[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1219Liefland wandte sich hierauf an den Kaiser Friderich, der nur neulich erst zurhöchsten Würde des Reichs erhaben worden, und suchte bey ihm Rath und Hülfe, sowol gegen die harten Feindseligkeiten des Königs von Dännemark, als auch der Russen, der Heiden und anderer, aus der Ursache, weil Liefland mit al- len bezwungenen Provinzen gewisser massen sich immer aus Römische Reich hielto). Der Kaiser aber, so mit verschiedenen und wichtigen Reichsaffairen beschäftiget war, gab dem Bischof schlechten Trost, weil er angelobet, das heilige Land um Jerusalem zu schützen; und entzog aus diesem Grunde und diesem Anliegen dem Bischof seinen Beystandp), doch ermahnte und belehrte er ihn, mit den Dänen sowol, als mit den Russen, Friede und Freundschaft zu halten, bis man auf die neue Grundlage mit der Zeit ein dauerhaft Gebäude aufführen könte. Weil nun der Bischof keinen Trost weder vom Pabst noch vom Kaiser erhielt; so kehrte er wieder nach Deutschland. Und da schien es ihm dienlich, auf Einrathen redli- cher Männer, sich lieber zum König in Dännemark zu begeben, als die Kirche in Liefland in Gefahr zu setzen. Denn der König von Dännemark verbot den Lübekern, als seinen Unterthanen, an die Fremden keine Schiffe nach Lief- land zu geben, bis er den Bischof zu seiner Einstimmung bewogen. Daher wandte sich der Hochwürdige Bischof mit seinem Bruder, dem Bischof Herrmann, zu hochbesagtem König von Dännemark, und übergab sowol Lief- als Esth- land in seine Gewalt, doch nur in so ferne, wenn die Prälaten seiner Klöster, seine Männer, alle Rigischen und alle Liven und Letten, auf diesen Fuß mit eimwilligen würden q). Zu der Zeit starb auch die Königin r), die Gemahlin nem- lich des Königes von Dännemark, in der Geburt. Es sagte hierüber ein Ge- wisser, die neue Kirche, so in die Gewalt des Königs übergeben wäre, und täg- lich eine geistliche Frucht gebären wolte, würde zu den Zeiten, da sie unter ihm stünde, unfehlbar in Gefahr gerathen. Dieser hat auch die Wahrheit prophezeiet, wie unten erhellen wird. m) Denn Lübek samt ganz Nordalbingien stund unter Dänischer Botmäßigkeit bis auf die Gefangenschaft Waldemars, und bis auf die Schlacht bey Bornhoveden, in welchem 1227 Jahr es mit den Dänen in Deutschland gar aus war. n) Der Bischof Albert hatte den Römischen Hof in der Sache wider Waldemaren deswegen nicht sonderlich auf seiner Seite, weil dieser sich und das Reich dem Apostoli- schen Stul zinsbar gemacht: wie es im Rescript des Pabsts Honorius III an den Cöl- nischen Erzbischof lautet, bey Raynalden ums Jahr 1223 p. 301. Albert hatte ei- gentlich um die Erzbischöfliche oder besser um die Würde eines Metropolitans über ganz Liefland Ansuchung gethan; weil er nach dessen Erhaltung nicht zweifeln konte, es würden sich die Bischöfe in demjenigen Theil Esthlands unterwerfen müssen, den die Dänen unter sich gebracht, oder noch unter sich bringen würden. Der Pabst aber willigte in dieses Anbringen nicht, weil es ihm vor die Liefländische Kirche noch nicht zuträglich zu seyn schiene, wie Raynald ums Jahr 1219 n. 31 bemerket, in der That aber, um nicht dem König von Dännemark vor den Kopf zu stossen. Doch in Lief- land neue Domkirchen anzulegen, und Bischöfe darüber zu setzen, dazu hatte der Pabst schon Alberten auctorisiret Anno 1217, wie eben dieser bey diesem Jahre n. 45 bezeu- get. o) Und hier hätte sollen der Beweiß geführet werden, durch Zeugen oder durch Briefschaf- ten, daß er Liefland vordem von dem König Philipp und vom Reiche zum Lehn er- halten. p) Kaiser Friderich der II wolte auch nicht gerne Waldemaren