Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
So kann er anders nicht, er muß euch sehn.
Drum geht doch nur!
Daja.
Kommt! kommt! Jch weiß ein Feuster
Aus dem wir sie bemerken können.
Recha.
Ja?
(beide hinein.)
Fünfter Auftritt.
Nathan und bald darauf der Tempelherr.
Nathan.
Fast scheu' ich mich des Sonderlings. Fast macht
Mich seine rauhe Tugend stutzen. Daß
Ein Mensch doch einen Menschen so verlegen
Soll machen können! -- Ha! er kömmt. -- Bey Gott!
Ein Jüngling wie ein Mann. Jch mag ihn wohl
Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang!
Die Schaale kann nur bitter seyn: der Kern
Jsts sicher nicht. -- Wo sah' ich doch dergleichen? --
Verzeihet, edler Franke ...
Tempelherr.
Was?
Nathan.
Erlaubt ...
Tempelherr.
Was, Jude? was?
Nathan.
So kann er anders nicht, er muß euch ſehn.
Drum geht doch nur!
Daja.
Kommt! kommt! Jch weiß ein Feuſter
Aus dem wir ſie bemerken koͤnnen.
Recha.
Ja?
(beide hinein.)
Fuͤnfter Auftritt.
Nathan und bald darauf der Tempelherr.
Nathan.
Faſt ſcheu’ ich mich des Sonderlings. Faſt macht
Mich ſeine rauhe Tugend ſtutzen. Daß
Ein Menſch doch einen Menſchen ſo verlegen
Soll machen koͤnnen! — Ha! er koͤmmt. — Bey Gott!
Ein Juͤngling wie ein Mann. Jch mag ihn wohl
Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang!
Die Schaale kann nur bitter ſeyn: der Kern
Jſts ſicher nicht. — Wo ſah’ ich doch dergleichen? —
Verzeihet, edler Franke ...
Tempelherr.
Was?
Nathan.
Erlaubt ...
Tempelherr.
Was, Jude? was?
Nathan.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#NAT">
              <p><pb facs="#f0085" n="77"/>
So kann er anders nicht, er muß euch &#x017F;ehn.<lb/>
Drum geht doch nur!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#DAJ">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Daja.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Kommt! kommt! Jch weiß ein Feu&#x017F;ter</hi><lb/>
Aus dem wir &#x017F;ie bemerken ko&#x0364;nnen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#REC">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Recha.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Ja?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <stage> <hi rendition="#et">(beide hinein.)</hi> </stage>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Fu&#x0364;nfter Auftritt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage><hi rendition="#b">Nathan</hi> und bald darauf der <hi rendition="#b">Tempelherr.</hi></stage><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Fa&#x017F;t &#x017F;cheu&#x2019; ich mich des Sonderlings. Fa&#x017F;t macht<lb/>
Mich &#x017F;eine rauhe Tugend &#x017F;tutzen. Daß<lb/>
Ein Men&#x017F;ch doch einen Men&#x017F;chen &#x017F;o verlegen<lb/>
Soll machen ko&#x0364;nnen! &#x2014; Ha! er ko&#x0364;mmt. &#x2014; Bey Gott!<lb/>
Ein Ju&#x0364;ngling wie ein Mann. Jch mag ihn wohl<lb/>
Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang!<lb/>
Die Schaale kann nur bitter &#x017F;eyn: der Kern<lb/>
J&#x017F;ts &#x017F;icher nicht. &#x2014; Wo &#x017F;ah&#x2019; ich doch dergleichen? &#x2014;<lb/>
Verzeihet, edler Franke ...</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Was?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NAT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Nathan.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Erlaubt ...</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#TEM">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Was, Jude? was?</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Nathan.</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0085] So kann er anders nicht, er muß euch ſehn. Drum geht doch nur! Daja. Kommt! kommt! Jch weiß ein Feuſter Aus dem wir ſie bemerken koͤnnen. Recha. Ja? (beide hinein.) Fuͤnfter Auftritt. Nathan und bald darauf der Tempelherr. Nathan. Faſt ſcheu’ ich mich des Sonderlings. Faſt macht Mich ſeine rauhe Tugend ſtutzen. Daß Ein Menſch doch einen Menſchen ſo verlegen Soll machen koͤnnen! — Ha! er koͤmmt. — Bey Gott! Ein Juͤngling wie ein Mann. Jch mag ihn wohl Den guten, trotzgen Blick! den prallen Gang! Die Schaale kann nur bitter ſeyn: der Kern Jſts ſicher nicht. — Wo ſah’ ich doch dergleichen? — Verzeihet, edler Franke ... Tempelherr. Was? Nathan. Erlaubt ... Tempelherr. Was, Jude? was? Nathan.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/85
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/85>, abgerufen am 25.11.2024.