Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite


Armado. Die nackte Wahrheit ist, daß
ich kein Hemd habe. Jch geh in Wolle zur
Pönitenz.
Letzte Scene.
Makard tritt herein, einer aus der Prin-
zeßin Gefolge.
Prinzeßin. Willkommen Makard, scha-
de daß du unser Vergnügen so unterbrichst.
Makard. Und die Zunge schwer von
Neuigkeiten, gnädige Frau. -- Der König
euer Vater --
Prinzes. (springt auf) Todt, so wahr ich
lebe --
Makard. Mein Auftrag ist verrichtet.
Biron. Weg Helden! die Scene be-
ginnt zu bewölken.
Armado. Was mich betrift, so hab ich
das Licht der Ungerechtigkeit durch die Ritze
der Klugheit wahrgenommen, und so will
ich auf der verderbten Welt den Hektor nicht
mehr prostituiren.
(die Helden ab)
König. Wie befindet sich Eure Hoheit.
Prinzes. Boyet, mach Anstalten! noch
diese Nacht.
König. Nicht so, theureste Prinzeßin,
wenn mein Bitten was vermag.
Prinzes. Mach Anstalt! Jch dank euch
edelmüthige Herren, mit einem veränderten
betrüb-


Armado. Die nackte Wahrheit iſt, daß
ich kein Hemd habe. Jch geh in Wolle zur
Poͤnitenz.
Letzte Scene.
Makard tritt herein, einer aus der Prin-
zeßin Gefolge.
Prinzeßin. Willkommen Makard, ſcha-
de daß du unſer Vergnuͤgen ſo unterbrichſt.
Makard. Und die Zunge ſchwer von
Neuigkeiten, gnaͤdige Frau. — Der Koͤnig
euer Vater —
Prinzeſ. (ſpringt auf) Todt, ſo wahr ich
lebe —
Makard. Mein Auftrag iſt verrichtet.
Biron. Weg Helden! die Scene be-
ginnt zu bewoͤlken.
Armado. Was mich betrift, ſo hab ich
das Licht der Ungerechtigkeit durch die Ritze
der Klugheit wahrgenommen, und ſo will
ich auf der verderbten Welt den Hektor nicht
mehr proſtituiren.
(die Helden ab)
Koͤnig. Wie befindet ſich Eure Hoheit.
Prinzeſ. Boyet, mach Anſtalten! noch
dieſe Nacht.
Koͤnig. Nicht ſo, theureſte Prinzeßin,
wenn mein Bitten was vermag.
Prinzeſ. Mach Anſtalt! Jch dank euch
edelmuͤthige Herren, mit einem veraͤnderten
betruͤb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0160" n="154"/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Armado.</hi> </speaker>
              <p>Die nackte Wahrheit i&#x017F;t, daß<lb/>
ich kein Hemd habe. Jch geh in Wolle zur<lb/>
Po&#x0364;nitenz.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#g">Letzte Scene.</hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Makard</hi> tritt herein, einer aus der Prin-<lb/>
zeßin Gefolge.</hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinzeßin.</hi> </speaker>
              <p>Willkommen Makard, &#x017F;cha-<lb/>
de daß du un&#x017F;er Vergnu&#x0364;gen &#x017F;o unterbrich&#x017F;t.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Makard.</hi> </speaker>
              <p>Und die Zunge &#x017F;chwer von<lb/>
Neuigkeiten, gna&#x0364;dige Frau. &#x2014; Der Ko&#x0364;nig<lb/>
euer Vater &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinze&#x017F;.</hi> </speaker>
              <stage>(<hi rendition="#fr">&#x017F;pringt auf</hi>)</stage>
              <p>Todt, &#x017F;o wahr ich<lb/>
lebe &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Makard.</hi> </speaker>
              <p>Mein Auftrag i&#x017F;t verrichtet.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Biron.</hi> </speaker>
              <p>Weg Helden! die Scene be-<lb/>
ginnt zu bewo&#x0364;lken.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Armado.</hi> </speaker>
              <p>Was mich betrift, &#x017F;o hab ich<lb/>
das Licht der Ungerechtigkeit durch die Ritze<lb/>
der Klugheit wahrgenommen, und &#x017F;o will<lb/>
ich auf der verderbten Welt den Hektor nicht<lb/>
mehr pro&#x017F;tituiren.</p>
            </sp>
            <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#fr">die Helden ab</hi>)</hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig.</hi> </speaker>
              <p>Wie befindet &#x017F;ich Eure Hoheit.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinze&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Boyet, mach An&#x017F;talten! noch<lb/>
die&#x017F;e Nacht.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig.</hi> </speaker>
              <p>Nicht &#x017F;o, theure&#x017F;te Prinzeßin,<lb/>
wenn mein Bitten was vermag.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#g">Prinze&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Mach An&#x017F;talt! Jch dank euch<lb/>
edelmu&#x0364;thige Herren, mit einem vera&#x0364;nderten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">betru&#x0364;b-</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0160] Armado. Die nackte Wahrheit iſt, daß ich kein Hemd habe. Jch geh in Wolle zur Poͤnitenz. Letzte Scene. Makard tritt herein, einer aus der Prin- zeßin Gefolge. Prinzeßin. Willkommen Makard, ſcha- de daß du unſer Vergnuͤgen ſo unterbrichſt. Makard. Und die Zunge ſchwer von Neuigkeiten, gnaͤdige Frau. — Der Koͤnig euer Vater — Prinzeſ. (ſpringt auf) Todt, ſo wahr ich lebe — Makard. Mein Auftrag iſt verrichtet. Biron. Weg Helden! die Scene be- ginnt zu bewoͤlken. Armado. Was mich betrift, ſo hab ich das Licht der Ungerechtigkeit durch die Ritze der Klugheit wahrgenommen, und ſo will ich auf der verderbten Welt den Hektor nicht mehr proſtituiren. (die Helden ab) Koͤnig. Wie befindet ſich Eure Hoheit. Prinzeſ. Boyet, mach Anſtalten! noch dieſe Nacht. Koͤnig. Nicht ſo, theureſte Prinzeßin, wenn mein Bitten was vermag. Prinzeſ. Mach Anſtalt! Jch dank euch edelmuͤthige Herren, mit einem veraͤnderten betruͤb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/160
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/160>, abgerufen am 22.12.2024.