[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769].Es ließe sich zeigen, daß als er endlich durch im- habt. Dacier selbst sagt: Aristote n'a pu
vouloir dire qu' Epicharmus & Phormis inventerent les sujets de leurs pieces, puisque l'un & l'autre ont ete des Poetes de la vieille Comedie, ou il n'y avoit rien de feint, & que ces avantures fein- tes ne commencerent a etre mises sur le theater, que du tems d' Alexander le Grand, c'est a dire dans la nouvelle Co- medie. (Remarque sur le Chap. V. de la Poet. d' Arist.) Man sollte glau- ben, wer so etwas sagen könne, müßte nie auch nur einen Blick in den Aristophanes gethan haben. Das Argument, die Fabel der alten Griechischen Komödie war eben so- wohl erdichtet, als es die Argumente und Fabeln der Neuen nur immer seyn konnten. Kein einziges von den übrig gebliebenen Stücken des Aristophanes stellt eine Bege- benheit vor, die wirklich geschehen wäre: und wie kann man sagen, daß sie der Dich- ter deswegen nicht erfunden, weil sie zum Theil auf wirkliche Begebenheiten anspielt? Wenn Aristoteles als ausgemacht annimmt, oti ton poieten mallon ton muthon einai dei poieten, e ton metron: würde er nicht schlechterdings die Verfasser der alten Griechischen Komödie aus der Klasse der Dichter haben ausschließen müssen, wenn er geglaubt hätte, daß sie die Argumente ihrer Es ließe ſich zeigen, daß als er endlich durch im- habt. Dacier ſelbſt ſagt: Ariſtote n’a pu
vouloir dire qu’ Epicharmus & Phormis inventerent les ſujets de leurs pieces, puisque l’un & l’autre ont été des Poëtes de la vieille Comedie, ou il n’y avoit rien de feint, & que ces avantures fein- tes ne commencerent à etre miſes ſur le theater, que du tems d’ Alexander le Grand, c’eſt à dire dans la nouvelle Co- medie. (Remarque ſur le Chap. V. de la Poet. d’ Ariſt.) Man ſollte glau- ben, wer ſo etwas ſagen könne, müßte nie auch nur einen Blick in den Ariſtophanes gethan haben. Das Argument, die Fabel der alten Griechiſchen Komödie war eben ſo- wohl erdichtet, als es die Argumente und Fabeln der Neuen nur immer ſeyn konnten. Kein einziges von den übrig gebliebenen Stücken des Ariſtophanes ſtellt eine Bege- benheit vor, die wirklich geſchehen wäre: und wie kann man ſagen, daß ſie der Dich- ter deswegen nicht erfunden, weil ſie zum Theil auf wirkliche Begebenheiten anſpielt? Wenn Ariſtoteles als ausgemacht annimmt, ὁτι τον ποιητην μαλλον των μυϑων εἰναι δει ποιητην, ἠ των μετϱων: würde er nicht ſchlechterdings die Verfaſſer der alten Griechiſchen Komödie aus der Klaſſe der Dichter haben ausſchließen müſſen, wenn er geglaubt hätte, daß ſie die Argumente ihrer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0314" n="308"/> Es ließe ſich zeigen, daß als er endlich durch<lb/> ausdrückliche Geſetze unterſagt war, doch noch<lb/> <fw place="bottom" type="catch">im-</fw><lb/><note next="#seg2pn_28_3" xml:id="seg2pn_28_2" prev="#seg2pn_28_1" place="foot" n="(*)">habt. Dacier ſelbſt ſagt: <hi rendition="#aq">Ariſtote n’a pu<lb/> vouloir dire qu’ Epicharmus & Phormis<lb/> inventerent les ſujets de leurs pieces,<lb/> puisque l’un & l’autre ont été des Poëtes<lb/> de la vieille Comedie, ou il n’y avoit<lb/> rien de feint, & que ces avantures fein-<lb/> tes ne commencerent à etre miſes ſur le<lb/> theater, que du tems d’ Alexander le<lb/> Grand, c’eſt à dire dans la nouvelle Co-<lb/> medie. (<hi rendition="#g">Remarque ſur le Chap. V.<lb/> de la Poet. d’ Ariſt</hi>.)</hi> Man ſollte glau-<lb/> ben, wer ſo etwas ſagen könne, müßte nie<lb/> auch nur einen Blick in den Ariſtophanes<lb/> gethan haben. Das Argument, die Fabel<lb/> der alten Griechiſchen Komödie war eben ſo-<lb/> wohl erdichtet, als es die Argumente und<lb/> Fabeln der Neuen nur immer ſeyn konnten.<lb/> Kein einziges von den übrig gebliebenen<lb/> Stücken des Ariſtophanes ſtellt eine Bege-<lb/> benheit vor, die wirklich geſchehen wäre:<lb/> und wie kann man ſagen, daß ſie der Dich-<lb/> ter deswegen nicht erfunden, weil ſie zum<lb/> Theil auf wirkliche Begebenheiten anſpielt?<lb/> Wenn Ariſtoteles als ausgemacht annimmt,<lb/> ὁτι τον ποιητην μαλλον των μυϑων εἰναι<lb/> δει ποιητην, ἠ των μετϱων: würde er<lb/> nicht ſchlechterdings die Verfaſſer der alten<lb/> Griechiſchen Komödie aus der Klaſſe der<lb/> Dichter haben ausſchließen müſſen, wenn<lb/> er geglaubt hätte, daß ſie die Argumente<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ihrer</fw></note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [308/0314]
Es ließe ſich zeigen, daß als er endlich durch
ausdrückliche Geſetze unterſagt war, doch noch
im-
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(*) habt. Dacier ſelbſt ſagt: Ariſtote n’a pu
vouloir dire qu’ Epicharmus & Phormis
inventerent les ſujets de leurs pieces,
puisque l’un & l’autre ont été des Poëtes
de la vieille Comedie, ou il n’y avoit
rien de feint, & que ces avantures fein-
tes ne commencerent à etre miſes ſur le
theater, que du tems d’ Alexander le
Grand, c’eſt à dire dans la nouvelle Co-
medie. (Remarque ſur le Chap. V.
de la Poet. d’ Ariſt.) Man ſollte glau-
ben, wer ſo etwas ſagen könne, müßte nie
auch nur einen Blick in den Ariſtophanes
gethan haben. Das Argument, die Fabel
der alten Griechiſchen Komödie war eben ſo-
wohl erdichtet, als es die Argumente und
Fabeln der Neuen nur immer ſeyn konnten.
Kein einziges von den übrig gebliebenen
Stücken des Ariſtophanes ſtellt eine Bege-
benheit vor, die wirklich geſchehen wäre:
und wie kann man ſagen, daß ſie der Dich-
ter deswegen nicht erfunden, weil ſie zum
Theil auf wirkliche Begebenheiten anſpielt?
Wenn Ariſtoteles als ausgemacht annimmt,
ὁτι τον ποιητην μαλλον των μυϑων εἰναι
δει ποιητην, ἠ των μετϱων: würde er
nicht ſchlechterdings die Verfaſſer der alten
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Dichter haben ausſchließen müſſen, wenn
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