbiges Jahr mit den heidniſchen Curen
von Bandowe, von Wannen, von diſſeits der Winda, nemlich mit den Dorfſchaften Rende,
Waſa, Galle, Matichule, Wanne, Pyrre, Vgeneſſe, Cadowe, Anzes, Talſe, Arowelle
Pope,
und mehrern andern, die gleiche Bedingungen eingehen muſten. Endlich machte der Pabſt
dieſen Balduin 1232 zum Semgalliſchen Biſchof und Geſandten des apoſtoliſchen Stuhls in
Liefland, Gothland, Finnlaud, Eſthland, Semgallen und Curland, gegeben Reate den
28 Jan. im 5ten Jahr ſeiner Regierung.
*) Die Urkunde davon hat der Herr Nettelbladt Rerum Curl. Faſc. 1. p. 146. uns aufbehalten, deren
dentſche Ueberſetzung wir hier liefern.
Nicolaus, von GOttes Gnaden Biſchof zu Riga, allen Glaͤubigen Chriſti ſo wol kuͤnf-Anno 1231.
tigen als gegenwaͤrtigen eine gluͤckliche Vollendung. Weil die Qvelle des Glaubens
ihre Stroͤme in unterſchiedene Provinzen ergoſſen, und nach Verſpottung der Abgoͤt-
terey den unter den Heiden unbekanten Namen unſers HErrn JEſu Chriſti kund
gemacht: ſo wuͤrde es ſehr ungereimt und unanſtaͤndig ſcheinen, wenn die deſſen be-
raubet werden ſolten, die dieſer Waſſerqvelle mit ſaurer Muͤhe und nicht geringen
Koſten den Zufluß des Troſtes ertheilet. Daher wollen wir Ew. Liebe zu wiſſen
thun, daß wir mit Einſtimmung und Vorwiſſen unſers Kapitels, wie auch auf Rath
der ehrbaren und klugen Pilger, und anderer damals gegenwaͤrtigen von den Laͤndern,
nemlich Oeſel, Curland, Semgallen, auſſer Mederothe und Uppernede nicht,
die nach Abſchied des Herrn Biſchofs von Modena, ſo damals in den Gegenden
Lieflands des apoſtoliſchen Stuhls Geſandter geweſen, fuͤr den HErrn erobert
worden, oder nachher ſollen erobert werden, den 3ten Theil, nebſt allem weltlichen
Rechte und Verpachtung des Kirchenzehnden, denen Buͤrgern in Riga und ihren
Erben beyderley Geſchlechts zum Lehn gegeben; doch dergeſtalt, daß ſie Kirchen ſtif-
ten und uns tuͤchtige Perſonen vorſchlagen, welche von uns die Seelſorge uͤberneh-
men, und die ſo wol als Layen, wie auch als Geiſtliche in Kirchenſachen gehorchen.
Wer aber als Vicebiſchof die Kirchen- und Synodal-Viſitation halten wird, ſol mit
7 Perſonen zu Pferde verſehen werden. Obgedachtes Lehn haben die 12 Burgemei-
ſter im Namen der ganzen Stadt in Empfang genommen, nachdem ſie der Rigi-
ſchen
Kirche und uns den Lehnseid geſchworen, daß ſie die Stadt Riga, und alle
Grenzen unſers Bisthums, gegen alles, das Reich ausgenommen, ſchuͤtzen und uns
dieſelbige Treue leiſten, die treue Unterthanen ihren Herren zu halten ſchuldig ſeyn,
und daſſelbe auch in allen Stuͤcken unſern Nachfolgern erfuͤllen. Wenn aber einer
von dieſen zwoͤlfen durch den Tod oder auf andre Art aus der Rathsverſamlung ab-
gehen wuͤrde; ſo iſt deſſen Amtsfolger gehalten, uns eben dieſe Huldigung abzulegen,
und nach vorgeſchriebenem Eidsformular zu ſchweren. Unter andern thun wir dieſen
Unterſcheid dazu, daß von obgeſchaͤtzten Laͤndern, ſo viel zum Bisthum Riga gehoͤ-
ren, alles nach angefuͤhrter Weiſe ſein Bewenden haben ſol. Bey den Bisthuͤ-
mern aber, die noch angeleget werden ſollen, werden wir unſre Vermittelung treulich
fuͤr jetzt beſagte Buͤrger dazwiſchen legen, daß ſie ihr Antheil erhalten, welches ſie
aus den Haͤnden der Biſchoͤfe, die noch ſollen eingeſetzet werden, empfangen. Und
damit nicht die Folge dieſer wohluͤberlegten Handlung vergeſſen, oder ein Zweifel des
Widerſpruchs dagegen gemacht werde: ſo haben wir gegenwaͤrtige Urkunde mit un-
ſerm, und unſerer Kirche, wie auch mit des Hauſes der Bruͤder von der Ritterſchaft
Chriſti Jnſiegeln beveſtiget.
Die Zeugen dieſer Handlung ſeyn:
Johannes, Probſt,
Moritz, Prior,
Heinrich, Kaͤmmerer der Rigiſchen Kirche,
Jordan, Pfarrer zum heiligen Peter, und derſelben Kirche Canonicus.
Arnold, unſer Kapellan,
Der Meiſter Volquin,
Rudolf von Casle,
Oerfrid Widikee,
Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti.
