eine Uebersetzung vom Shakespear. Sie ist noch kaum fertig geworden, und niemand be- kümmert sich schon mehr darum. Die Kunst- richter haben viel Böses davon gesagt. Ich hätte große Lust, sehr viel Gutes davon zu sagen. Nicht, um diesen gelehrten Männern zu wider- sprechen; nicht, um die Fehler zu vertheidigen, die sie darinn bemerkt haben: sondern, weil ich glaube, daß man von diesen Fehlern kein solches Aufheben hätte machen sollen. Das Unterneh- men war schwer; ein jeder anderer, als Herr Wieland, würde in der Eil noch öftrer verstoßen, und aus Unwissenheit oder Bequemlichkeit noch mehr überhüpft haben; aber was er gut gemacht hat, wird schwerlich jemand besser machen. So wie er uns den Shakespear geliefert hat, ist es noch immer ein Buch, das man unter uns nicht genug empfehlen kann. Wir haben an den Schönheiten, die es uns liefert, noch lange zu lernen, ehe uns die Flecken, mit welchen es sie liefert, so beleidigen, daß wir nothwendig eine bessere Uebersetzung haben müßten.
Doch wieder zur Zayre. Der Verfasser brachte sie im Jahre 1733 auf die Pariser Büh- ne; und drey Jahr darauf ward sie ins Englische übersetzt, und auch in London auf dem Theater in Drury-Lane gespielt. Der Uebersetzer war Aaron Hill, selbst ein dramatischer Dichter,
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eine Ueberſetzung vom Shakeſpear. Sie iſt noch kaum fertig geworden, und niemand be- kuͤmmert ſich ſchon mehr darum. Die Kunſt- richter haben viel Boͤſes davon geſagt. Ich haͤtte große Luſt, ſehr viel Gutes davon zu ſagen. Nicht, um dieſen gelehrten Maͤnnern zu wider- ſprechen; nicht, um die Fehler zu vertheidigen, die ſie darinn bemerkt haben: ſondern, weil ich glaube, daß man von dieſen Fehlern kein ſolches Aufheben haͤtte machen ſollen. Das Unterneh- men war ſchwer; ein jeder anderer, als Herr Wieland, wuͤrde in der Eil noch oͤftrer verſtoßen, und aus Unwiſſenheit oder Bequemlichkeit noch mehr uͤberhuͤpft haben; aber was er gut gemacht hat, wird ſchwerlich jemand beſſer machen. So wie er uns den Shakeſpear geliefert hat, iſt es noch immer ein Buch, das man unter uns nicht genug empfehlen kann. Wir haben an den Schoͤnheiten, die es uns liefert, noch lange zu lernen, ehe uns die Flecken, mit welchen es ſie liefert, ſo beleidigen, daß wir nothwendig eine beſſere Ueberſetzung haben muͤßten.
Doch wieder zur Zayre. Der Verfaſſer brachte ſie im Jahre 1733 auf die Pariſer Buͤh- ne; und drey Jahr darauf ward ſie ins Engliſche uͤberſetzt, und auch in London auf dem Theater in Drury-Lane geſpielt. Der Ueberſetzer war Aaron Hill, ſelbſt ein dramatiſcher Dichter,
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eine Ueberſetzung vom Shakeſpear. Sie iſt
noch kaum fertig geworden, und niemand be-
kuͤmmert ſich ſchon mehr darum. Die Kunſt-
richter haben viel Boͤſes davon geſagt. Ich
haͤtte große Luſt, ſehr viel Gutes davon zu ſagen.
Nicht, um dieſen gelehrten Maͤnnern zu wider-
ſprechen; nicht, um die Fehler zu vertheidigen,
die ſie darinn bemerkt haben: ſondern, weil ich
glaube, daß man von dieſen Fehlern kein ſolches
Aufheben haͤtte machen ſollen. Das Unterneh-
men war ſchwer; ein jeder anderer, als Herr
Wieland, wuͤrde in der Eil noch oͤftrer verſtoßen,
und aus Unwiſſenheit oder Bequemlichkeit noch
mehr uͤberhuͤpft haben; aber was er gut gemacht
hat, wird ſchwerlich jemand beſſer machen. So
wie er uns den Shakeſpear geliefert hat, iſt es
noch immer ein Buch, das man unter uns nicht
genug empfehlen kann. Wir haben an den
Schoͤnheiten, die es uns liefert, noch lange zu
lernen, ehe uns die Flecken, mit welchen es ſie
liefert, ſo beleidigen, daß wir nothwendig eine
beſſere Ueberſetzung haben muͤßten.
Doch wieder zur Zayre. Der Verfaſſer
brachte ſie im Jahre 1733 auf die Pariſer Buͤh-
ne; und drey Jahr darauf ward ſie ins Engliſche
uͤberſetzt, und auch in London auf dem Theater
in Drury-Lane geſpielt. Der Ueberſetzer war
Aaron Hill, ſelbſt ein dramatiſcher Dichter,
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[Lessing, Gotthold Ephraim]: Hamburgische Dramaturgie. Bd. 1. Hamburg u. a., [1769], S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lessing_dramaturgie01_1767/131>, abgerufen am 23.11.2024.
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