beschwerlich fallen, als der ihm die Macht der Welfen schwächen und Nordalbingien ihnen hatte entreissen helfen. Nicht allein die Dänischen Chroniken besagens oft, daß eine Abtretung die- ses Landes von Friedrichen an Waldemaren geschehen, sondern Joh. Messenius Scond. tom. 2 p. 23 beym Jahr 1214 vertheidiget sie noch gar. q) Hier wird der Brüder von der Ritterschaft Christi mit keinem Worte gedacht, weil diese vorher, ohne Vorwissen des Bischofs einen besondern Frieden und Theilung mit den Dänen getroffen haben. r) Die Königin hieß Berengaria. Seeländische Chronik, p. 54. §. 5. Mitler
Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwey und zwanzigſtes Jahr, 1219Liefland wandte ſich hierauf an den Kaiſer Friderich, der nur neulich erſt zurhoͤchſten Wuͤrde des Reichs erhaben worden, und ſuchte bey ihm Rath und Huͤlfe, ſowol gegen die harten Feindſeligkeiten des Koͤnigs von Daͤnnemark, als auch der Ruſſen, der Heiden und anderer, aus der Urſache, weil Liefland mit al- len bezwungenen Provinzen gewiſſer maſſen ſich immer aus Roͤmiſche Reich hielto). Der Kaiſer aber, ſo mit verſchiedenen und wichtigen Reichsaffairen beſchaͤftiget war, gab dem Biſchof ſchlechten Troſt, weil er angelobet, das heilige Land um Jeruſalem zu ſchuͤtzen; und entzog aus dieſem Grunde und dieſem Anliegen dem Biſchof ſeinen Beyſtandp), doch ermahnte und belehrte er ihn, mit den Daͤnen ſowol, als mit den Ruſſen, Friede und Freundſchaft zu halten, bis man auf die neue Grundlage mit der Zeit ein dauerhaft Gebaͤude auffuͤhren koͤnte. Weil nun der Biſchof keinen Troſt weder vom Pabſt noch vom Kaiſer erhielt; ſo kehrte er wieder nach Deutſchland. Und da ſchien es ihm dienlich, auf Einrathen redli- cher Maͤnner, ſich lieber zum Koͤnig in Daͤnnemark zu begeben, als die Kirche in Liefland in Gefahr zu ſetzen. Denn der Koͤnig von Daͤnnemark verbot den Luͤbekern, als ſeinen Unterthanen, an die Fremden keine Schiffe nach Lief- land zu geben, bis er den Biſchof zu ſeiner Einſtimmung bewogen. Daher wandte ſich der Hochwuͤrdige Biſchof mit ſeinem Bruder, dem Biſchof Herrmann, zu hochbeſagtem Koͤnig von Daͤnnemark, und uͤbergab ſowol Lief- als Eſth- land in ſeine Gewalt, doch nur in ſo ferne, wenn die Praͤlaten ſeiner Kloͤſter, ſeine Maͤnner, alle Rigiſchen und alle Liven und Letten, auf dieſen Fuß mit eimwilligen wuͤrden q). Zu der Zeit ſtarb auch die Koͤnigin r), die Gemahlin nem- lich des Koͤniges von Daͤnnemark, in der Geburt. Es ſagte hieruͤber ein Ge- wiſſer, die neue Kirche, ſo in die Gewalt des Koͤnigs uͤbergeben waͤre, und taͤg- lich eine geiſtliche Frucht gebaͤren wolte, wuͤrde zu den Zeiten, da ſie unter ihm ſtuͤnde, unfehlbar in Gefahr gerathen. Dieſer hat auch die Wahrheit prophezeiet, wie unten erhellen wird. m) Denn Luͤbek ſamt ganz Nordalbingien ſtund unter Daͤniſcher Botmaͤßigkeit bis auf die Gefangenſchaft Waldemars, und bis auf die Schlacht bey Bornhoveden, in welchem 1227 Jahr es mit den Daͤnen in Deutſchland gar aus war. n) Der Biſchof Albert hatte den Roͤmiſchen Hof in der Sache wider Waldemaren deswegen nicht ſonderlich auf ſeiner Seite, weil dieſer ſich und das Reich dem Apoſtoli- ſchen Stul zinsbar gemacht: wie es im Reſcript des Pabſts Honorius III an den Coͤl- niſchen Erzbiſchof lautet, bey Raynalden ums Jahr 1223 p. 301. Albert hatte ei- gentlich um die Erzbiſchoͤfliche oder beſſer um die Wuͤrde eines Metropolitans uͤber ganz Liefland Anſuchung gethan; weil er nach deſſen Erhaltung nicht zweifeln konte, es wuͤrden ſich die Biſchoͤfe in demjenigen Theil Eſthlands unterwerfen muͤſſen, den die Daͤnen unter ſich gebracht, oder noch unter ſich bringen wuͤrden. Der Pabſt aber