Den Werth dieses beliebten Buchs und die dabey ange- brachte Belesenheit des Herrn Hofrath Grubers findet der Leser in des Herrn Herausgebers eigener Vorrede, darauf mich hier be- ziehe; die ihrer Gründlichkeit halber lesenswürdig ist, und mir daher die Mühe unnöthig macht, etwas weiter davon zu gedenken. Jch wende mich also zur Uebersetzung, von welcher vorläufig et- was zu erwehnen habe.
Jn Liefland sind manche Manuscripte von dieser Chronik, doch nur auf Papier. Wo eine pergamentne, oder auch die Urschrift zu finden, habe nicht in Erfahrung bringen können. Die noch vorhandenen Abschriften, deren einige ziemlich alt sind, haben doch bey aller Aufmerksamkeit ihrer Abschreiber solche Wort- verwechselungen, Auslassungen, Verschiedenheit der Ausdrücke, dunkle Stellen, oder Unrichtigkeiten des Lateins, daß die Ge- duld des begierigsten Lesers dabey ermüden konte.
Wer in den Geschichten damaliger Zeiten nicht recht be- wandert, oder nur obenhin erfahren war, verstand nicht ein- mal von der Würde dieses Manuscripts zu urtheilen. Kurz, es gehörte ein Mann dazu, der Wissenschaft und Erfahrung in der Historie und Schreibart mitlerer Zeiten, und zugleich eine auserlesene Bibliothek besaß, aus der er das Ungewisse wahrscheinlich machen, das Zweifelhafte entscheiden, das Un- volkommene verbessern, und das Richtige mit mehrern Zeug- nissen bestätigen konte. Dis und mehreres war in der Person des Herrn Hofrath Grubers beysammen anzutreffen.
Meine Schuldigkeit hätte erfordert, aus dem Vorrath geschriebener Bücher die Anmerkungen über diese Schrift in sol- chen Stellen zu erweitern, die eigentlich Liefland angehen. Man erwartet solches von einem einheimischen Schriftsteller eher als von einem auswärtigen. Jch fand aber bey allem Nachsuchen von diesen Zeiten gar nichts, oder so unerhebliches und unstreitig unrichtiges, daß die gelehrte Arbeit des Herrn Grubers mit dieser unnöthigen Bemühung nur würde verun- zieret haben; doch sind etlicher Orten einige Anmerkungen von
mir
Vorrede des Ueberſetzers.
Den Werth dieſes beliebten Buchs und die dabey ange- brachte Beleſenheit des Herrn Hofrath Grubers findet der Leſer in des Herrn Herausgebers eigener Vorrede, darauf mich hier be- ziehe; die ihrer Gruͤndlichkeit halber leſenswuͤrdig iſt, und mir daher die Muͤhe unnoͤthig macht, etwas weiter davon zu gedenken. Jch wende mich alſo zur Ueberſetzung, von welcher vorlaͤufig et- was zu erwehnen habe.
Jn Liefland ſind manche Manuſcripte von dieſer Chronik, doch nur auf Papier. Wo eine pergamentne, oder auch die Urſchrift zu finden, habe nicht in Erfahrung bringen koͤnnen. Die noch vorhandenen Abſchriften, deren einige ziemlich alt ſind, haben doch bey aller Aufmerkſamkeit ihrer Abſchreiber ſolche Wort- verwechſelungen, Auslaſſungen, Verſchiedenheit der Ausdruͤcke, dunkle Stellen, oder Unrichtigkeiten des Lateins, daß die Ge- duld des begierigſten Leſers dabey ermuͤden konte.
