Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.herabgeworfen worden, und ist die ganze Nacht bis um zwölf Uhr um das Haus herum geschlichen. Jch dachte, ich sollte aufbersten für Lachen, es wohnt ein alter Jude von sechzig Jahren in dem Hause, und er hatte überall an die Straße Schild- wachten ausgestellt, die mir auflauren sollten, und ihm ein Zeichen geben, wenn ich hereingienge. Jch habe einem von den Kerls mit drey Livres das ganze Ge- heimniß abgekauft; ich dacht', ich sollte rasend werden. Alle. Ha, ha, ha, und er meynt, es sey ein hübsch Mädchen drinn. Mary. Hört einmal, wollt ihr einen Spas haben, der ächt ist, so wollen wir den Juden avertiren, es sey einer da, der Absichten auf sein Geld habe. Haudy. Recht, recht, daß euch die schwere Noth, wollen wir gleich zu ihm gehen. Das soll uns eine Komödie ge- ben, die ihres gleichen nicht hat. Und du, Mary, bring ihn nur immer mehr auf die Gedanken, daß da die schönste Frau in ganz Armentieres wohnt, und daß
herabgeworfen worden, und iſt die ganze Nacht bis um zwoͤlf Uhr um das Haus herum geſchlichen. Jch dachte, ich ſollte aufberſten fuͤr Lachen, es wohnt ein alter Jude von ſechzig Jahren in dem Hauſe, und er hatte uͤberall an die Straße Schild- wachten ausgeſtellt, die mir auflauren ſollten, und ihm ein Zeichen geben, wenn ich hereingienge. Jch habe einem von den Kerls mit drey Livres das ganze Ge- heimniß abgekauft; ich dacht’, ich ſollte raſend werden. Alle. Ha, ha, ha, und er meynt, es ſey ein huͤbſch Maͤdchen drinn. Mary. Hoͤrt einmal, wollt ihr einen Spas haben, der aͤcht iſt, ſo wollen wir den Juden avertiren, es ſey einer da, der Abſichten auf ſein Geld habe. Haudy. Recht, recht, daß euch die ſchwere Noth, wollen wir gleich zu ihm gehen. Das ſoll uns eine Komoͤdie ge- ben, die ihres gleichen nicht hat. Und du, Mary, bring ihn nur immer mehr auf die Gedanken, daß da die ſchoͤnſte Frau in ganz Armentieres wohnt, und daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb facs="#f0051" n="47"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> herabgeworfen worden, und iſt die ganze<lb/> Nacht bis um zwoͤlf Uhr um das Haus<lb/> herum geſchlichen. Jch dachte, ich ſollte<lb/> aufberſten fuͤr Lachen, es wohnt ein alter<lb/> Jude von ſechzig Jahren in dem Hauſe,<lb/> und er hatte uͤberall an die Straße Schild-<lb/> wachten ausgeſtellt, die mir auflauren<lb/> ſollten, und ihm ein Zeichen geben, wenn<lb/> ich hereingienge. Jch habe einem von<lb/> den Kerls mit drey Livres das ganze Ge-<lb/> heimniß abgekauft; ich dacht’, ich ſollte<lb/> raſend werden.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker>Alle.</speaker> <p>Ha, ha, ha, und er meynt, es<lb/> ſey ein huͤbſch Maͤdchen drinn.</p> </sp><lb/> <sp who="#MARY"> <speaker>Mary.</speaker> <p>Hoͤrt einmal, wollt ihr einen<lb/> Spas haben, der aͤcht iſt, ſo wollen wir<lb/> den Juden avertiren, es ſey einer da, der<lb/> Abſichten auf ſein Geld habe.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAU"> <speaker>Haudy.</speaker> <p>Recht, recht, daß euch die<lb/> ſchwere Noth, wollen wir gleich zu ihm<lb/> gehen. Das ſoll uns eine Komoͤdie ge-<lb/> ben, die ihres gleichen nicht hat. Und<lb/> du, Mary, bring ihn nur immer mehr<lb/> auf die Gedanken, daß da die ſchoͤnſte<lb/> Frau in ganz Armentieres wohnt, und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0051]
herabgeworfen worden, und iſt die ganze
Nacht bis um zwoͤlf Uhr um das Haus
herum geſchlichen. Jch dachte, ich ſollte
aufberſten fuͤr Lachen, es wohnt ein alter
Jude von ſechzig Jahren in dem Hauſe,
und er hatte uͤberall an die Straße Schild-
wachten ausgeſtellt, die mir auflauren
ſollten, und ihm ein Zeichen geben, wenn
ich hereingienge. Jch habe einem von
den Kerls mit drey Livres das ganze Ge-
heimniß abgekauft; ich dacht’, ich ſollte
raſend werden.
Alle. Ha, ha, ha, und er meynt, es
ſey ein huͤbſch Maͤdchen drinn.
Mary. Hoͤrt einmal, wollt ihr einen
Spas haben, der aͤcht iſt, ſo wollen wir
den Juden avertiren, es ſey einer da, der
Abſichten auf ſein Geld habe.
Haudy. Recht, recht, daß euch die
ſchwere Noth, wollen wir gleich zu ihm
gehen. Das ſoll uns eine Komoͤdie ge-
ben, die ihres gleichen nicht hat. Und
du, Mary, bring ihn nur immer mehr
auf die Gedanken, daß da die ſchoͤnſte
Frau in ganz Armentieres wohnt, und
daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |