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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.

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Geschichte des dritten Bischof Alberts, drey und zwanzigstes Jahr,
[Spaltenumbruch]

1220folgen beschützet und über die Feinde
triumphiren lassen. Und welcher unter
den Königen oder Heiden, hat jemals
zu dieser Zeit gegen Liefland gestritten,
und ist nicht umgekommen? Merket auf
und sehets, ihr Fürsten der Heiden,
oder der Dänen, oder von welcher Na-
tion ihr auch seyd. Fürchtet diese sanft-
müthige Mutter der Barmherzigkeit;
betet diese Mutter GOttes an; machet
diese grausame Rächerin an ihren Fein-
den mit euch versöhnet; fallet ihr Land
nachher nimmer an, damit euch die als
eine Mutter begegne, welche eine ewige
Feindin derer gewesen, so der ihrigen
Feinde waren, welche diejenigen noch
mehr geplaget hat, so die Jhrigen in
Liefland geplaget. Merket auch auf
und sehets, die ihr den HErrn fürchtet,
und in ihrem Lande Advocaten seyd, daß
ihr die Armen nicht so sehr drücket, die
armen Liven und Letten, sage ich,
oder was sonst vor Neubekehrte da seyn,
die der heiligen Jungfrau angehören;
welche den Namen Christi ihres Soh-
nes bisher zu andern Völkern getragen
haben, und noch tragen werden. Stel-
let euch mit uns das schmäliche Ende ei-
niger, die ihren Unterthanen schwer ge-
fallen, vor die Augen eures Gemüths,
und erschrecket darüber mit einem tiefen
Nachdenken. Denn die heilige Jung-
frau hat keinen Gefallen an der grossen
Schatzung, welche die Neubekehrten zu ge-
ben pflegen. Sie läst sich nicht mit dem
Gelde versöhnen, das jenen in verschiede-
nen Gerichtshändeln abgenommen wird;
sie wil ihnen kein schweres, sondern ein er-
trägliches und sanftes Joch aufgelegt wis-
sen, weil ihr Sohn saget: Mein Joch
ist sanft, und meine Last ist leicht.
Die-
ser fordert hier nur dis von ihnen, daß sie
an seinen Namen gläuben, ihn als einen
wahren einigen GOtt mit dem Vater er-
kennen, damit die, so da gläuben, das
Leben haben in seinem Namen, der da
ist gelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

§. 3.
Die Russen und Letten greifen
Lettland an.

Es kamen auch zu der Zeit die Bürger
von Riga mit den Kaufleuten, wie auch

[Spaltenumbruch]

de inimicis triumphare fecit. Et
quis unquam hoc tempore Re-
gum aut paganorum contra Liuo-
niam
pugnauit, et non interiit? Ani-
maduertite et videte, Principes paga-
norum
et Ruthenorum, siue Danorum,
siue quarumcunque gentium Seniores.
Ipsam jam mitam Matrem misericor-
diae timete; ipsam DEI Matrem ado-
rate; ipsam tam crudelem vindicatri-
cem de inimicis suis placatam vobis
reddite; terram ipsius deinceps im-
pugnare nolite, ut ipsa sit vobis ma-
ter, quae fuit hactenus semper inimi-
ca de inimicis suis, et affligentes suos
in Liuonia magis ipsa semper afflixit.
Attendite etiam et videte, qui time-
tis Dominum et aduocatias in terra
ipsius geritis, ne pauperes nimium
opprimatis, pauperes, dico, Liuo-
nes
et Letthos, siue quoscunque Neo-
phytos, beatae Virginis suos, qui no-
men Christi, filii sui deportauerunt
hactenus ad alias gentes, et adhuc
portabunt. Nobiscum crudelem quo-
rundam mortem, qui subditis suis
graues fuerunt, ante mentis oculos
reuocate, et alta consideratione perti-
mescite. Non enim beata Virgo cen-
su magno, quem dare solent Neo-
phyti, delectatur, non pecunia di-
uersis actionibus ipsis ablata placatur,
neque jugum graue, sed quod sibi
portabile magis, atque suaue vult
eis imponi, cujus filius dicit: Iu-
gum meum suaue est, et onus meum
leue.
Qui simpliciter hic exigit ab
eis, ut credant in nomine ejus et
cognoscant eum cum patre Deum
verum esse unum, et credentes vi-
tam habeant in nomine ejus, qui
est benedictus in secula seculorum.
Amen.

§. 3.
Rutheni et Lettbones Letthiam inuadunt.

