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Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

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Ros. Zu Hülfe! haltet ihm den Kopf,
er wird ohnmächtig, warum werdet ihr
so bleich? Seekrank vermuthlich, es kann
nicht anders seyn, da ihr von Moskau
kommt.
Biron. So schütten die Sterne Plagen
herab für unsern Meineid. O könnte ein
Gesicht von Erz dagegen aushalten? Hier
steh ich, Lädy! schleudre Verachtung auf
mich herab! zermalme mich mit deinem
Spott! durchbohre mit deinem scharfen, all-
zuscharfen Witz meine Unwissenheit, hau
mich in Stücken mit deinen Einfällen, ver-
wünschen will ichs mit dir zu tanzen, ver-
wünschen meinen rußischen Bart, nie will
ich mehr auf zugespitzte Worte mich verlas-
sen, noch auf die Zunge eines Schulknaben,
nie in Larven zu meinen Feinden gehen, noch
in Reimen freyen wie ein blinder Harfenist.
Taffetne Redensarten, seidne Worte, ich
verschwöre euch itzt, bey diesem weißen Hand-
schuh, (wie weis die Hand ist, das weiß
Gott), von nun an will ich meine Sehn-
sucht nicht anders ausdrucken, als durch ein
ranhes Ja, durch ein ehrlich wollichtes
Nein, und um den Anfang zu machen: Gott
helf euch, Frauenzimmer! ich hab euch
lieb. Aber antwortet mir nicht, ich kann
euch nicht wieder antworten, mein Witz ist
zum Ende.
König.


Roſ. Zu Huͤlfe! haltet ihm den Kopf,
er wird ohnmaͤchtig, warum werdet ihr
ſo bleich? Seekrank vermuthlich, es kann
nicht anders ſeyn, da ihr von Moskau
kommt.
Biron. So ſchuͤtten die Sterne Plagen
herab fuͤr unſern Meineid. O koͤnnte ein
Geſicht von Erz dagegen aushalten? Hier
ſteh ich, Laͤdy! ſchleudre Verachtung auf
mich herab! zermalme mich mit deinem
Spott! durchbohre mit deinem ſcharfen, all-
zuſcharfen Witz meine Unwiſſenheit, hau
mich in Stuͤcken mit deinen Einfaͤllen, ver-
wuͤnſchen will ichs mit dir zu tanzen, ver-
wuͤnſchen meinen rußiſchen Bart, nie will
ich mehr auf zugeſpitzte Worte mich verlaſ-
ſen, noch auf die Zunge eines Schulknaben,
nie in Larven zu meinen Feinden gehen, noch
in Reimen freyen wie ein blinder Harfeniſt.
Taffetne Redensarten, ſeidne Worte, ich
verſchwoͤre euch itzt, bey dieſem weißen Hand-
ſchuh, (wie weis die Hand iſt, das weiß
Gott), von nun an will ich meine Sehn-
ſucht nicht anders ausdrucken, als durch ein
ranhes Ja, durch ein ehrlich wollichtes
Nein, und um den Anfang zu machen: Gott
helf euch, Frauenzimmer! ich hab euch
lieb. Aber antwortet mir nicht, ich kann
euch nicht wieder antworten, mein Witz iſt
zum Ende.
Koͤnig.
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[142/0148] Roſ. Zu Huͤlfe! haltet ihm den Kopf, er wird ohnmaͤchtig, warum werdet ihr ſo bleich? Seekrank vermuthlich, es kann nicht anders ſeyn, da ihr von Moskau kommt. Biron. So ſchuͤtten die Sterne Plagen herab fuͤr unſern Meineid. O koͤnnte ein Geſicht von Erz dagegen aushalten? Hier ſteh ich, Laͤdy! ſchleudre Verachtung auf mich herab! zermalme mich mit deinem Spott! durchbohre mit deinem ſcharfen, all- zuſcharfen Witz meine Unwiſſenheit, hau mich in Stuͤcken mit deinen Einfaͤllen, ver- wuͤnſchen will ichs mit dir zu tanzen, ver- wuͤnſchen meinen rußiſchen Bart, nie will ich mehr auf zugeſpitzte Worte mich verlaſ- ſen, noch auf die Zunge eines Schulknaben, nie in Larven zu meinen Feinden gehen, noch in Reimen freyen wie ein blinder Harfeniſt. Taffetne Redensarten, ſeidne Worte, ich verſchwoͤre euch itzt, bey dieſem weißen Hand- ſchuh, (wie weis die Hand iſt, das weiß Gott), von nun an will ich meine Sehn- ſucht nicht anders ausdrucken, als durch ein ranhes Ja, durch ein ehrlich wollichtes Nein, und um den Anfang zu machen: Gott helf euch, Frauenzimmer! ich hab euch lieb. Aber antwortet mir nicht, ich kann euch nicht wieder antworten, mein Witz iſt zum Ende. Koͤnig.

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Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/148>, abgerufen am 21.11.2024.