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Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

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vom ächten prometheischen Feuer, das die
ganze Welt beseelt, die sonst in keinem Dinge
sich schön und vortreflich zeigen würde. Jhr
wart also nicht klug, diesen Frauenzimmern
abzuschwören, und närrisch wäret ihr gewe-
sen, einen solchen Eid zu halten. Also für
die Sache der Gelehrsamkeit, ein Wort das
alle Männer lieben, oder für die Sache der
Liebe, ein Wort das alle Männer glücklich
macht, oder für die Sache der Männer aus
der die Weiber entstanden, oder für die
Sache der Weiber, aus der wir alle unsern
Ursprung nehmen, lassen wir unsern Eid
fahren, um uns selbst zu erhalten, lieber
als daß wir uns selbst fahren ließen, um
unsern Eid zu halten. Es ist Religion so
meineidig zu seyn. Die Liebe erfüllt das
Gesetz, und wer kann diese Liebe von der
Nächstenliebe absondern?
König. Also, heiliger Cupido, und wir
thun den Kreuzzug unter ihm.
Biron. Auf, ihr Herren! zum Angriffe,
rückt vor mit euren Standarten.
Longaville. Scherz bey Seite, sollen
wir uns entschließen, um diese Französinnen
anzuwerben.
König. Das dächt ich, und sie gewin-
nen dazu. Laßt uns auf eine Lustbarkeit
denken, die wir ihnen in ihren Zelten geben.
Biron.


vom aͤchten prometheiſchen Feuer, das die
ganze Welt beſeelt, die ſonſt in keinem Dinge
ſich ſchoͤn und vortreflich zeigen wuͤrde. Jhr
wart alſo nicht klug, dieſen Frauenzimmern
abzuſchwoͤren, und naͤrriſch waͤret ihr gewe-
ſen, einen ſolchen Eid zu halten. Alſo fuͤr
die Sache der Gelehrſamkeit, ein Wort das
alle Maͤnner lieben, oder fuͤr die Sache der
Liebe, ein Wort das alle Maͤnner gluͤcklich
macht, oder fuͤr die Sache der Maͤnner aus
der die Weiber entſtanden, oder fuͤr die
Sache der Weiber, aus der wir alle unſern
Urſprung nehmen, laſſen wir unſern Eid
fahren, um uns ſelbſt zu erhalten, lieber
als daß wir uns ſelbſt fahren ließen, um
unſern Eid zu halten. Es iſt Religion ſo
meineidig zu ſeyn. Die Liebe erfuͤllt das
Geſetz, und wer kann dieſe Liebe von der
Naͤchſtenliebe abſondern?
Koͤnig. Alſo, heiliger Cupido, und wir
thun den Kreuzzug unter ihm.
Biron. Auf, ihr Herren! zum Angriffe,
ruͤckt vor mit euren Standarten.
Longaville. Scherz bey Seite, ſollen
wir uns entſchließen, um dieſe Franzoͤſinnen
anzuwerben.
Koͤnig. Das daͤcht ich, und ſie gewin-
nen dazu. Laßt uns auf eine Luſtbarkeit
denken, die wir ihnen in ihren Zelten geben.
Biron.
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[120/0126] vom aͤchten prometheiſchen Feuer, das die ganze Welt beſeelt, die ſonſt in keinem Dinge ſich ſchoͤn und vortreflich zeigen wuͤrde. Jhr wart alſo nicht klug, dieſen Frauenzimmern abzuſchwoͤren, und naͤrriſch waͤret ihr gewe- ſen, einen ſolchen Eid zu halten. Alſo fuͤr die Sache der Gelehrſamkeit, ein Wort das alle Maͤnner lieben, oder fuͤr die Sache der Liebe, ein Wort das alle Maͤnner gluͤcklich macht, oder fuͤr die Sache der Maͤnner aus der die Weiber entſtanden, oder fuͤr die Sache der Weiber, aus der wir alle unſern Urſprung nehmen, laſſen wir unſern Eid fahren, um uns ſelbſt zu erhalten, lieber als daß wir uns ſelbſt fahren ließen, um unſern Eid zu halten. Es iſt Religion ſo meineidig zu ſeyn. Die Liebe erfuͤllt das Geſetz, und wer kann dieſe Liebe von der Naͤchſtenliebe abſondern? Koͤnig. Alſo, heiliger Cupido, und wir thun den Kreuzzug unter ihm. Biron. Auf, ihr Herren! zum Angriffe, ruͤckt vor mit euren Standarten. Longaville. Scherz bey Seite, ſollen wir uns entſchließen, um dieſe Franzoͤſinnen anzuwerben. Koͤnig. Das daͤcht ich, und ſie gewin- nen dazu. Laßt uns auf eine Luſtbarkeit denken, die wir ihnen in ihren Zelten geben. Biron.

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Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/126>, abgerufen am 24.11.2024.