Conuenerunt etiam eodem tem-
pore ciues Rigenses cum mercatori-

mit
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, drey und zwanzigſtes Jahr,
[Spaltenumbruch]

1220folgen beſchuͤtzet und uͤber die Feinde
triumphiren laſſen. Und welcher unter
den Koͤnigen oder Heiden, hat jemals
zu dieſer Zeit gegen Liefland geſtritten,
und iſt nicht umgekommen? Merket auf
und ſehets, ihr Fuͤrſten der Heiden,
oder der Daͤnen, oder von welcher Na-
tion ihr auch ſeyd. Fuͤrchtet dieſe ſanft-
muͤthige Mutter der Barmherzigkeit;
betet dieſe Mutter GOttes an; machet
dieſe grauſame Raͤcherin an ihren Fein-
den mit euch verſoͤhnet; fallet ihr Land
nachher nimmer an, damit euch die als
eine Mutter begegne, welche eine ewige
Feindin derer geweſen, ſo der ihrigen
Feinde waren, welche diejenigen noch
mehr geplaget hat, ſo die Jhrigen in
Liefland geplaget. Merket auch auf
und ſehets, die ihr den HErrn fuͤrchtet,
und in ihrem Lande Advocaten ſeyd, daß
ihr die Armen nicht ſo ſehr druͤcket, die
armen Liven und Letten, ſage ich,
oder was ſonſt vor Neubekehrte da ſeyn,
die der heiligen Jungfrau angehoͤren;
welche den Namen Chriſti ihres Soh-
nes bisher zu andern Voͤlkern getragen
haben, und noch tragen werden. Stel-
let euch mit uns das ſchmaͤliche Ende ei-
niger, die ihren Unterthanen ſchwer ge-
fallen, vor die Augen eures Gemuͤths,
und erſchrecket daruͤber mit einem tiefen
Nachdenken. Denn die heilige Jung-
frau hat keinen Gefallen an der groſſen
Schatzung, welche die Neubekehrten zu ge-
ben pflegen. Sie laͤſt ſich nicht mit dem
Gelde verſoͤhnen, das jenen in verſchiede-
nen Gerichtshaͤndeln abgenommen wird;
ſie wil ihnen kein ſchweres, ſondern ein er-
traͤgliches und ſanftes Joch aufgelegt wiſ-
ſen, weil ihr Sohn ſaget: Mein Joch
iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht.
Die-
ſer fordert hier nur dis von ihnen, daß ſie
an ſeinen Namen glaͤuben, ihn als einen
wahren einigen GOtt mit dem Vater er-
kennen, damit die, ſo da glaͤuben, das
Leben haben in ſeinem Namen, der da
iſt gelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

§. 3.
Die Ruſſen und Letten greifen
Lettland an.

Es kamen auch zu der Zeit die Buͤrger
von Riga mit den Kaufleuten, wie auch

[Spaltenumbruch]

de inimicis triumphare fecit. Et
quis unquam hoc tempore Re-
gum aut paganorum contra Liuo-
niam
pugnauit, et non interiit? Ani-
maduertite et videte, Principes paga-
norum
et Ruthenorum, ſiue Danorum,
ſiue quarumcunque gentium Seniores.
Ipſam jam mitam Matrem miſericor-
diæ timete; ipſam DEI Matrem ado-
rate; ipſam tam crudelem vindicatri-
cem de inimicis ſuis placatam vobis
reddite; terram ipſius deinceps im-
pugnare nolite, ut ipſa ſit vobis ma-
ter, quæ fuit hactenus ſemper inimi-
ca de inimicis ſuis, et affligentes ſuos
in Liuonia magis ipſa ſemper afflixit.
Attendite etiam et videte, qui time-
tis Dominum et aduocatias in terra
ipſius geritis, ne pauperes nimium
opprimatis, pauperes, dico, Liuo-
nes
et Letthos, ſiue quoscunque Neo-
phytos, beatæ Virginis ſuos, qui no-
men Chriſti, filii ſui deportauerunt
hactenus ad alias gentes, et adhuc
portabunt. Nobiscum crudelem quo-
rundam mortem, qui ſubditis ſuis
graues fuerunt, ante mentis oculos
reuocate, et alta conſideratione perti-
meſcite. Non enim beata Virgo cen-
ſu magno, quem dare ſolent Neo-
phyti, delectatur, non pecunia di-
uerſis actionibus ipſis ablata placatur,
neque jugum graue, ſed quod ſibi
portabile magis, atque ſuaue vult
eis imponi, cujus filius dicit: Iu-
gum meum ſuaue eſt, et onus meum
leue.
Qui ſimpliciter hic exigit ab
eis, ut credant in nomine ejus et
cognoſcant eum cum patre Deum
verum eſſe unum, et credentes vi-
tam habeant in nomine ejus, qui
eſt benedictus in ſecula ſeculorum.
Amen.

§. 3.
Rutheni et Lettbones Letthiam inuadunt.

