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Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876.

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i. Der nicht-persönlichen Pronomina.
Länge, ist an sich zweifelhaft. Benfey will -seia lesen: bei der Kürze des i ist
die Messung des zweiten Fuses
_ _ _ _ (Paeon primus)
bei der Länge
_ _ _ _ (Choriamb)
und nach Benfeys Zusammenstellung von 132 Beispielen (bis Rg. I. 32) kommt
an dieser Stelle in elf- und zwölfsilbigen Rollen der Choriamb 44 mal vor, andere
Füsse, aber stets auf eine Länge ausgehende, 84 mal, so dass nur in zwei Bei-
spielen eine Kürze steht: der Paeon primus (nur I, 24, 14) und ausserdem I, 32,
6 _ _ _ _. Wenn aber Benfey p. 22 verlangt, dass es darnach nicht soll "im
geringsten zweifelhaft bleiben dürfen, dass Davanaseia an dieser Stelle das einzig
richtige ist", so ist das doch zu weit gegangen. S. 21 sagt Benfey selbst:
"übrigens will ich keineswegs leugnen, dass, wie noch andere Rhythmen in diesem
zweiten Fuss vorkommen, so auch der Paeon primus (_ _ _ _) noch sonst er-
scheint, wenngleich sehr selten und fast immer in einer Weise, die leicht Aende-
rungen zulässt" (folgt ein Beispiel). Man sieht also, es handelt sich dabei um
eine nicht fertige metrische Theorie, und einem Schluss aus einer solchen vermag
ich wenigstens keine bindende Kraft zuzuerkennen. Somit bleibt für die Länge
des i nur das lateinische illeius und was ihm an pronominalen Genitiven gleich
ist; ich brauche aber kaum darauf hinzuweisen, dass die Annahme, dies ei sei
gleich grundsprachlichem i ganz in der Luft schwebt und andere Erklärungen
dieser lateinischen Eigenthümlichkeit, wie sie bisher versucht worden, gerade
so berechtigt sind. Wie steht es nun mit dem Nasal? Benfey hat selbst bemerkt,
dass keine Genitivendung irgend einer indogermanischen Sprache ein n nach-
weisbar enthalte ausser gen. sg. pron. pers. im Litauischen manes, taves, saves,
gen. sg. fem. nom. im Slavischen raky, duse und pron. toje. Die litauischen
Formen lassen sich lautlich allenfalls aus * tavians erklären, ebensogut
aber unmittelbar aus * tavans nach Wandlung des a in e (vgl. part. praet. act.
sukes), und das letztere müsste man sogar nach dem Slavischen vorziehen, denn
diesem fehlt das j, die Endung ist = -ans und es wäre eine petitio principii, das j
von toje heranzuziehen, da es eben erst auszumachen ist, ob dasselbe zur Casus-
endung gehört; die andern Casus haben es ebensogut und in diesen gehört es
nicht zur Endung. Also das ganze reducirt sich darauf:

1. wir haben eine lateinische Form, deren ei sich als ursprachlich nicht
nachweisen lässt, und die kein n enthält, ausserdem aus ihrem Zusammen-
hange mit illi, quoiei herausgerissen ist;
2. wir haben eine litauische Form, die zwar n hat, bei der aber j sich
nicht nachweisen lässt; eine slavische (raky), die sicher kein j hat.

Ein aus diesem Zustand der Dinge erschlossenes eians scheint mir demnach
wenig Werth zu haben. Auf die Versuche Benfeys, im Slavisch-litauischen
ein Genitivsuffix eia nachzuweisen, gehe ich hier nicht ein, sie scheitern an der
lautgesetzlichen Unmöglichkeit.

