Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776. Desportes (besieht eine nach der andern, und weist die Schachtel Marien.) Zu welcher riethen Sie mir? (Marie lächelt, und sobald der Vater beschäftigt ist, eine herauszunehmen, winkt fie ihm zu.) Wesener. Sehen Sie, die spielt gut, auf meine Ehr. Desportes. Das ist wahr (hält sie Ma- rien an den Kopf) Sehen Sie auf so schönem Braun, was das für eine Wirkung thut. O hören Sie, Herr Wesener, sie steht Jh- rer Tochter gar zu schön, wollen Sie mir die Gnade thun, und sie behalten. Wesener (giebt sie ihm lächelnd zurück.) Jch bitte Sie, Herr Baron, das geht nicht an -- meine Tochter hat noch in ihrem Leben keine Präsente von den Herren an- genommen. Marie (die Augen fest auf ihre Arbeit geheftet.) Jch würde sie auch zudem nicht haben tra- gen können, sie ist zu groß für meine Frisur. Desportes. So will ich sie meiner Mutter schicken. (wickelt sie sorgfältig ein.) Wesener (indem er die andern einschachtelt, brummt etwas heimlich zu Marien.) Zitternadel du
Desportes (beſieht eine nach der andern, und weiſt die Schachtel Marien.) Zu welcher riethen Sie mir? (Marie laͤchelt, und ſobald der Vater beſchaͤftigt iſt, eine herauszunehmen, winkt fie ihm zu.) Weſener. Sehen Sie, die ſpielt gut, auf meine Ehr. Desportes. Das iſt wahr (haͤlt ſie Ma- rien an den Kopf) Sehen Sie auf ſo ſchoͤnem Braun, was das fuͤr eine Wirkung thut. O hoͤren Sie, Herr Weſener, ſie ſteht Jh- rer Tochter gar zu ſchoͤn, wollen Sie mir die Gnade thun, und ſie behalten. Weſener (giebt ſie ihm laͤchelnd zuruͤck.) Jch bitte Sie, Herr Baron, das geht nicht an — meine Tochter hat noch in ihrem Leben keine Praͤſente von den Herren an- genommen. Marie (die Augen feſt auf ihre Arbeit geheftet.) Jch wuͤrde ſie auch zudem nicht haben tra- gen koͤnnen, ſie iſt zu groß fuͤr meine Friſur. Desportes. So will ich ſie meiner Mutter ſchicken. (wickelt ſie ſorgfaͤltig ein.) Weſener (indem er die andern einſchachtelt, brummt etwas heimlich zu Marien.) Zitternadel du
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Desportes (beſieht eine nach der andern, und
weiſt die Schachtel Marien.) Zu welcher riethen
Sie mir? (Marie laͤchelt, und ſobald der Vater
beſchaͤftigt iſt, eine herauszunehmen, winkt fie ihm zu.)
Weſener. Sehen Sie, die ſpielt gut,
auf meine Ehr.
Desportes. Das iſt wahr (haͤlt ſie Ma-
rien an den Kopf) Sehen Sie auf ſo ſchoͤnem
Braun, was das fuͤr eine Wirkung thut.
O hoͤren Sie, Herr Weſener, ſie ſteht Jh-
rer Tochter gar zu ſchoͤn, wollen Sie mir
die Gnade thun, und ſie behalten.
Weſener (giebt ſie ihm laͤchelnd zuruͤck.) Jch
bitte Sie, Herr Baron, das geht nicht
an — meine Tochter hat noch in ihrem
Leben keine Praͤſente von den Herren an-
genommen.
Marie (die Augen feſt auf ihre Arbeit geheftet.)
Jch wuͤrde ſie auch zudem nicht haben tra-
gen koͤnnen, ſie iſt zu groß fuͤr meine
Friſur.
Desportes. So will ich ſie meiner
Mutter ſchicken. (wickelt ſie ſorgfaͤltig ein.)
Weſener (indem er die andern einſchachtelt,
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