Conuenerunt etiam eodem tem-
pore ciues Rigenſes cum mercatori-

mit
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[172/0204] Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, drey und zwanzigſtes Jahr, folgen beſchuͤtzet und uͤber die Feinde triumphiren laſſen. Und welcher unter den Koͤnigen oder Heiden, hat jemals zu dieſer Zeit gegen Liefland geſtritten, und iſt nicht umgekommen? Merket auf und ſehets, ihr Fuͤrſten der Heiden, oder der Daͤnen, oder von welcher Na- tion ihr auch ſeyd. Fuͤrchtet dieſe ſanft- muͤthige Mutter der Barmherzigkeit; betet dieſe Mutter GOttes an; machet dieſe grauſame Raͤcherin an ihren Fein- den mit euch verſoͤhnet; fallet ihr Land nachher nimmer an, damit euch die als eine Mutter begegne, welche eine ewige Feindin derer geweſen, ſo der ihrigen Feinde waren, welche diejenigen noch mehr geplaget hat, ſo die Jhrigen in Liefland geplaget. Merket auch auf und ſehets, die ihr den HErrn fuͤrchtet, und in ihrem Lande Advocaten ſeyd, daß ihr die Armen nicht ſo ſehr druͤcket, die armen Liven und Letten, ſage ich, oder was ſonſt vor Neubekehrte da ſeyn, die der heiligen Jungfrau angehoͤren; welche den Namen Chriſti ihres Soh- nes bisher zu andern Voͤlkern getragen haben, und noch tragen werden. Stel- let euch mit uns das ſchmaͤliche Ende ei- niger, die ihren Unterthanen ſchwer ge- fallen, vor die Augen eures Gemuͤths, und erſchrecket daruͤber mit einem tiefen Nachdenken. Denn die heilige Jung- frau hat keinen Gefallen an der groſſen Schatzung, welche die Neubekehrten zu ge- ben pflegen. Sie laͤſt ſich nicht mit dem Gelde verſoͤhnen, das jenen in verſchiede- nen Gerichtshaͤndeln abgenommen wird; ſie wil ihnen kein ſchweres, ſondern ein er- traͤgliches und ſanftes Joch aufgelegt wiſ- ſen, weil ihr Sohn ſaget: Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht. Die- ſer fordert hier nur dis von ihnen, daß ſie an ſeinen Namen glaͤuben, ihn als einen wahren einigen GOtt mit dem Vater er- kennen, damit die, ſo da glaͤuben, das Leben haben in ſeinem Namen, der da iſt gelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 1220 §. 3. Die Ruſſen und Letten greifen Lettland an. Es kamen auch zu der Zeit die Buͤrger von Riga mit den Kaufleuten, wie auch de inimicis triumphare fecit. Et quis unquam hoc tempore Re- gum aut paganorum contra Liuo- niam pugnauit, et non interiit? Ani- maduertite et videte, Principes paga- norum et Ruthenorum, ſiue Danorum, ſiue quarumcunque gentium Seniores. Ipſam jam mitam Matrem miſericor- diæ timete; ipſam DEI Matrem ado- rate; ipſam tam crudelem vindicatri- cem de inimicis ſuis placatam vobis reddite; terram ipſius deinceps im- pugnare nolite, ut ipſa ſit vobis ma- ter, quæ fuit hactenus ſemper inimi- ca de inimicis ſuis, et affligentes ſuos in Liuonia magis ipſa ſemper afflixit. Attendite etiam et videte, qui time- tis Dominum et aduocatias in terra ipſius geritis, ne pauperes nimium opprimatis, pauperes, dico, Liuo- nes et Letthos, ſiue quoscunque Neo- phytos, beatæ Virginis ſuos, qui no- men Chriſti, filii ſui deportauerunt hactenus ad alias gentes, et adhuc portabunt. Nobiscum crudelem quo- rundam mortem, qui ſubditis ſuis graues fuerunt, ante mentis oculos reuocate, et alta conſideratione perti- meſcite. Non enim beata Virgo cen- ſu magno, quem dare ſolent Neo- phyti, delectatur, non pecunia di- uerſis actionibus ipſis ablata placatur, neque jugum graue, ſed quod ſibi portabile magis, atque ſuaue vult eis imponi, cujus filius dicit: Iu- gum meum ſuaue eſt, et onus meum leue. Qui ſimpliciter hic exigit ab eis, ut credant in nomine ejus et cognoſcant eum cum patre Deum verum eſſe unum, et credentes vi- tam habeant in nomine ejus, qui eſt benedictus in ſecula ſeculorum. Amen. §. 3. Rutheni et Lettbones Letthiam inuadunt. Conuenerunt etiam eodem tem- pore ciues Rigenſes cum mercatori- mit

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Zitationshilfe: [Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/204>, abgerufen am 27.11.2024.