[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747.Gesch. des 3ten Bischof Alberts, funfzehntes Jahr, von 1212 bis 1213. §. 3. 1212Zur selbigen Zeit begab sich Dangeruthe, des Königs Wissewalde b) Schwiegervater, mit vielen Geschenken zu dem Groskönig von Neugarden, und b) Siehe beym Jahre 1208. n. 4. §. 4. Während der Zeit erndtete Woldemar, der Ydumeer und Letten Advo- §. 5. Zu dieser Zeit plünderten auch die Ritter von Kukenois und die Letten §. 6. Den Winter darauf kehrte Woldemar mit seiner Gemahlin, mit seinen Des
Geſch. des 3ten Biſchof Alberts, funfzehntes Jahr, von 1212 bis 1213. §. 3. 1212Zur ſelbigen Zeit begab ſich Dangeruthe, des Koͤnigs Wiſſewalde b) Schwiegervater, mit vielen Geſchenken zu dem Groskoͤnig von Neugarden, und b) Siehe beym Jahre 1208. n. 4. §. 4. Waͤhrend der Zeit erndtete Woldemar, der Ydumeer und Letten Advo- §. 5. Zu dieſer Zeit pluͤnderten auch die Ritter von Kukenois und die Letten §. 6. Den Winter darauf kehrte Woldemar mit ſeiner Gemahlin, mit ſeinen Des
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0138" n="106"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geſch. des 3ten Biſchof Alberts, funfzehntes Jahr, von 1212 bis 1213.</hi> </fw><lb/> <div n="4"> <head>§. 3.</head><lb/> <note place="left">1212</note> <p>Zur ſelbigen Zeit begab ſich <hi rendition="#fr">Dangeruthe,</hi> des Koͤnigs <hi rendition="#fr">Wiſſewalde</hi> <note place="end" n="b)"/><lb/> Schwiegervater, mit vielen Geſchenken zu dem Groskoͤnig von <hi rendition="#fr">Neugarden,</hi> und<lb/> ſchlos mit ihm ein Friedensbuͤndniß. Er ward aber im Ruͤckwege von den Bruͤ-<lb/> dern gefangen nach <hi rendition="#fr">Wenden</hi> gefuͤhrt, und in Eiſen gelegt. Er ward auch darin<lb/> viele Tage gelaſſen, bis aus <hi rendition="#fr">Litthauen</hi> einige von ſeinen Freunden ihm zuſpra-<lb/> chen. Nachgehends entleibte er ſich mit ſeinem eignen Schwerdte.</p><lb/> <note place="end" n="b)">Siehe beym Jahre 1208. <hi rendition="#aq">n.</hi> 4.</note> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 4.</head><lb/> <p>Waͤhrend der Zeit erndtete <hi rendition="#fr">Woldemar,</hi> der <hi rendition="#fr">Ydumeer</hi> und <hi rendition="#fr">Letten</hi> Advo-<lb/> cate vieles, das er nicht geſaͤet hatte, und hielte Gerichte und Unterſuchungen; weil<lb/> aber ſeine Urtelsſpruͤche dem Biſchof von <hi rendition="#fr">Ratzeburg</hi> wie auch allen andern<lb/> nicht gefielen: ſo wandte er ſich endlich wieder nach <hi rendition="#fr">Rußland,</hi> welches alle lange<lb/> gewuͤnſchet hatten.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 5.</head><lb/> <p>Zu dieſer Zeit pluͤnderten auch die Ritter von <hi rendition="#fr">Kukenois</hi> und die <hi rendition="#fr">Letten</hi><lb/> oftmals die <hi rendition="#fr">Selen</hi> und <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> aus, verbranten ihre Doͤrfer und ſengten auf den<lb/> Grenzen, ſchlugen einige todt, fuͤhrten andre in die Gefangenſchaft, laurten ihnen<lb/> auf dem Wege ſtark auf, und thaten ihnen viel Unheil an. Daher brachten die<lb/><hi rendition="#fr">Litthauer</hi> ein