Lessing, Gotthold Ephraim: Fabeln. Berlin, 1759."Der Biber ist ein vierfüssiges Thier, das meistens -- Ist das eine Fabel? Es liegt wenig- delt * Fab. Aesop. 33. ** Critische Briefe. Zürich 1746. S. 168. L
„Der Biber iſt ein vierfüſſiges Thier, das meiſtens — Iſt das eine Fabel? Es liegt wenig- delt * Fab. Aeſop. 33. ** Critiſche Briefe. Zürich 1746. S. 168. L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0181" n="161"/> <cit> <quote>„Der Biber iſt ein vierfüſſiges Thier, das meiſtens<lb/> „im Waſſer wohnet, und deſſen Geilen in der Me-<lb/> „dicin von groſſem Nutzen ſind. Wenn nun dieſes<lb/> „Thier von den Menſchen verfolgt wird, und ihnen<lb/> „nicht mehr entkommen kann; was thut es? Es<lb/> „beißt ſich ſelbſt die Geilen ab, und wirft ſie ſeinen<lb/> „Verfolgern zu. Denn es weis gar wohl, daß<lb/> „man ihm nur dieſerwegen nachſtellet, und es ſein<lb/> „Leben und ſeine Freyheit wohlfeiler nicht erkaufen<lb/> „kann <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Fab. Aeſop.</hi> 33.</note>.“</quote> <bibl/> </cit> <p>— Iſt das eine Fabel? Es liegt wenig-<lb/> ſtens eine vortreffliche Moral darinn. Und dennoch<lb/> wird ſich niemand bedenken, ihr den Namen einer<lb/> Fabel abzuſprechen. Nur über die Urſache, warum<lb/> er ihr abzuſprechen ſey, werden ſich vielleicht die<lb/> meiſten bedenken, und uns doch endlich eine falſche<lb/> angeben. Es iſt nichts als eine Naturgeſchichte:<lb/> würde man vielleicht mit dem Verfaſſer der <hi rendition="#fr">Criti-<lb/> ſchen Briefe</hi> <note place="foot" n="**">Critiſche Briefe. Zürich 1746. S. 168.</note> ſagen. Aber gleichwohl, würde<lb/> ich mit eben dieſem Verfaſſer antworten, handelt<lb/> hier der Biber nicht aus bloſſem Inſtinkt, er han-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L</fw><fw place="bottom" type="catch">delt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0181]
„Der Biber iſt ein vierfüſſiges Thier, das meiſtens
„im Waſſer wohnet, und deſſen Geilen in der Me-
„dicin von groſſem Nutzen ſind. Wenn nun dieſes
„Thier von den Menſchen verfolgt wird, und ihnen
„nicht mehr entkommen kann; was thut es? Es
„beißt ſich ſelbſt die Geilen ab, und wirft ſie ſeinen
„Verfolgern zu. Denn es weis gar wohl, daß
„man ihm nur dieſerwegen nachſtellet, und es ſein
„Leben und ſeine Freyheit wohlfeiler nicht erkaufen
„kann *.“ — Iſt das eine Fabel? Es liegt wenig-
ſtens eine vortreffliche Moral darinn. Und dennoch
wird ſich niemand bedenken, ihr den Namen einer
Fabel abzuſprechen. Nur über die Urſache, warum
er ihr abzuſprechen ſey, werden ſich vielleicht die
meiſten bedenken, und uns doch endlich eine falſche
angeben. Es iſt nichts als eine Naturgeſchichte:
würde man vielleicht mit dem Verfaſſer der Criti-
ſchen Briefe ** ſagen. Aber gleichwohl, würde
ich mit eben dieſem Verfaſſer antworten, handelt
hier der Biber nicht aus bloſſem Inſtinkt, er han-
delt
* Fab. Aeſop. 33.
** Critiſche Briefe. Zürich 1746. S. 168.
L
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |