mit dem Räuber, den er umgebracht, umständ- lich beschreibet, denn auf diesen Umständen be- ruhet seine Vertheidigung; daß er aber auch, wenn er den Leichnam in den Fluß geworfen zu haben bekennet, alle, selbst die allerkleinsten, Phänomena mahlet, die den Fall eines schweren Körpers ins Wasser begleiten, wie er hinein schießt, mit welchem Geräusche er das Wasser zertheilet, das hoch in die Luft spritzet, und wie sich die Fluth wieder über ihn zuschließt: (*) das würde man auch nicht einmal einem kalten ge- schwätzigen Advokaten, der für ihn spräche, verzeihen, geschweige ihm selbst. Wer vor sei- nem Richter stehet, und sein Leben zu vertheidi- gen hat, dem liegen andere Dinge am Herzen, als daß er in seiner Erzehlung so kindisch genau seyn könnte.
Als
(*)Atto I. Sc. III. -- -- -- -- -- -- In core Pero mi venne di lanciar nel fiume Il morto, o semivivo; e con fatica (Ch' inutil' era per riuscire, e vana) L'alzai da terra, e in terra rimaneva Una pozza di sangue: a mezo il ponte Portailo in fretta, di vermiglia striscia Sempre rigando il suol; quinci cadere Col capo in giu il lasciai: piombo, e gran tonfo S'udi nel profondarsi: in alto salse Lo spruzzo, e l'onda sopra lui si chiuse.
T t 2
mit dem Raͤuber, den er umgebracht, umſtaͤnd- lich beſchreibet, denn auf dieſen Umſtaͤnden be- ruhet ſeine Vertheidigung; daß er aber auch, wenn er den Leichnam in den Fluß geworfen zu haben bekennet, alle, ſelbſt die allerkleinſten, Phaͤnomena mahlet, die den Fall eines ſchweren Koͤrpers ins Waſſer begleiten, wie er hinein ſchießt, mit welchem Geraͤuſche er das Waſſer zertheilet, das hoch in die Luft ſpritzet, und wie ſich die Fluth wieder uͤber ihn zuſchließt: (*) das wuͤrde man auch nicht einmal einem kalten ge- ſchwaͤtzigen Advokaten, der fuͤr ihn ſpraͤche, verzeihen, geſchweige ihm ſelbſt. Wer vor ſei- nem Richter ſtehet, und ſein Leben zu vertheidi- gen hat, dem liegen andere Dinge am Herzen, als daß er in ſeiner Erzehlung ſo kindiſch genau ſeyn koͤnnte.
Als
(*)Atto I. Sc. III. — — — — — — In core Pero mi venne di lanciar nel fiume Il morto, ò ſemivivo; e con fatica (Ch’ inutil’ era per riuſcire, e vana) L’alzai da terra, e in terra rimaneva Una pozza di ſangue: a mezo il ponte Portailo in fretta, di vermiglia ſtriſcia Sempre rigando il ſuol; quinci cadere Col capo in giù il laſciai: piombò, e gran tonfo S’udì nel profondarſi: in alto ſalſe Lo ſpruzzo, e l’onda ſopra lui ſi chiuſe.
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mit dem Raͤuber, den er umgebracht, umſtaͤnd-
lich beſchreibet, denn auf dieſen Umſtaͤnden be-
ruhet ſeine Vertheidigung; daß er aber auch,
wenn er den Leichnam in den Fluß geworfen zu
haben bekennet, alle, ſelbſt die allerkleinſten,
Phaͤnomena mahlet, die den Fall eines ſchweren
Koͤrpers ins Waſſer begleiten, wie er hinein
ſchießt, mit welchem Geraͤuſche er das Waſſer
zertheilet, das hoch in die Luft ſpritzet, und wie
ſich die Fluth wieder uͤber ihn zuſchließt: (*) das
wuͤrde man auch nicht einmal einem kalten ge-
ſchwaͤtzigen Advokaten, der fuͤr ihn ſpraͤche,
verzeihen, geſchweige ihm ſelbſt. Wer vor ſei-
nem Richter ſtehet, und ſein Leben zu vertheidi-
gen hat, dem liegen andere Dinge am Herzen,
als daß er in ſeiner Erzehlung ſo kindiſch genau
ſeyn koͤnnte.
Als
(*) Atto I. Sc. III.
— — — — — — In core
Pero mi venne di lanciar nel fiume
Il morto, ò ſemivivo; e con fatica
(Ch’ inutil’ era per riuſcire, e vana)
L’alzai da terra, e in terra rimaneva
Una pozza di ſangue: a mezo il ponte
Portailo in fretta, di vermiglia ſtriſcia
Sempre rigando il ſuol; quinci cadere
Col capo in giù il laſciai: piombò, e gran
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/345>, abgerufen am 25.11.2024.
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