Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.Einleitung. klarer machen, und Schmidt hat auch nicht unterlassen, solche zu verfolgen. Hierkommt namentlich der Abschnitt S. 178 ff. ("Ergebnisse für die Verwandtschafts- verhältnisse der slavischen Sprachen unter einander") in seinem neuesten Werke "Zur Geschichte des indogermanischen Vocalismus II" in Betracht. Die bisherige, namentlich durch Schleicher ausgebildete Annahme der Gabelung des Urslavi- schen in einen westlichen und einen südöstlichen Zweig, von denen jener sich wieder in Cechisch und Lechisch, letzterer in Russisch und Südslavisch theilt, das Cechische ferner in Cechisch im engeren Sinne und Sorbisch, das Lechische in Polnisch und Polabisch, das Russische in Gross- und Kleinrussisch, die süd- slavische Gruppe in Bulgarisch und Serbo-slovenisch, letzteres endlich in Serbisch (Serbo-chorvatisch) und Slovenisch -- diesen ganzen Stammbaum sucht Schmidt aufzuheben, indem er auch hier die scharfen Grenzen leugnet und nach gewissen sprachlichen Kriterien continuirliche Uebergänge annimmt, hier freilich ausge- sprochener Massen in der Urheimat ausgebildete. Es heisst S. 182: "man mag also einen Stammbaum entwerfen wie man will, die speciellen Uebereinstim- mungen des Slovenischen mit den westslavischen Sprachen, des Cechischen und Polabischen mit den südslavischen, des Polabischen sowohl mit dem Cechischen als mit dem Polnischen, des Sorbischen sowohl mit dem Polnischen als mit dem Cechischen vermag er nicht gleichmässig zu erklären. Daher sehe ich mich ge- nöthigt, hier auf engerem Gebiete zu wiederholen, was ich schon auf weiterem gethan habe, indem ich constatire, dass die Methode, die Verschiedenheit der slavischen Dialekte vermittels eines Stammbaumes zu erklären, den Thatsachen nicht gerecht wird und sich dadurch als falsch erweist". Ferner S. 199: "um zu veranschaulichen, wie sich die Vorfahren der historischen Slaven . . . . in der Urheimat räumlich berührt haben müssen, diene das folgende in idealer Regel- mässigkeit gehaltene Schema" (ich erlaube mir, um mich bequemer darauf beziehen zu können, es hier aufzunehmen): [Abbildung]
Einleitung. klarer machen, und Schmidt hat auch nicht unterlassen, solche zu verfolgen. Hierkommt namentlich der Abschnitt S. 178 ff. («Ergebnisse für die Verwandtschafts- verhältnisse der slavischen Sprachen unter einander») in seinem neuesten Werke «Zur Geschichte des indogermanischen Vocalismus II» in Betracht. Die bisherige, namentlich durch Schleicher ausgebildete Annahme der Gabelung des Urslavi- schen in einen westlichen und einen südöstlichen Zweig, von denen jener sich wieder in Čechisch und Lechisch, letzterer in Russisch und Südslavisch theilt, das Čechische ferner in Čechisch im engeren Sinne und Sorbisch, das Lechische in Polnisch und Polabisch, das Russische in Gross- und Kleinrussisch, die süd- slavische Gruppe in Bulgarisch und Serbo-slovenisch, letzteres endlich in Serbisch (Serbo-chorvatisch) und Slovenisch — diesen ganzen Stammbaum sucht Schmidt aufzuheben, indem er auch hier die scharfen Grenzen leugnet und nach gewissen sprachlichen Kriterien continuirliche Uebergänge annimmt, hier freilich ausge- sprochener Massen in der Urheimat ausgebildete. Es heisst S. 182: «man mag also einen Stammbaum entwerfen wie man will, die speciellen Uebereinstim- mungen des Slovenischen mit den westslavischen Sprachen, des Čechischen und Polabischen mit den südslavischen, des Polabischen sowohl mit dem Čechischen als mit dem Polnischen, des Sorbischen sowohl mit dem Polnischen als mit dem Čechischen vermag er nicht gleichmässig zu erklären. Daher sehe ich mich ge- nöthigt, hier auf engerem Gebiete zu wiederholen, was ich schon auf weiterem gethan habe, indem ich constatire, dass die Methode, die Verschiedenheit der slavischen Dialekte vermittels eines Stammbaumes zu erklären, den Thatsachen nicht gerecht wird und sich dadurch als falsch erweist». Ferner S. 199: «um zu veranschaulichen, wie sich die Vorfahren der historischen Slaven . . . . in der Urheimat räumlich berührt haben müssen, diene das folgende in idealer Regel- mässigkeit gehaltene Schema» (ich erlaube mir, um mich bequemer darauf beziehen zu können, es hier aufzunehmen): [Abbildung]
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Einleitung.
klarer machen, und Schmidt hat auch nicht unterlassen, solche zu verfolgen. Hier
kommt namentlich der Abschnitt S. 178 ff. («Ergebnisse für die Verwandtschafts-
verhältnisse der slavischen Sprachen unter einander») in seinem neuesten Werke
«Zur Geschichte des indogermanischen Vocalismus II» in Betracht. Die bisherige,
namentlich durch Schleicher ausgebildete Annahme der Gabelung des Urslavi-
schen in einen westlichen und einen südöstlichen Zweig, von denen jener sich
wieder in Čechisch und Lechisch, letzterer in Russisch und Südslavisch theilt,
das Čechische ferner in Čechisch im engeren Sinne und Sorbisch, das Lechische
in Polnisch und Polabisch, das Russische in Gross- und Kleinrussisch, die süd-
slavische Gruppe in Bulgarisch und Serbo-slovenisch, letzteres endlich in Serbisch
(Serbo-chorvatisch) und Slovenisch — diesen ganzen Stammbaum sucht Schmidt
aufzuheben, indem er auch hier die scharfen Grenzen leugnet und nach gewissen
sprachlichen Kriterien continuirliche Uebergänge annimmt, hier freilich ausge-
sprochener Massen in der Urheimat ausgebildete. Es heisst S. 182: «man mag
also einen Stammbaum entwerfen wie man will, die speciellen Uebereinstim-
mungen des Slovenischen mit den westslavischen Sprachen, des Čechischen und
Polabischen mit den südslavischen, des Polabischen sowohl mit dem Čechischen
als mit dem Polnischen, des Sorbischen sowohl mit dem Polnischen als mit dem
Čechischen vermag er nicht gleichmässig zu erklären. Daher sehe ich mich ge-
nöthigt, hier auf engerem Gebiete zu wiederholen, was ich schon auf weiterem
gethan habe, indem ich constatire, dass die Methode, die Verschiedenheit der
slavischen Dialekte vermittels eines Stammbaumes zu erklären, den Thatsachen
nicht gerecht wird und sich dadurch als falsch erweist». Ferner S. 199: «um zu
veranschaulichen, wie sich die Vorfahren der historischen Slaven . . . . in der
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