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Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759.

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heit ist nicht der einzige Vorzug der anschauenden
Erkenntniß.

Weil wir durch diese einen Satz geschwinder über-
sehen, und so in einer kürzern Zeit mehr Bewegungs-
gründe in ihm entdecken können, als wenn er sym-
bolisch ausgedrückt ist: so hat die anschauende Er-
kenntniß auch einen weit grössern Einfluß in den
Willen, als die symbolische.

Die Grade dieses Einflusses richten sich nach den
Graden ihrer Lebhaftigkeit; und die Grade ihrer
Lebhaftigkeit, nach den Graden der nähern und
mehrern Bestimmungen, in die das Besondere ge-
setzt wird. Je näher das Besondere bestimmt wird,
je mehr sich darinn unterscheiden läßt, desto grösser
ist die Lebhaftigkeit der anschauenden Erkenntniß.

Die Möglichkeit ist eine Art des Allgemeinen;
denn alles was möglich ist, ist auf verschiedene Art
möglich.

Ein Besonderes also, bloß als möglich betrach-
tet, ist gewissermaassen noch etwas Allgemeines
und hindert, als dieses, die Lebhaftigkeit der an-
schauenden Erkenntniß.

Folglich

heit iſt nicht der einzige Vorzug der anſchauenden
Erkenntniß.

Weil wir durch dieſe einen Satz geſchwinder über-
ſehen, und ſo in einer kürzern Zeit mehr Bewegungs-
gründe in ihm entdecken können, als wenn er ſym-
boliſch ausgedrückt iſt: ſo hat die anſchauende Er-
kenntniß auch einen weit gröſſern Einfluß in den
Willen, als die ſymboliſche.

Die Grade dieſes Einfluſſes richten ſich nach den
Graden ihrer Lebhaftigkeit; und die Grade ihrer
Lebhaftigkeit, nach den Graden der nähern und
mehrern Beſtimmungen, in die das Beſondere ge-
ſetzt wird. Je näher das Beſondere beſtimmt wird,
je mehr ſich darinn unterſcheiden läßt, deſto gröſſer
iſt die Lebhaftigkeit der anſchauenden Erkenntniß.

Die Möglichkeit iſt eine Art des Allgemeinen;
denn alles was möglich iſt, iſt auf verſchiedene Art
möglich.

Ein Beſonderes alſo, bloß als möglich betrach-
tet, iſt gewiſſermaaſſen noch etwas Allgemeines
und hindert, als dieſes, die Lebhaftigkeit der an-
ſchauenden Erkenntniß.

Folglich
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[166/0186] heit iſt nicht der einzige Vorzug der anſchauenden Erkenntniß. Weil wir durch dieſe einen Satz geſchwinder über- ſehen, und ſo in einer kürzern Zeit mehr Bewegungs- gründe in ihm entdecken können, als wenn er ſym- boliſch ausgedrückt iſt: ſo hat die anſchauende Er- kenntniß auch einen weit gröſſern Einfluß in den Willen, als die ſymboliſche. Die Grade dieſes Einfluſſes richten ſich nach den Graden ihrer Lebhaftigkeit; und die Grade ihrer Lebhaftigkeit, nach den Graden der nähern und mehrern Beſtimmungen, in die das Beſondere ge- ſetzt wird. Je näher das Beſondere beſtimmt wird, je mehr ſich darinn unterſcheiden läßt, deſto gröſſer iſt die Lebhaftigkeit der anſchauenden Erkenntniß. Die Möglichkeit iſt eine Art des Allgemeinen; denn alles was möglich iſt, iſt auf verſchiedene Art möglich. Ein Beſonderes alſo, bloß als möglich betrach- tet, iſt gewiſſermaaſſen noch etwas Allgemeines und hindert, als dieſes, die Lebhaftigkeit der an- ſchauenden Erkenntniß. Folglich

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Zitationshilfe: Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_fabeln_1759/186>, abgerufen am 21.11.2024.