Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite



Himmel! ich liebe, diese Reime sind ein Be-
weis davon. Sie hat schon eines von mei-
nen Sonnetten, der Schäfer brachts ihr,
der Narr schickt' ihr, die Spitzbübin hats,
guter Schäfer, guter Narr, allerliebste Spitz-
bübin. Bey der ganzen Welt, ich früge kein
Haar nach, wenn die andern so tief drin
säßen als ich. Hier schleicht auch einer mit
einem Papiere heran, tröste Gott, es geht
ihm wie mir.

(tritt hinter eine Hecke.)
König tritt auf.
König. Weh mir!
Biron. Geschossen beym Himmel! bravo
Cupido, du hast ihn unter der linken Zitze
getroffen.
König. (liest.) So sanften Kuß giebt
nicht der Sonnen Strahl

Den Tropfen, die sie früh auf Rosen
findet,
Als deine Blicke der verliebten Quaal
Die sie auf meiner Wang entzündet.
Auch spielt der Mond so sanftes Sil-
ber nicht
Jn Amphitritens dunklen Gründen
Als dies dein alabasternes Gesicht
Jn Thränen, die sich mir vom Auge
winden.
O Götterbild! hier triumphirest du
Wie
G 5



Himmel! ich liebe, dieſe Reime ſind ein Be-
weis davon. Sie hat ſchon eines von mei-
nen Sonnetten, der Schaͤfer brachts ihr,
der Narr ſchickt’ ihr, die Spitzbuͤbin hats,
guter Schaͤfer, guter Narr, allerliebſte Spitz-
buͤbin. Bey der ganzen Welt, ich fruͤge kein
Haar nach, wenn die andern ſo tief drin
ſaͤßen als ich. Hier ſchleicht auch einer mit
einem Papiere heran, troͤſte Gott, es geht
ihm wie mir.

(tritt hinter eine Hecke.)
Koͤnig tritt auf.
Koͤnig. Weh mir!
Biron. Geſchoſſen beym Himmel! bravo
Cupido, du haſt ihn unter der linken Zitze
getroffen.
Koͤnig. (lieſt.) So ſanften Kuß giebt
nicht der Sonnen Strahl

Den Tropfen, die ſie fruͤh auf Roſen
findet,
Als deine Blicke der verliebten Quaal
Die ſie auf meiner Wang entzuͤndet.
Auch ſpielt der Mond ſo ſanftes Sil-
ber nicht
Jn Amphitritens dunklen Gruͤnden
Als dies dein alabaſternes Geſicht
Jn Thraͤnen, die ſich mir vom Auge
winden.
O Goͤtterbild! hier triumphireſt du
Wie
G 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0111" n="105"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Himmel! ich liebe, die&#x017F;e Reime &#x017F;ind ein Be-<lb/>
weis davon. Sie hat &#x017F;chon eines von mei-<lb/>
nen Sonnetten, der Scha&#x0364;fer brachts ihr,<lb/>
der Narr &#x017F;chickt&#x2019; ihr, die Spitzbu&#x0364;bin hats,<lb/>
guter Scha&#x0364;fer, guter Narr, allerlieb&#x017F;te Spitz-<lb/>
bu&#x0364;bin. Bey der ganzen Welt, ich fru&#x0364;ge kein<lb/>
Haar nach, wenn die andern &#x017F;o tief drin<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ßen als ich. Hier &#x017F;chleicht auch einer mit<lb/>
einem Papiere heran, tro&#x0364;&#x017F;te Gott, es geht<lb/>
ihm wie mir.</p>
            <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#fr">tritt hinter eine Hecke.</hi>)</hi> </stage><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Ko&#x0364;nig tritt auf.</hi> </stage><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker>
              <p>Weh mir!</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Biron</hi>.</speaker>
              <p>Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en beym Himmel! bravo<lb/>
Cupido, du ha&#x017F;t ihn unter der linken Zitze<lb/>
getroffen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp>
              <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker>
              <stage>(<hi rendition="#fr">lie&#x017F;t.</hi>)</stage>
              <p>So &#x017F;anften Kuß giebt<lb/><hi rendition="#et">nicht der Sonnen Strahl</hi></p><lb/>
              <lg type="poem">
                <l>Den Tropfen, die &#x017F;ie fru&#x0364;h auf Ro&#x017F;en</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">findet,</hi> </l><lb/>
                <l>Als deine Blicke der verliebten Quaal</l><lb/>
                <l>Die &#x017F;ie auf meiner Wang entzu&#x0364;ndet.</l><lb/>
                <l>Auch &#x017F;pielt der Mond &#x017F;o &#x017F;anftes Sil-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ber nicht</hi> </l><lb/>
                <l>Jn Amphitritens dunklen Gru&#x0364;nden</l><lb/>
                <l>Als dies dein alaba&#x017F;ternes Ge&#x017F;icht</l><lb/>
                <l>Jn Thra&#x0364;nen, die &#x017F;ich mir vom Auge</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">winden.</hi> </l><lb/>
                <l>O Go&#x0364;tterbild! hier triumphire&#x017F;t du</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
              </lg>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0111] Himmel! ich liebe, dieſe Reime ſind ein Be- weis davon. Sie hat ſchon eines von mei- nen Sonnetten, der Schaͤfer brachts ihr, der Narr ſchickt’ ihr, die Spitzbuͤbin hats, guter Schaͤfer, guter Narr, allerliebſte Spitz- buͤbin. Bey der ganzen Welt, ich fruͤge kein Haar nach, wenn die andern ſo tief drin ſaͤßen als ich. Hier ſchleicht auch einer mit einem Papiere heran, troͤſte Gott, es geht ihm wie mir. (tritt hinter eine Hecke.) Koͤnig tritt auf. Koͤnig. Weh mir! Biron. Geſchoſſen beym Himmel! bravo Cupido, du haſt ihn unter der linken Zitze getroffen. Koͤnig. (lieſt.) So ſanften Kuß giebt nicht der Sonnen Strahl Den Tropfen, die ſie fruͤh auf Roſen findet, Als deine Blicke der verliebten Quaal Die ſie auf meiner Wang entzuͤndet. Auch ſpielt der Mond ſo ſanftes Sil- ber nicht Jn Amphitritens dunklen Gruͤnden Als dies dein alabaſternes Geſicht Jn Thraͤnen, die ſich mir vom Auge winden. O Goͤtterbild! hier triumphireſt du Wie G 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/111
Zitationshilfe: Lenz, Jakob Michael Reinhold: Anmerkungen übers Theater, nebst angehängten übersetzten Stück Shakespears. Leipzig, 1774, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lenz_anmerkungen_1774/111>, abgerufen am 21.11.2024.