Lessing, Gotthold Ephraim: Emilia Galotti. Berlin, 1772.Emilia Galotti. Der Prinz. Jch habe zu fragen, Marinelli, nicht Er. -- Emilia Galotti? Die Tochter des Obersten Galotti, bey Sabionetta? Marinelli. Eben die. Der Prinz. Die hier in Guastalla mit ih- rer Mutter wohnet? Marinelli. Eben die. Der Prinz. Unfern der Kirche Allerhei- ligen? Marinelli. Eben die. Der Prinz. mit einem Worte -- (indem er nach dem Porträtte springt und es dem Marinelli in die Hand giebt) Da! -- Diese? Diese Emilia Galot- ti? -- Sprich dein verdammtes "Eben die" noch einmal, und stoß mir den Dolch ins Herz. Marinelli. Eben die! Der Prinz. Henker! -- Diese? -- Die- se Emilia Galotti wird heute -- -- Marinelli. Gräfinn Appiani! -- (hier reißt der Prinz dem Marinelli das Bild wieder aus der Hand, und wirft es bey Seite.) Die Trauung geschiehet in der Stille, auf dem Landgute des Vaters bey Sa- bionetta. Gegen Mittag fahren Mutter und Toch- B 4
Emilia Galotti. Der Prinz. Jch habe zu fragen, Marinelli, nicht Er. — Emilia Galotti? Die Tochter des Oberſten Galotti, bey Sabionetta? Marinelli. Eben die. Der Prinz. Die hier in Guaſtalla mit ih- rer Mutter wohnet? Marinelli. Eben die. Der Prinz. Unfern der Kirche Allerhei- ligen? Marinelli. Eben die. Der Prinz. mit einem Worte — (indem er nach dem Portraͤtte ſpringt und es dem Marinelli in die Hand giebt) Da! — Dieſe? Dieſe Emilia Galot- ti? — Sprich dein verdammtes „Eben die‟ noch einmal, und ſtoß mir den Dolch ins Herz. Marinelli. Eben die! Der Prinz. Henker! — Dieſe? — Die- ſe Emilia Galotti wird heute — — Marinelli. Graͤfinn Appiani! — (hier reißt der Prinz dem Marinelli das Bild wieder aus der Hand, und wirft es bey Seite.) Die Trauung geſchiehet in der Stille, auf dem Landgute des Vaters bey Sa- bionetta. Gegen Mittag fahren Mutter und Toch- B 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0027" n="23"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Emilia Galotti</hi>.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Jch habe zu fragen, Marinelli,<lb/> nicht Er. — Emilia Galotti? Die Tochter des<lb/> Oberſten Galotti, bey Sabionetta?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Eben die.</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Die hier in Guaſtalla mit ih-<lb/> rer Mutter wohnet?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Eben die.</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Unfern der Kirche Allerhei-<lb/> ligen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Eben die.</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>mit einem Worte — <stage>(indem er<lb/> nach dem Portraͤtte ſpringt und es dem Marinelli in die<lb/> Hand giebt)</stage> Da! — Dieſe? Dieſe Emilia Galot-<lb/> ti? — Sprich dein verdammtes „Eben die‟<lb/> noch einmal, und ſtoß mir den Dolch ins Herz.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Eben die!</p> </sp><lb/> <sp who="#GON"> <speaker> <hi rendition="#fr">Der Prinz.</hi> </speaker> <p>Henker! — Dieſe? — Die-<lb/> ſe Emilia Galotti wird heute — —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#fr">Marinelli.</hi> </speaker> <p>Graͤfinn Appiani! — <stage>(hier reißt<lb/> der Prinz dem Marinelli das Bild wieder aus der Hand, und<lb/> wirft es bey Seite.)</stage> Die Trauung geſchiehet in der<lb/> Stille, auf dem Landgute des Vaters bey Sa-<lb/> bionetta. Gegen Mittag fahren Mutter und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Toch-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
Emilia Galotti.
Der Prinz. Jch habe zu fragen, Marinelli,
nicht Er. — Emilia Galotti? Die Tochter des
Oberſten Galotti, bey Sabionetta?
Marinelli. Eben die.
Der Prinz. Die hier in Guaſtalla mit ih-
rer Mutter wohnet?
Marinelli. Eben die.
Der Prinz. Unfern der Kirche Allerhei-
ligen?
Marinelli. Eben die.
Der Prinz. mit einem Worte — (indem er
nach dem Portraͤtte ſpringt und es dem Marinelli in die
Hand giebt) Da! — Dieſe? Dieſe Emilia Galot-
ti? — Sprich dein verdammtes „Eben die‟
noch einmal, und ſtoß mir den Dolch ins Herz.
Marinelli. Eben die!
Der Prinz. Henker! — Dieſe? — Die-
ſe Emilia Galotti wird heute — —
Marinelli. Graͤfinn Appiani! — (hier reißt
der Prinz dem Marinelli das Bild wieder aus der Hand, und
wirft es bey Seite.) Die Trauung geſchiehet in der
Stille, auf dem Landgute des Vaters bey Sa-
bionetta. Gegen Mittag fahren Mutter und
Toch-
B 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |