Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


Rammler. Was willst du doch reden,
ich kenn ihn besser als du, er hat eine fei-
ne Nase, das glaub' du mir nur.
Haudy. Und du eine noch feinere,
merk' ich.
Rammler. Du meynst, das sey das
Mittel, sich bey ihm einzuschmeicheln,
wenn man ihm Gutes von seiner Braut
sagt. Du irrst dich, ich kenn' ihn besser,
grad das Gegentheil. Er stellt sich, als
ob er dirs glaubte, und schreibt es sich
hinter die Ohren. Aber wenn man ihm
seine Frau verdächtig macht, so glaubt
er, daß wirs aufrichtig mit ihm mey-
nen --
Haudy. Mit deiner erhabenen Politik,
Rothnase! Willst du dem Kerl den Kopf
toll machen, meynst du, er hat nicht Gril-
len genug drinn. Und wenn er sie sitzen
läßt, oder sich aufhängt -- so hast du's
darnach. Nicht wahr, Herr Pfarrer, ei-
nes Menschen Leben ist doch kein Pfiffer-
ling?
Eisenhardt. Jch menge mich in Jhren
Kriegsrath nicht.
Haudy.


Rammler. Was willſt du doch reden,
ich kenn ihn beſſer als du, er hat eine fei-
ne Naſe, das glaub’ du mir nur.
Haudy. Und du eine noch feinere,
merk’ ich.
Rammler. Du meynſt, das ſey das
Mittel, ſich bey ihm einzuſchmeicheln,
wenn man ihm Gutes von ſeiner Braut
ſagt. Du irrſt dich, ich kenn’ ihn beſſer,
grad das Gegentheil. Er ſtellt ſich, als
ob er dirs glaubte, und ſchreibt es ſich
hinter die Ohren. Aber wenn man ihm
ſeine Frau verdaͤchtig macht, ſo glaubt
er, daß wirs aufrichtig mit ihm mey-
nen —
Haudy. Mit deiner erhabenen Politik,
Rothnaſe! Willſt du dem Kerl den Kopf
toll machen, meynſt du, er hat nicht Gril-
len genug drinn. Und wenn er ſie ſitzen
laͤßt, oder ſich aufhaͤngt — ſo haſt du’s
darnach. Nicht wahr, Herr Pfarrer, ei-
nes Menſchen Leben iſt doch kein Pfiffer-
ling?
Eiſenhardt. Jch menge mich in Jhren
Kriegsrath nicht.
Haudy.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0042" n="38"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp who="#RAM">
            <speaker>Rammler.</speaker>
            <p>Was will&#x017F;t du doch reden,<lb/>
ich kenn ihn be&#x017F;&#x017F;er als du, er hat eine fei-<lb/>
ne Na&#x017F;e, das glaub&#x2019; du mir nur.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Und du eine noch feinere,<lb/>
merk&#x2019; ich.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#RAM">
            <speaker>Rammler.</speaker>
            <p>Du meyn&#x017F;t, das &#x017F;ey das<lb/>
Mittel, &#x017F;ich bey ihm einzu&#x017F;chmeicheln,<lb/>
wenn man ihm Gutes von &#x017F;einer Braut<lb/>
&#x017F;agt. Du irr&#x017F;t dich, ich kenn&#x2019; ihn be&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
grad das Gegentheil. Er &#x017F;tellt &#x017F;ich, als<lb/>
ob er dirs glaubte, und &#x017F;chreibt es &#x017F;ich<lb/>
hinter die Ohren. Aber wenn man ihm<lb/>
&#x017F;eine Frau verda&#x0364;chtig macht, &#x017F;o glaubt<lb/>
er, daß wirs aufrichtig mit ihm mey-<lb/>
nen &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#HAU">
            <speaker>Haudy.</speaker>
            <p>Mit deiner erhabenen Politik,<lb/>
Rothna&#x017F;e! Will&#x017F;t du dem Kerl den Kopf<lb/>
toll machen, meyn&#x017F;t du, er hat nicht Gril-<lb/>
len genug drinn. Und wenn er &#x017F;ie &#x017F;itzen<lb/>
la&#x0364;ßt, oder &#x017F;ich aufha&#x0364;ngt &#x2014; &#x017F;o ha&#x017F;t du&#x2019;s<lb/>
darnach. Nicht wahr, Herr Pfarrer, ei-<lb/>
nes Men&#x017F;chen Leben i&#x017F;t doch kein Pfiffer-<lb/>
ling?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#EIS">
            <speaker>Ei&#x017F;enhardt.</speaker>
            <p>Jch menge mich in Jhren<lb/>
Kriegsrath nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Haudy.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0042] Rammler. Was willſt du doch reden, ich kenn ihn beſſer als du, er hat eine fei- ne Naſe, das glaub’ du mir nur. Haudy. Und du eine noch feinere, merk’ ich. Rammler. Du meynſt, das ſey das Mittel, ſich bey ihm einzuſchmeicheln, wenn man ihm Gutes von ſeiner Braut ſagt. Du irrſt dich, ich kenn’ ihn beſſer, grad das Gegentheil. Er ſtellt ſich, als ob er dirs glaubte, und ſchreibt es ſich hinter die Ohren. Aber wenn man ihm ſeine Frau verdaͤchtig macht, ſo glaubt er, daß wirs aufrichtig mit ihm mey- nen — Haudy. Mit deiner erhabenen Politik, Rothnaſe! Willſt du dem Kerl den Kopf toll machen, meynſt du, er hat nicht Gril- len genug drinn. Und wenn er ſie ſitzen laͤßt, oder ſich aufhaͤngt — ſo haſt du’s darnach. Nicht wahr, Herr Pfarrer, ei- nes Menſchen Leben iſt doch kein Pfiffer- ling? Eiſenhardt. Jch menge mich in Jhren Kriegsrath nicht. Haudy.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/42
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/42>, abgerufen am 11.12.2024.