Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


liebäugelt, und verzerrt ihr schiefes runz-
lichtes Gesicht gegen ihn, daß man ster-
ben möchte, und er mit seiner rothen Ha-
bichtsnase und den stieren erschrocknen
Augen -- siehst du, es ist ein Aublick,
an den man nicht denken kann, ohne zu
zerspringen.
Desportes. Wenn ich wieder frey wer-
de, soll doch mein erster Gang zu Gilbert
seyn. Meine Mutter wird nächstens an
den Obristen schreiben, das Regiment soll
für meine Schulden gut sagen.
Dritte Scene
in Lille.
Ein Gärtchen an der Gräfin La Roche
Hause.
Die Gräfin in einer Allee.

Was das Mädchen haben mag, daß
es so spät in den Garten hinausgegangen
ist. Jch fürchte, ich fürchte, es ist etwas
abgeredtes. Sie zeichnet zerstreut, spielt
die Harfe zerstreut, ist immer abwesend,

wenn


liebaͤugelt, und verzerrt ihr ſchiefes runz-
lichtes Geſicht gegen ihn, daß man ſter-
ben moͤchte, und er mit ſeiner rothen Ha-
bichtsnaſe und den ſtieren erſchrocknen
Augen — ſiehſt du, es iſt ein Aublick,
an den man nicht denken kann, ohne zu
zerſpringen.
Desportes. Wenn ich wieder frey wer-
de, ſoll doch mein erſter Gang zu Gilbert
ſeyn. Meine Mutter wird naͤchſtens an
den Obriſten ſchreiben, das Regiment ſoll
fuͤr meine Schulden gut ſagen.
Dritte Scene
in Lille.
Ein Gaͤrtchen an der Graͤfin La Roche
Hauſe.
Die Graͤfin in einer Allee.

Was das Maͤdchen haben mag, daß
es ſo ſpaͤt in den Garten hinausgegangen
iſt. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, es iſt etwas
abgeredtes. Sie zeichnet zerſtreut, ſpielt
die Harfe zerſtreut, iſt immer abweſend,

wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HAU">
            <p><pb facs="#f0097" n="93"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
lieba&#x0364;ugelt, und verzerrt ihr &#x017F;chiefes runz-<lb/>
lichtes Ge&#x017F;icht gegen ihn, daß man &#x017F;ter-<lb/>
ben mo&#x0364;chte, und er mit &#x017F;einer rothen Ha-<lb/>
bichtsna&#x017F;e und den &#x017F;tieren er&#x017F;chrocknen<lb/>
Augen &#x2014; &#x017F;ieh&#x017F;t du, es i&#x017F;t ein Aublick,<lb/>
an den man nicht denken kann, ohne zu<lb/>
zer&#x017F;pringen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#DES">
            <speaker>Desportes.</speaker>
            <p>Wenn ich wieder frey wer-<lb/>
de, &#x017F;oll doch mein er&#x017F;ter Gang zu Gilbert<lb/>
&#x017F;eyn. Meine Mutter wird na&#x0364;ch&#x017F;tens an<lb/>
den Obri&#x017F;ten &#x017F;chreiben, das Regiment &#x017F;oll<lb/>
fu&#x0364;r meine Schulden gut &#x017F;agen.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Dritte Scene</hi> </head><lb/>
          <stage> <hi rendition="#c">in Lille.<lb/>
Ein Ga&#x0364;rtchen an der Gra&#x0364;fin La Roche<lb/>
Hau&#x017F;e.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">Gra&#x0364;fin</hi> in einer Allee.</hi> </stage><lb/>
          <p>Was das Ma&#x0364;dchen haben mag, daß<lb/>
es &#x017F;o &#x017F;pa&#x0364;t in den Garten hinausgegangen<lb/>
i&#x017F;t. Jch fu&#x0364;rchte, ich fu&#x0364;rchte, es i&#x017F;t etwas<lb/>
abgeredtes. Sie zeichnet zer&#x017F;treut, &#x017F;pielt<lb/>
die Harfe zer&#x017F;treut, i&#x017F;t immer abwe&#x017F;end,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0097] liebaͤugelt, und verzerrt ihr ſchiefes runz- lichtes Geſicht gegen ihn, daß man ſter- ben moͤchte, und er mit ſeiner rothen Ha- bichtsnaſe und den ſtieren erſchrocknen Augen — ſiehſt du, es iſt ein Aublick, an den man nicht denken kann, ohne zu zerſpringen. Desportes. Wenn ich wieder frey wer- de, ſoll doch mein erſter Gang zu Gilbert ſeyn. Meine Mutter wird naͤchſtens an den Obriſten ſchreiben, das Regiment ſoll fuͤr meine Schulden gut ſagen. Dritte Scene in Lille. Ein Gaͤrtchen an der Graͤfin La Roche Hauſe. Die Graͤfin in einer Allee. Was das Maͤdchen haben mag, daß es ſo ſpaͤt in den Garten hinausgegangen iſt. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, es iſt etwas abgeredtes. Sie zeichnet zerſtreut, ſpielt die Harfe zerſtreut, iſt immer abweſend, wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/97
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/97>, abgerufen am 22.11.2024.