Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
Minna von Barnhelm,


Siebender Auftritt.
von Tellheim. Paul Werner.
v. Tellheim. So in Gedanken, Werner?
Werner. Da sind Sie ja! Jch wollte eben
gehn, und Sie in Jhrem neuen Quartiere besu-
chen, Herr Major.
v. Tellheim. Um mir auf den Wirth des alten
die Ohren voll zu fluchen. Gedenke mir nicht
daran.
Werner. Das hätte ich beyher gethan; ja.
Aber eigentlich wollte ich mich nur bey Jhnen be-
danken, daß Sie so gut gewesen, und mir die hundert
Louisdor aufgehoben. Just hat mir sie wieder-
gegeben. Es wäre mir wohl freylich lieb, wenn
Sie mir sie noch länger aufheben könnten. Aber
Sie sind in ein neu Quartier gezogen, das weder
Sie, noch ich kennen. Wer weiß, wies da ist.
Sie könnten Jhnen da gestohlen werden; und
Sie müßten mir sie ersetzen; da hülffe nichts da-
vor. Also kann ichs Jhnen freylich nicht zu-
muthen.

v. Tell-
Minna von Barnhelm,


Siebender Auftritt.
von Tellheim. Paul Werner.
v. Tellheim. So in Gedanken, Werner?
Werner. Da ſind Sie ja! Jch wollte eben
gehn, und Sie in Jhrem neuen Quartiere beſu-
chen, Herr Major.
v. Tellheim. Um mir auf den Wirth des alten
die Ohren voll zu fluchen. Gedenke mir nicht
daran.
Werner. Das haͤtte ich beyher gethan; ja.
Aber eigentlich wollte ich mich nur bey Jhnen be-
danken, daß Sie ſo gut geweſen, und mir die hundert
Louisdor aufgehoben. Juſt hat mir ſie wieder-
gegeben. Es waͤre mir wohl freylich lieb, wenn
Sie mir ſie noch laͤnger aufheben koͤnnten. Aber
Sie ſind in ein neu Quartier gezogen, das weder
Sie, noch ich kennen. Wer weiß, wies da iſt.
Sie koͤnnten Jhnen da geſtohlen werden; und
Sie muͤßten mir ſie erſetzen; da huͤlffe nichts da-
vor. Alſo kann ichs Jhnen freylich nicht zu-
muthen.

v. Tell-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0098" n="94"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Minna von Barnhelm,</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Siebender Auftritt.</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#fr">von Tellheim. Paul Werner.</hi> </stage><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>So in Gedanken, Werner?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAC">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker>
            <p>Da &#x017F;ind Sie ja! Jch wollte eben<lb/>
gehn, und Sie in Jhrem neuen Quartiere be&#x017F;u-<lb/>
chen, Herr Major.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">v. Tellheim.</hi> </speaker>
            <p>Um mir auf den Wirth des alten<lb/>
die Ohren voll zu fluchen. Gedenke mir nicht<lb/>
daran.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WAC">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Werner.</hi> </speaker>
            <p>Das ha&#x0364;tte ich beyher gethan; ja.<lb/>
Aber eigentlich wollte ich mich nur bey Jhnen be-<lb/>
danken, daß Sie &#x017F;o gut gewe&#x017F;en, und mir die hundert<lb/>
Louisdor aufgehoben. Ju&#x017F;t hat mir &#x017F;ie wieder-<lb/>
gegeben. Es wa&#x0364;re mir wohl freylich lieb, wenn<lb/>
Sie mir &#x017F;ie noch la&#x0364;nger aufheben ko&#x0364;nnten. Aber<lb/>
Sie &#x017F;ind in ein neu Quartier gezogen, das weder<lb/>
Sie, noch ich kennen. Wer weiß, wies da i&#x017F;t.<lb/>
Sie ko&#x0364;nnten Jhnen da ge&#x017F;tohlen werden; und<lb/>
Sie mu&#x0364;ßten mir &#x017F;ie er&#x017F;etzen; da hu&#x0364;lffe nichts da-<lb/>
vor. Al&#x017F;o kann ichs Jhnen freylich nicht zu-<lb/>
muthen.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">v. Tell-</hi> </fw><lb/>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0098] Minna von Barnhelm, Siebender Auftritt. von Tellheim. Paul Werner. v. Tellheim. So in Gedanken, Werner? Werner. Da ſind Sie ja! Jch wollte eben gehn, und Sie in Jhrem neuen Quartiere beſu- chen, Herr Major. v. Tellheim. Um mir auf den Wirth des alten die Ohren voll zu fluchen. Gedenke mir nicht daran. Werner. Das haͤtte ich beyher gethan; ja. Aber eigentlich wollte ich mich nur bey Jhnen be- danken, daß Sie ſo gut geweſen, und mir die hundert Louisdor aufgehoben. Juſt hat mir ſie wieder- gegeben. Es waͤre mir wohl freylich lieb, wenn Sie mir ſie noch laͤnger aufheben koͤnnten. Aber Sie ſind in ein neu Quartier gezogen, das weder Sie, noch ich kennen. Wer weiß, wies da iſt. Sie koͤnnten Jhnen da geſtohlen werden; und Sie muͤßten mir ſie erſetzen; da huͤlffe nichts da- vor. Alſo kann ichs Jhnen freylich nicht zu- muthen. v. Tell-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/98
Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/98>, abgerufen am 22.11.2024.