Um mich wenigstens der Lösung zu nähern, möchte ich zuerst die Vorfrage
stellen: liegt es wirklich so nahe, die slavischen Formen toje, raky, duse mit den

i. Der nicht-persönlichen Pronomina.
Länge, ist an sich zweifelhaft. Benfey will -sîa lesen: bei der Kürze des i ist
die Messung des zweiten Fuses
_ ‿ ‿ ‿ (Paeon primus)
bei der Länge
_ ‿ ‿ _ (Choriamb)
und nach Benfeys Zusammenstellung von 132 Beispielen (bis Rg. I. 32) kommt
an dieser Stelle in elf- und zwölfsilbigen Rollen der Choriamb 44 mal vor, andere
Füsse, aber stets auf eine Länge ausgehende, 84 mal, so dass nur in zwei Bei-
spielen eine Kürze steht: der Paeon primus (nur I, 24, 14) und ausserdem I, 32,
6 ‿ ‿ _ ‿. Wenn aber Benfey p. 22 verlangt, dass es darnach nicht soll «im
geringsten zweifelhaft bleiben dürfen, dass Dâvanasîa an dieser Stelle das einzig
richtige ist», so ist das doch zu weit gegangen. S. 21 sagt Benfey selbst:
«übrigens will ich keineswegs leugnen, dass, wie noch andere Rhythmen in diesem
zweiten Fuss vorkommen, so auch der Paeon primus (_ ‿ ‿ ‿) noch sonst er-
scheint, wenngleich sehr selten und fast immer in einer Weise, die leicht Aende-
rungen zulässt» (folgt ein Beispiel). Man sieht also, es handelt sich dabei um
eine nicht fertige metrische Theorie, und einem Schluss aus einer solchen vermag
ich wenigstens keine bindende Kraft zuzuerkennen. Somit bleibt für die Länge
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ist; ich brauche aber kaum darauf hinzuweisen, dass die Annahme, dies î sei
gleich grundsprachlichem ī ganz in der Luft schwebt und andere Erklärungen
dieser lateinischen Eigenthümlichkeit, wie sie bisher versucht worden, gerade
so berechtigt sind. Wie steht es nun mit dem Nasal? Benfey hat selbst bemerkt,
dass keine Genitivendung irgend einer indogermanischen Sprache ein n nach-
weisbar enthalte ausser gen. sg. pron. pers. im Litauischen manę́s, tavę́s, savę́s,
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Formen lassen sich lautlich allenfalls aus * tavians erklären, ebensogut
aber unmittelbar aus * tavans nach Wandlung des a in e (vgl. part. praet. act.
sukęs), und das letztere müsste man sogar nach dem Slavischen vorziehen, denn
diesem fehlt das j, die Endung ist = -ā̆ns und es wäre eine petitio principii, das j
von toję heranzuziehen, da es eben erst auszumachen ist, ob dasselbe zur Casus-
endung gehört; die andern Casus haben es ebensogut und in diesen gehört es
nicht zur Endung. Also das ganze reducirt sich darauf:

1. wir haben eine lateinische Form, deren î sich als ursprachlich nicht
nachweisen lässt, und die kein n enthält, ausserdem aus ihrem Zusammen-
hange mit illī, quoiei herausgerissen ist;
2. wir haben eine litauische Form, die zwar n hat, bei der aber j sich
nicht nachweisen lässt; eine slavische (rąky), die sicher kein j hat.

Ein aus diesem Zustand der Dinge erschlossenes îans scheint mir demnach
wenig Werth zu haben. Auf die Versuche Benfeys, im Slavisch-litauischen
ein Genitivsuffix îa nachzuweisen, gehe ich hier nicht ein, sie scheitern an der
lautgesetzlichen Unmöglichkeit.

