Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.Minna von Barnhelm, wenn es wahr wäre, ich es doch wohl am ersten wissen müßte? -- Kurz, Werner, Geld! Geld! Werner. Je nu, mit Freuden! hier ist was! -- Das sind die hundert Louisdor, und daß die hundert Dukaten. -- (giebt ihm beides) v. Tellheim. Die hundert Louisdor, Werner, geh und bringe Justen. Er soll sogleich den Ring wieder einlösen, den er heute früh versetzt hat. -- Aber wo wirst du mehr hernehmen, Werner? -- Jch brauche weit mehr. Werner. Dafür lassen Sie mich sorgen. -- Der Mann, der mein Gut gekauft hat, wohnt in der Stadt. Der Zahlungstermin wäre zwar erst in vierzehn Tagen; aber das Geld liegt parat, und ein halb Procentchen Abzug -- v. Tellheim. Nun ja, lieber Werner! -- Siehst du, daß ich meine einzige Zuflucht zu dir nehme? -- Jch muß dir auch alles vertrauen. Das Fräulein hier, -- du hast sie gesehn, -- ist unglücklich -- Werner. O Jammer! v. Tellheim. Aber morgen ist sie meine Frau -- Werner. O Freude! v. Tell-
Minna von Barnhelm, wenn es wahr waͤre, ich es doch wohl am erſten wiſſen muͤßte? — Kurz, Werner, Geld! Geld! Werner. Je nu, mit Freuden! hier iſt was! — Das ſind die hundert Louisdor, und daß die hundert Dukaten. — (giebt ihm beides) v. Tellheim. Die hundert Louisdor, Werner, geh und bringe Juſten. Er ſoll ſogleich den Ring wieder einloͤſen, den er heute fruͤh verſetzt hat. — Aber wo wirſt du mehr hernehmen, Werner? — Jch brauche weit mehr. Werner. Dafuͤr laſſen Sie mich ſorgen. — Der Mann, der mein Gut gekauft hat, wohnt in der Stadt. Der Zahlungstermin waͤre zwar erſt in vierzehn Tagen; aber das Geld liegt parat, und ein halb Procentchen Abzug — v. Tellheim. Nun ja, lieber Werner! — Siehſt du, daß ich meine einzige Zuflucht zu dir nehme? — Jch muß dir auch alles vertrauen. Das Fraͤulein hier, — du haſt ſie geſehn, — iſt ungluͤcklich — Werner. O Jammer! v. Tellheim. Aber morgen iſt ſie meine Frau — Werner. O Freude! v. Tell-
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Minna von Barnhelm,
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wiſſen muͤßte? — Kurz, Werner, Geld! Geld!
Werner. Je nu, mit Freuden! hier iſt
was! — Das ſind die hundert Louisdor, und
daß die hundert Dukaten. — (giebt ihm beides)
v. Tellheim. Die hundert Louisdor, Werner,
geh und bringe Juſten. Er ſoll ſogleich den Ring
wieder einloͤſen, den er heute fruͤh verſetzt hat. —
Aber wo wirſt du mehr hernehmen, Werner? —
Jch brauche weit mehr.
Werner. Dafuͤr laſſen Sie mich ſorgen. —
Der Mann, der mein Gut gekauft hat, wohnt
in der Stadt. Der Zahlungstermin waͤre zwar
erſt in vierzehn Tagen; aber das Geld liegt parat,
und ein halb Procentchen Abzug —
v. Tellheim. Nun ja, lieber Werner! —
Siehſt du, daß ich meine einzige Zuflucht zu dir
nehme? — Jch muß dir auch alles vertrauen.
Das Fraͤulein hier, — du haſt ſie geſehn, —
iſt ungluͤcklich —
Werner. O Jammer!
v. Tellheim. Aber morgen iſt ſie meine Frau —
Werner. O Freude!
v. Tell-
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