Heer zuſammen, kamen uͤber die <hi rendition="#fr">Duͤne</hi> in die Provinz <hi rendition="#fr">Lenewar-<lb/> den,</hi> uͤberrumpelten die <hi rendition="#fr">Liven</hi> in den Doͤrfern, machten einige nieder, nahmen<lb/> Weiber, Kinder und Vieh mit ſich, entfuͤhrten viele Beute, und brachten den<lb/> Volksaͤlteſten dieſer Provinz, <hi rendition="#fr">Uldewene,</hi> in die Gefangenſchaft. Es kam aber<lb/> der Ordensmeiſter <hi rendition="#fr">Volquin</hi> uͤber ſie, deſſen Ordensbruͤder mit Kaufleuten die<lb/><hi rendition="#fr">Dune</hi> hinaufgefahren waren. Vorbeſagter Ordensmeiſter verfolgte die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi><lb/> mit weniger Mannſchaft, fiel ihnen in Ruͤcken, und ſchlug ſich mit ihnen herum.<lb/> Es blieb auch der <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> Landesaͤlteſter und ward erſchlagen, wie auch viel<lb/> andre mit ihm. Die uͤbrigen ſo im Vordertreffen geſtanden, flohen und entkamen<lb/> und nahmen <hi rendition="#fr">Uldewenen</hi> mit ſich. Fuͤr deſſen Ranzion ward nachher der Kopf<lb/> dieſes erſchlagenen <hi rendition="#fr">Litthauers</hi> ausgewechſelt, damit ſie, wenn ſie wenigſtens den<lb/> Kopf wieder bekaͤmen, das gewoͤhnliche Leichenbegaͤngniß um ihn herum mit<lb/> Saufen nach heidniſcher Art begehen koͤnten.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 6.</head><lb/> <p>Den Winter darauf kehrte <hi rendition="#fr">Woldemar</hi> mit ſeiner Gemahlin, mit ſeinen<lb/> Soͤhnen und ſeiner ganzen Familie wieder nach <hi rendition="#fr">Liefland,</hi> und die <hi rendition="#fr">Letten</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Ydumeer</hi> nahmen ihn an, ob ſie gleich nicht ſonderliche Freude daruͤber hatten.<lb/> Es ſchickten die Prieſter <hi rendition="#fr">Alobrand</hi> und <hi rendition="#fr">Hinrich</hi> Lebensmittel und Geſchenke<lb/> an ihn und er ſaß auf der Burg <hi rendition="#fr">Metimne,</hi> hielt Gerichte, zog auch aus der<lb/> Provinz, ſo viel ihm noͤthig war. Die <hi rendition="#fr">Litthauer</hi> kamen mit ihrem Schwarm<lb/> abermals uͤber die <hi rendition="#fr">Dune.</hi> Sie hatten ihren Herzog und Fuͤrſten <hi rendition="#fr">Stecſe</hi> bey ſich,<lb/> uͤber deſſen Mitkunft die <hi rendition="#fr">Deutſchen</hi> ſich freueten. Es kam auch <hi rendition="#fr">Berthold</hi> von<lb/><hi rendition="#fr">Wenden</hi> mit ſeinen Bruͤdern zuſammen, und riefen den Koͤnig <hi rendition="#fr">Woldemar</hi><lb/> mit ſich ſamt andern <hi rendition="#fr">Deutſchen</hi> und <hi rendition="#fr">Letten.</hi> Dieſe gingen auf jene los,<lb/> ſtelten ihnen unterwegens einen Hinterhalt, fielen uͤber ſie her, und machten<lb/> vorerwehnten ihren Herzog <hi rendition="#fr">Stecſe,</hi> wie auch viel andre nieder. Die uͤbrigen<lb/> entkamen, damit ſie das Paßirte zu Hauſe melden konten, und die Kirche hatte<lb/> auf die Art etliche wenige Tage Ruhe.</p> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Des</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0138]
Geſch. des 3ten Biſchof Alberts, funfzehntes Jahr, von 1212 bis 1213.
§. 3.