Um mich wenigstens der Lösung zu nähern, möchte ich zuerst die Vorfrage
stellen: liegt es wirklich so nahe, die slavischen Formen toję, rąky, dušę mit den

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[121/0157] i. Der nicht-persönlichen Pronomina. Länge, ist an sich zweifelhaft. Benfey will -sîa lesen: bei der Kürze des i ist die Messung des zweiten Fuses _ ‿ ‿ ‿ (Paeon primus) bei der Länge _ ‿ ‿ _ (Choriamb) und nach Benfeys Zusammenstellung von 132 Beispielen (bis Rg. I. 32) kommt an dieser Stelle in elf- und zwölfsilbigen Rollen der Choriamb 44 mal vor, andere Füsse, aber stets auf eine Länge ausgehende, 84 mal, so dass nur in zwei Bei- spielen eine Kürze steht: der Paeon primus (nur I, 24, 14) und ausserdem I, 32, 6 ‿ ‿ _ ‿. Wenn aber Benfey p. 22 verlangt, dass es darnach nicht soll «im geringsten zweifelhaft bleiben dürfen, dass Dâvanasîa an dieser Stelle das einzig richtige ist», so ist das doch zu weit gegangen. S. 21 sagt Benfey selbst: «übrigens will ich keineswegs leugnen, dass, wie noch andere Rhythmen in diesem zweiten Fuss vorkommen, so auch der Paeon primus (_ ‿ ‿ ‿) noch sonst er- scheint, wenngleich sehr selten und fast immer in einer Weise, die leicht Aende- rungen zulässt» (folgt ein Beispiel). Man sieht also, es handelt sich dabei um eine nicht fertige metrische Theorie, und einem Schluss aus einer solchen vermag ich wenigstens keine bindende Kraft zuzuerkennen. Somit bleibt für die Länge des i nur das lateinische illîus und was ihm an pronominalen Genitiven gleich ist; ich brauche aber kaum darauf hinzuweisen, dass die Annahme, dies î sei gleich grundsprachlichem ī ganz in der Luft schwebt und andere Erklärungen dieser lateinischen Eigenthümlichkeit, wie sie bisher versucht worden, gerade so berechtigt sind. Wie steht es nun mit dem Nasal? Benfey hat selbst bemerkt, dass keine Genitivendung irgend einer indogermanischen Sprache ein n nach- weisbar enthalte ausser gen. sg. pron. pers. im Litauischen manę́s, tavę́s, savę́s, gen. sg. fem. nom. im Slavischen rąky, duśę und pron. toję. Die litauischen Formen lassen sich lautlich allenfalls aus * tavians erklären, ebensogut aber unmittelbar aus * tavans nach Wandlung des a in e (vgl. part. praet. act. sukęs), und das letztere müsste man sogar nach dem Slavischen vorziehen, denn diesem fehlt das j, die Endung ist = -ā̆ns und es wäre eine petitio principii, das j von toję heranzuziehen, da es eben erst auszumachen ist, ob dasselbe zur Casus- endung gehört; die andern Casus haben es ebensogut und in diesen gehört es nicht zur Endung. Also das ganze reducirt sich darauf: 1. wir haben eine lateinische Form, deren î sich als ursprachlich nicht nachweisen lässt, und die kein n enthält, ausserdem aus ihrem Zusammen- hange mit illī, quoiei herausgerissen ist; 2. wir haben eine litauische Form, die zwar n hat, bei der aber j sich nicht nachweisen lässt; eine slavische (rąky), die sicher kein j hat. Ein aus diesem Zustand der Dinge erschlossenes îans scheint mir demnach wenig Werth zu haben. Auf die Versuche Benfeys, im Slavisch-litauischen ein Genitivsuffix îa nachzuweisen, gehe ich hier nicht ein, sie scheitern an der lautgesetzlichen Unmöglichkeit. Um mich wenigstens der Lösung zu nähern, möchte ich zuerst die Vorfrage stellen: liegt es wirklich so nahe, die slavischen Formen toję, rąky, dušę mit den

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Zitationshilfe: Leskien, August: Die Declination im Slavisch-Litauischen und Germanischen. Leipzig, 1876, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leskien_declination_1876/157>, abgerufen am 24.11.2024.