Neid, so wie der Königinn ihre Ungerechtigkeit vor. Sie verläßt ihn in der äußersten Wuth; und niemand als Southampton bleibt bey ihm, der Freundschaft genug hat, sich itzt eben am wenigsten von ihm trennen zu lassen. (Dritter Akt.)
Der Graf geräth über sein Unglück in Ver- zweiflung; er läuft wie unsinnig in der Stadt herum, schreyet über das ihm angethane Un- recht, und schmähet auf die Regierung. Alles das wird der Königinn, mit vielen Uebertrei- bungen, wiedergesagt, und sie giebt Befehl, sich der beiden Grafen zu versichern. Es wird Mannschaft gegen sie ausgeschickt, sie werden gefangen genommen, und in den Tower in Ver- haft gesetzt, bis daß ihnen der Proceß kann ge- macht werden. Doch indeß hat sich der Zorn der Königinn gelegt, und günstigern Gedan- ken für den Essex wiederum Raum gemacht. Sie will ihn also, ehe er zum Verhöre geht, allem, was man ihr darwider sagt, ungeachtet, nochmals sehen; und da sie besorgt, seine Verbrechen möchten zu strafbar befunden werden, so giebt sie ihm, um sein Le- ben wenigstens in Sicherheit zu setzen, einen Ring, mit dem Versprechen, ihm gegen diesen Ring, sobald er ihn ihr zuschicke, alles, was er verlangen würde, zu gewähren. Fast aber bereuet sie es wieder, daß sie so gütig gegen ihn gewesen, als sie gleich darauf erfährt, daß er mit der Rutland vermählt ist; und es von der Rutland selbst erfährt, die für ihn um Gnade zu bitten kömmt. (Vierter Akt.)
Ham-
Neid, ſo wie der Königinn ihre Ungerechtigkeit vor. Sie verläßt ihn in der äußerſten Wuth; und niemand als Southampton bleibt bey ihm, der Freundſchaft genug hat, ſich itzt eben am wenigſten von ihm trennen zu laſſen. (Dritter Akt.)
Der Graf geräth über ſein Unglück in Ver- zweiflung; er läuft wie unſinnig in der Stadt herum, ſchreyet über das ihm angethane Un- recht, und ſchmähet auf die Regierung. Alles das wird der Königinn, mit vielen Uebertrei- bungen, wiedergeſagt, und ſie giebt Befehl, ſich der beiden Grafen zu verſichern. Es wird Mannſchaft gegen ſie ausgeſchickt, ſie werden gefangen genommen, und in den Tower in Ver- haft geſetzt, bis daß ihnen der Proceß kann ge- macht werden. Doch indeß hat ſich der Zorn der Königinn gelegt, und günſtigern Gedan- ken für den Eſſex wiederum Raum gemacht. Sie will ihn alſo, ehe er zum Verhöre geht, allem, was man ihr darwider ſagt, ungeachtet, nochmals ſehen; und da ſie beſorgt, ſeine Verbrechen möchten zu ſtrafbar befunden werden, ſo giebt ſie ihm, um ſein Le- ben wenigſtens in Sicherheit zu ſetzen, einen Ring, mit dem Verſprechen, ihm gegen dieſen Ring, ſobald er ihn ihr zuſchicke, alles, was er verlangen würde, zu gewähren. Faſt aber bereuet ſie es wieder, daß ſie ſo gütig gegen ihn geweſen, als ſie gleich darauf erfährt, daß er mit der Rutland vermählt iſt; und es von der Rutland ſelbſt erfährt, die für ihn um Gnade zu bitten kömmt. (Vierter Akt.)
Ham-
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Neid, ſo wie der Königinn ihre Ungerechtigkeit
vor. Sie verläßt ihn in der äußerſten Wuth;
und niemand als Southampton bleibt bey ihm,
der Freundſchaft genug hat, ſich itzt eben am
wenigſten von ihm trennen zu laſſen. (Dritter
Akt.)
Der Graf geräth über ſein Unglück in Ver-
zweiflung; er läuft wie unſinnig in der Stadt
herum, ſchreyet über das ihm angethane Un-
recht, und ſchmähet auf die Regierung. Alles
das wird der Königinn, mit vielen Uebertrei-
bungen, wiedergeſagt, und ſie giebt Befehl,
ſich der beiden Grafen zu verſichern. Es wird
Mannſchaft gegen ſie ausgeſchickt, ſie werden
gefangen genommen, und in den Tower in Ver-
haft geſetzt, bis daß ihnen der Proceß kann ge-
macht werden. Doch indeß hat ſich der Zorn
der Königinn gelegt, und günſtigern Gedan-
ken für den Eſſex wiederum Raum gemacht.
Sie will ihn alſo, ehe er zum Verhöre geht, allem,
was man ihr darwider ſagt, ungeachtet, nochmals
ſehen; und da ſie beſorgt, ſeine Verbrechen möchten zu
ſtrafbar befunden werden, ſo giebt ſie ihm, um ſein Le-
ben wenigſtens in Sicherheit zu ſetzen, einen Ring, mit
dem Verſprechen, ihm gegen dieſen Ring, ſobald er
ihn ihr zuſchicke, alles, was er verlangen würde, zu
gewähren. Faſt aber bereuet ſie es wieder, daß ſie ſo
gütig gegen ihn geweſen, als ſie gleich darauf erfährt,
daß er mit der Rutland vermählt iſt; und es von der
Rutland ſelbſt erfährt, die für ihn um Gnade zu bitten
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 2. Hamburg u. a., [1769], S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie02_1767/22>, abgerufen am 24.11.2024.
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