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Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767.

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Minna von Barnhelm,


meine Einrichtung, daß alle Uebertreibungen des
Lächerlichen so fähig sind? Jch wette, wenn ich
Jhren Bettler nun vornehme, daß auch dieser eben
so wenig Stich halten wird. Sie werden einmal,
zweymal, dreymal Jhre Equipage verloren haben;
bey dem oder jenem Banquier werden einige Ka-
pitale ietzt mit schwinden; Sie werden diesen und
jenen Vorschuß, den Sie im Dienste gethan,
keine Hoffnung haben, wiederzuerhalten: aber sind
Sie darum ein Bettler? Wenn Jhnen auch nichts
übrig geblieben ist, als was mein Oheim für Sie
mitbringt --
v. Tellheim. Jhr Oheim, gnädiges Fräulein,
wird für mich nichts mitbringen.
Das Fräulein. Nichts, als die zweytausend
Pistolen, die Sie unsern Ständen so großmüthig
vorschoßen.
v. Tellheim. Hätten Sie doch nur meinen
Brief gelesen, gnädiges Fräulein!
Das Fräulein. Nun ja, ich habe ihn gelesen.
Aber was ich über diesen Punkt darinn gelesen, ist
mir ein wahres Räthsel. Unmöglich kann man
Jhnen aus einer edlen Handlung ein Verbrechen
machen
Minna von Barnhelm,


meine Einrichtung, daß alle Uebertreibungen des
Laͤcherlichen ſo faͤhig ſind? Jch wette, wenn ich
Jhren Bettler nun vornehme, daß auch dieſer eben
ſo wenig Stich halten wird. Sie werden einmal,
zweymal, dreymal Jhre Equipage verloren haben;
bey dem oder jenem Banquier werden einige Ka-
pitale ietzt mit ſchwinden; Sie werden dieſen und
jenen Vorſchuß, den Sie im Dienſte gethan,
keine Hoffnung haben, wiederzuerhalten: aber ſind
Sie darum ein Bettler? Wenn Jhnen auch nichts
uͤbrig geblieben iſt, als was mein Oheim fuͤr Sie
mitbringt —
v. Tellheim. Jhr Oheim, gnaͤdiges Fraͤulein,
wird fuͤr mich nichts mitbringen.
Das Fraͤulein. Nichts, als die zweytauſend
Piſtolen, die Sie unſern Staͤnden ſo großmuͤthig
vorſchoßen.
v. Tellheim. Haͤtten Sie doch nur meinen
Brief geleſen, gnaͤdiges Fraͤulein!
Das Fraͤulein. Nun ja, ich habe ihn geleſen.
Aber was ich uͤber dieſen Punkt darinn geleſen, iſt
mir ein wahres Raͤthſel. Unmoͤglich kann man
Jhnen aus einer edlen Handlung ein Verbrechen
machen
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[140/0144] Minna von Barnhelm, meine Einrichtung, daß alle Uebertreibungen des Laͤcherlichen ſo faͤhig ſind? Jch wette, wenn ich Jhren Bettler nun vornehme, daß auch dieſer eben ſo wenig Stich halten wird. Sie werden einmal, zweymal, dreymal Jhre Equipage verloren haben; bey dem oder jenem Banquier werden einige Ka- pitale ietzt mit ſchwinden; Sie werden dieſen und jenen Vorſchuß, den Sie im Dienſte gethan, keine Hoffnung haben, wiederzuerhalten: aber ſind Sie darum ein Bettler? Wenn Jhnen auch nichts uͤbrig geblieben iſt, als was mein Oheim fuͤr Sie mitbringt — v. Tellheim. Jhr Oheim, gnaͤdiges Fraͤulein, wird fuͤr mich nichts mitbringen. Das Fraͤulein. Nichts, als die zweytauſend Piſtolen, die Sie unſern Staͤnden ſo großmuͤthig vorſchoßen. v. Tellheim. Haͤtten Sie doch nur meinen Brief geleſen, gnaͤdiges Fraͤulein! Das Fraͤulein. Nun ja, ich habe ihn geleſen. Aber was ich uͤber dieſen Punkt darinn geleſen, iſt mir ein wahres Raͤthſel. Unmoͤglich kann man Jhnen aus einer edlen Handlung ein Verbrechen machen

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück. Berlin, 1767, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_minna_1767/144>, abgerufen am 24.11.2024.