Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite


mir nur darum gut gewesen, weil ich ihr
Präsente machte. Jch bin ja durch sie
in Schulden gekommen, daß es erstau-
nend war, sie hätte mich um Haus und
Hof gebracht, hätt' ich das Spiel länger
getrieben. Kurz um, Herr Bruder, eh'
ichs mich versehe, krieg' ich einen Brief
von dem Mädel, sie will zu mir kommen
nach Philippeville. Nun stell' dir das
Spektakel vor, wenn mein Vater die hätte
zu sehen gekriegt. (Stolzius wechselt einmal ums
andere die Servtetten um, um Gelegenheit zu haben,
länger im Zimmer zu bleiben.
)
Was zu thun, ich
schreib' meinem Jäger, er soll sie empfan-
gen, und ihr so lange Stubenarrest auf
meinem Zimmer ankündigen, bis ich sel-
ber wieder nach Philippeville zurückkäme,
und sie heimlich zum Regiment abholte.
Denn sobald mein Vater sie zu sehen krieg-
te, wäre sie des Todes. Nun mein Jä-
ger ist ein starker robuster Kerl, die Zeit
wird ihnen schon lang werden auf einer
Stube allein. Was der nun aus ihr
macht, will ich abwarten, (lacht höhnisch)
ich hab' ihm unter der Hand zu verstehen
gegeben,


mir nur darum gut geweſen, weil ich ihr
Praͤſente machte. Jch bin ja durch ſie
in Schulden gekommen, daß es erſtau-
nend war, ſie haͤtte mich um Haus und
Hof gebracht, haͤtt’ ich das Spiel laͤnger
getrieben. Kurz um, Herr Bruder, eh’
ichs mich verſehe, krieg’ ich einen Brief
von dem Maͤdel, ſie will zu mir kommen
nach Philippeville. Nun ſtell’ dir das
Spektakel vor, wenn mein Vater die haͤtte
zu ſehen gekriegt. (Stolzius wechſelt einmal ums
andere die Servtetten um, um Gelegenheit zu haben,
laͤnger im Zimmer zu bleiben.
)
Was zu thun, ich
ſchreib’ meinem Jaͤger, er ſoll ſie empfan-
gen, und ihr ſo lange Stubenarreſt auf
meinem Zimmer ankuͤndigen, bis ich ſel-
ber wieder nach Philippeville zuruͤckkaͤme,
und ſie heimlich zum Regiment abholte.
Denn ſobald mein Vater ſie zu ſehen krieg-
te, waͤre ſie des Todes. Nun mein Jaͤ-
ger iſt ein ſtarker robuſter Kerl, die Zeit
wird ihnen ſchon lang werden auf einer
Stube allein. Was der nun aus ihr
macht, will ich abwarten, (lacht hoͤhniſch)
ich hab’ ihm unter der Hand zu verſtehen
gegeben,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#DES">
            <p><pb facs="#f0113" n="109"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
mir nur darum gut gewe&#x017F;en, weil ich ihr<lb/>
Pra&#x0364;&#x017F;ente machte. Jch bin ja durch &#x017F;ie<lb/>
in Schulden gekommen, daß es er&#x017F;tau-<lb/>
nend war, &#x017F;ie ha&#x0364;tte mich um Haus und<lb/>
Hof gebracht, ha&#x0364;tt&#x2019; ich das Spiel la&#x0364;nger<lb/>
getrieben. Kurz um, Herr Bruder, eh&#x2019;<lb/>
ichs mich ver&#x017F;ehe, krieg&#x2019; ich einen Brief<lb/>
von dem Ma&#x0364;del, &#x017F;ie will zu mir kommen<lb/>
nach Philippeville. Nun &#x017F;tell&#x2019; dir das<lb/>
Spektakel vor, wenn mein Vater die ha&#x0364;tte<lb/>
zu &#x017F;ehen gekriegt. <stage>(<hi rendition="#fr">Stolzius wech&#x017F;elt einmal ums<lb/>
andere die Servtetten um, um Gelegenheit zu haben,<lb/>
la&#x0364;nger im Zimmer zu bleiben.</hi>)</stage> Was zu thun, ich<lb/>
&#x017F;chreib&#x2019; meinem Ja&#x0364;ger, er &#x017F;oll &#x017F;ie empfan-<lb/>
gen, und ihr &#x017F;o lange Stubenarre&#x017F;t auf<lb/>
meinem Zimmer anku&#x0364;ndigen, bis ich &#x017F;el-<lb/>
ber wieder nach Philippeville zuru&#x0364;ckka&#x0364;me,<lb/>
und &#x017F;ie heimlich zum Regiment abholte.<lb/>
Denn &#x017F;obald mein Vater &#x017F;ie zu &#x017F;ehen krieg-<lb/>
te, wa&#x0364;re &#x017F;ie des Todes. Nun mein Ja&#x0364;-<lb/>
ger i&#x017F;t ein &#x017F;tarker robu&#x017F;ter Kerl, die Zeit<lb/>
wird ihnen &#x017F;chon lang werden auf einer<lb/>
Stube allein. Was der nun aus ihr<lb/>
macht, will ich abwarten, <stage>(<hi rendition="#fr">lacht ho&#x0364;hni&#x017F;ch</hi>)</stage><lb/>
ich hab&#x2019; ihm unter der Hand zu ver&#x017F;tehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gegeben,</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0113] mir nur darum gut geweſen, weil ich ihr Praͤſente machte. Jch bin ja durch ſie in Schulden gekommen, daß es erſtau- nend war, ſie haͤtte mich um Haus und Hof gebracht, haͤtt’ ich das Spiel laͤnger getrieben. Kurz um, Herr Bruder, eh’ ichs mich verſehe, krieg’ ich einen Brief von dem Maͤdel, ſie will zu mir kommen nach Philippeville. Nun ſtell’ dir das Spektakel vor, wenn mein Vater die haͤtte zu ſehen gekriegt. (Stolzius wechſelt einmal ums andere die Servtetten um, um Gelegenheit zu haben, laͤnger im Zimmer zu bleiben.) Was zu thun, ich ſchreib’ meinem Jaͤger, er ſoll ſie empfan- gen, und ihr ſo lange Stubenarreſt auf meinem Zimmer ankuͤndigen, bis ich ſel- ber wieder nach Philippeville zuruͤckkaͤme, und ſie heimlich zum Regiment abholte. Denn ſobald mein Vater ſie zu ſehen krieg- te, waͤre ſie des Todes. Nun mein Jaͤ- ger iſt ein ſtarker robuſter Kerl, die Zeit wird ihnen ſchon lang werden auf einer Stube allein. Was der nun aus ihr macht, will ich abwarten, (lacht hoͤhniſch) ich hab’ ihm unter der Hand zu verſtehen gegeben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/113
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Die Soldaten. Leipzig, 1776, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_soldaten_1776/113>, abgerufen am 23.11.2024.