Zur ſelbigen Zeit begab ſich Dangeruthe, des Koͤnigs Wiſſewalde
b⁾
Schwiegervater, mit vielen Geſchenken zu dem Groskoͤnig von Neugarden, und
ſchlos mit ihm ein Friedensbuͤndniß. Er ward aber im Ruͤckwege von den Bruͤ-
dern gefangen nach Wenden gefuͤhrt, und in Eiſen gelegt. Er ward auch darin
viele Tage gelaſſen, bis aus Litthauen einige von ſeinen Freunden ihm zuſpra-
chen. Nachgehends entleibte er ſich mit ſeinem eignen Schwerdte.
b⁾ Siehe beym Jahre 1208. n. 4.
§. 4.
Waͤhrend der Zeit erndtete Woldemar, der Ydumeer und Letten Advo-
cate vieles, das er nicht geſaͤet hatte, und hielte Gerichte und Unterſuchungen; weil
aber ſeine Urtelsſpruͤche dem Biſchof von Ratzeburg wie auch allen andern
nicht gefielen: ſo wandte er ſich endlich wieder nach Rußland, welches alle lange
gewuͤnſchet hatten.
§. 5.
Zu dieſer Zeit pluͤnderten auch die Ritter von Kukenois und die Letten
oftmals die Selen und Litthauer aus, verbranten ihre Doͤrfer und ſengten auf den
Grenzen, ſchlugen einige todt, fuͤhrten andre in die Gefangenſchaft, laurten ihnen
auf dem Wege ſtark auf, und thaten ihnen viel Unheil an. Daher brachten die
Litthauer ein Heer zuſammen, kamen uͤber die Duͤne in die Provinz Lenewar-
den, uͤberrumpelten die Liven in den Doͤrfern, machten einige nieder, nahmen
Weiber, Kinder und Vieh mit ſich, entfuͤhrten viele Beute, und brachten den
Volksaͤlteſten dieſer Provinz, Uldewene, in die Gefangenſchaft. Es kam aber
der Ordensmeiſter Volquin uͤber ſie, deſſen Ordensbruͤder mit Kaufleuten die
Dune hinaufgefahren waren. Vorbeſagter Ordensmeiſter verfolgte die Litthauer
mit weniger Mannſchaft, fiel ihnen in Ruͤcken, und ſchlug ſich mit ihnen herum.
Es blieb auch der Litthauer Landesaͤlteſter und ward erſchlagen, wie auch viel
andre mit ihm. Die uͤbrigen ſo im Vordertreffen geſtanden, flohen und entkamen
und nahmen Uldewenen mit ſich. Fuͤr deſſen Ranzion ward nachher der Kopf
dieſes erſchlagenen Litthauers ausgewechſelt, damit ſie, wenn ſie wenigſtens den
Kopf wieder bekaͤmen, das gewoͤhnliche Leichenbegaͤngniß um ihn herum mit
Saufen nach heidniſcher Art begehen koͤnten.
§. 6.
Den Winter darauf kehrte Woldemar mit ſeiner Gemahlin, mit ſeinen
Soͤhnen und ſeiner ganzen Familie wieder nach Liefland, und die Letten und
Ydumeer nahmen ihn an, ob ſie gleich nicht ſonderliche Freude daruͤber hatten.
Es ſchickten die Prieſter Alobrand und Hinrich Lebensmittel und Geſchenke
an ihn und er ſaß auf der Burg Metimne, hielt Gerichte, zog auch aus der
Provinz, ſo viel ihm noͤthig war. Die Litthauer kamen mit ihrem Schwarm
abermals uͤber die Dune. Sie hatten ihren Herzog und Fuͤrſten Stecſe bey ſich,
uͤber deſſen Mitkunft die Deutſchen ſich freueten. Es kam auch Berthold von
Wenden mit ſeinen Bruͤdern zuſammen, und riefen den Koͤnig Woldemar
mit ſich ſamt andern Deutſchen und Letten. Dieſe gingen auf jene los,
ſtelten ihnen unterwegens einen Hinterhalt, fielen uͤber ſie her, und machten
vorerwehnten ihren Herzog Stecſe, wie auch viel andre nieder. Die uͤbrigen
entkamen, damit ſie das Paßirte zu Hauſe melden konten, und die Kirche hatte
auf die Art etliche wenige Tage Ruhe.
Des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |