Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779. Klosterbruder. Und doch Recht warmen Dank! Gott geb' Euch tausendfach Was Jhr gern geben wolltet. Denn der Wille Und nicht die Gabe macht den Geber. -- Auch Ward ich dem Herrn Almosens wegen gar Nicht nachgeschickt. Tempelherr. Doch aber nachgeschickt? Klosterbruder. Ja; aus dem Kloster. Tempelherr. Wo ich eben jetzt Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte? Klosterbruder. Die Tische waren schon besetzt: komm' aber Der Herr nur wieder mit zurück. Tempelherr. Wozu? Jch habe Fleisch wohl lange nicht gegessen: Allein was thuts? Die Datteln sind ja reif. Klosterbruder,
Nehm' sich der Herr in Acht mit dieser Frucht. Zu viel genossen taugt sie nicht; verstopft Die Milz; macht melancholisches Geblüt. Tempel-
Kloſterbruder. Und doch Recht warmen Dank! Gott geb’ Euch tauſendfach Was Jhr gern geben wolltet. Denn der Wille Und nicht die Gabe macht den Geber. — Auch Ward ich dem Herrn Almoſens wegen gar Nicht nachgeſchickt. Tempelherr. Doch aber nachgeſchickt? Kloſterbruder. Ja; aus dem Kloſter. Tempelherr. Wo ich eben jetzt Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte? Kloſterbruder. Die Tiſche waren ſchon beſetzt: komm’ aber Der Herr nur wieder mit zuruͤck. Tempelherr. Wozu? Jch habe Fleiſch wohl lange nicht gegeſſen: Allein was thuts? Die Datteln ſind ja reif. Kloſterbruder,
Nehm’ ſich der Herr in Acht mit dieſer Frucht. Zu viel genoſſen taugt ſie nicht; verſtopft Die Milz; macht melancholiſches Gebluͤt. Tempel-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0042" n="34"/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Und doch</hi><lb/> Recht warmen Dank! Gott geb’ Euch tauſendfach<lb/> Was Jhr gern geben wolltet. Denn der Wille<lb/> Und nicht die Gabe macht den Geber. — Auch<lb/> Ward ich dem Herrn Almoſens wegen gar<lb/> Nicht nachgeſchickt.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Doch aber nachgeſchickt?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja; aus dem Kloſter.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Wo ich eben jetzt</hi><lb/> Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte?</p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Die Tiſche waren ſchon beſetzt: komm’ aber<lb/> Der Herr nur wieder mit zuruͤck.</p> </sp><lb/> <sp who="#TEM"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempelherr.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Wozu?</hi><lb/> Jch habe Fleiſch wohl lange nicht gegeſſen:<lb/> Allein was thuts? Die Datteln ſind ja reif.</p> </sp><lb/> <sp who="#KLO"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Kloſterbruder,</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nehm’ ſich der Herr in Acht mit dieſer Frucht.<lb/> Zu viel genoſſen taugt ſie nicht; verſtopft<lb/> Die Milz; macht melancholiſches Gebluͤt.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Tempel-</hi> </hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0042]
Kloſterbruder.
Und doch
Recht warmen Dank! Gott geb’ Euch tauſendfach
Was Jhr gern geben wolltet. Denn der Wille
Und nicht die Gabe macht den Geber. — Auch
Ward ich dem Herrn Almoſens wegen gar
Nicht nachgeſchickt.
Tempelherr.
Doch aber nachgeſchickt?
Kloſterbruder.
Ja; aus dem Kloſter.
Tempelherr.
Wo ich eben jetzt
Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte?
Kloſterbruder.
Die Tiſche waren ſchon beſetzt: komm’ aber
Der Herr nur wieder mit zuruͤck.
Tempelherr.
Wozu?
Jch habe Fleiſch wohl lange nicht gegeſſen:
Allein was thuts? Die Datteln ſind ja reif.
Kloſterbruder,
Nehm’ ſich der Herr in Acht mit dieſer Frucht.
Zu viel genoſſen taugt ſie nicht; verſtopft
Die Milz; macht melancholiſches Gebluͤt.
Tempel-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/42 |
Zitationshilfe: | Lessing, Gotthold Ephraim: Nathan der Weise. Berlin, 1779, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_nathan_1779/42>, abgerufen am 22.07.2024. |