Wer in den Geſchichten damaliger Zeiten nicht recht be- wandert, oder nur obenhin erfahren war, verſtand nicht ein- mal von der Wuͤrde dieſes Manuſcripts zu urtheilen. Kurz, es gehoͤrte ein Mann dazu, der Wiſſenſchaft und Erfahrung in der Hiſtorie und Schreibart mitlerer Zeiten, und zugleich eine auserleſene Bibliothek beſaß, aus der er das Ungewiſſe wahrſcheinlich machen, das Zweifelhafte entſcheiden, das Un- volkommene verbeſſern, und das Richtige mit mehrern Zeug- niſſen beſtaͤtigen konte. Dis und mehreres war in der Perſon des Herrn Hofrath Grubers beyſammen anzutreffen.
Meine Schuldigkeit haͤtte erfordert, aus dem Vorrath geſchriebener Buͤcher die Anmerkungen uͤber dieſe Schrift in ſol- chen Stellen zu erweitern, die eigentlich Liefland angehen. Man erwartet ſolches von einem einheimiſchen Schriftſteller eher als von einem auswaͤrtigen. Jch fand aber bey allem Nachſuchen von dieſen Zeiten gar nichts, oder ſo unerhebliches und unſtreitig unrichtiges, daß die gelehrte Arbeit des Herrn Grubers mit dieſer unnoͤthigen Bemuͤhung nur wuͤrde verun- zieret haben; doch ſind etlicher Orten einige Anmerkungen von
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[0012]
Vorrede des Ueberſetzers.
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in des Herrn Herausgebers eigener Vorrede, darauf mich hier be-
ziehe; die ihrer Gruͤndlichkeit halber leſenswuͤrdig iſt, und mir
daher die Muͤhe unnoͤthig macht, etwas weiter davon zu gedenken.
Jch wende mich alſo zur Ueberſetzung, von welcher vorlaͤufig et-
was zu erwehnen habe.
Jn Liefland ſind manche Manuſcripte von dieſer Chronik,
doch nur auf Papier. Wo eine pergamentne, oder auch die
Urſchrift zu finden, habe nicht in Erfahrung bringen koͤnnen.
Die noch vorhandenen Abſchriften, deren einige ziemlich alt ſind,
haben doch bey aller Aufmerkſamkeit ihrer Abſchreiber ſolche Wort-
verwechſelungen, Auslaſſungen, Verſchiedenheit der Ausdruͤcke,
dunkle Stellen, oder Unrichtigkeiten des Lateins, daß die Ge-
duld des begierigſten Leſers dabey ermuͤden konte.
Wer in den Geſchichten damaliger Zeiten nicht recht be-
wandert, oder nur obenhin erfahren war, verſtand nicht ein-
mal von der Wuͤrde dieſes Manuſcripts zu urtheilen. Kurz,
es gehoͤrte ein Mann dazu, der Wiſſenſchaft und Erfahrung
in der Hiſtorie und Schreibart mitlerer Zeiten, und zugleich
eine auserleſene Bibliothek beſaß, aus der er das Ungewiſſe
wahrſcheinlich machen, das Zweifelhafte entſcheiden, das Un-
volkommene verbeſſern, und das Richtige mit mehrern Zeug-
niſſen beſtaͤtigen konte. Dis und mehreres war in der Perſon
des Herrn Hofrath Grubers beyſammen anzutreffen.
Meine Schuldigkeit haͤtte erfordert, aus dem Vorrath
geſchriebener Buͤcher die Anmerkungen uͤber dieſe Schrift in ſol-
chen Stellen zu erweitern, die eigentlich Liefland angehen.
Man erwartet ſolches von einem einheimiſchen Schriftſteller
eher als von einem auswaͤrtigen. Jch fand aber bey allem
Nachſuchen von dieſen Zeiten gar nichts, oder ſo unerhebliches
und unſtreitig unrichtiges, daß die gelehrte Arbeit des Herrn
Grubers mit dieſer unnoͤthigen Bemuͤhung nur wuͤrde verun-
zieret haben; doch ſind etlicher Orten einige Anmerkungen von
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[Lettus, Henricus]: Der Liefländischen Chronik Erster Theil. Halle, 1747, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lettus_chronik01_1747/12>, abgerufen am 27.07.2024.
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