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Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844.

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Betrachten wir nun noch eine Erscheinung, die
sich ebenfalls in England als Folge seines Welthan-
dels und des großen Jnteresses darbietet, welches alle
Völker an der industriellen Thätigkeit Großbritaniens
nehmen; wir meinen den dortigen enormen Waaren-
und Personenverkehr. Es ist natürlich, daß dieser
auch den Englischen Eisenbahnen zu Gute kommt, und
durch die ihnen zugeführten höheren Einnahmen im
gleichen Maaße mit dazu beiträgt, das Geld dort in
lebendigem Umlaufe zu erhalten. Auch hinsichtlich die-
ses Punktes tritt Deutschland hinter England zurück.
Jm Jahre 1842 betrugen die Einnahmen der briti-
schen Bahnen zusammen nahe an 5 Millionen Livres

sammen ................................... 73,478,868 Thlr.
die Ausgangssteuer während desselben Zeit-
raums .................................... 1,970,279 -


es blieb dem Vereine also durch den Ein-
gangszoll
ein Gewinn von ............... 71,508,589 Thlr.
Uebersehen wir nun nicht, daß allerdings zugleich zollfrei erpor-
tirt wurden ungefähr .................... 60,400,000 Centner
davon ab zollfrei eingeführt etwa ..... 4,400,000 -


folglich zollfreie Mehrausfuhr ........... 56,000,000 Centner
und rechnen für diese Quantität selbst einen möglichen Zoll von
1/4 Thlr. pro Centner (obgleich es im Tarif ein Minimum von
Thlr. giebt), so würde dieser sich auf 14 Millionen Thaler be-
laufen, es ist also der Werth der in den Zollverein mehr im-
portirten
Gegenstände noch immer so beträchtlich hoch anzuneh-
men, daß von ihm in den 4 Jahren 57,500,000 Thlr. als Ein-
gangssteuer,
oder durchschnittlich jährlich über vierzehn
Millionen Thaler
eingingen. -- Wie weit sind wir daher noch
von der Erfüllung des schönen Traumes entfernt, weniger Geld
für unsre Bedürfnisse dem Auslande zahlen zu müssen, als von
ihm zu empfangen!

Betrachten wir nun noch eine Erſcheinung, die
ſich ebenfalls in England als Folge ſeines Welthan-
dels und des großen Jntereſſes darbietet, welches alle
Völker an der induſtriellen Thätigkeit Großbritaniens
nehmen; wir meinen den dortigen enormen Waaren-
und Perſonenverkehr. Es iſt natürlich, daß dieſer
auch den Engliſchen Eiſenbahnen zu Gute kommt, und
durch die ihnen zugeführten höheren Einnahmen im
gleichen Maaße mit dazu beiträgt, das Geld dort in
lebendigem Umlaufe zu erhalten. Auch hinſichtlich die-
ſes Punktes tritt Deutſchland hinter England zurück.
Jm Jahre 1842 betrugen die Einnahmen der briti-
ſchen Bahnen zuſammen nahe an 5 Millionen Livres

ſammen ................................... 73,478,868 Thlr.
die Ausgangsſteuer während deſſelben Zeit-
raums .................................... 1,970,279 -


es blieb dem Vereine alſo durch den Ein-
gangszoll
ein Gewinn von ............... 71,508,589 Thlr.
Ueberſehen wir nun nicht, daß allerdings zugleich zollfrei erpor-
tirt wurden ungefähr .................... 60,400,000 Centner
davon ab zollfrei eingeführt etwa ..... 4,400,000 -


folglich zollfreie Mehrausfuhr ........... 56,000,000 Centner
und rechnen für dieſe Quantität ſelbſt einen möglichen Zoll von
¼ Thlr. pro Centner (obgleich es im Tarif ein Minimum von
Thlr. giebt), ſo würde dieſer ſich auf 14 Millionen Thaler be-
laufen, es iſt alſo der Werth der in den Zollverein mehr im-
portirten
Gegenſtände noch immer ſo beträchtlich hoch anzuneh-
men, daß von ihm in den 4 Jahren 57,500,000 Thlr. als Ein-
gangsſteuer,
oder durchſchnittlich jährlich über vierzehn
Millionen Thaler
eingingen. — Wie weit ſind wir daher noch
von der Erfüllung des ſchönen Traumes entfernt, weniger Geld
für unſre Bedürfniſſe dem Auslande zahlen zu müſſen, als von
ihm zu empfangen!
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[42/0048] Betrachten wir nun noch eine Erſcheinung, die ſich ebenfalls in England als Folge ſeines Welthan- dels und des großen Jntereſſes darbietet, welches alle Völker an der induſtriellen Thätigkeit Großbritaniens nehmen; wir meinen den dortigen enormen Waaren- und Perſonenverkehr. Es iſt natürlich, daß dieſer auch den Engliſchen Eiſenbahnen zu Gute kommt, und durch die ihnen zugeführten höheren Einnahmen im gleichen Maaße mit dazu beiträgt, das Geld dort in lebendigem Umlaufe zu erhalten. Auch hinſichtlich die- ſes Punktes tritt Deutſchland hinter England zurück. Jm Jahre 1842 betrugen die Einnahmen der briti- ſchen Bahnen zuſammen nahe an 5 Millionen Livres *) *) ſammen ................................... 73,478,868 Thlr. die Ausgangsſteuer während deſſelben Zeit- raums .................................... 1,970,279 - es blieb dem Vereine alſo durch den Ein- gangszoll ein Gewinn von ............... 71,508,589 Thlr. Ueberſehen wir nun nicht, daß allerdings zugleich zollfrei erpor- tirt wurden ungefähr .................... 60,400,000 Centner davon ab zollfrei eingeführt etwa ..... 4,400,000 - folglich zollfreie Mehrausfuhr ........... 56,000,000 Centner und rechnen für dieſe Quantität ſelbſt einen möglichen Zoll von ¼ Thlr. pro Centner (obgleich es im Tarif ein Minimum von [FORMEL] Thlr. giebt), ſo würde dieſer ſich auf 14 Millionen Thaler be- laufen, es iſt alſo der Werth der in den Zollverein mehr im- portirten Gegenſtände noch immer ſo beträchtlich hoch anzuneh- men, daß von ihm in den 4 Jahren 57,500,000 Thlr. als Ein- gangsſteuer, oder durchſchnittlich jährlich über vierzehn Millionen Thaler eingingen. — Wie weit ſind wir daher noch von der Erfüllung des ſchönen Traumes entfernt, weniger Geld für unſre Bedürfniſſe dem Auslande zahlen zu müſſen, als von ihm zu empfangen!

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Zitationshilfe: Lesser, Ludwig: Zur Geschichte der Berliner Börse und des Eisenbahnaktien-Handels. Berlin, 1844, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lesser_boerse_1844/48>, abgerufen am 21.11.2024.