Der,
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[217/0249] von 1225 bis 1226. g⁾ Biſchofs Nicolaus Diploma beyfuͤgen, wo er recht im Anfang ſeiner biſchoͤflichen Regirung in ein Weſpenneſt geſtochen zu haben ſcheinet, indem er der Buͤrgerſchaft zu Riga den dritten Theil von Oeſel *) Curland und Semgallen geſchenkt, ſoferne *) *) Die Urkunde davon hat der Herr Nettelbladt Rerum Curl. Faſc. 1. p. 146. uns aufbehalten, deren dentſche Ueberſetzung wir hier liefern. Nicolaus, von GOttes Gnaden Biſchof zu Riga, allen Glaͤubigen Chriſti ſo wol kuͤnf- tigen als gegenwaͤrtigen eine gluͤckliche Vollendung. Weil die Qvelle des Glaubens ihre Stroͤme in unterſchiedene Provinzen ergoſſen, und nach Verſpottung der Abgoͤt- terey den unter den Heiden unbekanten Namen unſers HErrn JEſu Chriſti kund gemacht: ſo wuͤrde es ſehr ungereimt und unanſtaͤndig ſcheinen, wenn die deſſen be- raubet werden ſolten, die dieſer Waſſerqvelle mit ſaurer Muͤhe und nicht geringen Koſten den Zufluß des Troſtes ertheilet. Daher wollen wir Ew. Liebe zu wiſſen thun, daß wir mit Einſtimmung und Vorwiſſen unſers Kapitels, wie auch auf Rath der ehrbaren und klugen Pilger, und anderer damals gegenwaͤrtigen von den Laͤndern, nemlich Oeſel, Curland, Semgallen, auſſer Mederothe und Uppernede nicht, die nach Abſchied des Herrn Biſchofs von Modena, ſo damals in den Gegenden Lieflands des apoſtoliſchen Stuhls Geſandter geweſen, fuͤr den HErrn erobert worden, oder nachher ſollen erobert werden, den 3ten Theil, nebſt allem weltlichen Rechte und Verpachtung des Kirchenzehnden, denen Buͤrgern in Riga und ihren Erben beyderley Geſchlechts zum Lehn gegeben; doch dergeſtalt, daß ſie Kirchen ſtif- ten und uns tuͤchtige Perſonen vorſchlagen, welche von uns die Seelſorge uͤberneh- men, und die ſo wol als Layen, wie auch als Geiſtliche in Kirchenſachen gehorchen. Wer aber als Vicebiſchof die Kirchen- und Synodal-Viſitation halten wird, ſol mit 7 Perſonen zu Pferde verſehen werden. Obgedachtes Lehn haben die 12 Burgemei- ſter im Namen der ganzen Stadt in Empfang genommen, nachdem ſie der Rigi- ſchen Kirche und uns den Lehnseid geſchworen, daß ſie die Stadt Riga, und alle Grenzen unſers Bisthums, gegen alles, das Reich ausgenommen, ſchuͤtzen und uns dieſelbige Treue leiſten, die treue Unterthanen ihren Herren zu halten ſchuldig ſeyn, und daſſelbe auch in allen Stuͤcken unſern Nachfolgern erfuͤllen. Wenn aber einer von dieſen zwoͤlfen durch den Tod oder auf andre Art aus der Rathsverſamlung ab- gehen wuͤrde; ſo iſt deſſen Amtsfolger gehalten, uns eben dieſe Huldigung abzulegen, und nach vorgeſchriebenem Eidsformular zu ſchweren. Unter andern thun wir dieſen Unterſcheid dazu, daß von obgeſchaͤtzten Laͤndern, ſo viel zum Bisthum Riga gehoͤ- ren, alles nach angefuͤhrter Weiſe ſein Bewenden haben ſol. Bey den Bisthuͤ- mern aber, die noch angeleget werden ſollen, werden wir unſre Vermittelung treulich fuͤr jetzt beſagte Buͤrger dazwiſchen legen, daß ſie ihr Antheil erhalten, welches ſie aus den Haͤnden der Biſchoͤfe, die noch ſollen eingeſetzet werden, empfangen. Und damit nicht die Folge dieſer wohluͤberlegten Handlung vergeſſen, oder ein Zweifel des Widerſpruchs dagegen gemacht werde: ſo haben wir gegenwaͤrtige Urkunde mit un- ſerm, und unſerer Kirche, wie auch mit des Hauſes der Bruͤder von der Ritterſchaft Chriſti Jnſiegeln beveſtiget. Die Zeugen dieſer Handlung ſeyn: Johannes, Probſt, Moritz, Prior, Heinrich, Kaͤmmerer der Rigiſchen Kirche, Jordan, Pfarrer zum heiligen Peter, und derſelben Kirche Canonicus. Arnold, unſer Kapellan, Der Meiſter Volquin, Rudolf von Casle, Oerfrid Widikee, Bruͤder der Ritterſchaft Chriſti. Der, *) nemark noch Schweden unterworfen ſeyn duͤrfen. Gegeben im Jahr 1230, am unſchuldigen Kindertage. Einen ſolchen Vergleich machte er auch ſelbiges Jahr mit den heidniſchen Curen von Bandowe, von Wannen, von diſſeits der Winda, nemlich mit den Dorfſchaften Rende, Waſa, Galle, Matichule, Wanne, Pyrre, Vgeneſſe, Cadowe, Anzes, Talſe, Arowelle Pope, und mehrern andern, die gleiche Bedingungen eingehen muſten. Endlich machte der Pabſt dieſen Balduin 1232 zum Semgalliſchen Biſchof und Geſandten des apoſtoliſchen Stuhls in Liefland, Gothland, Finnlaud, Eſthland, Semgallen und Curland, gegeben Reate den 28 Jan. im 5ten Jahr ſeiner Regierung. J i i

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/249>, abgerufen am 23.11.2024.