willigte in dieſes Anbringen nicht, weil es ihm vor die Lieflaͤndiſche Kirche noch nicht zutraͤglich zu ſeyn ſchiene, wie Raynald ums Jahr 1219 n. 31 bemerket, in der That aber, um nicht dem Koͤnig von Daͤnnemark vor den Kopf zu ſtoſſen. Doch in Lief- land neue Domkirchen anzulegen, und Biſchoͤfe daruͤber zu ſetzen, dazu hatte der Pabſt ſchon Alberten auctoriſiret Anno 1217, wie eben dieſer bey dieſem Jahre n. 45 bezeu- get. o) Und hier haͤtte ſollen der Beweiß gefuͤhret werden, durch Zeugen oder durch Briefſchaf- ten, daß er Liefland vordem von dem Koͤnig Philipp und vom Reiche zum Lehn er- halten. p) Kaiſer Friderich der II wolte auch nicht gerne Waldemaren beſchwerlich fallen, als der ihm die Macht der Welfen ſchwaͤchen und Nordalbingien ihnen hatte entreiſſen helfen. Nicht allein die Daͤniſchen Chroniken beſagens oft, daß eine Abtretung die- ſes Landes von Friedrichen an Waldemaren geſchehen, ſondern Joh. Meſſenius Scond. tom. 2 p. 23 beym Jahr 1214 vertheidiget ſie noch gar. q) Hier wird der Bruͤder von der Ritterſchaft Chriſti mit keinem Worte gedacht, weil dieſe vorher, ohne Vorwiſſen des Biſchofs einen beſondern Frieden und Theilung mit den Daͤnen getroffen haben. r) Die Koͤnigin hieß Berengaria. Seelaͤndiſche Chronik, p. 54. §. 5. Mitler
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Geſchichte des dritten Biſchof Alberts, zwey und zwanzigſtes Jahr,
Liefland wandte ſich hierauf an den Kaiſer Friderich, der nur neulich erſt zur
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ſowol gegen die harten Feindſeligkeiten des Koͤnigs von Daͤnnemark, als auch
der Ruſſen, der Heiden und anderer, aus der Urſache, weil Liefland mit al-
len bezwungenen Provinzen gewiſſer maſſen ſich immer aus Roͤmiſche Reich hielt
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Der Kaiſer aber, ſo mit verſchiedenen und wichtigen Reichsaffairen beſchaͤftiget
war, gab dem Biſchof ſchlechten Troſt, weil er angelobet, das heilige Land um
Jeruſalem zu ſchuͤtzen; und entzog aus dieſem Grunde und dieſem Anliegen dem
Biſchof ſeinen Beyſtand
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, doch ermahnte und belehrte er ihn, mit den Daͤnen
ſowol, als mit den Ruſſen, Friede und Freundſchaft zu halten, bis man auf die
neue Grundlage mit der Zeit ein dauerhaft Gebaͤude auffuͤhren koͤnte. Weil nun
der Biſchof keinen Troſt weder vom Pabſt noch vom Kaiſer erhielt; ſo kehrte er
wieder nach Deutſchland. Und da ſchien es ihm dienlich, auf Einrathen redli-
cher Maͤnner, ſich lieber zum Koͤnig in Daͤnnemark zu begeben, als die Kirche
in Liefland in Gefahr zu ſetzen. Denn der Koͤnig von Daͤnnemark verbot den
Luͤbekern, als ſeinen Unterthanen, an die Fremden keine Schiffe nach Lief-
land zu geben, bis er den Biſchof zu ſeiner Einſtimmung bewogen. Daher
wandte ſich der Hochwuͤrdige Biſchof mit ſeinem Bruder, dem Biſchof Herrmann,
zu hochbeſagtem Koͤnig von Daͤnnemark, und uͤbergab ſowol Lief- als Eſth-
land in ſeine Gewalt, doch nur in ſo ferne, wenn die Praͤlaten ſeiner Kloͤſter,
ſeine Maͤnner, alle Rigiſchen und alle Liven und Letten, auf dieſen Fuß mit
eimwilligen wuͤrden
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. Zu der Zeit ſtarb auch die Koͤnigin
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, die Gemahlin nem-
lich des Koͤniges von Daͤnnemark, in der Geburt. Es ſagte hieruͤber ein Ge-
wiſſer, die neue Kirche, ſo in die Gewalt des Koͤnigs uͤbergeben waͤre, und taͤg-
lich eine geiſtliche Frucht gebaͤren wolte, wuͤrde zu den Zeiten, da ſie unter ihm
ſtuͤnde, unfehlbar in Gefahr gerathen. Dieſer hat auch die Wahrheit prophezeiet,
wie unten erhellen wird.
