lig wäre, seinen Unwillen zu erkennen geben? Wird sie darum weniger bey ihren schändlichen Gesinnungen bleiben? Soll er der Königinn die Sache hinterbringen? Das ist unmöglich: Blanca, seine ihm noch immer theure Blanca, läuft Gefahr. Soll er sie, durch Bitten und Vorstellungen, von ihrem Entschlusse abzubrin- gen suchen? Er müßte nicht wissen, was für ein rachsüchtiges Geschöpf eine beleidigte Frau ist; wie wenig es sich durch Flehen erweichen, und durch Gefahr abschrecken läßt. Wie leicht könnte sie seine Abrathung, sein Zorn, zur Verzweiflung bringen, daß sie sich einem an- dern entdeckte, der so gewissenhaft nicht wäre, und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) -- Die-
ses
(*)Ay tal traicion! vive el Cielo, Que de amarla estoi corrido. Blanca, que es mi dulce duenno, Blanca, a quien quiero, y estimo, Me propone tal traicion! Que hare, porque si ofendido, Respondiendo, como es justo, Contra su traicion me irrito, No por esso ha de evitar Su resuelto desatino. Pues darle cuenta a la Reina Es impossible, pues quiso Mi suerte, que tenga parte Blanca en aqueste delito. Pues si procuro con ruegos
Di-
J 2
lig wäre, ſeinen Unwillen zu erkennen geben? Wird ſie darum weniger bey ihren ſchändlichen Geſinnungen bleiben? Soll er der Königinn die Sache hinterbringen? Das iſt unmöglich: Blanca, ſeine ihm noch immer theure Blanca, läuft Gefahr. Soll er ſie, durch Bitten und Vorſtellungen, von ihrem Entſchluſſe abzubrin- gen ſuchen? Er müßte nicht wiſſen, was für ein rachſüchtiges Geſchöpf eine beleidigte Frau iſt; wie wenig es ſich durch Flehen erweichen, und durch Gefahr abſchrecken läßt. Wie leicht könnte ſie ſeine Abrathung, ſein Zorn, zur Verzweiflung bringen, daß ſie ſich einem an- dern entdeckte, der ſo gewiſſenhaft nicht wäre, und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) — Die-
ſes
(*)Ay tal traicion! vive el Cielo, Que de amarla eſtoi corrido. Blanca, que es mi dulce dueño, Blanca, à quien quiero, y eſtimo, Me propone tal traicion! Que harè, porque ſi ofendido, Reſpondiendo, como es juſto, Contra ſu traicion me irrito, No por eſſo ha de evitar Su reſuelto deſatino. Pues darle cuenta a la Reina Es impoſſible, pues quiſo Mi ſuerte, que tenga parte Blanca en aqueſte delito. Pues ſi procuro con ruegos
Di-
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0073"n="67"/>
lig wäre, ſeinen Unwillen zu erkennen geben?<lb/>
Wird ſie darum weniger bey ihren ſchändlichen<lb/>
Geſinnungen bleiben? Soll er der Königinn die<lb/>
Sache hinterbringen? Das iſt unmöglich:<lb/>
Blanca, ſeine ihm noch immer theure Blanca,<lb/>
läuft Gefahr. Soll er ſie, durch Bitten und<lb/>
Vorſtellungen, von ihrem Entſchluſſe abzubrin-<lb/>
gen ſuchen? Er müßte nicht wiſſen, was für ein<lb/>
rachſüchtiges Geſchöpf eine beleidigte Frau iſt;<lb/>
wie wenig es ſich durch Flehen erweichen, und<lb/>
durch Gefahr abſchrecken läßt. Wie leicht<lb/>
könnte ſie ſeine Abrathung, ſein Zorn, zur<lb/>
Verzweiflung bringen, daß ſie ſich einem an-<lb/>
dern entdeckte, der ſo gewiſſenhaft nicht wäre,<lb/>
und ihr zu Liebe alles unternähme? <notexml:id="seg2pn_3_1"next="#seg2pn_3_2"place="foot"n="(*)"><cit><quote><hirendition="#aq">Ay tal traicion! vive el Cielo,<lb/>
Que de amarla eſtoi corrido.<lb/>
Blanca, que es mi dulce dueño,<lb/>
Blanca, à quien quiero, y eſtimo,<lb/>
Me propone tal traicion!<lb/>
Que harè, porque ſi ofendido,<lb/>
Reſpondiendo, como es juſto,<lb/>
Contra ſu traicion me irrito,<lb/>
No por eſſo ha de evitar<lb/>
Su reſuelto deſatino.<lb/>
Pues darle cuenta a la Reina<lb/>
Es impoſſible, pues quiſo<lb/>
Mi ſuerte, que tenga parte<lb/>
Blanca en aqueſte delito.<lb/>
Pues ſi procuro con ruegos</hi></quote><bibl/></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">Di-</hi></fw></note>— Die-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſes</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[67/0073]
lig wäre, ſeinen Unwillen zu erkennen geben?
Wird ſie darum weniger bey ihren ſchändlichen
Geſinnungen bleiben? Soll er der Königinn die
Sache hinterbringen? Das iſt unmöglich:
Blanca, ſeine ihm noch immer theure Blanca,
läuft Gefahr. Soll er ſie, durch Bitten und
Vorſtellungen, von ihrem Entſchluſſe abzubrin-
gen ſuchen? Er müßte nicht wiſſen, was für ein
rachſüchtiges Geſchöpf eine beleidigte Frau iſt;
wie wenig es ſich durch Flehen erweichen, und
durch Gefahr abſchrecken läßt. Wie leicht
könnte ſie ſeine Abrathung, ſein Zorn, zur
Verzweiflung bringen, daß ſie ſich einem an-
dern entdeckte, der ſo gewiſſenhaft nicht wäre,
und ihr zu Liebe alles unternähme? (*) — Die-
ſes
(*) Ay tal traicion! vive el Cielo,
Que de amarla eſtoi corrido.
Blanca, que es mi dulce dueño,
Blanca, à quien quiero, y eſtimo,
Me propone tal traicion!
Que harè, porque ſi ofendido,
Reſpondiendo, como es juſto,
Contra ſu traicion me irrito,
No por eſſo ha de evitar
Su reſuelto deſatino.
Pues darle cuenta a la Reina
Es impoſſible, pues quiſo
Mi ſuerte, que tenga parte
Blanca en aqueſte delito.
Pues ſi procuro con ruegos
Di-
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/73>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.