Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776. Wesener. Nein -- Nein, durchaus nicht, Herr Baron! Nehmen Sie mirs nicht ungnädig, davon kein Wort mehr. Meine Tochter ist nicht gewohnt, in die Komödie zu gehen, das würde nur Gere- de bey den Nachbarn geben, und mit einem jungen Herrn von den Militzen dazu. Desportes. Sie sehen, ich bin im Bürgerskleide, wer kennt mich. Wesener. Tant pis! ein für allemal, es schickt sich mit keinem jungen Herren; und denn ist es auch noch nicht einmal zum Tisch des Herrn gewesen, und soll schon in die Komödie und die Staatsda- me machen. Kurz und gut, ich erlaube es nicht, Herr Baron. Marie. Aber Papa, wenn den Herrn Baron nun niemand kennt? Wesener (etwas leise.) Willstus Maul halten? niemand kennt, tant pis wenn ihn niemand kennt. Werden pardonni- ren, Herr Baron! so gern als Jhnen den Gefallen thun wollte, in allen andern Stücken haben zu befehlen. Despor-
Weſener. Nein — Nein, durchaus nicht, Herr Baron! Nehmen Sie mirs nicht ungnaͤdig, davon kein Wort mehr. Meine Tochter iſt nicht gewohnt, in die Komoͤdie zu gehen, das wuͤrde nur Gere- de bey den Nachbarn geben, und mit einem jungen Herrn von den Militzen dazu. Desportes. Sie ſehen, ich bin im Buͤrgerskleide, wer kennt mich. Weſener. Tant pis! ein fuͤr allemal, es ſchickt ſich mit keinem jungen Herren; und denn iſt es auch noch nicht einmal zum Tiſch des Herrn geweſen, und ſoll ſchon in die Komoͤdie und die Staatsda- me machen. Kurz und gut, ich erlaube es nicht, Herr Baron. Marie. Aber Papa, wenn den Herrn Baron nun niemand kennt? Weſener (etwas leiſe.) Willſtus Maul halten? niemand kennt, tant pis wenn ihn niemand kennt. Werden pardonni- ren, Herr Baron! ſo gern als Jhnen den Gefallen thun wollte, in allen andern Stuͤcken haben zu befehlen. Despor-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0017" n="13"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener.</speaker> <p>Nein — Nein, durchaus<lb/> nicht, Herr Baron! Nehmen Sie mirs<lb/> nicht ungnaͤdig, davon kein Wort mehr.<lb/> Meine Tochter iſt nicht gewohnt, in die<lb/> Komoͤdie zu gehen, das wuͤrde nur Gere-<lb/> de bey den Nachbarn geben, und mit<lb/> einem jungen Herrn von den Militzen<lb/> dazu.</p> </sp><lb/> <sp who="#DES"> <speaker>Desportes.</speaker> <p>Sie ſehen, ich bin im<lb/> Buͤrgerskleide, wer kennt mich.</p> </sp><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener.</speaker> <p><hi rendition="#aq">Tant pis!</hi> ein fuͤr allemal,<lb/> es ſchickt ſich mit keinem jungen Herren;<lb/> und denn iſt es auch noch nicht einmal<lb/> zum Tiſch des Herrn geweſen, und ſoll<lb/> ſchon in die Komoͤdie und die Staatsda-<lb/> me machen. Kurz und gut, ich erlaube<lb/> es nicht, Herr Baron.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker>Marie.</speaker> <p>Aber Papa, wenn den Herrn<lb/> Baron nun niemand kennt?</p> </sp><lb/> <sp who="#WES"> <speaker>Weſener</speaker> <stage>(<hi rendition="#fr">etwas leiſe.</hi>)</stage> <p>Willſtus Maul<lb/> halten? niemand kennt, <hi rendition="#aq">tant pis</hi> wenn<lb/> ihn niemand kennt. Werden pardonni-<lb/> ren, Herr Baron! ſo gern als Jhnen den<lb/> Gefallen thun wollte, in allen andern<lb/> Stuͤcken haben zu befehlen.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Despor-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0017]
Weſener. Nein — Nein, durchaus
nicht, Herr Baron! Nehmen Sie mirs
nicht ungnaͤdig, davon kein Wort mehr.
Meine Tochter iſt nicht gewohnt, in die
Komoͤdie zu gehen, das wuͤrde nur Gere-
de bey den Nachbarn geben, und mit
einem jungen Herrn von den Militzen
dazu.
Desportes. Sie ſehen, ich bin im
Buͤrgerskleide, wer kennt mich.
Weſener. Tant pis! ein fuͤr allemal,
es ſchickt ſich mit keinem jungen Herren;
und denn iſt es auch noch nicht einmal
zum Tiſch des Herrn geweſen, und ſoll
ſchon in die Komoͤdie und die Staatsda-
me machen. Kurz und gut, ich erlaube
es nicht, Herr Baron.
Marie. Aber Papa, wenn den Herrn
Baron nun niemand kennt?
Weſener (etwas leiſe.) Willſtus Maul
halten? niemand kennt, tant pis wenn
ihn niemand kennt. Werden pardonni-
ren, Herr Baron! ſo gern als Jhnen den
Gefallen thun wollte, in allen andern
Stuͤcken haben zu befehlen.
Despor-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/17 |
Zitationshilfe: | Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/17>, abgerufen am 16.02.2025. |