Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.Wichtigkeit der Eisenbahnen, wir wünschen aufrichtig daß dann das Land nur in den beiden Fällen ein wirkliches Opfer
brächte, wenn ein großer Theil des Anlagekapitals außer Landes ginge, oder wenn andern Geschäftszweigen das benöthigte Kapital entzogen würde. Der Umtausch einer Valuta gegen eine andre von völlig gleichem, oder wohl gar größerem Werthe macht nicht arm, und konsumirt nicht disponible Geldkräfte. (Natürlich zuge- standen.) Es ist also schon nach dieser Betrachtung gar nicht zu besorgen (?), daß die Deutschen Länder nicht die Mittel aufbringen werden, die projektirten Eisenbahnlinien zur Ausführung zu brin- gen (??). Bisher wurden freilich die meisten Schienen und Lo- komotiven für Deutsche Eisenbahnen aus dem Auslande bezogen. Zum Bau und Betriebe von 1200 Meilen Eisenbahn sind für 30 Millionen Thaler Schienen und für 20 Millionen Thaler Lo- komotiven erforderlich. Jm Jnlande entstehen immer mehr tüch- tige Werkstätten für den Bau der Dampfwagen und für das Aus- walzen der Schienen. Nimmt man an, daß die Hälfte aller Dampfwagen und Schienen aus dem Auslande bezogen werden, so geht dadurch in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren den Deutschen Landen ein Kapital von 25 Millionen Thaler (ist das nicht ein großer Theil des Anlagekapitals?) verloren, welches, in Betracht der vielfach größeren Summen, die jährlich dem Auslande für Fabrikate aus Deutschland zuflie- ßen, gar nicht fühlbar werden wird." Diese Stelle ent- hält einen in der That äußerst leichtfertigen Trost, der keines gu- ten Staatsökonomen würdig ist, welchem es schwerlich je in den Sinn kommen wird, ein Land dadurch über eine neue große Ausgabe zu beruhigen, daß es schon ältere und viel größere jährlich zn bestreiten habe, wobei es also auf eine mehr nicht ankommen könne. Herr Egen will Deutschland über den Verlust der 25 Millionen mit einer 15jährigen Täuschung hinweghelfen, doch am Ende wird das Resultat, die große verausgabte Summe, dasselbe bleiben, und gar sehr fühlbar werden. Der gute, bedächtige Finanzier hält gewiß jedes Unternehmen, bei dem er Wichtigkeit der Eiſenbahnen, wir wünſchen aufrichtig daß dann das Land nur in den beiden Fällen ein wirkliches Opfer
brächte, wenn ein großer Theil des Anlagekapitals außer Landes ginge, oder wenn andern Geſchäftszweigen das benöthigte Kapital entzogen würde. Der Umtauſch einer Valuta gegen eine andre von völlig gleichem, oder wohl gar größerem Werthe macht nicht arm, und konſumirt nicht disponible Geldkräfte. (Natürlich zuge- ſtanden.) Es iſt alſo ſchon nach dieſer Betrachtung gar nicht zu beſorgen (?), daß die Deutſchen Länder nicht die Mittel aufbringen werden, die projektirten Eiſenbahnlinien zur Ausführung zu brin- gen (??). Bisher wurden freilich die meiſten Schienen und Lo- komotiven für Deutſche Eiſenbahnen aus dem Auslande bezogen. Zum Bau und Betriebe von 1200 Meilen Eiſenbahn ſind für 30 Millionen Thaler Schienen und für 20 Millionen Thaler Lo- komotiven erforderlich. Jm Jnlande entſtehen immer mehr tüch- tige Werkſtätten für den Bau der Dampfwagen und für das Aus- walzen der Schienen. Nimmt man an, daß die Hälfte aller Dampfwagen und Schienen aus dem Auslande bezogen werden, ſo geht dadurch in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren den Deutſchen Landen ein Kapital von 25 Millionen Thaler (iſt das nicht ein großer Theil des Anlagekapitals?) verloren, welches, in Betracht der vielfach größeren Summen, die jährlich dem Auslande für Fabrikate aus Deutſchland zuflie- ßen, gar nicht fühlbar werden wird.‟ Dieſe Stelle ent- hält einen in der That äußerſt leichtfertigen Troſt, der keines gu- ten Staatsökonomen würdig iſt, welchem es ſchwerlich je in den Sinn kommen wird, ein Land dadurch über eine neue große Ausgabe zu beruhigen, daß es ſchon ältere und viel größere jährlich zn beſtreiten habe, wobei es alſo auf eine mehr nicht ankommen könne. Herr Egen will Deutſchland über den Verluſt der 25 Millionen mit einer 15jährigen Täuſchung hinweghelfen, doch am Ende wird das Reſultat, die große verausgabte Summe, daſſelbe bleiben, und gar ſehr fühlbar werden. Der gute, bedächtige Finanzier hält gewiß jedes Unternehmen, bei dem er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="45"/> Wichtigkeit der Eiſenbahnen, wir wünſchen aufrichtig<lb/> unſrem Vaterlande die möglichſt vollſtändige, doch mit<lb/><note next="#seg2pn_5_3" xml:id="seg2pn_5_2" prev="#seg2pn_5_1" place="foot" n="*)">daß dann das Land nur in den beiden Fällen ein wirkliches Opfer<lb/> brächte, wenn ein großer Theil des Anlagekapitals außer Landes<lb/> ginge, oder wenn andern Geſchäftszweigen das benöthigte Kapital<lb/> entzogen würde. Der Umtauſch einer Valuta gegen eine andre<lb/> von völlig gleichem, oder wohl gar größerem Werthe macht nicht<lb/> arm, und konſumirt nicht disponible Geldkräfte. (Natürlich zuge-<lb/> ſtanden.) Es iſt alſo ſchon nach dieſer Betrachtung gar nicht zu<lb/> beſorgen (?), daß die Deutſchen Länder nicht die Mittel aufbringen<lb/> werden, die projektirten Eiſenbahnlinien zur Ausführung zu brin-<lb/> gen (??). Bisher wurden freilich die meiſten Schienen und Lo-<lb/> komotiven für Deutſche Eiſenbahnen aus dem Auslande bezogen.