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m⁾ Denn Luͤbek ſamt ganz Nordalbingien ſtund unter Daͤniſcher Botmaͤßigkeit bis
auf die Gefangenſchaft Waldemars, und bis auf die Schlacht bey Bornhoveden, in
welchem 1227 Jahr es mit den Daͤnen in Deutſchland gar aus war.
n⁾ Der Biſchof Albert hatte den Roͤmiſchen Hof in der Sache wider Waldemaren
deswegen nicht ſonderlich auf ſeiner Seite, weil dieſer ſich und das Reich dem Apoſtoli-
ſchen Stul zinsbar gemacht: wie es im Reſcript des Pabſts Honorius III an den Coͤl-
niſchen Erzbiſchof lautet, bey Raynalden ums Jahr 1223 p. 301. Albert hatte ei-
gentlich um die Erzbiſchoͤfliche oder beſſer um die Wuͤrde eines Metropolitans uͤber ganz
Liefland Anſuchung gethan; weil er nach deſſen Erhaltung nicht zweifeln konte, es
wuͤrden ſich die Biſchoͤfe in demjenigen Theil Eſthlands unterwerfen muͤſſen, den die
Daͤnen unter ſich gebracht, oder noch unter ſich bringen wuͤrden. Der Pabſt aber
willigte in dieſes Anbringen nicht, weil es ihm vor die Lieflaͤndiſche Kirche noch nicht
zutraͤglich zu ſeyn ſchiene, wie Raynald ums Jahr 1219 n. 31 bemerket, in der That
aber, um nicht dem Koͤnig von Daͤnnemark vor den Kopf zu ſtoſſen. Doch in Lief-
land neue Domkirchen anzulegen, und Biſchoͤfe daruͤber zu ſetzen, dazu hatte der Pabſt
ſchon Alberten auctoriſiret Anno 1217, wie eben dieſer bey dieſem Jahre n. 45 bezeu-
get.
o⁾ Und hier haͤtte ſollen der Beweiß gefuͤhret werden, durch Zeugen oder durch Briefſchaf-
ten, daß er Liefland vordem von dem Koͤnig Philipp und vom Reiche zum Lehn er-
halten.
p⁾ Kaiſer Friderich der II wolte auch nicht gerne Waldemaren beſchwerlich fallen, als
der ihm die Macht der Welfen ſchwaͤchen und Nordalbingien ihnen hatte entreiſſen
helfen. Nicht allein die Daͤniſchen Chroniken beſagens oft, daß eine Abtretung die-
ſes Landes von Friedrichen an Waldemaren geſchehen, ſondern Joh. Meſſenius
Scond. tom. 2 p. 23 beym Jahr 1214 vertheidiget ſie noch gar.
q⁾ Hier wird der Bruͤder von der Ritterſchaft Chriſti mit keinem Worte gedacht, weil dieſe
vorher, ohne Vorwiſſen des Biſchofs einen beſondern Frieden und Theilung mit den
Daͤnen getroffen haben.
r⁾ Die Koͤnigin hieß Berengaria. Seelaͤndiſche Chronik, p. 54.
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