Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite
Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.
Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.
Saladin.
Als du? Was hätte dich zerstreuet?
Sittah.
Deine
Zerstreuung freylich nicht! -- O Saladin,
Wenn werden wir so fleißig wieder spielen!
Saladin.
So spielen wir um so viel gieriger! --
Ah! weil es wieder los geht, meynst du? -- Mags! --
Nur zu! -- Jch habe nicht zuerst gezogen;
Jch hätte gern den Stillestand aufs neue
Verlängert; hätte meiner Sittah gern,
Gern einen guten Mann zugleich verschaft.
Und das muß Richards Bruder seyn: er ist
Ja Richards Brnder.
Sittah.
Wenn du deinen Richard
Nur loben kannst!
Saladin.
Wenn unserm Bruder Melek
Dann Richards Schwester wär' zu Theile worden:
Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten,
Der besten Häuser in der Welt das beste! --
Du hörst, ich bin mich selbst zu loben, auch
Nicht faul. Jch dünk' mich meiner Freunde werth. --
Das hätte Menschen geben sollen! das!

Sittah.
D 4
Willſt du den Stachel des Verluſts nur ſtumpfen.
Genug, du warſt zerſtreut; und mehr als ich.
Saladin.
Als du? Was haͤtte dich zerſtreuet?
Sittah.
Deine
Zerſtreuung freylich nicht! — O Saladin,
Wenn werden wir ſo fleißig wieder ſpielen!
Saladin.
So ſpielen wir um ſo viel gieriger! —
Ah! weil es wieder los geht, meynſt du? — Mags! —
Nur zu! — Jch habe nicht zuerſt gezogen;
Jch haͤtte gern den Stilleſtand aufs neue
Verlaͤngert; haͤtte meiner Sittah gern,
Gern einen guten Mann zugleich verſchaft.
Und das muß Richards Bruder ſeyn: er iſt
Ja Richards Brnder.
Sittah.
Wenn du deinen Richard
Nur loben kannſt!
Saladin.
Wenn unſerm Bruder Melek
Dann Richards Schweſter waͤr’ zu Theile worden:
Ha! welch ein Haus zuſammen! Ha, der erſten,
Der beſten Haͤuſer in der Welt das beſte! —
Du hoͤrſt, ich bin mich ſelbſt zu loben, auch
Nicht faul. Jch duͤnk’ mich meiner Freunde werth. —
Das haͤtte Menſchen geben ſollen! das!

Sittah.
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#SIT">
              <p><pb facs="#f0063" n="55"/>
Will&#x017F;t du den Stachel des Verlu&#x017F;ts nur &#x017F;tumpfen.<lb/>
Genug, du war&#x017F;t zer&#x017F;treut; und mehr als ich.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SAL">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>Als du? Was ha&#x0364;tte dich zer&#x017F;treuet?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SIT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sittah.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Deine</hi><lb/>
Zer&#x017F;treuung freylich nicht! &#x2014; O Saladin,<lb/>
Wenn werden wir &#x017F;o fleißig wieder &#x017F;pielen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SAL">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p>So &#x017F;pielen wir um &#x017F;o viel gieriger! &#x2014;<lb/>
Ah! weil es wieder los geht, meyn&#x017F;t du? &#x2014; Mags! &#x2014;<lb/>
Nur zu! &#x2014; Jch habe nicht zuer&#x017F;t gezogen;<lb/>
Jch ha&#x0364;tte gern den Stille&#x017F;tand aufs neue<lb/>
Verla&#x0364;ngert; ha&#x0364;tte meiner Sittah gern,<lb/>
Gern einen guten Mann zugleich ver&#x017F;chaft.<lb/>
Und das muß Richards Bruder &#x017F;eyn: er i&#x017F;t<lb/>
Ja Richards Brnder.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SIT">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Sittah.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Wenn du deinen Richard</hi><lb/>
Nur loben kann&#x017F;t!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SAL">
              <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Saladin.</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Wenn un&#x017F;erm Bruder Melek</hi><lb/>
Dann Richards Schwe&#x017F;ter wa&#x0364;r&#x2019; zu Theile worden:<lb/>
Ha! welch ein Haus zu&#x017F;ammen! Ha, der er&#x017F;ten,<lb/>
Der be&#x017F;ten Ha&#x0364;u&#x017F;er in der Welt das be&#x017F;te! &#x2014;<lb/>
Du ho&#x0364;r&#x017F;t, ich bin mich &#x017F;elb&#x017F;t zu loben, auch<lb/>
Nicht faul. Jch du&#x0364;nk&#x2019; mich meiner Freunde werth. &#x2014;<lb/>
Das ha&#x0364;tte Men&#x017F;chen geben &#x017F;ollen! das!</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">D 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sittah.</hi> </fw><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0063] Willſt du den Stachel des Verluſts nur ſtumpfen. Genug, du warſt zerſtreut; und mehr als ich. Saladin. Als du? Was haͤtte dich zerſtreuet? Sittah. Deine Zerſtreuung freylich nicht! — O Saladin, Wenn werden wir ſo fleißig wieder ſpielen! Saladin. So ſpielen wir um ſo viel gieriger! — Ah! weil es wieder los geht, meynſt du? — Mags! — Nur zu! — Jch habe nicht zuerſt gezogen; Jch haͤtte gern den Stilleſtand aufs neue Verlaͤngert; haͤtte meiner Sittah gern, Gern einen guten Mann zugleich verſchaft. Und das muß Richards Bruder ſeyn: er iſt Ja Richards Brnder. Sittah. Wenn du deinen Richard Nur loben kannſt! Saladin. Wenn unſerm Bruder Melek Dann Richards Schweſter waͤr’ zu Theile worden: Ha! welch ein Haus zuſammen! Ha, der erſten, Der beſten Haͤuſer in der Welt das beſte! — Du hoͤrſt, ich bin mich ſelbſt zu loben, auch Nicht faul. Jch duͤnk’ mich meiner Freunde werth. — Das haͤtte Menſchen geben ſollen! das! Sittah. D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/63
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/63>, abgerufen am 24.11.2024.