<lb/> Zum Bau und Betriebe von 1200 Meilen Eiſenbahn ſind für<lb/> 30 Millionen Thaler Schienen und für 20 Millionen Thaler Lo-<lb/> komotiven erforderlich. Jm Jnlande entſtehen immer mehr tüch-<lb/> tige Werkſtätten für den Bau der Dampfwagen und für das Aus-<lb/> walzen der Schienen. Nimmt man an, daß die Hälfte aller<lb/> Dampfwagen und Schienen aus dem Auslande bezogen werden,<lb/> ſo geht dadurch in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren den<lb/> Deutſchen Landen ein Kapital von 25 Millionen Thaler (iſt das<lb/> nicht ein großer Theil des Anlagekapitals?) verloren, welches, <hi rendition="#g">in<lb/> Betracht der vielfach größeren Summen, die jährlich<lb/> dem Auslande für Fabrikate aus Deutſchland zuflie-<lb/> ßen, gar nicht fühlbar werden wird.</hi>‟ Dieſe Stelle ent-<lb/> hält einen in der That äußerſt leichtfertigen Troſt, der keines gu-<lb/> ten Staatsökonomen würdig iſt, welchem es ſchwerlich je in den<lb/> Sinn kommen wird, ein Land dadurch über eine <hi rendition="#g">neue große</hi><lb/> Ausgabe zu beruhigen, daß es ſchon <hi rendition="#g">ältere</hi> und <hi rendition="#g">viel größere</hi><lb/> jährlich zn beſtreiten habe, wobei es alſo auf eine <hi rendition="#g">mehr</hi> nicht<lb/> ankommen könne. Herr Egen will Deutſchland über den Verluſt<lb/> der 25 Millionen mit einer 15jährigen Täuſchung hinweghelfen,<lb/> doch am Ende wird das Reſultat, die große verausgabte Summe,<lb/> daſſelbe bleiben, und <hi rendition="#g">gar ſehr fühlbar werden.</hi> Der gute,<lb/> bedächtige Finanzier hält gewiß jedes Unternehmen, bei dem er</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [45/0051]
Wichtigkeit der Eiſenbahnen, wir wünſchen aufrichtig
unſrem Vaterlande die möglichſt vollſtändige, doch mit
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*) daß dann das Land nur in den beiden Fällen ein wirkliches Opfer
brächte, wenn ein großer Theil des Anlagekapitals außer Landes
ginge, oder wenn andern Geſchäftszweigen das benöthigte Kapital
entzogen würde. Der Umtauſch einer Valuta gegen eine andre
von völlig gleichem, oder wohl gar größerem Werthe macht nicht
arm, und konſumirt nicht disponible Geldkräfte. (Natürlich zuge-
ſtanden.) Es iſt alſo ſchon nach dieſer Betrachtung gar nicht zu
beſorgen (?), daß die Deutſchen Länder nicht die Mittel aufbringen
werden, die projektirten Eiſenbahnlinien zur Ausführung zu brin-
gen (??). Bisher wurden freilich die meiſten Schienen und Lo-
komotiven für Deutſche Eiſenbahnen aus dem Auslande bezogen.
Zum Bau und Betriebe von 1200 Meilen Eiſenbahn ſind für
30 Millionen Thaler Schienen und für 20 Millionen Thaler Lo-
komotiven erforderlich. Jm Jnlande entſtehen immer mehr tüch-
tige Werkſtätten für den Bau der Dampfwagen und für das Aus-
walzen der Schienen. Nimmt man an, daß die Hälfte aller
Dampfwagen und Schienen aus dem Auslande bezogen werden,
ſo geht dadurch in einem Zeitraum von etwa 15 Jahren den
Deutſchen Landen ein Kapital von 25 Millionen Thaler (iſt das
nicht ein großer Theil des Anlagekapitals?) verloren, welches, in
Betracht der vielfach größeren Summen, die jährlich
dem Auslande für Fabrikate aus Deutſchland zuflie-
ßen, gar nicht fühlbar werden wird.‟ Dieſe Stelle ent-
hält einen in der That äußerſt leichtfertigen Troſt, der keines gu-
ten Staatsökonomen würdig iſt, welchem es ſchwerlich je in den
Sinn kommen wird, ein Land dadurch über eine neue große
Ausgabe zu beruhigen, daß es ſchon ältere und viel größere
jährlich zn beſtreiten habe, wobei es alſo auf eine mehr nicht
ankommen könne. Herr Egen will Deutſchland über den Verluſt
der 25 Millionen mit einer 15jährigen Täuſchung hinweghelfen,
doch am Ende wird das Reſultat, die große verausgabte Summe,
daſſelbe bleiben, und gar ſehr fühlbar werden. Der gute,
bedächtige Finanzier hält gewiß jedes Unternehmen, bei dem er
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