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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769].

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Hamburgische
Dramaturgie.



Neun und zwanzigstes Stück.





Die Komödie will durch Lachen bessern; aber
nicht eben durch Verlachen; nicht gerade
diejenigen Unarten, über die sie zu lachen
macht, noch weniger bloß und allein die, an
welchen sich diese lächerliche Unarten finden.
Ihr wahrer allgemeiner Nutzen liegt in dem
Lachen selbst; in der Uebung unserer Fähigkeit
das Lächerliche zu bemerken; es unter allen Be-
mäntelungen der Leidenschaft und der Mode, es
in allen Vermischungen mit noch schlimmern oder
mit guten Eigenschaften, sogar in den Runzeln
des feyerlichen Ernstes, leicht und geschwind zu
bemerken. Zugegeben, daß der Geitzige des
Moliere nie einen Geitzigen, der Spieler des
Regnard nie einen Spieler gebessert habe; ein-
geräumet, daß das Lachen diese Thoren gar nicht
bessern könne: desto schlimmer für sie, aber nicht
für die Komödie. Ihr ist genug, wenn sie

keine
F f
Hamburgiſche
Dramaturgie.



Neun und zwanzigſtes Stuͤck.





Die Komoͤdie will durch Lachen beſſern; aber
nicht eben durch Verlachen; nicht gerade
diejenigen Unarten, uͤber die ſie zu lachen
macht, noch weniger bloß und allein die, an
welchen ſich dieſe laͤcherliche Unarten finden.
Ihr wahrer allgemeiner Nutzen liegt in dem
Lachen ſelbſt; in der Uebung unſerer Faͤhigkeit
das Laͤcherliche zu bemerken; es unter allen Be-
maͤntelungen der Leidenſchaft und der Mode, es
in allen Vermiſchungen mit noch ſchlimmern oder
mit guten Eigenſchaften, ſogar in den Runzeln
des feyerlichen Ernſtes, leicht und geſchwind zu
bemerken. Zugegeben, daß der Geitzige des
Moliere nie einen Geitzigen, der Spieler des
Regnard nie einen Spieler gebeſſert habe; ein-
geraͤumet, daß das Lachen dieſe Thoren gar nicht
beſſern koͤnne: deſto ſchlimmer fuͤr ſie, aber nicht
fuͤr die Komoͤdie. Ihr iſt genug, wenn ſie

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[[225]/0239] Hamburgiſche Dramaturgie. Neun und zwanzigſtes Stuͤck. Den 7ten Auguſt, 1767. Die Komoͤdie will durch Lachen beſſern; aber nicht eben durch Verlachen; nicht gerade diejenigen Unarten, uͤber die ſie zu lachen macht, noch weniger bloß und allein die, an welchen ſich dieſe laͤcherliche Unarten finden. Ihr wahrer allgemeiner Nutzen liegt in dem Lachen ſelbſt; in der Uebung unſerer Faͤhigkeit das Laͤcherliche zu bemerken; es unter allen Be- maͤntelungen der Leidenſchaft und der Mode, es in allen Vermiſchungen mit noch ſchlimmern oder mit guten Eigenſchaften, ſogar in den Runzeln des feyerlichen Ernſtes, leicht und geſchwind zu bemerken. Zugegeben, daß der Geitzige des Moliere nie einen Geitzigen, der Spieler des Regnard nie einen Spieler gebeſſert habe; ein- geraͤumet, daß das Lachen dieſe Thoren gar nicht beſſern koͤnne: deſto ſchlimmer fuͤr ſie, aber nicht fuͤr die Komoͤdie. Ihr iſt genug, wenn ſie keine F f

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Zitationshilfe: [Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. [225]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/239>, abgerufen am 21.11.2024.