Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.übersehen zu können, muß sie so kurz seyn, als Z. E. Eben mit zur Erreichung dieser Kürze, von
überſehen zu können, muß ſie ſo kurz ſeyn, als Z. E. Eben mit zur Erreichung dieſer Kürze, von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0244" n="224"/> überſehen zu können, muß ſie ſo kurz ſeyn, als<lb/> möglich. Alle Zierathen aber ſind dieſer Kürze ent-<lb/> gegen; denn ohne ſie würde ſie noch kürzer ſeyn kön-<lb/> nen: folglich ſtreiten alle Zierathen, in ſo fern ſie<lb/> leere Verlängerungen ſind, mit der Abſicht der Fabel.</p><lb/> <p>Z. E. Eben mit zur Erreichung dieſer Kürze,<lb/> braucht die Fabel gern die allerbekannteſten Thiere;<lb/> damit ſie weiter nichts als ihren einzigen Namen<lb/> nennen darf, um einen ganzen Charakter zu ſchil-<lb/> dern, um Eigenſchaften zu bemerken, die ihr ohne<lb/> dieſe Namen allzuviel Worte koſten würden. Nun<lb/> höre man den <hi rendition="#fr">Batteux:</hi> <cit><quote>„Dieſe Zierathen beſte-<lb/> „hen <hi rendition="#fr">Erſtlich</hi> in Gemählden, Beſchreibungen,<lb/> „Zeichnungen der Oerter, der Perſonen, der Stel-<lb/> „lungen.“</quote><bibl/></cit> — Das heißt: Man muß nicht ſchlecht-<lb/> weg z. E. <hi rendition="#fr">ein Fuchs</hi> ſagen, ſondern man muß fein<lb/> ſagen:<lb/><cit><quote><hi rendition="#aq">Un vieux Renard, mais de plus fins,<lb/> Grand croqueur de poulets, grand preneut de lapins,<lb/> Sentant ſon Renard d’une lieuë &c.</hi></quote><bibl/></cit><lb/> Der <hi rendition="#fr">Fabuliſt</hi> brauchte <hi rendition="#fr">Fuchs,</hi> um mit einer einzi-<lb/> gen Sylbe ein individuelles Bild eines witzigen<lb/> Schalks zu entwerfen; und der <hi rendition="#fr">Poet</hi> will lieber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0244]
überſehen zu können, muß ſie ſo kurz ſeyn, als
möglich. Alle Zierathen aber ſind dieſer Kürze ent-
gegen; denn ohne ſie würde ſie noch kürzer ſeyn kön-
nen: folglich ſtreiten alle Zierathen, in ſo fern ſie
leere Verlängerungen ſind, mit der Abſicht der Fabel.
Z. E. Eben mit zur Erreichung dieſer Kürze,
braucht die Fabel gern die allerbekannteſten Thiere;
damit ſie weiter nichts als ihren einzigen Namen
nennen darf, um einen ganzen Charakter zu ſchil-
dern, um Eigenſchaften zu bemerken, die ihr ohne
dieſe Namen allzuviel Worte koſten würden. Nun
höre man den Batteux: „Dieſe Zierathen beſte-
„hen Erſtlich in Gemählden, Beſchreibungen,
„Zeichnungen der Oerter, der Perſonen, der Stel-
„lungen.“ — Das heißt: Man muß nicht ſchlecht-
weg z. E. ein Fuchs ſagen, ſondern man muß fein
ſagen:
Un vieux Renard, mais de plus fins,
Grand croqueur de poulets, grand preneut de lapins,
Sentant ſon Renard d’une lieuë &c.
Der Fabuliſt brauchte Fuchs, um mit einer einzi-
gen Sylbe ein individuelles Bild eines witzigen
Schalks zu entwerfen; und der Poet will lieber
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